Die Sache mit dem Sound – Wie nah am Original oder muss das überhaupt sein?

Was trifft eher auf Dich zu?

  • Ich spiele Songs nach und versuche den Sound des Originals zu erreichen

    Stimmen: 21 22,1%
  • Ich spiele Songs nach mit meinem EIGENEN Sound

    Stimmen: 74 77,9%

  • Umfrageteilnehmer
    95
Mich reizt es, Licks originalgetreu zu lernen, auch wenn es zum Teil unheimlich Zeit frisst, aber das ist ja genau das was ich als Gitarrist möchte, Herausforderungen - Herauszufinden was sich dieser "Künstler" da alles hat einfallen lassen ;) Die Noten, die Töne, die Klänge, die Phrasierungen ;)

Das machen die Klassikmusiker.
Ich finde das furchtbar:bad:. Weil ich es eh nicht hinbekomme:evil: weil es elend viel Arbeit und Schinderei bedeutet.
Aber jeder Jeck ist anders:cool:
Wenn es Dir Spass und freude macht:great:
 
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... Aber ich bin kein Klassikmusiker.....:engel::engel::engel::engel:
 
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Diese Frage begleitet uns doch durch durch das ganze Musikerdasein.
Man kann sich entweder als Dienstleister verstehen und genau das machen, von dem man glaubt dass möglichst viele es zu schätzen wissen. Oder man macht, was man selber gut findet und hofft darauf, ausreichend Zuhörer zu finden.

Also YMMV, aber für mich enden die "Dienstleister" nur extrem selten bei einer guten Performance, die ich wirklich hören will.
Weil sie zu verkopft spielen, weil sie eben nicht authentisch wirken oder weil sie das, was sie nachmachen, meist gar nicht verstanden
haben oder auch weil sie es jedem recht zu machen versuchen - und dabei niemandes Geschmack treffen.

Ist wie beim Essen. Du kannst natürlich auf den Massengeschmack setzen. Dann landest Du beim immer gleichen Geschmackskanon,
den die Systemgastronomie rauf und runterkocht, den auch jeder irgendwie eßbar findet aber keiner so wirklich überzeugend.

Am Ende wundert man sich dann, daß die ganzen Hochzeitsgesellschaften gar keine Coverband mehr buchen, sondern einfach
einen DJ. Der am Ende genau das gleiche liefert, nur noch näher am Original. Und der spielt auch seltenst Tracks von Imitator-Bands
ab. Wozu auch, er hat ja die Originale zur Verfügung und die sind von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen einfach in jeder Hinsicht besser.

Deshalb:

Imitieren kann helfen, Handwerk zu lernen. Das ist immer sinnvoll, denn Musik ist zu 80% Handwerk und zu 20% Kunst.

Aber man sollte niemals mit einem Imitat coram publico gehen, sondern immer mit einer authentischen Performance.
Denn Authentizität ist das Einzige Positive, was Dich als Live-Künstler schlußendlich von einer Konserve unterscheiden kann.
Du hast auf der Bühne sonst einfach nichts. Wenn Du Dich da auf die Stufe der Konserve stellst, dann nimmt der "Dienstleistungsorientierte"
Kunde im Zweifelsfall eben die (billigere, zuverlässigere und für ihn auch mit weniger Aufwand verbundene) Konserve.

Authentizität jedoch kann ja nur von einem selbst kommen, nicht von jemand anderem. Sonst wäre es per Definition Transizität.

Das muß nicht heißen, daß man nicht mal einen Sound weitgehend auf der Bühne weitgehend kopierren könnte - aber bitte nicht weil das "im Orignial so ist",
sondern weil man von diesem Sound für die eigene Performance überzeugt ist.

Übrigens: mit Imitaten kriegt man auch keinen Namen. Nimm mal das wahrscheinlich meistimitierte Genie der Musikgeschichte - Elvis Presley. Da gibts
ganze Imitator-Clubs, und die verdienen damit auch durchaus erklecklich Geld. Aber kannst Du aus dem Stegreif auch nur einen einzigen
mit Namen benennen? Meist kriegt das nichtmal das Publikum hin, wenn es aus dem Saal kommt. Auch in den Top-100 findest Du zwar hin und
wieder Coverversionen bekannter Songs, aber unter Garantie kein einziges auch nur annäherndes ("legales") Imitat.
 
