Die von dir genannten Honorare ...
... entstammen den
Honorar-Mindeststandards im pädagogischen freien Musikberuf der Wiener Musikhochschule. Diese hat zusätzlich einen
Ehrenkodex erstellt, in dem darauf verwiesen wird, dass die genannten Honorare als
Untergrenze zu verstehen sind, und aus dem ich kurz zitieren möchte:
"Als professionelle Musiker*innen [...] unter Preis zu unterrichten, bedeutet einen Berufsstand existentiell zu gefährden." (Zitat Ende)
Im übrigen habe ich kein Problem damit, wenn Studierende Stunden für 15 Euro anbieten.
Dennoch hast du sie als negatives Beispiel für "Preisdumping im Hochschulsektor" ins Feld geführt, und dabei die tatsächlichen Beweggründe für diese äußerst moderate Preisgestaltung schlichtweg unterschlagen, obwohl diese doch genau auf jene abzielt, die in deinen Worten
"nicht viel Einkommen haben, aber trotzdem gerne Gesangs- oder Musikstunden hätten".
Man muss ja genügend zahlungskräftige Kunden finden, was nur leider an den ökonomischen Realitäten derjenigen, die nicht zur upper middle class gehören, ziemlich vorbei geht.
Mal langsam - hier wirfst du äußerst unterschiedlichen Bereiche in einen Topf:
Wer als Unterrichtender - aus welchen Gründen auch immer - bevorzugt im gehobenen Honorarsegment tätig sein möchte, ist natürlich auf eine entsprechend zahlungskräftige Klientel angewiesen. Nun gehört es allerdings zur Realität, dass nicht jeder potentielle Schüler der "upper (middle) class" entstammt, sondern auch, dass nicht jeder Lehrer für jedes gesellschaftliche Umfeld geignet ist - insbesonders, wenn es um die unteren und oberen Randbereiche geht.
Eine zahlungskräftige Klientel bleibt daher eine Wunschvorstellung, wenn man deren Spielregeln nicht kennt. Dazu gehören im Regelfall nicht nur eine hohe fachliche Qualifikation, sondern auch gute Referenzen, da neue Schüler hier fast ausschließlich nur durch persönliche Empfehlung rekrutiert werden können. Und im Gegensatz zur "Durchschnittsklientel" wird hier auch sehr häufig Einsicht in die beruflich relevanten Nachweise eingefordert - als Blender kommt man da also nicht allzu weit. Es wird eben nicht nur überdurchschnittlich gezahlt, sondern auch überdurchschnittlich viel verlangt. Angesichts dieser Vorgaben fallen schon mal viele durchs Raster. Wir haben es hier also lediglich mit einem kleinen Nischensegment zu tun, dessen Eigendynamik vom Rest der Welt relativ unabhängig ist.
Daher ist auch die Frage müßig, was denn nun mit diesem "Rest der Welt" geschieht, der in deiner Definition nicht zur "upper middle class" gehört.
Für den läuft es letztendlich nach dem Topf- und Deckel-Prinzip: Was zusammenpasst, findet auch irgendwie zueinander. Der Rest ist eine Frage der auszuhandelnden Konditionen, wobei allerdings sozialromantisch verbrämte Forderungen nach prekariatskompatiblen Unterrichtshonoraren auf Niedriglohnniveau nicht sonderlich als Verhandlungsgrundlage geignet sein dürften.
Die Musiklehrer-Bezeichnung ist nicht geschützt, also - wo liegt das Problem?
Das Problem liegt genau darin, dass die Berufsbezeichnug nicht geschützt ist ...