Musikalisch aber nicht gut genug für ein Studium in dem Bereich

Nachvollziehbar, aber meines Erachtens mit zwei Problemen in der Argumentation:
Ich finde es sogar fair, dass eine gewisse Vorselektion über Talent und Willen zur - in dem Fall Berufung - gemacht wird. Warum sollte das nicht belohnt werden wenn jemand statt Party zu machen jeden Tag Stunden ein Instrument spielt? <...>
Klar, aber der Willen alleine macht es nicht. Wenn "Leistung" oder "Talent" gemessen wird, dann auch der Partygänger besser sein, als die Person, die sich ewig abgemüht hat. (Sicherlich gehört zur Professionalität auch Durchhaltevermögen, aber kann in den Eingangsprüfungen auch kaum geprüft werden.)
Ich finde Bewertungssysteme über Arbeitsnachweise besser. Ich bin gerade so in meinen Beruf gekommen weil der Notenschnitt nicht gepasst hat, war dann aber immer bei den Besten, hab auch einige Auszeichnungen und Begabtenförderung erhalten.
Beim TE geht es erstmal um den Einstieg in den Beruf bzw. in die universitäre Ausbildung. Gerade Dein Beispiel zeigt ja, dass die Zulassung zur Ausbildung bzw. die Leichtigkeit des Berufseintritts nur begrenzt etwas über die spätere Leistung und den Werdegang aussagt. Aber die Arbeitsnachweise bekommst du erst, wenn du im System bist.
 
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und selbst Fleiß muß nicht immer positiv sein - ich hatte immer mal wieder über einen begrenzten Zeitraum Mitarbeiter zur Eingliederung/Resozialisierung.

Bei manchen wäre mir lieber gewesen, sie hätten nur die Hälfte, vielleicht auch nur ein Drittel gearbeitet, das aber sorgfältig und richtig.
Bei manchen hatten wir abend wirklich nur einen Haufen Müll - Zeit kaputt, Material kaputt und sehr motivierend ist das auch nicht.
 
Ich finde Bewertungssysteme über Arbeitsnachweise besser.

Die haben allerdings für die Aufnahmekriterien zu einem künstlerischen Studum keine besondere Aussagekraft, daher ist die dort übliche Praxis der praktischen und theoretischen Aufnahmeprüfung durchaus sinnvoll.
Grundsätzlich können Arbeitsnachweise im weiteren Verlauf des Studiums natürlich nützlich sein, so konnte ich mich z.B. einerseits aufgrund meiner externen Unterrichtstätigkeit von einigen unbezahlten unterrichtspraktischen Pflichtveranstaltungen befreien lassen, andererseits gab es nach dem Examen keinen "Praxisschock" und auch keine lange Einarbeitungsphase, weil ich mich sozusagen ins bereits vorher schon gemachte Nest setzen konnte.

Ich war bei etlichen Aufnahmeprüfungen anwesend, und kann daher bestätigen, dass insbesonders ältere Studienanfänger bisweilen schon einen dicken Ordner voller Arbeitsverträge vorlegen konnten. Bei einer unzureichenden Darbietung konnte das allerdings auch nichts retten. Bei guten und sehr guten Bewerbern war berufliche Vorerfahrung jedoch durchaus als zusätzliches "Sahnehäubchen" willkommen, weil man dann auch davon ausgehen konnte, dass die ihr Studium bereits mit einer gewissen Professionalität angehen, und daher auch in der Regelstudienzeit locker schaffen würden.

Es gibt allerdings noch ein weiteres Argument für Aufnahmeprüfungen. So kann ich mich noch gut an einen Prüfling für das Opernfach erinnern, der schon knapp vor der zulässigen Altersgrenze stand, und der bereits etliche kleinere Verträge an Opernbühnen vorweisen konnte, aber eben noch keinen formalen Abschluss hatte. Der war stimmlich so überirdisch gut, dass selbst unserem ansonsten knüppelharten Dekan die Tränen in den Augen standen. Aber auch da war eben die dargebotene Leistung entscheidend, nicht der dicke Stapel mit den Referenzen.
Ich erzähle diese Geschichte, weil das Bestehen einer künstlerischen Aufnahmeprüfung für jeden Studierenden ein besonderer Moment im Leben ist (auch für diejenigen die durchfallen, allerdings im negativen Sinne), insbesonders, wenn sich anschließend - wie im geschilderten Fall - alle Beteiligten in sichtlicher Sprachlosigkeit von ihren Sitzen erheben und stehend Beifall spenden. Ein solches unvergessliches Erlebnis bleibt dir verwehrt, wenn du einfach nur einen Packen Papier vorlegen müsstest.

