Wenn du hier dazulernen willst, ist Musiktheorie der Schlüssel zum Verständnis - verstehen was "Dorisch", "Lydisch", usw. unterscheidet (dadurch wird einem auch klar, warum eine Band wie Pink Floyd klingt wie Pink Floyd oder Michael Jackson, ...).
@Palindrom genau, Dorisch ist von seiner Intervallstruktur her nämlich z.b. ein Musikalisches-Palindrom...
Gerade im Blues halte ich Licks lernen schon für wichtig.
Es ist ja wie das Lernen von Worten, da hilft zwar die Kenntnis der Buchstaben, aber das ist nur die halbe Miete.
Für mich sind auch die rhytmischen Muster und die Phrasierungen interessant, und vor allem zu lernen, die auf den Punkt zu spielen.
Daraus dann versuchen Sätze zu bilden, also noch eine Abstraktionsebene weiter über den Buchstaben (== Pentatonik)
Die Licks verändert, erweitert und kombiniert man dann mit der Zeit von ganz alleine.
Macht man das ohne Licks, dann klingt es meiner Meinung nach bei Blues oft nach uninspirierten Skalengedudel.
"Doll, der Bub kann unfallfrei über einen A7 buchstabieren"
Natürlich sind Licks nicht alles, aber wichtig sind sie mir schon.
Hm, das Blues primär etwas mit Pentatonik zu tun hat ist ein Missverständnis. Was du beschreibst klingt für mich eher nach motivisch-thematischer Arbeit. Die ist wünschenswert. Lick impliziert für mich ein bischen, das man etwas auswendig gelernt hat und dann abruft. Das ist natürlich nicht die allerhöchste Kunst der Improvisation und viele gute Blueser spielen zumindest in dem Sinn keine "licks" obwohl sie charakteristische Phrasen bedienen. Weis nicht ob das nachvollziehbar klingt...
Ich will aber nicht wissen warum was gut klingt. Ich will spielen was gut klingt. Ich denke dazu sollte ich lernen wie der nächste Ton klingt. Am besten wärs wenn meine Finger wissen welchen Ton ich als nächstes spiele umwelchen Klang zu erzielen.
Das ist aber doch das gleiche, liegt das nicht auf der Hand. Es ist doch eine gradezu banale Einsicht, dass man vorher wissen muss, wie das was man spielen wird klingen wird, und nicht erst hinterher. Und dass das umittelbar mit mit dem warum zusammenhängt sollte auch klar sein. Wenn du vorher schon weißt, dass es gut klingen wird, dann doch grade weil du das warum, also die theoretischen Zusammenhänge von Musik verstanden hast. Da ist also überhaupt kein Wiederspruch zwischen dem wissen und dem machen, wenn überhaupt ist das erste notwendie, aber nicht hinreichende Bedingung für letzteres
wenn du lange analysierst und dann tolle Töne findest nennt sich das wohl komponieren.
Ich würde die Töne aber gerne in Echtzeit generieren, das wäre dann Improvisation.
Aber ob ich es soweit schaffen werde????
Da ich Bluesfan bin ist es wohl etwas einfacher, weil es nur wenige Töne gibt, die infrage kommen.
Man kann auch im Blues problemlos alle 12 Töne unterbringen. Improvisation ist letztlich Komposition unter Zeitdruck. Niemand improvisiert zu 100 Prozent spontan. Jedergute Improvisierende, ohne Ausnahme, ruft auch Material ab, dass er zuhause für verschiedene Situationen konzeptualisiert hat. Der Musiker der einfach nach Gefühl dem reinen unverfälschten Ruf der Inspiration folgt ist ein Mythos.
Daraus habe ich gelernt, weniger das Lick 1:1 zu lernen, sondern das Konzept dahinter zu verstehen. Mittlerweile nutze ich auch weniger YouTube, ich transkribiere eher Soli oder nutze ausnotierte Noten. Außerdem hat sich auch eine gewissen Abneigung gegen Tabs entwickelt. Nachteil ist da vor allem, dass man durch die Zahlen eben nicht erkennen kann welcher musikalische Gedanke dahinter steht.
Das finde ich auch elementar wichtig. Wie auch
@Palindrom schon schreibt, das dekonstruieren von Licks ist das was einen weiterbringt. Man muss in den inneren Aufbau, die musikalische Idee hinter den Phrasen hineinblicken und die zugrundeliegenden Konzepte abstrahieren. Vorausgesetzt das passiert, finde ich es durchaus eine gute Idee zu transkribieren, weil man stetig neue Anregungne und Ideen bekommt sowie einen Blick für unorthodoxe Dinge, die aber trotzdem gut klingen. Wichtig ist glaube ich, das man so oft wie möglich selbst raushört und transkribiert und sich nicht alles vom Internet mit dem Löffel füttern lässt. Dann vergisst man die Dinge auch nicht so schnell wieder. Außerdem deckt man nebenher noch andere Felder ab, wie Gehörbildung, aber auch eine gewisse flexibiltät in Sachen Fingersätze, weil man oft beim raushören etwas erstmal an einer dämlichen Stelle auf dem Griffbrett spielt und erst allmälich zur einfachsten Variante vordringt.
Fü in manchen Kulturkreisen zB Iran oder Indien gibt es zahlreiche "Licks" die als das Grundrepertiore gelten und zur Improvisation befähigen sollen. Da würde mich tatsächlich interessieren, wie die Lernprozesse dort gestaltet sind...Vlt weiß das hier jemand?
Ich kann nur von Indien/der Sitar sprechen. Obwohl Raga-Musik überwiegend improvisiert ist, fängt man damit in der Regel nicht an. Es gibt eine starke Hierachie Zwischen Meister und Schüler. Die erste Zeit besteht für den Schüler eigentlich nur aus extrem viel Technik und Geläufigkeitsübungen aller coleur, während man immer alles Nachspielt was einem der Lehrer vorspielt. Es wrd gewissermaßen erwartet, das man dazu in der Lage ist, keiner schreibt einem da was auf. In der Regel wird auch nicht allzusehr verlangsamt bzw in Abschnitte aufgedröselt, bzw dies geschiet nur soweit wie absolut notwendig. Ich glaube der Gedanke ist ein bisschen, wenn man diesen sehr Zeitintensiven Prozess durchlaufen hat, dann kommt die Fähigkeit all diese Dinge von selbst zu kombinieren irgendwann von selbst. Implizites lernen sozusagen.
Ich denke da ist auch was dran, es dauert halt ne Weile und erfordert sehr viel Übezeit. Ich glaube nicht dass irgendjemand der nur Licks lernt ohne deren Aufbau zu durchdringen und nicht besonders viele Stunden auf dem Übekonto hat überzeugend improvisieren können wird. Alle Gitarrist den die ich kenne, die das gut könnne, haben viel zu Platten gespielt/rausgehört/mit anderen gejammt und betrachten Licks auch als "zu abstrahierende Ideenlieferanten".
grüße B.B