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Das muß nicht heißen, daß man nicht mal einen Sound weitgehend auf der Bühne weitgehend kopierren könnte - aber bitte nicht weil das "im Orignial so ist",
sondern weil man von diesem Sound für die eigene Performance überzeugt ist.
guter Punkt.
ich interessiere mich auch für den Sound anderer Bands / Gitarristen - und zwar wie du schreibst:
nicht weil ich sie imitieren will, sondern weil mir an einer bestimmten Stelle in einem ganz anderen Song Effekt A oder Ton B gerade passend erscheint.


Das "Warum" von coverbands ist für mich wieder ein ganz anderes Thema.
kurze Antwort: weil die Hochzeitsgesellschaften etc. es eben so wollen.
zwar nicht mein Geschmack, aber
 
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Das "Warum" von coverbands ist für mich wieder ein ganz anderes Thema.
kurze Antwort: weil die Hochzeitsgesellschaften etc. es eben so wollen.
zwar nicht mein Geschmack, aber

Naja, die Entwicklung der letzten Jahre ist ja, daß sie eben nicht mehr wollen, sondern sich nen DJ holen. Der liefert das gleiche nur billiger und man braucht nicht so ne große Bühne.
 
um mal theoretisch zu werden:
David Byrne (auch kein unbekannter) hat einen langen Artikel darüber geschrieben, wie die Technik des Aufnehmens unsere Hörgewohnheiten beeinflusst.
wenn es keine aufnahmen geben würde, und wir immer nur live hören könnten, gäbe es diese Diskussion ja gar nicht:
allein die Tatsache, dass genau eine von -zig Versionen aus nicht immer nachvollziehbaren gründen auf platte gebannt wird, erschafft ja erst diese Idee von einem original.

"Recording technology changed the way we hear. Before recorded music became ubiquitous, music was, for most people, something we did. Many people had pianos in their homes, sang at religious services,or experienced music as part of a live audience. All those experiences were ephemeral — nothing lingered, nothing remained except for your memory (or your friends’ memories) of what you heard and felt. Your recollection could very well have been faulty, or it could have been influenced byextra-musical factors. A friend could have told you the orchestra or ensemble sucked, and undersocial pressure you might have been tempted to revise your memory of the experience. A host offactors contribute to making the experience of live music a far from objective phenomenon. Youcouldn’t hold it in your hand. Truth be told, you still can’t.
A recording is repeatable. So, to its promoters, it is a mirror that shows you how you looked at a particularmoment, over and over, again and again. Creepy. However, such claims are not only based onfaulty assumptions, they are also untrue.
What was originally a simulation of a performance — the recording — has supplanted performances, and performances are now considered the simulation. It seemed to some that the animating principle of music was being replaced by a more perfect, but slightly less soulful, machine."
(David Byrne - How Music Works)

:)

durchaus interessante Sache, der man aber auch nicht Herr wird wenn die Aufnahme fehlt. In der klassischen Musik wurde da auch vorher schon diskutiert ob denn das "Werk" nun die Noten/Partitur ist, oder die Aufführung, oder die Interaktion zwischen beiden in einem aufeinander einwirkenden Prozess etc etc...


Zum eigentlich Thema. Coverband Solos spiele ich größtenteils Ton für Ton wie auf der Platte, außer:

- sie sind wirklich überhaupt nicht carakteristisch
- wir spielen ein Solo übwohls im Original keins gibt.
- Das Solo im Original ist von einem anderen Instrument (meistens Bläser), wobei ich auch die dann weitgehend ans Original anlehne.

Bei den Sounds mache ich mir schon relativ viel Arbeit. Ich arbeite da mit Presets und versuche den Grundcharakter der Songs möglichst gut zu treffen. Allerdings immer in Berücksichtung auf unsere Besetzung und die Besetzung der Aufnahme. Ggf mache ich also etwas "fetter" oder "dünne aus" wo nötig, damit es im Kontext funktioniert.

Was ich aber weitgehend umzusetzen versuche ist:
-richter Pickup, Humbucker oder Singlecoil
-Hall und Delay, per Midi-Presets, die etwa dem Orginal nahe kommen.
-Prinzipielle Zerrcharakteristik, (britisch, amerikanisch bzw Marhsall, Vox, Fender)
-"special effects" jeder coleur, falls ich sie aufm board habe..