Kurzum: So wie es ist, ist es schon gut. Und wer einmal durchfällt, bekommt im Regelfall auch eine zweite Chance.
 
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Ich persönlich finde es seltsam, wenn bei (jungen) Menschen, die sich für eine Ausbildung bewerben, bereits so viel Vorabwissen- bzw. -Erfahrung vorausgesetzt wird. Man stelle sich das einmal in anderen Fachbereichen vor: Medizinstudium nur, wenn man schon ein paar Dutzend erfolgreiche Operationen oder -Heilerfolge nachweisen kann? Jura nur, wenn man schon einige Straftäter vor Gericht `rausgehauen hat?

Ist aber ja für das Musikstudium seit Ewigkeiten wohl normal und scheint ja auch akzeptiert zu sein. Anderenfalls hätte sich bestimmt schon mal jemand durchschnittlich Begabter, für den es bei der Aufnahmeprüfung eben nicht gereicht hat, erfolgreich in ein solches Studium hineingeklagt.

Etwas ähnliches gibt es (zumindest in NRW) auch als Zugangsberechtigung für ein FH-Studium, wenn man die formalen Voraussetzungen wie Abitur bzw. Fachhochschulreife nicht vorweisen kann. Nennt sich Einstufungsprüfung und richtet sich an berufserfahrene Menschen aus der Praxis. Wenn man diese Prüfung nicht besteht, bekommt man darüber allerdings auch einen widerspruchs- und klagefähigen Bescheid. Scheint bei der Aufnahmeprüfung am Konservatorium oder anderen offiziellen Musikakademien ja wohl nicht so zu sein.

keep on learning
 
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Ich persönlich finde es seltsam, wenn bei (jungen) Menschen, die sich für eine Ausbildung bewerben, bereits so viel Vorabwissen- bzw. -Erfahrung vorausgesetzt wird.

Das ist nicht seltsam, sondern hat nachvollziehbare Gründe, die sich aus der Sorgfaltspflicht der Staatlichen Hochschulen gegenüber den Studierenden ergeben.
Dabei sind zunächst drei Faktoren zu berücksichtigen:
  • Das Einstiegsniveau muss in jedem Fall so beschaffen sein, dass die Studierenden eine realistische Chance haben, innerhalb der Regelstudienzeit das Niveau erreichen zu können, dass man von ihnen beim Eintritt ins Berufsleben erwartet.
  • Die Anforderungen der praktischen und theoretischen Eignungsprüfungen sind nicht in allen musikbezogenen Studiengängen gleich, sondern je nach Studiengegenstand und Studienschwerpunkt unterschiedlich gewichtet.
  • Da Musikhochschulen ein überdurchschnittlich günstiges quantitatives Verhältnis von Studierenden und Lehrkräften haben (d.h. relativ wenige Studenten auf relativ viele Lehrer), stehen Studienplätze nicht unbeschränkt zur Verfügung.
Letztlich geht es bei diesem Prozedere schlicht und ergreifend also darum, unter Berücksichtigung der beschränkten Kapazitäten nach bestem Wissen und Gewissen niemanden ins offene Messer laufen zu lassen, d.h. niemanden aufzunehmen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit weder den Anforderungen des Studiums, noch denen des späteren Berufslebens gewachsen ist.

Nun darf man sich ein Musikstudium aber nicht als locker-fröhliches "betreutes Musizieren" vorstellen, denn es ist dermaßen mit Ergänzungsfächern und Pflichtveranstaltungen vollgepackt, dass die Zeit zum Üben relativ beschränkt ist - als durchschnittlicher Workload werden hier 3 bis 4 Stunden pro Tag für das häusliche Üben von Haupt- und Nebenfach angesetzt.

