Moin Leute,
da der gute C_Lenny gestern meinen mühevoll erstellten Thread zugemacht hat, versuche ich es mal hier
Ich habe mir den Thread gestern mal von Seite 1 aus durchgelesen, teilweise sehr interessante Beiträge!
Ich habe mir auch so meine Gedanken zum Thema gemacht und würde die gerne mit euch teilen:
Das Argument, dass der Korpus durch sein (mit)Schwingen den Saiten Schwingungsenergie "klaut" und dadurch den Klang beeinflusst, finde ich ziemlich Plausibel.
Johan Segeborn (ein Paar Seiner Videos wurden hier ja verlinkt) hat ja auch ein Video, in welchem er eine Saite an einem Stahlträger befestigt - man hört ziemlich deutlich, dass der Klang sauviel Sustain und etwas metallisches hat.
Mir ist klar, dass das Gesamtkonzept E-Gitarre für den Klang verantwortlich ist. Ich kann mich auch nicht wirklich für eine Seite der beiden Parteien (Pro-Tonewood/Anti-Tonewood) entscheiden - ich bin da (noch) relativ neutral, lese also interessiert Argumente beider Seiten! Ich kann mir aber auch nicht wirklich vorstellen, dass es für den Klang einer E-Gitarre unerheblich ist, aus welchem Material der Korpus ist.
Allerdings weist auch manches in diese Richtung: Segeborn hat ja auch ein Video, in welchem er Stück für Stück mehr von einem Korpus absägt - YT hat zwar nicht die beste Audioqualität - ich finde es aber erschreckend, wie wenig (wenn überhaupt) sich dabei an Klang verändert!
Ich habe auch mal eine Acryl-Strat gespielt, die sehr "holzig" bzw. typisch nach Strat klang. Im Blindtest mit einer Holzstrat (und ohne das Material/Gewicht zu fühlen) hätte ich sehr wahrscheinlich nicht sagen können, welche die Holzgitarre ist. Ich habe auch mal eine Gitarre komplett aus Carbon und einmal sogar Alu(!) gehört, welche auch erschreckend nach E-Gitarre klangen. Daher will ich beim Tonewood-Thema noch mehr in die Tiefe gehen und fragen:
Macht es denn einen (hörbaren) Unterschied, ob der Korpus einer E-Gitarre aus Holz ist?
Meine Auffassung war immer diese: Ich kann nicht sagen, dass ein Korpus aus Mahagoni "dunkler" oder "wärmer" klingt als ein Korpus aus Ahorn - dafür ist Holz viel zu Unterschiedlich. Ein guter Korpus, aus welchem Material auch immer, klingt (sofern der Rest der Komponenten stimmt) auch gut.
Vielleicht können mir bei dieser Aussage auch die Tonewood-Zweifler zustimmen? Ich will mit diesem Post wie gesagt weniger auf die Frage eingehen, ob bestimmte Holzsorten unterschiedlich klingen, sondern das Korpusmaterial an sich in Frage stellen. Ist das Korpusmaterial vielleicht nicht mehr als bloße Basis, um darauf die Komponenten zu schrauben? Das Deadspotargument z.B. spricht ja dagegen - allerdings könnte man einen Acryl- oder Alubody so entwerfen, dass keine Deadspots auftreten.
Ein paar weitere Gedanken:
- Wenn man mal von der Historie absieht: Ist Holz auch 2020 der "beste" Werkstoff für den E-Gitarrenbau? Rein physikalisch/praktikabel gesehen, gäbe es etwas, was sich "besser" eignen würde?
- Wenn ich einen Piezo-Pickup auf den Korpus meiner Okoume-Charvel kleben würde, hätte ich dann eher den "Klang des Korpus"? Könnte man mit diesen Tonabnehmer eher die Unterschiede in Hölzern feststellen?
- Die meisten Pickups reagieren bei viel Gain/hoher Lautstärke leicht mikrofonisch - könnte in diesem Fall der Korpus einen (stärkeren?) Einfluss auf den Klang haben?
Beste Grüße!