Unterricht geben - Welche Qualifikationen brauche ich?

  • Ersteller Domeni0
  • Erstellt am
Ich finde es nach wie vor befremdlich, dass Menschen, die sich in der eigenen Ausbildung befinden, der Meinung sind, bereits selber als Ausbilder geeignet zu sein und sogar ewarten, dafĂŒr bezahlt zu werden. Deartige Ansinnen gibt es nur bei Lehramtsstudis, die sich offenbar bereits nach dem ersten Semester zu Höherem berufen fĂŒhlen.

Irgend wann werden (alle) Lehrer grĂ¶ĂŸenwahnsinnig und das scheint irgendwie in der Natur der Sache begrĂŒndet zu sein. Wenn man lange genug beruflich Recht haben musste, verliert man wohl irgendwann das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Fehlbarkeit und die möglicherweise eigene Unwissenheit.

FrĂŒher hat das aber doch zumindest mal einige Jahre im Job gedauert, bis dieser Umstand eintrat. Heute scheinen ja die Studis vermehrt bereits ganz am Anfang des (GrĂ¶ĂŸen-) Wahnsinns fette Beute zu werden.

Bedenklich...
 
Nochmal: Dass Musikstudenten Unterricht anbieten, ist völlig normal. Und zwar nicht nur privat, sie werden sogar von richtigen Musikschulen beschÀftigt. Ojeh - gute Nacht, Deutschland. :eek:

Der wesentliche Nachteil besteht eigentlich nur darin, dass der Unterricht hĂ€ufig auf die Zeit wĂ€hrend des Studiums begrenzt ist. Es bleibt also wahrscheinlich keine langfristige Bindung. Gerade als Lehrer weiß man ja nicht, wohin es einen verschlĂ€gt. Darauf sollte man SchĂŒler hinweisen.

Aber ansonsten wĂŒrde ich mich jederzeit lieber von einem motivierten Lehramts-Musikstudenten unterrichten lassen, als von einem zertifizierten Dreibuchstaben-Coach.

In diesem Zusammenhang wĂŒrde mich wirklich mal interessieren, was du unter "sehr preiswert" konkret verstehst.

Genauso gut könntest du fragen, was ich unter einer "sehr gĂŒnstigen Wohnungsmiete" verstehe. Ein MĂŒnchner, Berliner oder Hamburger wird dir da eine völlig andere Antwort geben als ein Leipziger oder Göttinger.

In meiner Gegend wĂŒrde ich einen Einstiegspreis von 15-18 Euro als sehr gĂŒnstig empfinden.
 
Ich finde es nach wie vor befremdlich, dass Menschen, die sich in der eigenen Ausbildung befinden, der Meinung sind, bereits selber als Ausbilder geeignet zu sein und sogar ewarten, dafĂŒr bezahlt zu werden.

Ich sehe es differenziert; einige Musikstudenten, die sich in der Ausbildung befinden, erwarben zahlreiche Kenntnisse und FĂ€higkeiten, die sie anderen Menschen (ohne musikalische Ausbildung) verstĂ€ndlich vermitteln können; besonders bei AnfĂ€ngern sind die wichtigen Grundlagen wie nach-Noten-singen u/o Rhythmus-erfassen gefragt, und da kann ein Musikstudent, der diese Grundlagen aus dem ff beherrscht, gute Dienste leisten. Und daß solche Dienste finanziell honoriert werden, versteht sich von selbst.

Irgend wann werden (alle) Lehrer grĂ¶ĂŸenwahnsinnig (...)

Das will ich nicht auf eine (ganze) Berufsgruppe beziehen, denn das trifft auf bestimmte Menschencharaktere zu, nicht aber auf den ausgeĂŒbten Beruf.