Und damit kommen wir zum entscheidenden Knackpunkt:
Neben dem Examensprogramm (Haupt- und Nebenfach!) müssen im Studienverlauf auch beachtliche Teile des jeweils relevanten Unterrichts- und Konzertrepertoires erarbeitet werden.
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Wenn du als zusätzlichen Parameter noch berücksichtigst, dass selbst der nerdigste Musikstudierende im Regelfall ein junger Mensch ist, der nicht unbegrenzt und ohne Spätschäden im 16-Stunden-Modus laufen kann, und der daher ein Recht darauf hat, zu machen, was auch andere junge Menschen machen - könntest du in drei bis vier Jahren mit einer wöchentlichen Übungszeit von ungefähr zwanzig Stunden vom Ausgangspunkt "Null" auf ein Niveau kommen, das dir erlaubt, wenigstens auf überregionalem Niveau bei den Großen mitmischen zu können? Sorry, aber das geht beim besten Willen nicht - anwesende geniale Überfliegen ausgenommen!

Und genau aus dem Grund, dass selbst die beste Maschine in permanenter Überlast irgendwann heiss läuft, muss eben selektiert werden.
In diesem Kontext ist übrigends auch der berüchtigte, vielzitierte und meist völlig missverstandene 10.000-Stunden-Mythos entstanden, der dahingehend richtig ist, dass Musikstudierende, die zum Studienbeginn bereits ungefähr 10.000 Übungsstunden in "deliberate practice" absolviert haben, das Studium besser schaffen, als der Rest. Mehr steckt nicht dahinter - gleichzeitig ist diese Stundenzahl aber auch ein Beleg dafür, dass man nicht Hinz und Kunz ohne Vorauswahl in einem Musikstudium verheizen darf.
 
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Das ist nicht seltsam, sondern hat nachvollziehbare Gründe, die sich aus der Sorgfaltspflicht der Staatlichen Hochschulen gegenüber den Studierenden ergeben.
Blödsinn, das gibt`s in keinem anderen Studiengang, ausser vielleicht noch bei den anderen Kunsthochschulen, also Malerei, Grafik, Fotografie.
Letztlich geht es bei diesem Prozedere schlicht und ergreifend also darum, unter Berücksichtigung der beschränkten Kapazitäten nach bestem Wissen und Gewissen niemanden ins offene Messer laufen zu lassen, d.h. niemanden aufzunehmen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit weder den Anforderungen des Studiums, noch denen des späteren Berufslebens gewachsen ist.
Und bei Physik, Chemie, Mathematik, Wirtschaft oder Hebammenwesen wäre das jetzt anders?
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gleichzeitig ist diese Stundenzahl aber auch ein Beleg dafür, dass man nicht Hinz und Kunz ohne Vorauswahl in einem Musikstudium verheizen darf.
Jemand, der schon 10.000 Stunden Praxis in welchem Fach auch immer hat, kommt bestimmt auch besser durch das entsprechende Studium. Beschränkte Studienplätze werden üblicherweise mit einem entsprechenden Notenschnitt als Zugangsvoraussetzung reglementiert. Bei den Ingenieurswissenschaften sind die Studienplätze auch begrenzt. Trotzdem kann ich Maschinenbau oder Architektur studieren ohne zu wissen, was eine Schraube ist oder jemals auf dem Bau gearbeitet zu haben.

Die Musikhochschulen wollen nur die Besten aufnehmen. Das ist aus ihrer Sichtweise heraus selbstredend verständlich. Geht aber allen Hochschulen so. Die Musiker haben es aber, wie auch immer geschafft, diese Voraussetzungen für die Aufnahme und eine entsprechende Selektion durchzusetzen.
 
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... Trotzdem kann ich Maschinenbau oder Architektur studieren ohne zu wissen, was eine Schraube ist oder jemals auf dem Bau gearbeitet zu haben...
gibt ja auch genug, die dann zwar ein Studium abgeschlossen haben, aber keine Ahnung haben von der Materie - in der Regel gehen die dann ins Management, die weniger Begabten in die Verwaltung.