Was die Parts betrifft, ist es machmal sinnvoll zwei Parts die im Original von zwei Instrumenten gespielt werden zu einem Mashup-Part zu synthetisieren. Ich bin der einzige Gitarrist mit einem Keyboarder. Ich gehe da so vor, dass ich prinzipiell versuche alle Parts zu lernen umd dann in Proben felxibel reagieren zu können. Ggf arrangiere ich es etwas um damit alles abgedeckt ist.


grüße B.B
 
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In der klassischen Musik wurde da auch vorher schon diskutiert ob denn das "Werk" nun die Noten/Partitur ist, oder die Aufführung, oder die Interaktion zwischen beiden
genau.
ob Karajan mit seinem Symphonieorchester auch möglichst genau wie Mahler klingen wollte, oder Bernstein wie Karajan?

klassische Musik genau wie Volksmusik, Wanderlieder, Hüttenlieder (nein, auch nicht mein Fall aber um der argumentation willen) und solche Sachen:
da gibt's quasi gar kein original bzw. niemand versucht, das original zu wiederholen. Die Musik lebt davon, dass Leute sie singen / spielen.

auf den Unterschied will Byrne hinaus: wie konsumieren Musik, indem wir eine version kennen, und das ist in unseren Ohren die "richtige".
 
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Aber man sollte niemals mit einem Imitat coram publico gehen, sondern immer mit einer authentischen Performance.
Denn Authentizität ist das Einzige Positive, was Dich als Live-Künstler schlußendlich von einer Konserve unterscheiden kann.
Du hast auf der Bühne sonst einfach nichts. Wenn Du Dich da auf die Stufe der Konserve stellst, dann nimmt der "Dienstleistungsorientierte"
Kunde im Zweifelsfall eben die (billigere, zuverlässigere und für ihn auch mit weniger Aufwand verbundene) Konserve.

Authentizität jedoch kann ja nur von einem selbst kommen, nicht von jemand anderem. Sonst wäre es per Definition Transizität.

Übrigens: mit Imitaten kriegt man auch keinen Namen. Nimm mal das wahrscheinlich meistimitierte Genie der Musikgeschichte - Elvis Presley. Da gibts
ganze Imitator-Clubs, und die verdienen damit auch durchaus erklecklich Geld. Aber kannst Du aus dem Stegreif auch nur einen einzigen
mit Namen benennen? Meist kriegt das nichtmal das Publikum hin, wenn es aus dem Saal kommt. Auch in den Top-100 findest Du zwar hin und
wieder Coverversionen bekannter Songs, aber unter Garantie kein einziges auch nur annäherndes ("legales") Imitat.

Klingt aber sehr "weltfremd", meine Erfahrung ist folgende:

1. Mit einer Band die Songs covert (1000-2000 an einem Abend mit unserer Blues Band), wirst Du mehr Geld bekommen als mit der eigenen Mucke und als Tribute Band kannst Du richtig Geld machen .....

2. Wir wurden im Rock Hard in den 90ern als eine der besten Newcomer und Hard Rock Band gefeiert - Das genügt nicht .......
mit EIGNEN Songs bekannt zu werden, ist knallharte Arbeit über viele "erfolglose" Jahre hinweg und was da alles zusammenhängt, naja, das braucht einen eigenen Thread
Für Auftritte gabs meistens Freibier und Verpflegung .........

3. Und dann das Beispiel mit Elvis :engel::engel::engel:
 
Klingt aber sehr "weltfremd", meine Erfahrung ist folgende:

hmmm...
a015.gif


deine Erfahrungen sind das eine, aber was ist jetzt an dem, was Lärmbelästigung schreibt, weltfremd? bzw. wo ist da der Widerspruch?

1. Mit einer Band die Songs covert (1000-2000 an einem Abend mit unserer Blues Band), wirst Du mehr Geld bekommen als mit der eigenen Mucke
genau.
s.o., beispiel essen: MacDonalds ist ja nicht so erfolgreich wegen der erlesenen Qualität der Speisen. Stichwort Massengeschmack. da sehe ich keinen Widerspruch.