Gruß, Bert
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Irgend wann werden (alle) Lehrer grĂ¶ĂŸenwahnsinnig und das scheint irgendwie in der Natur der Sache begrĂŒndet zu sein. Wenn man lange genug beruflich Recht haben musste, verliert man wohl irgendwann das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Fehlbarkeit und die möglicherweise eigene Unwissenheit.
Bedenklich finde ich den Ton und die HerabwĂŒrdigung, die in dem was Du schreibst zu erkennen ist. Alle Lehrer als grĂ¶ĂŸenwahnsinnig ĂŒber einen Kamm zu scheren und ihnen ein GefĂŒhl der Unfehlbarkeit zu unterstellen... Bist Du etwa selbst Lehrer? ;)

Ich lese hier die ziemlich differenzierte und selbstkritische Frage von jemandem, der mit dem Unterrichten beginnen will. Und ehrlich gesagt, gibt es so viele pÀdadogische Autodidakten, die Musikunterricht anbieten, bei denen ich sehr viel mehr Bedenken hÀtte. Manche Musiklehrer - egal welches Instrument oder Stimme - setzen eine gewisse FÀhigkeit am Instrument mit der BefÀhigung zu Unterrichten gleich. Das tut der TO ganz offensichtlich nicht. Insofern scheint da einer von den besseren auf dem Weg zu sein. Das ist doch erfreulich.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@punkadiddle Danke fĂŒr den tollen Beitrag. Du kennst dich anscheinend sehr gut in der Welt der PĂ€dagogen aus und kannst dein Wissen auf mich (als unbekannten) transferieren.
Außerdem scheinst du ja auch viel ĂŒber Studenten und deren Qualifikation zu wissen. Darf man fragen woher du diese Weisheiten hast und wieso du auf die Idee kommst die hier mit uns zu teilen?

Nur eine kleine Anmerkung dazu:
Mit mir hat eine Dame angefangen, die hatte schon vor dem Lehramtsstudium eine klassische Ausbildung und singt ĂŒberregional auf Topniveau, hat schon einige Preise gewonnen etc. Wie kann das sein? Sie ist doch nur Lehramtsstudentin?!

Wie der Zufall es will hat mich heute ein Freund (mit dem ich frĂŒher viel zusammen gespielt habe) gefragt ob ich ihm Unterricht geben könnte und hat mir auch gleich Honorar angeboten. Ich denke ich gebe ihm erst mal 2-3 Stunden unentgeltlich und schaue wie ich mich dabei bewerte.
 
Wie der Zufall es will hat mich heute ein Freund (mit dem ich frĂŒher viel zusammen gespielt habe) gefragt ob ich ihm Unterricht geben könnte und hat mir auch gleich Honorar angeboten. Ich denke ich gebe ihm erst mal 2-3 Stunden unentgeltlich und schaue wie ich mich dabei bewerte.

Genau so habe ich mir das vorgestellt. Und mit zwei, drei Stunden fĂŒr einen Freund wirst du sicher nicht gleich eine ganze Branche zugrunde richten.

Darf man fragen woher du diese Weisheiten hast und wieso du auf die Idee kommst die hier mit uns zu teilen?

Mach dir nichts draus. Der User ist fĂŒr seine gelegentlich unerbaulichen Kommentare bekannt und darf im Zweifelsfall ignoriert werden. Das kann er ab.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich schreibe aus meiner persönlichen Erfahrung meiner inzwischen 56-jÀhrigen Lebenszeit. Immer nur meine Meinung (steht in jedem meiner BeitrÀge in meiner Signatur). Muss man anscheinend doch noch jedesmal extra erwÀhnen. Meine Mutter war Lehrerin, viele meiner Friends & Family sind es heute noch, ein Onkel war Rektor einer pÀdagogischen Hochschule.
Du kennst dich anscheinend sehr gut in der Welt der PĂ€dagogen aus
Das hast du richtig erkannt.
 
So gehen die subjektiven EindrĂŒcke offenbar auseinander....

Was ich selbst so mitbekommen habe waren die meisten "geopferten" MusikschĂŒler eher Opfer ihrer eigenen (nicht erfĂŒllbaren) Ambitionen bzw. denen ihrer Eltern (je nach Alter).
Von den Lehrern, die ich hatte habe ich eigentlich eher eine positive bis hin zu extrem positiven Meinung.
 
Zuletzt bearbeitet:
In meiner Gegend wĂŒrde ich einen Einstiegspreis von 15-18 Euro als sehr gĂŒnstig empfinden.

Das ist bei geringeren Lebenshaltungskosten und geringer Konkurrenz als Durchschnittswert fĂŒr die Selfmade-Fraktion durchaus akzeptabel, fĂŒr Studierende an Musikhochschulen, die nicht mehr bei Mutti wohnen aber im Regelfall bereits zu knapp kalkuliert.
Nb.: Leipziger Plattenbau ist noch einigermaßen gĂŒnstig, Göttingen (eine Studentenstadt!) ist hingegen ein schlechtes Mietspiegel-Beispiel, die liegen mittlerweile fast gleichauf mit DĂŒsseldorf, Hamburg und Berlin!

