Als Profi hätte Helge Schneider das Konzert einigermaßen mit "Würde" durchziehen können,
und als Profi zieht man die Sache durch,
Wenn die Welt so einfach wäre ....
Ja, dann wäre das die einfachste Lösung, sprich die am wenigsten den "Richter" fordernde, allerbequemste Beurteilung.
Hat aber mit Realität nichts zu tun.
"Ein Profi muss durchziehen!"
Woher kommt eigentlich dieses "Gesetz"? Wer hat es in Kraft gsetzt?
Gibt es diese unbedingte Regel überhaupt; existiert sie denn eigentlich wirklich im Kultursektor?
Oder lebt sie in Wahrheit nur vom immer wieder neu heranziehen und rezitieren?
Ich glaube, auch ein Profi
muss das nicht unter allen Umständen. Auch Wirte, Busfahrer, Banker sind Profis, müssen aber nicht jeden Kunden zu jeder Zeit und unter allen Umständen bedienen.
In jedem Sektor gibt es Gründe, eine Leistung zu verweigern.
Ich glaube, dass dieses "Sho-must-go-on"-Gesetz (der Name sagt es ja bereits) aus dem amerikanischen Kultursektor stammt und dort gnadenlos durchgesetzt wurde. Blasen an den Füßen? Stuntman verunglück? Elefant tot?
Weiter geht die Show. Das ist eine barbarische Unkultur, die heute wohl passe ist.
Es gibt Grenzen! Es muss sie in einer zivilisierten Welt geben!
Ca. 1970 hatte die Band "Middle of the Road" einen Risen hit mit "Chirpy Chirpy Cheep Cheep". Das Lied geginnt mit der mehrfach wiederholten Zeile "Where's your Mama gone?". Eines Tages starb die Mutter der Sängerin. Am darauffolgenden Tag war ein Auftritt angesetzt. Eben wegen jenes "Show must ..."-BS wurde der Auftritt nicht abgesagt und die Sängerin musste den Song singen.
Helge Schneider's Kunst lebt von der Publikumspartizipation vielleicht nicht weniger als ein Improtheater von den Zurufen. Nur so funktioniert sie: ist das nicht gegeben würde es zur karikatur, zur Absurdität. Auch ist er wohl kein Künstler, der sich selbst als Profi sehen würde. Seinem Selbstverständnis wird es vielleicht eher gerecht skizzierte man ihn ist ein Clown, ein Improvisateur, ein Spassmacher. Er ist in seinem anarchistischen Ansatz ganz sicher kein Sklave seines zahlenden Publikums oder seiner Veranstalter.
Seine Würde behält man übrigens nicht dadurch, dass man alles Widerwärtige und Fragwürdige mitmacht,, sondern gerade dann Nein sagt, wenn die Umstände nicht mehr zu vertreten sind.