2. Wir wurden in den 90ern [...] gefeiert - Das genügt nicht
bezweifelt ja keiner. es geht weniger ums Produkt, als um Emotionen, Marken, Fans, Erlebnisse...
deswegen haben die ganz bekannten bands ja auch ihr typisches image (s. Elvis). das ist doch auch nicht weltfremd, oder?

Und dann das Beispiel mit Elvis
aha...
hä?
 
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Klingt aber sehr "weltfremd", meine Erfahrung ist folgende:

1. Mit einer Band die Songs covert (1000-2000 an einem Abend mit unserer Blues Band), wirst Du mehr Geld bekommen als mit der eigenen Mucke und als Tribute Band kannst Du richtig Geld machen .....

Covern ist noch lange nicht Imitieren. Eigentlich alle guten Covers erbringen einen erheblichen Teil an künstlerischer Eigenleistung, die deutlich (und in aller Regel auch bewußt) vom Original abweicht. Schon weil es "das Original" im Grunde gar nicht gibt, denn Studioaufnahmen klingen bei _jeder_ Band schonmal anders als Live-Performances und auch bei absoluten Top Profis klingt kein Auftritt zu 100% wie der andere, Du hast jedes Mal anders Publikum, eine andere Bühne, eine andere Stimmung und eine andere Akustik.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
ob Karajan mit seinem Symphonieorchester auch möglichst genau wie Mahler klingen wollte, oder Bernstein wie Karajan?

Das Problem hat noch viel mehr Schichten.

Nehmen wir mal sagen wir ein Bach'sches Violinsolo.

Das wurde zu Bachs Zeit von einem Violinisten den wir nicht kennen auf einem Instrument das wir vielleicht in seinem heutigen Zustand kennen, aber nicht in seinem damaligen, in einem Saal für den das gleiche gilt vor einem Publikum das wir maximal dem Namen nach kennen gespielt und wurde von diesem Publikum im Rahmen von dessen damaliger Erfahrungs- und Gefühlswelt gehört und (mehr oder weniger) verstanden.

Dem rein akustischen Eindruck dessen kommen wir vermutlich einigermaßen nahe, wenn wir das Ding einen Violinisten vergleichbarer heutiger Güte auf einem historischen Instrument in einem Saal, der noch weitgehend im historischen Zustand ist, spielen lassen. Genau wissen tun wir aber schon das nicht. Denn wir wissen nicht, wie genau Saal und Instrument in der Zeit ihren Klang verändert haben (daß sich der verändert hat ist nahezu sicher!), wir wissen nicht was der Violinist damals konnte und wie der "klang".

Wir wissen meist nicht, ob Bach damals zufrieden war oder ob er den Klang lediglich als nicht eklatant mangelhaft akzeptierte oder einfach nichts für ihn besseres zu der Zeit zu bekommen war. Bach kannte keine moderne Violine und wir wissen natürlich nicht, ob er deren Klang dem der damaligen vorziehen würde oder nicht (es ist allerdings relativ wahrscheinlich daß er das tun würde) oder ob er für dieses Instrument ganz anders komponiert hätte. Und natürlich hat sich die Rezeption des Publikums ebenso wie der Klang der Instrumente seitdem massiv verändert.

In Konsequenz stellt sich die Frage, was man mit dem "Original" denn meinen könnte:

- so, wie es damals geklungen hat
- so, wie es damals (aus Bachs Sicht) hätte klingen sollen
- so, wie es geklungen hätte, wenn Bach heutige Instrumente gehabt hätte.
- so, wie es (aus Bachs Sicht) hätte mit heutigen Instrumenten klingen sollen
- so, daß das Publikum wie damals reagiert

Das sind alles legitime, sich aber gegenseitig widersprechende "historische" Imitationsziele. Und für jedes dieser Ziele gibt es Argumente, warum sie sinnvoll/richtig oder sinnlos/falsch sind. Und von allen wissen wir, daß sie mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich gar nicht vollständig zu erreichen sind.

Für dieses Dilemma gibts eine einzige einfache Lösung: nicht imitieren, sondern interpretieren, und zwar authentisch aus Sicht des heutigen Interpreten. Das Ergebnis ist dann jedes Mal ein anderes, je nachdem wer bei welcher Gelegenheit und in welcher Tagesform spielt - und auch die Interpretation des einzelnen Künstlers kann sich im Lauf der Zeit verändern oder weiterentwickeln.