Wenn man lange genug beruflich Recht haben musste, verliert man wohl irgendwann das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Fehlbarkeit und die möglicherweise eigene Unwissenheit.

Das kann man auf so ziemlich jede Berufsgruppe vom Klempner bis zum Chefarzt ĂŒbertragen.
Im Unterrichtsbereich könnte man den Symptomen fĂŒr Betriebsblindheit z.B. durch unabhĂ€ngige QualitĂ€tskontrolle, externe Supervision und der Verpflichtung zur stĂ€ndigen Wissensaktualisierung entgegenwirken, allerdings wird da in der Praxis meist heftigst gemauert - abgesehen davon, dass der große Privatsektor dabei immer noch eine diesbezĂŒglich intransparente Grauzone bleibt.

Ich finde es nach wie vor befremdlich, dass Menschen, die sich in der eigenen Ausbildung befinden, der Meinung sind, bereits selber als Ausbilder geeignet zu sein und sogar ewarten, dafĂŒr bezahlt zu werden.

Das solltest du etwas differenzierter sehen. So musst du z.B. bei Musikhochschul-Studierenden berĂŒcksichtigen, dass diese in etlichen StudiengĂ€ngen bereits bei der AufnahmeprĂŒfung nicht nur ein sehr hohes musikalisches Niveau nachweisen mĂŒssen, sondern zum Erreichen dieses Niveaus im Regelfall auch ĂŒber viele Jahre meist qualitativ hochwertiger Unterrichtserfahrung verfĂŒgen. Wer selber guten Unterricht hatte, kann auch guten Unterricht geben - sofern er den dafĂŒr notwendigen Perspektivwechsel vollziehen kann.

Dazu kommt, dass man in allen musikpĂ€dagogisch orientierten StudiengĂ€ngen frĂŒhzeitig und in aller Breite der Thematik an die Unterrichtspraxis herangefĂŒhrt wird. Ich bin im Studium sogar von den obligatorischen, ĂŒbrigends unbezahlten (!) Unterrichtspraktika in den höheren Semestern freigestellt worden, weil ich bereits eine ziemlich umfangreiche UnterrichtstĂ€tigkeit nachweisen konnte - und ich war diesbezĂŒglich sicherlich kein Ausnahmefall. Dass unsere damaligen Durchschnittshonorare bereits gar nicht so weit von dem entfernt waren, was heute fĂŒr HonorarkrĂ€fte ĂŒblich ist, sei nur am Rande vermerkt.

Was ich eher befremdlich finde, ist der Umstand, dass Leute ohne jegliche formelle und fachbezogene Ausbildung am Markt herumwildern dĂŒrfen. Das ist kein Vorwurf an die informelle Selfmade-Fraktion, deren UnterrichtsqualitĂ€t ich pauschal ĂŒberhaupt nicht bewerten möchte, und fĂŒr deren Angebote ja auch offensichtlich eine Nachfrage besteht, sondern an die Politik. Aber das ist thematisch eine andere Baustelle, die hier nicht zu diskutieren ist.
.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Das ist als Durchschnittswert fĂŒr die Selfmade-Fraktion durchaus akzeptabel, fĂŒr Studierende an Musikhochschulen aber im Regelfall bereits zu knapp kalkuliert.

Woher kennst du die Lebenshaltungskosten an meinem Wohnort? Ich habe das Mietbeispiel nicht grundlos verwendet. Und wenn der TE "ĂŒberlegt, nebenbei GU zu geben", ist das offenbar nicht seine einzige Einnahmequelle, denn dann dĂŒrfte er nicht mehr lange ĂŒbergen.

Daher wird mir der "Nebendialog", so anregend er auch sein mag, jetzt auch ein wenig zu off topic. @Domeni0 hat ja eine Einstiegslösung gefunden, die im Prinzip genau dem entspricht, was ich mir dabei gedacht habe.

die sich in der eigenen Ausbildung befinden, der Meinung sind, bereits selber als Ausbilder geeignet zu sein

Privater GU hat mit "Ausbildung" rein gar nichts zu tun. Genausowenig wie Nachhilfeunterricht nicht den Unterricht an der Schule ersetzen soll. Trotzdem sind viele Eltern und Lehrer dankbar, wenn Ă€ltere SchĂŒler oder Studenten Zöglingen mit schlechten Noten auf die SprĂŒnge helfen.