Bei den Musikstudenten vergleichst Du Äpfel mit Birnen - es ist schlicht nicht möglich zwei!!! Instrumente von Null an in der Regelstudienzeit zu erlernen, auch nicht bei mit Überziehen von 2-3 Semestern.
Da gehts eben nicht nur ums Pauken von Wissen (kann man auswendig lernen), sondern um sehr spezielle manuelle Fähigkeiten.


Mein Werdegang ist nicht sehr auffällig in der Masse, Anfang am Instrument mit knapp 6, anfangs 1-2 Stunden täglich, 7x die Woche, ab ca. 10 Jahre die Übezeit etwas erhöht, weil da schon die Teilnahme am Orchsterbetrieb dazu kam. Weitere Erhöhung der Überzeit die Jahre vor dem Studium, weil mir die Marimba und das Klavier alles andere als leicht gefallen sind.

An Schlagwerk selber auf der techn. Seite hab ich während dem Studium nicht sehr viel mehr als den Feinschliff erhalten, aber dafür sehr viel über Musik gelernt, über Emotionen, über Gestaltung und vor allem ein großes Netzwerk geschaffen.
Das war damals (ich bin Jahrgang 1950) extrem wichtig, weil andere Netzwerke wie heut zu tage gabs nicht.


Ich hab danach auch noch Maschinenbau studiert, weil ich die Firma vom Opa/Vater übernommen hab, aber auch da hatte ich reichlich praktische Erfahrung, weil ich in den Betrieb quasi reingeboren bin und immer irgend wo mitgewurstelt habe.
 
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Die Musikhochschulen wollen nur die Besten aufnehmen. Das ist aus ihrer Sichtweise heraus selbstredend verständlich. Geht aber allen Hochschulen so. Die Musiker haben es aber, wie auch immer geschafft, diese Voraussetzungen für die Aufnahme und eine entsprechende Selektion durchzusetzen.
Andere Hochschulen selektieren über den Notendurchschnitt des Abiturs (Numerus Clausus). Für Medizin z.B. 1,0, Psychologie 1,2 oder Jura 1,8.
Würden Musikhochschulen (oder Kunst- oder Sport-...) dies machen, kämen viele Aufschreie, "wie können die nur! Ich habe schon x Jahre meine(n) Musik, Kunst, Sport betrieben und jetzt sollen meine Schulnoten ausschlaggebend sein, ob ich dies studieren darf?" Andersrum kann ein Interessent für ein z.B. Medizinstudium eben NICHT durch eine Aufnahmeprüfung demonstrieren, dafür geeignet zu sein, deshalb muss für die Auswahl eine Alternative gefunden werden. Aber selektiert wird bei jeder Hochschule, die weniger Studienplätze anbietet als sie Bewerber hat.
Und später geht die Selektion doch weiter - ein Bewerber um z.B. eine Stelle als Orchestermusiker muss vorspielen, ein Bewerber um eine "normale" Arbeitsstelle muss sich unter x Konkurrenten beweisen, teilweise Stunden bis Tage probearbeiten, bevor entschieden wird, ob er die Stelle bekommt.
 
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Ich habe sehr lange herum studiert und dabei bestimmt viel gelernt, aber anderes wiederum auch nicht. Deshalb habe ich großes Verständnis, wenn (junge) Menschen das Studium primär als Weg zur Selbstentfaltung betrachten. Gesellschaftlich kann das aber nicht das vorrangige Ziel sein.

Wenn nun beim Musikstudium das übliche Niveau der Kandidaten so hoch ist, dass viele Jahre nötig sind, um es zu erreichen, und dabei trotzdem ausreichend viele Absolventen heraus kommen, weshalb sollte dann etwas geändert werden?
 
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Und bei Physik, Chemie, Mathematik, Wirtschaft oder Hebammenwesen wäre das jetzt anders?
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Als Eintrittskriterium gibt es dort ja die allgemeine Hochschulreife oder äquivalente Qualifikationen.
 