Dieses Prinzip gilt nicht nur für Bach oder Karajan oder Mahler. Es gilt natürlich uneingeschränkt genauso für Hendrix oder van Halen oder John Lord und jeden, der irgendwas von denen nachspielt. Im Gegensatz zu Bach haben wir von denen Konserven - und wenn man die analytisch hört, merkt man irgendwann: eine von denen als "Original" zu betrachten bleibt am Ende auch nur eine Art Illusion.
 
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ganz genau.
und so hab ich diesen satz von Byrne auch verstanden: "What was originally a simulation of a performance — the recording — has supplanted performances, and performances are now considered the simulation."
 
Wieso machst Du Dir das mit der Musik so kompliziert?:engel:
 
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Ich hab jetzt mal ein wenig in diesen thread hineingelesen. Bisher hat er mich nicht so interessiert, weil er mich einfach nicht betrifft.

Weder habe ich Ehrgeiz, noch die technischen Fähigkeiten, einen bekannten Gitarristen glaubwürdig zu imitieren, noch muss ich irgendjemandem gefallen oder dessen Wünschen entsprechen.
Musik ist für mich reiner Spaß, ohne finanzielle Interessen, ohne konkrete Ziele und dennoch faszinierend.
Hätte ich nicht eine über dreißig Jahre dauernde schöpferische Pause eingelegt, wäre ich heute sicher ein toller Gitarrist - aber hätte ich noch dieselbe Freude wie jetzt, wo ich mich auch an kleinen Fortschritten begeistern kann?
Ich entdecke jetzt mit 60 Jahren das Instrument wieder völlig neu, erschließe mir Klangwelten und Stücke, die in meinem früheren Musikerleben nicht präsent waren.
Mir macht es einfach Freude, zu spielen, auch dazuzulernen, zu merken, dass ich besser klinge, weil ich einerseits meine Finger besser unter Kontrolle bekomme, andererseits mein Equipment besser kennen lerne.

Wenn ich B.B.s Post lese haben ich höchsten Respekt vor der Einstellung, das alles so perfekt machen zu wollen und gleichzeitig weiß ich, dass das nicht mein Weg wäre.
Lärmbelästigungs Ansätze gefallen mir sehr gut und da finde ich viel von meinem Zugang wieder.

Letztlich sollten vor allem jene, die nicht von der Musik leben (müssen) das alles nicht so ernst nehmen.
Wenn ich seit meinem Neustart eine Erfahrung gemacht habe, dann jene, dass es außer mir und meinen Mitmusikern nämlich 99% der Menschheit, auch dem direkten Freundes- und Familienkreis, herzlich wurscht ist, was wir da machen.
Ein oberflächliches Interesse ist da, aber bitte keine Details und auch nicht zu viel von der Musik und dem ganzen Thema. Angesichts der Gitarrensammlung geht auch ein erstes "Wow" spätestens dann in Desinteresse über, wenn man dazu etwas erklären, oder die Faszination teilen möchte.

Somit - wir machen das nur für uns - alles andere anzunehmen wäre eine grobe Überschätzung des Themas!
 
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die Sache mit dem original ist ja so ne Sache -
Genau deswegen hatte ich in meinem Post auch den begriff 'Original' in Anführungszeichen gesetzt.
cool ist ja auch, wenn die original-band das original live besser spielt als aufnahme x auf platte y
Eins meiner Lieblingsbeispiele hier ist Manfred Mann mit der Version von Mighty Quinn aus 1968 (mal abgesehen, dass auch dieses schon ein Cover ist) verglichen mit der doch deutlich geileren späteren version aus den Ende 70ern.