Die Hauptzielgruppe des TE werden Leute sein, die erstmal nur einem Hobby fröhnen oder ihre autidaktischen AnfÀnge vertiefen möchten. So wÀre mein Vorschlag, die Kirche mal im Dorf zu lassen.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Was ich eher befremdlich finde, ist der Umstand, dass Leute ohne jegliche formelle und fachbezogene Ausbildung am Markt herumwildern dĂŒrfen. Das ist kein Vorwurf an die informelle Selfmade-Fraktion, deren UnterrichtsqualitĂ€t ich pauschal ĂŒberhaupt nicht bewerten möchte, und fĂŒr deren Angebote ja auch offensichtlich eine Nachfrage besteht, sondern an die Politik. Aber das ist thematisch eine andere Baustelle, die hier nicht zu diskutieren ist.
.
Jetzt muss ich doch nochmal meinen Senf dazugeben. Das ist ja an DĂŒnkel und Überheblichkeit kaum noch zu toppen. Ja, stell dir vor, es besteht eine (gar nicht kleine) Nachfrage fĂŒr die völlig unseriösen Angebote der Marktwilderer, die arme, völlig ahnungslose SchĂŒler-Opfer wenngleich nicht in den finanziellen, so doch in den stimmlichen Ruin treiben!
Und es wird noch schlimmer: selbst die, die im hehren Tempel der hohen bĂŒrgerlichen Kultur fachbezogen ausgebildet werden, bieten an der hiesigen Hochschul-Unterrichtsbörse Stunden ab 15 Euro an (ich habÂŽs gerade nochmal gegoogelt).
Da verdiene ich als Selfmade-Wildererin aber doch ein bisschen mehr.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das ist ja an DĂŒnkel und Überheblichkeit kaum noch zu toppen.

Genaues Lesen senkt den Blutdruck! DĂŒnkelhaft und ĂŒberheblich wĂ€re es, wenn ich in abwertender Form einen Zusammenhang zwischen Ausbildung und UnterrichtsqualitĂ€t konstruiert hĂ€tte. Habe ich aber nicht, da ich mich ausdrĂŒcklich einer pauschalisierenden Bewertung enthalten habe - auch in Hinsicht darauf, dass die Kompetenz und Arbeitsmoral etlicher "formal Zertifizierter" nicht unbedingt zu Lobeshymnen animiert, und teilweise nur noch auf einer nach unten offenen Skala zwischen Burnout, beratungsresistentem "Das hammer immer so gemacht" und innerer KĂŒndigung zu verorten ist.

... selbst die, die im hehren Tempel der hohen bĂŒrgerlichen Kultur fachbezogen ausgebildet werden, bieten an der hiesigen Hochschul-Unterrichtsbörse Stunden ab 15 Euro an ...

Das ist einerseits eine Frage des lokalen VerhĂ€ltnisses von Angebot und Nachfrage, andererseits bestĂ€tigt es meine Beobachtung, dass die Unterrichtshonorare angesichts der nicht nur im Mietbereich gravierenden KostenverĂ€nderungen im von mir ĂŒberschaubaren Zeitraum tendenziell nicht nur stagnieren, sondern teilweise sogar sinken.

Daher wird mir der "Nebendialog", so anregend er auch sein mag, jetzt auch ein wenig zu off topic.

Da sind wir ja dann doch mal einer Meinung ;) ...
 
Stunden ab 15 Euro (...)

Ja, warum nicht? Der Markt fragt danach, der Markt gibt das her. Das ist doch in Ordnung. Die Musiklehrer-Bezeichnung ist nicht geschĂŒtzt, also - wo liegt das Problem? Wenn der SchĂŒler mit dem Unterricht zufrieden ist, dann paßt es schon. Und 15 € sind fĂŒr viele aus dem Niedriglohnsektor viel Geld.