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Nicht jedes Zitat aus dem Zusammenhang reissen. Bitte den Kontext im Auge behalten und dann vielleicht die Ursprungsaussage, auf die sich das Zitat bezieht, mitzitieren. Sonst versteht das leider niemand.
 
ich hatte gleiche/ähnliche Gedanken, das wurde mir eine Seite weiter vorne einleuchtend beantwortet: https://www.musiker-board.de/thread...n-studium-in-dem-bereich.722052/#post-9202442

Ich kann das gut nachvollziehen, ich arbeite an einer Informatik-Fakultät. In den ersten Wochen sind die Sääle voll mit ahnungslosen Erstsemestern, die fallen aber nicht weiter auf - und sind auch recht bald weg.

In einem Musikstudium mit einer hohen Quote an Einzelunterricht und viel weniger Studierenden pro Lehrenden kann man das so halt nicht machen.
 
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Blödsinn, das gibt`s in keinem anderen Studiengang, ausser vielleicht noch bei den anderen Kunsthochschulen, also Malerei, Grafik, Fotografie.

Was ist hier bitte "Blödsinn"? Die "Sorgfaltspflicht" oder die Eignungsprüfung - oder meine Ausführungen dazu? Im letzteren Fall möchte ich mir das angesichts meiner beruflichen Qualifikation und Erfahrung mal ganz gepflegt verbitten.
In den verbleibenden Fällen hast du deinen Einwand ja bereits selbst entkräftet, denn die Eignungsprüfung ist in der Tat im gesamten künstlerischen bzw. "kreativen" Bereich verbindlich. Du hast lediglich neben den Medienstudiengängen die nicht ganz unwesentlichen Bereiche Schauspiel und Tanz vergessen. Und nicht nur dort, sondern auch im Sportstudium darf aus guten Gründen auch nicht jeder mitturnen, der es möchte! Gleiches gilt übrigends auch für ein Architekturstudium am Weimarer Bauhaus, weil z.B. räumliche Abstraktionsfähigkeit nicht jedem gegeben ist.

Trotzdem kann ich Maschinenbau oder Architektur studieren ohne zu wissen, was eine Schraube ist oder jemals auf dem Bau gearbeitet zu haben.

Man merkt, dass du dich über etwas ausläßt, von dem du keinen Schimmer hast. Zum Thema Architektur: siehe oben. Und was Maschinenbau angeht, wird an der FH unter bestimmten Vorgaben zwar kein Abitur vorausgesetzt, dafür aber fachnahe Berufserfahrung bzw. ein Meistertitel! Mein Vater war Dekan einer FH (Fachbereich Maschinenbau), und der hatte immer eine hohe Meinung von den Studierenden, die schon mal "auf dem Bau gearbeitet" hatten - während die anderen eben oftmals nicht einmal eine Schraube von einem Nagel unterscheiden konnten. Wer dann bereits in der Regelstudienzeit straff bis zum Examen durchmarschiert ist, und wer spätestens zur Halbzeit das Handtuch schmeissen musste, dürfte ja leicht nachvollziehbar sein.

Und was bitte ist der NC, wenn nicht ein bestimmten Studiengängen vorgeschaltetes Selektionsinstrument?
Dass es auch in allen anderen Bereichen mittlerweile ernsthafte Diskussionen gibt, bei Studienanfängern vermehrt auf deren Eignung zu achten, ist dir offenbar entgangen - unter diesem Aspekt könnten die ach so reaktionär reglementierten künstlerischen Studiengänge also durchaus bald eine Vorbildfunktion einnehmen. Und dass es mittlerweile ein floriendes Marktsegment zur Vorbereitung auf Eignungsprüfungen gibt, wäre nicht zu erklären, wenn es sich hier nicht um einen zukunftsfähigen Markt, sondern um ein Auslaufmodell handeln würde.

Die Musiker haben es aber, wie auch immer geschafft, diese Voraussetzungen für die Aufnahme und eine entsprechende Selektion durchzusetzen.

Noch mehr vorurteilsgeschwängerter Quatsch aus unberufenem Munde - siehe die zahlreichen Beispiele aus anderen Berufsbereichen. Aber wenn du nicht begreifen willst oder kannst, dass es für diese Selektion gute Gründe gibt, dann kann man das eben nur schulterzuckend zur Kenntnis nehmen. Das Wesensmerkmal der Ignoranz ist eben die hartnäckige Resistenz gegenüber jeglicher Argumentation, die einem nicht in den Kram passt.
 