Aber nochmal zurück zu den original Sounds,... Im Zeitalter des Kempers sind wir ja quasi dort angekommen, wo die Keyboarder vor zig Jahren mit den Samplern waren, und erkennen mussten, dass die Reproduktion des Sounds alleine noch nicht die Authentizität gewährleisten kann, weil noch diverse andere Parameter dazu beachtet werden müssen. Beispiel Absamplen eines Flügels. Nicht dass man möglichst viele einzelne Tasten samplen muss, und dies auch nicht einmal sondern jeweils möglichst mehrfach mit unterschiedlich starkem Anschlag (Velocity). Dazu kommt noch, ob udn wie man zusätzlich noch die Damper-Pedale getreten hat (String Resonance), und hinter klingt es doch noch anders als der eigentliche Flügel, den man reproduzieren wollte.
Ich bin jetzt mit Kemper und der Technologie nicht so vertraut, aber ich gehe davon aus, dass ich in erster Linie einen Amp und die dazugehörige Box, ggf. noch Effekte und/oder die verwendeten Mikros zur Abnahme (IR) reproduziere. Wie verhäklt sich das mit den unterschiedlichen Gitarren, die ich verwende? Kann ich die wirklich auch alle reproduzieren? Oder ist es nicht eh so, dass ich für verschiedene Sounds auch unterschiedliche Gitarren brauche, also mindestens eine Strat, eine Tele, eine Gibson mit Humbuckern, eine Gitarre mit P90, eine Halbakustik - ich erinnere mich, dass Line6 mit der Variax viele Jahre vor Kemper hier schon einen Schritt in die Richtung unternommen hat, wo ich mit einer Gitarre alle möglichen anderen Gitarren simulieren konnte, bis hin zu Akustik, 12-string und sogar Banjo udn andere Saiteninstrumente. Klang beeindruckend, war aber im direkten Vergleich mit dem 'Original'-Instrument noch weit davon entfernt, sondern auch nur ein Kompromiss.

Wir haben ähnliche Diskussionen zur Reproduktion von Sounds auch bei den Keyboards häufig schon gehabt. Muss ich für den Jump Sound unbedingt einen OBX nutzen? Brauche ich für Narcotic den oder den Roland Synth? Muss es zwingend ein richtiges Rhodes sein, oder bekomme ich den Sound auch auf meiner Workstation reproduziert? Mal abgesehen von der neverending Diskussion bei Hammond und Leslie Sounds, inwieweit hier Clones in der Lage sind, dieses schwere Gelumpe zu ersetzen. Da gibt's sogar einige Vertreter, die meinen, dass es einen Unterschied macht, wenn man den Minimoog Modell V.1.1 benutzt hat, diesen Sound mit einem V.1.2 nicht reproduzieren kann...
 
verschiedene Sounds auch unterschiedliche Gitarren brauche, also mindestens eine Strat, eine Tele, eine Gibson mit Humbuckern, eine Gitarre mit P90, eine Halbakustik
bei dieser Geschichte scheint mir keiner daran zu denken, daß das ganze im Bandgefüge funktionieren muß. Das heisst, das letztendlich ein einzelnes Instrument gar nicht die grosse Rolle spielt. Die "Feinheiten", die hier angesprochen werden, gehen doch im Gesamtsound unter, mal abgesehen davon, das z.B. Gitarristen ihre Originalsongs mitunter durchaus mit verschiedenen Gitarren und selber abweichende Interpretationen spielen. Bleibt die Frage, wollen wir als Band möglichst nahe am Original sein oder unsere eigene Interpretation machen? Jedenfalls macht das nicht ein einzelner Musiker, da müssen dann alle mitziehen.
, sondern auch nur ein Kompromiss.
ich glaube, den Zuhörer interessiert eigentlich auch nur der groove und der Wiedererkennungswert eines Songs:rolleyes:.
 
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Somit - wir machen das nur für uns - alles andere anzunehmen wäre eine grobe Überschätzung des Themas!

Naja. Wenn ich auf die Bühne gehe, spiele ich durchaus fürs Publikum. Nur für mich müßte ich den damit verbundenen Aufwand sicher nicht treiben.

Nichtsdestotrotz sehe ich meinen Auftrag nicht darin, zu spielen was "das Publikum" hören will, sondern darin, zu spielen, was mir als dem Publikum vorzutragen sinnvoll erscheint. Und genau dafür zahlt dieses Publikum auch Eintritt.

Umgekehrt gehe ich auch nicht in ein Konzert, damit da gespielt wird was ich mir vorstelle. Das wäre Zeitverschwendung. Ein guter Konzertbesuch ist im Gegenteil einer, bei dem ich etwas überzeugendes höre, das ich mir vorher so noch gar nicht vorstellen konnte. So weit kommts natürlich nur selten, aber ein Konzert bei dem das ausgeschlossen erscheint würde ich ohne anderweitige Anreize (z.B. Freunde auf der Bühne) tatsächlich eher nicht besuchen.