Mal ganz ehrlich - warum beschĂ€ftigt jemand einen (Musik)Studenten? Weil er billiger ist als die StĂ€dtische Musikschule. Sicherlich kann man mit ihm auch eine kĂŒrzere KĂŒndigungsfrist als die ĂŒblichen 6 Monate aushandeln, und oft haben die jĂŒngeren Semester einen entspannteren Umgang mit "undisziplinierten" Kindern und können ihnen viel Spaß an Musik beibringen.

Gruß, Bert
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Nun ja. Wenn Äußerungen wie "ohne jegliche formelle und fachbezogene Ausbildung am Markt herumwildern" nicht abwertend sind, was sind sie denn dann? Damit implizerst du ja Inkompetenz und Preisdumping.
Letzteres praktizieren aber doch wohl gerade die (noch) zu zertifizierenden Kollegen, wie ich weiter oben bereits geschrieben habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Preisdumping [...] praktizieren aber doch wohl gerade die (noch) zu zertifizierenden Kollegen, wie ich weiter oben bereits geschrieben habe.

Jeder mag argumentieren, wie er will - allerdings wird jede Argumentation schnell unsauber, wenn man sich aus einem ohnehin unvollstÀndigen Bild nur das herauspickt, was einem in den Kram zu passen scheint:
Da es sich beim genannten Beispiel offensichtlich um die Unterrichtsbörse des Salzburger Mozarteums handelt, ist die Honorarvorstellung von 15 EUR fairerweise auch im korrekten Kontext zu bewerten!
Bei dieser Unterrichtsbörse handelt es sich um ein von der Flötistin Irena Grafenauer initiiertes Projekt zur Föderung des Breitenmusizierens und des musikalischen Nachwuchses. Hierbei können Studierende und auch Dozenten preislich moderaten Unterricht unter der Voraussetzung anbieten, dass die im Rahmen des Projekts verbindlich festgesetzte Preisspanne von mindestens 15 und maximal 30 EUR nicht unter- oder ĂŒberschritten wird.
Die Preisgestaltung hat hier also eine eindeutig soziale Komponente, die explizit darauf abzielt, auch denen einen Zugang zur Musik zu ermöglichen, die die marktĂŒblichen Preise nicht bezahlen können. Hier also einigen wenigen Studierenden "Preisdumping" unterstellen zu wollen (das Gros bewegt sich ohnehin eher im oberen Preisrahmen), ist - mit Verlaub - schlichtweg schĂ€big!

Um das von dir verzerrte Bild mal etwas realitÀtsgerechter abzurunden:
Die HdM Wien bietet ebenfalls eine Unterrichtsbörse, die sich allerdings am freien Martkt orientiert, und bei der die seitens der Hochschule ausgesprochenen Honorempfehlungen wie folgt lauten:
  • Studierende ohne Abschluss: 27,00
  • Abschluss Bachelor: 35,50
  • Master: 39,80
Das sieht die Welt doch gleich ganz anders aus!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Da sieht die Welt doch gleich ganz anders aus!
Nein, das tut sie nicht. Die von dir genannten Honorare gehen völlig an der finanziellen RealitĂ€t vieler Menschen vorbei, die nicht viel Einkommen haben, aber trotzdem gerne Gesangs- oder Musikstunden hĂ€tten. Nehmen wir doch mal den Bachelor mit seinen empfohlenen 35,50. Macht, wenn ich 1x pro Woche Unterricht bei besagtem Bachelor nehmen möchte, stolze 142 Ocken im Monat aus. Kann man machen - muss man sich aber halt leisten können. Wer wenig Geld zur VerfĂŒgung hat und Musik als Hobby und Liebhaberei betreibt, dem ist das womöglich zuviel. Auf dem Papier sehen Empfehlungen immer schön aus, die RealitĂ€t ist eine andere. Und der Hobbymusiker geht dann halt zum "Wilderer", der es gĂŒnstiger, aber nicht zwingend schlechter macht.
Im ĂŒbrigen habe ich kein Problem damit, wenn Studierende Stunden fĂŒr 15 Euro anbieten. Ist doch völlig in Ordnung. Nachhilfe in Mathematik beispielsweise kostet meist auch nicht mehr und kann auch nicht jeder. Was du aber anscheinend nicht weißt - oder in deiner Argumentation unterschlagen hast - ist die Tatsache, dass es nach dem Studienabschluss nicht viel besser aussieht mit der Preisgestaltung. Man muss ja genĂŒgend zahlungskrĂ€ftige Kunden finden, was nur leider an den ökonomischen RealitĂ€ten derjenigen, die nicht zur upper middle class gehören, ziemlich vorbei geht.
Aber ach, ich vergaß, die "Wilderer" sind ja daran schuld. Und die lehren natĂŒrlich auch alle klassischen Gesang und machen den Studierten den Markt kaputt ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ja, warum nicht? Der Markt fragt danach, der Markt gibt das her. Das ist doch in Ordnung. Die Musiklehrer-Bezeichnung ist nicht geschĂŒtzt, also - wo liegt das Problem? Wenn der SchĂŒler mit dem Unterricht zufrieden ist, dann paßt es schon. Und 15 € sind fĂŒr viele aus dem Niedriglohnsektor viel Geld.
Ja klar! Nichts anderes wollte ich sagen - und jetzt plaudere ich aus dem NĂ€hkĂ€stchen: in der Coronazeit, als mir alle gigs weggebrochen sind und ich auch kaum bis gar nicht unterrichten konnte, habe ich mir einen anderen Job suchen mĂŒssen: Stundenlohn brutto 11,50. Und das zĂ€hlt nicht mal zum Niedriglohnsektor, ich kann also froh sein, dass ich das ĂŒberhaupt gefunden habe! HĂ€tte ich jetzt, neben der stolzen Wohnungsmiete und den hohen Lebenshaltungskosten, meinem Kind Musikstunden bezahlen wollen - es wĂ€re finanziell schlichtweg nicht möglich gewesen, bis heute nicht. Und so geht es halt sehr vielen Menschen.
NatĂŒrlich gibt es Gesangslehrer, die 60 oder 80 Euro die Stunden verlangen. Und sie haben auch ihre Klientel, die bĂŒrgerlichen Eliten halt. Zu denen das Gros aber nicht gehört.
Zum GlĂŒck kann man sich in der Popularmusik, wenn man musikalisch ist, das meiste autodidaktisch beibringen. Es gibt dafĂŒr genĂŒgend Beispiele in der Popgeschichte.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Die von dir genannten Honorare ...