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was mir gerade noch einfällt: schon vor >40 Jahren mussten Bewerber um einen Ausbildungsplatz als Vermessungstechniker beim Staatlichen Vermessungsamt einen Eignungstest ablegen - nur ein Beispiel, das ich weiß; vermutlich war und ist das auch bei anderen Ausbildungsbetrieben der Fall ...
 
@punkadiddle Ich kann Deinen Punkt teilweise mitgehen. Auf der anderen Seite würde ich aber gern mehr Eignungsprüfungen vor der mittleren oder auch höheren Ausbildung sehen. Jeder Inselbegabte, der sich lebensfremd 12 Jahre auf einen perfekten Abischnitt fokussiert, von Tuten und Blasen außerhalb von Integralrechnung und Periodensystem keine Ahnung hat, kann jedes beliebige Fach einschlagen und hat die freie Auswahl. Beispiel Medizin: Es wäre schön, wenn man hier denjenigen, die es nicht nur qua Abiturnote können, sondern auch durch den zweiten Bildungsweg bewiesen haben, dass sie ein Händchen dafür haben und es wirklich wollen, leichter machte, Mediziner zu werden, anstatt nur auf den NC zu schauen.

Damit würde vielen Menschen übrigens ein Studium erspart bleiben, dass sie nicht glücklich macht. Gerade in einer Lebensrealität der letzten 20 Jahre, in der kaum einem Elternteil klar gemacht werden kann, dass der eigene Nachwuchs kein Wunderkind ist und eigentlich bei MENSA Mitglied werden müsste.

Ich finds gut, dass man das beim Musikstudium so macht.
 
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... vermutlich war und ist das auch bei anderen Ausbildungsbetrieben der Fall ...

Yepp - und zwar überall dort, wo bestimmte Fertigkeiten/Fähigkeiten nicht in der Ausbildung vermittelt werden können, sondern im Auszubildenden bereits veranlagt sein müssen.
Jemand mit einer Leseschwäche ist für einen textlastigen Beruf ebenso ungeeignet, wie jemand mit Höhenangst für einen Job als Dachdecker oder Schornsteinfeger.

Das hat nichts mit selektiver Elitenbildung zu tun, denn die gab es selbst unter den Sklaven im alten Rom: "Elite" - d.h. im ursprünglichen Wortsinn durch "Auslese" privilegiert - war nur der, der etwas besser konnte, als der Rest. Wenn ein Sklave schreib- und lesekundig war, oder eine schöne Stimme hatte und ein Instrument beherrschte, dann musste er eben nicht im Schweinestall arbeiten, auch wenn dieser Umstand bereits damals schon zu heftigem "Elitenbashing" seitens der Stallsklaven geführt haben dürfte.

Die meisten Musiker - egal ob mit oder ohne formalem Studium - können eben etwas, was der Rest nicht kann. Trotzdem bleiben die meisten von ihnen in der einen oder anderen Form immer "Sklaven des Systems". Im günstigsten Fall werden sie sogar zu umjubelten Lieblingen der Massen - wie die überwiegend leibeigenen Gladiatoren.
Wem diese Ungleichheiten einer Gesellschaft nicht passen, muss eben - wie dereinst Spartakus - versuchen, die Verhältnisse zu ändern. Missgünstiges "Elitenbashing" aus der sicheren Deckung des komfortablen Zimmerchens heraus ist dabei der falsche Weg, weil es gesellschaftlich nichts bewirkt.

Damit würde vielen Menschen übrigens ein Studium erspart bleiben, dass sie nicht glücklich macht.