Alternativ käme höchstens der analytisch-museale Konzertbesuch in Betracht, d.H. daß ich manche Konzerte besuche, weil ich ein bestimmtes Werk einmal hören möchte, das mir noch nicht so geläufig ist, oder weil ich hören möchte, wie andere Musiker bestimmte Dinge umsetzen. Die Motivation hat aber eigentlich nur ein Musiker oder jemand der Musik zumindest analysieren möchte, d.H. das ist ein ziemlicher Sonderfall.

Natürlich kann bei Weitem nicht jeder (und zwar unabhängig ob Amateur oder Profi) das leisten - schon gar nicht für jeden Konzertbesucher. Deshalb nennt man das auch "Kunst". Aber man sollte es dann doch wenigstens versuchen.

Man stelle sich das doch einfach mal bei einem Redner vor. Hört man dem zu, wenn er sagt, was man auch sagen würde? Vielleicht aus Höflichkeit, aber aus Interesse? Höchstens weil es von Bedeutung ist, wer es sagt. Ansonsten ist eine interessante Rede doch eher eine, die etwas sagt, was man noch nicht wußte oder so noch nie betrachtet hat. Wozu sonst Zeit und Aufmerksamkeit verschwenden?

Für ein Publikum, das nur in Stereotypen schwelgen möchte, will ich ehrlich gesagt auch nicht spielen. Dessen Applaus würde schließlich nicht mir gelten, sondern dem was ich imitiert habe. Das heißt, aus Künstlersicht (Applaus ist das Brot des Künstlers!) spiele ich da buchstäblich umsonst. Das brauche ich mir - auch und gerade als Amateur - nicht anzutun.
 
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eigentlich könnte man mal wirklich wieder die alten Heftlein rausholen, das ist ja nicht wirklich neu was wir hier versuchen zu denken... das hier ist von 1935 (aus dem franz. Exil) ... so ganz viel Substanzielles ist da ja bis heute nicht dazugekommen, auch wenn die Technik der Reproduzierbarkeit grössere Fortschritte gemacht hat, aber eben nicht inhaltlich.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit


Lukas Nelson macht grad mit POTR coronabedingt halt online sehr schöne Reinterpretationen (Cover) von vielen Klassikern, das wäre für mich auch der richtige Zugriff, vertraut und doch eigen.



https://m.youtube.com/results?search_query=soundcheck+songs
 
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Mich reizt es, Licks originalgetreu zu lernen, auch wenn es zum Teil unheimlich Zeit frisst, aber das ist ja genau das was ich als Gitarrist möchte, Herausforderungen - Herauszufinden was sich dieser "Künstler" da alles hat einfallen lassen ;) Die Noten, die Töne, die Klänge, die Phrasierungen ;)

Den Sound mit Modeling genau hinzubekommen ist zwar nicht so meins, da reicht es mir ungefähr, aber Licks und Soli genau lernen zu wollen ist absolut nachvollziehbar.
Besonders daraus kann man unheimlich viel lernen. Über die Instrumente, Spieltechnik, Phrasierung usw..

Was ich für mich herausgefunden habe, dass die Gerätschaften dabei eher einen geringeren Anteil haben als die Spieltechnik und das Gefühl. So erkennt man einen Gilmour-Sound eher am Bending und Vibrato als an der Gitarre oder dem Equipment das man spielt. Klar, ganz abwegig darf es nicht sein, eine Danelectro oder eine 12-String hilft da nicht und für einen Knopfler-Sound ist auch die Strat Zwischenposition hilfreich, wenn auch nicht zwingend, aber sonst?

Das gleiche gilt für alle anderen Ikonischen Gitarrensounds genauso, Hendrix, Santana, John Mayer, Malcom Young usw.. Das meißte ist eine Frage des Tonmaterials, und der Spieltechnik.

Wie macht der oder die genau diesen Sound, wie stark ist der Anschlag, mit welchem Pleck/Finger, Bending oder Hammering?