... entstammen den Honorar-Mindeststandards im pÀdagogischen freien Musikberuf der Wiener Musikhochschule. Diese hat zusÀtzlich einen Ehrenkodex erstellt, in dem darauf verwiesen wird, dass die genannten Honorare als Untergrenze zu verstehen sind, und aus dem ich kurz zitieren möchte:
"Als professionelle Musiker*innen [...] unter Preis zu unterrichten, bedeutet einen Berufsstand existentiell zu gefÀhrden." (Zitat Ende)

Im ĂŒbrigen habe ich kein Problem damit, wenn Studierende Stunden fĂŒr 15 Euro anbieten.

Dennoch hast du sie als negatives Beispiel fĂŒr "Preisdumping im Hochschulsektor" ins Feld gefĂŒhrt, und dabei die tatsĂ€chlichen BeweggrĂŒnde fĂŒr diese Ă€ußerst moderate Preisgestaltung schlichtweg unterschlagen, obwohl diese doch genau auf jene abzielt, die in deinen Worten "nicht viel Einkommen haben, aber trotzdem gerne Gesangs- oder Musikstunden hĂ€tten".

Man muss ja genĂŒgend zahlungskrĂ€ftige Kunden finden, was nur leider an den ökonomischen RealitĂ€ten derjenigen, die nicht zur upper middle class gehören, ziemlich vorbei geht.

Mal langsam - hier wirfst du Ă€ußerst unterschiedlichen Bereiche in einen Topf:

Wer als Unterrichtender - aus welchen GrĂŒnden auch immer - bevorzugt im gehobenen Honorarsegment tĂ€tig sein möchte, ist natĂŒrlich auf eine entsprechend zahlungskrĂ€ftige Klientel angewiesen. Nun gehört es allerdings zur RealitĂ€t, dass nicht jeder potentielle SchĂŒler der "upper (middle) class" entstammt, sondern auch, dass nicht jeder Lehrer fĂŒr jedes gesellschaftliche Umfeld geignet ist - insbesonders, wenn es um die unteren und oberen Randbereiche geht.