Das ist der Punkt - und auch eines der Argumente zugunsten der Eignungsprüfungen. Dass jemand mit erfolgreichem Studiumsverlauf dann im Berufsleben trotzdem nicht glücklich werden kann, steht auf einem anderen Papier
Aber hinsichtlich dieser oftmals durch den "Praxisschock" bedingten beruflichen Frustration hat sich durchaus etwas getan, denn so kritisch ich die Ergebnisse der seit der Bologna-Reform grassierenden Bacheloritis teilweise auch sehe: Viele Studienangebote sind wesentlich praxisbezogener geworden - zumindest auf dem Papier.
Die Studienpläne z.B. der heutigen musikpädagogischen Studiengänge finde ich inhaltlich durchaus ansprechend, allerdings sind sie so vollgepackt und zeitlich knapp getaktet, dass sie zwangsläufig oftmals nur zu einem eingepaukten und kaum reflektierten Halbwissen führen können. Das ist aber nicht wirklich tragisch, wenn der Nachwuchs begreift, dass das Lernen nicht mit dem Examen aufhören sollte.
 
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Das ist der Punkt - und auch eines der Argumente zugunsten der Eignungsprüfungen.
Ich kann das nachvollziehen. Was jedoch das Ganze auf der anderen Seite schwierig macht: Für die die eben nicht aus einem (gelernten) "Musikerhaushalt" kommen und bereits sehr früh gefördert werden, ist es schier nicht zu überblicken, welche Schritte nötig sind, um eine Eignungsprüfung an einer Musikhochschule zu schaffen. Da reicht der normale Musikunterricht an Schulen natürlich nicht aus und mir fehlen da festgelegte und geregelte Schritte (Schulstufen?) die überhaupt jedem Interessierten die Möglichkeit bietet, sich an einer Hochschule zu bewerben.

Das trifft ebenso auch auf andere Kunstrichtungen zu, die ebenso ihre Zulassungsvoraussetzungen ins Nebulöse belassen. Da fragt man sich schon, inwiefern dabei elitäres Denken und der bewußte Ausschluss einiger Bevölkerungsschichten eine Rolle spielt. Genau das ist nämlich die Folge.
 
Für die die eben nicht aus einem (gelernten) "Musikerhaushalt" kommen und bereits sehr früh gefördert werden, ist es schier nicht zu überblicken, welche Schritte nötig sind, um eine Eignungsprüfung an einer Musikhochschule zu schaffen.

Was ist da nicht zu überblicken? OK - man muss den Hintern hochnehmen und sich kundig machen, was aber heute dank Internet noch problemloser ist, als zu meinen Studienzeiten. Da musste man noch höchstpersönlich zur nächsten MHS dackeln - aber wenn das bereits als unzumutbare Hürde angesehen wird, dann hat man ohnehin nichts in einem Studium zu suchen.

Ich bin musikalisch weder früh gefördert worden, noch komme ich unmittelbar aus einem professionellen Musikerhaushalt. Meine musikalischen Ambitionen lagen bis ungefähr zum 15. Lebensjahr bei Null, danach habe ich mich allerdings konsequent auf den Hintern gesetzt, bis der Kopf und die Finger gleichermaßen qualmten. Dass ich dann noch mal eine Schüppe drauflegen musste, als ich mich für ein Musikstudium entschieden hatte, stand nie zur Diskussion, auch nicht, wie das Ziel zu erreichen sei - ein kurzes Gespräch mit Studierenden der heimischen MHS und ein paar Merkblätter aus dem Hochschulbüro waren diesbezüglich völlig ausreichend.

Welche Schritte notwendig sind, um die Eignungsprüfung zu schaffen, ist also für jeden bestens zu überblicken, der sich um Überblick bemüht:
  • Kontakte zur MHS aufnehmen.
  • Üben, üben, üben, dazu Lesen und Hören bis zum Abwinken.
  • Immer realistisch bleiben, daher vorab z.B. öffentliche Hochschulvorspiele besuchen, um das eigene Leistungsvermögen einschätzen zu können.
  • Dann das Prüfungsprogramm wenigstens einmal von einem Profi abhören lassen, und hoffen, dass man am Prüfungstag einen guten Tag erwischt.
Nb.: Die meisten, die durchfallen, weisen im Regelfall erhebliche Defizite in mindestens einem der genannten Punkte auf, beschweren sich dann aber über die bösen Prüfer.

Das trifft ebenso auch auf andere Kunstrichtungen zu, die ebenso ihre Zulassungsvoraussetzungen ins Nebulöse belassen.