Das kann man nicht nur für das Nachspielen im Sinne von Cover- oder Tributebands benutzen, sondern auch um sein eigenes Spiel zu bereichern. So haben das wohl die allermeißten Musiker immer gemacht. Erst einmal so zu spielen wie ein Vorbild und dann daraus sein Ding machen oder eben nicht.

genau.
ob Karajan mit seinem Symphonieorchester auch möglichst genau wie Mahler klingen wollte, oder Bernstein wie Karajan?

klassische Musik genau wie Volksmusik, Wanderlieder, Hüttenlieder (nein, auch nicht mein Fall aber um der argumentation willen) und solche Sachen:
da gibt's quasi gar kein original bzw. niemand versucht, das original zu wiederholen. Die Musik lebt davon, dass Leute sie singen / spielen.

Bei klassischer Musik kennen wir die Noten und eine über Generationen weitergegebene Praxis. Daher gibt es da grob gesagt 2 Herangehensweisen. Eine will genauso klingen, wie sie meinen, dass es zu der Zeit geklungen hat, in der es komponiert wurde (historische Aufführungspraxis), die andere, wie man es mit modernen Instrumenten und Musikern in die heutige Zeit versetzen kann. Dabei versuchen beide der (vermeintlichen) Intention des Komponisten zu entsprechen.

Bei U-Musik liegt der Schwerpunkt anders. Da geht es ums wiedererkennen des bekannten Vorbilds wie es von der Platte bekannt ist, oder (bei Wander- Volksliedern) wie man es in der Familie gesungen hat. Das regt dann je nach Stil zum Kreischen, Tanzen, Schunkeln, Klatschen, Headbangen, Mitsingen usw. an.
 
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Umgekehrt gehe ich auch nicht in ein Konzert, damit da gespielt wird was ich mir vorstelle. Das wäre Zeitverschwendung. Ein guter Konzertbesuch ist im Gegenteil einer, bei dem ich etwas überzeugendes höre, das ich mir vorher so noch gar nicht vorstellen konnte.

Das ist aber nicht der einzig denkbare Anspruch. Zigtausende von Andrea Berg, Helene Fischer, aber auch Metallica oder Rolling Stones Zuschauer gehen auf die Konzerte, um einfach Spaß an bekannten Liedern zu haben. Die begreifen eben Musik mehr als Konsumgut denn als Kunst. Da ist bereits das Konzert als Event Grund genug, ohne dass der Anspruch auf neue musikalische Erfahrungen überhaupt bestünde.

Du schließt zu sehr von dir auf alle Anderen. Das Du exaktes Reproduzieren langweilig findest, bedeutet eben nicht, dass es dafür keinen Markt gäbe.

Natürlich kann bei Weitem nicht jeder (und zwar unabhängig ob Amateur oder Profi) das leisten - schon gar nicht für jeden Konzertbesucher. Deshalb nennt man das auch "Kunst". Aber man sollte es dann doch wenigstens versuchen.

Puh... muss den jeder Musiker in allem was er tut Künstler sein? Darf es nicht auch bloße Handwerker geben, die neben einer lupenreinen handwerklichen Leistung einfach eine tolle Bühnenshow liefern? Oder darf nicht ein Musiker neben seiner künstlerischen Entfaltung auch Nebenprojekte haben, die nur dem Broterwerb oder dem bloßen Spaß an der Reproduktion dienen?

Der Maler und Lackierer wird ja auch gebraucht, ohne das er zwingend künstlerischen Anspruch bedient. Aber oft soll die Wand einfach nur Farbe bekommen und eben keine kubistischen Gemälde.
 
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Bei klassischer Musik kennen wir die Noten und eine über Generationen weitergegebene Praxis.
das hab ich hier irgendwo schonmal erwähnt, ein mir bekannter Musiktherapeut, der sehr fit in klassischer Musik war, hat für sich festgestellt, das vieles aus der klassischen Musik heute viel zu schnell gespielt wird. Er hat es ausprobiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, das vieles, (auf dem Klavier jetzt), langsamer gespielt erst richtig zur Geltung kommt. Geschuldet ist das wohl den fehlenden Tempoangaben und dem Ende des 19Jahrhundert aufkommenden Virtuosentum.
Von daher gesehen sind wir gar nicht in der Lage die klassischen Komponisten so wiederzugeben, wie sie es sich gedacht haben.
Puh... muss den jeder Musiker in allem was er tut Künstler sein?
ich denke, wir wollen uns alle auch mal gehen lassen (auch oder gerade auf der Bühne), das tut dann jeder auf seine Art und Weise, sonst wäre Musik auch ziemlich statisch:rolleyes:.
 

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