Eine zahlungskrĂ€ftige Klientel bleibt daher eine Wunschvorstellung, wenn man deren Spielregeln nicht kennt. Dazu gehören im Regelfall nicht nur eine hohe fachliche Qualifikation, sondern auch gute Referenzen, da neue SchĂŒler hier fast ausschließlich nur durch persönliche Empfehlung rekrutiert werden können. Und im Gegensatz zur "Durchschnittsklientel" wird hier auch sehr hĂ€ufig Einsicht in die beruflich relevanten Nachweise eingefordert - als Blender kommt man da also nicht allzu weit. Es wird eben nicht nur ĂŒberdurchschnittlich gezahlt, sondern auch ĂŒberdurchschnittlich viel verlangt. Angesichts dieser Vorgaben fallen schon mal viele durchs Raster. Wir haben es hier also lediglich mit einem kleinen Nischensegment zu tun, dessen Eigendynamik vom Rest der Welt relativ unabhĂ€ngig ist.

Daher ist auch die Frage mĂŒĂŸig, was denn nun mit diesem "Rest der Welt" geschieht, der in deiner Definition nicht zur "upper middle class" gehört.
FĂŒr den lĂ€uft es letztendlich nach dem Topf- und Deckel-Prinzip: Was zusammenpasst, findet auch irgendwie zueinander. Der Rest ist eine Frage der auszuhandelnden Konditionen, wobei allerdings sozialromantisch verbrĂ€mte Forderungen nach prekariatskompatiblen Unterrichtshonoraren auf Niedriglohnniveau nicht sonderlich als Verhandlungsgrundlage geignet sein dĂŒrften.

Die Musiklehrer-Bezeichnung ist nicht geschĂŒtzt, also - wo liegt das Problem?

Das Problem liegt genau darin, dass die Berufsbezeichnug nicht geschĂŒtzt ist ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Leider hast du mich völlig missvestanden, warum auch immer. Ich habe kein "Preisdumping im Hochschulsektor" kritisiert, sondern sagen wollen, dass es das dort genauso gibt. Aber ich hab nochmal drĂŒber geschlafen und wenn ich mir die Stundenlöhne im Niedriglohnsektor, in Tourismus, Hotellerie, Gastronomie, Pflegebranche anschaue, dann komme ich zu dem Schluss, dass 15 bis 18 Euro doch gar nicht mal so ĂŒbel sind. Bei Lieferando kriegt man, glaube ich, unter 10. Und im Niedriglohnsektor jobben durchaus auch arbeitslose Musiker. Dass die jetzt alle fachlich unqualifiziert und deswegen dort gelandet sind, darfst du gerne glauben, ich tue es nicht.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich finde es nach wie vor befremdlich, dass Menschen, die sich in der eigenen Ausbildung befinden, der Meinung sind, bereits selber als Ausbilder geeignet zu sein und sogar ewarten, dafĂŒr bezahlt zu werden. Deartige Ansinnen gibt es nur bei Lehramtsstudis, die sich offenbar bereits nach dem ersten Semester zu Höherem berufen fĂŒhlen.

Irgend wann werden (alle) Lehrer grĂ¶ĂŸenwahnsinnig und das scheint irgendwie in der Natur der Sache begrĂŒndet zu sein. Wenn man lange genug beruflich Recht haben musste, verliert man wohl irgendwann das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Fehlbarkeit und die möglicherweise eigene Unwissenheit.

FrĂŒher hat das aber doch zumindest mal einige Jahre im Job gedauert, bis dieser Umstand eintrat. Heute scheinen ja die Studis vermehrt bereits ganz am Anfang des (GrĂ¶ĂŸen-) Wahnsinns fette Beute zu werden.


So ein Unsinn (und das sage ich nicht nur, weil ich mit einer Lehrerin verheiratet bin)!

Das Klavierspielen lernt der TE ja nicht erst wÀhrend des Studiums, höchstens die Didaktik.
Um du wirst dich wundern, wie viele Musiklehrer WEDER Musik NOCH die Didaktik studiert haben (und trotzdem nicht zwingend schlechte Musiklehrer sind - nicht dass man mich falsch versteht)
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen

antipasti
Antworten
1
Aufrufe
47K
Tsala
Tsala
DerZauberer
Antworten
55
Aufrufe
36K
WorkingMusician
W
Trommler53842
Antworten
16
Aufrufe
14K
Hessie James
Hessie James
T
Antworten
11
Aufrufe
10K
Thumbrest
T

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
ZurĂŒck
Oben