Die Zulassungsvoraussetzungen der MHS gehören durch die frei zugänglichen Literaturempfehlungen für das Prüfungsprogramm, sowie die ebenfalls im freien Download erhältlichen Trainingsbögen für die Theorieprüfungen zu den transparentesten Eignungsprüfungen. Außerdem gibt es durchaus objektive Entscheidungskriterien, weil es bei falschen Tönen, Schwächen im Notenlesen und theoretischer Ahnungslosigkeit nichts zu diskutieren gibt. Zu meiner Studienzeit waren die Vorspiele sogar öffentlich.

Da ich zunächst ein Studium im Bereich bildender Kunst begonnen hatte, kenne ich auch die dortigen Gepflogenheiten. Auch hier gibt es einen Orientierungsrahmen, allerdings ist der Bereich der freien Malerei/Bildhauerei in der Tat ein nebulöses Scheibenschiessen, weil hier die Prüfer teilweise unberechenbare Persönlichkeiten mit bisweilen gottähnlichem Unfehlbarkeitsanspruch sind. Allerdings sind da auch die Kandidaten oftmals etwas gaga, das tut sich also nichts.

Da fragt man sich schon, inwiefern dabei elitäres Denken und der bewußte Ausschluss einiger Bevölkerungsschichten eine Rolle spielt.

Die modernen Eliten entstehen nicht durch Ausschluss, sondern durch Auswahl. Niemand, der ein gefordertes musikalisches Leistungsniveau nachweisen kann, wird abgelehnt, weil er z.B. aus prekären Verhältnissen stammt oder die deutsche Sprache nur unzulänglich beherrscht. Für ersteren gibt es finalzielle Födermöglichkeiten, für letzteren meist sogar hochschulinterne Sprachkurse - der "bewußte Ausschluss einiger Bevölkerungsschichten" ist eine arg platte und kaum haltbare Unterstellung.

Das eigentliche Problem liegt vielmehr darin, dass künstlerisch Begabte, die aus bildungsfernen Bevölkerungsschichten stammen (zu denen übrigends auch die Kaste der finanziell gutsituierten Banausen gehört, für die Konsum vor Kultur geht), eine verschwindend kleine Minderheit darstellen, weil hier im Regelfall bereits im Elternhaus einfach nicht die Rahmenbedingungen geboten werden, die für eine zum Studium befähigende Entwicklung förderlich wären.
Ob die Rahmenbedingungen nicht geboten werden können, oder ob sie schlichtweg verwehrt werden, sind zwar unterschiedliche Sachverhalte, das ändert aber nichts an der Konsequenz: Wo frühzeitig nichts wachsen und gedeihen kann, kann später auch nichts geerntet werden.
 
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OK, da scheint sich einiges geändert zu haben seit ich das letzte Mal mit der Thematik zu tun hatte (nicht in eigener Sache und nur am Rande). Vielleicht habe ich mir dazu ein falsches Bild gemacht und womöglich lag es an den Leuten selber die mir dieses andere Bild vermittelt haben (aus ihrer unzulänglichen Perspektive und ohne ihre eigenen Defizite bei der Sache anzusprechen...).

Danke für die sachliche und klare Darstellung! Na ja, vielleicht gibt es da auch regionale Unterschiede zwischen den MHS.
allerdings ist der Bereich der freien Malerei/Bildhauerei in der Tat ein nebulöses Scheibenschiessen, weil hier die Prüfer teilweise unberechenbare Persönlichkeiten mit bisweilen gottähnlichem Unfehlbarkeitsanspruch sind.
Ja, so einen erlauchten Kreis gibt es hier auch (im Dorf Karlsruhe!!!). Damit hatte ich ein paar Mal direkt zu tun und fand es ziemlich abstoßend. Nicht meine Welt.
 
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Nb.: Die meisten, die durchfallen, weisen im Regelfall erhebliche Defizite in mindestens einem der genannten Punkte auf, beschweren sich dann aber über die bösen Prüfer.
wenn der Bauer nicht schwimmen kann liegt's an der Badehose.

Gruß,
D.
 

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