Die langen Schwingspulen sind auch ein Relikt der Vergangenheit. Mittlerweile wird der mechanischen Beschädigung auf zwei Arten entgegengewirkt: Kürzere Schwingspulen und progressive Einspannungen (die also bei einem hohen Hub deutlich steifer sind und damit die maximale Auslenkung reduzieren). Es ist daher schwer Lautsprecher heutzutage wirklich mechanisch durch Überlastung zu beschädigen.
Die Schwingspulen sind aus gutem Grund länger denn je. Das müssen sie auch sein, denn die Polplatten sind dicker als früher und es gibt auch einen größeren Schwingspulenüberhang für mehr linearen Hub. Das führt zu langen Schwingspulen, denn Unterhangschwingspulen sind mir bisher nur im Hifi Bereich untergekommen. Ohne lange Schwingspulenträger käme auch kein so großer Xmech zu Stande, wie man ihn bei modernen PA Tieftönern oft sieht.
Am Magnetsystem hat sich in den letzten Jahrzehnten Einiges getan. Die hintere Polplatte hat eine Ausbuchtung bekommen, so ist es bei modernen Tieftönern unwahrscheinlicher geworden, dass die Schwingspule anschlägt, wohlgemerkt nur bei moderner Bauart.
Eine progressive Aufhängung ist eigentlich nichts Neues. So ist es schon schwierig genug die alten Breitbänder mit Papiersicken zum Anschlagen zu bekommen. Die Federkennlinien solch primitiver Aufhängungen gleichen meist einer ansteigenden Kurve, sind also nicht besonders linear. Relativ neu sind hingegen sind Aufhängungen mit einem Knick in der Federkennlinie. Die sind über einen weiten Bereich linear und fangen ab einem bestimmten Hub an, mehr und mehr zu begrenzen.
Früher waren höhere Resonanzfrequenzen und höhere Güten üblich. Das hatte den Vorteil, dass die Eigenresonanz des in einer Bassreflexkiste verbauten Speakers meistens ein ganzes Stück weit über der Abstimmfrequenz lag. So wirkte die Federsteife der Aufhängung unterhalb der Resonanzfrequenz als Hochpass mit immerhin 12dB Flankensteilheit und begrenze so den Hub unterhalb der Abstimmfrequenz wo der akustische Kurzschluss regiert und nur noch die Aufhängung die Membran im Korb hält.
Heute hat man im PA Bereich variable aktive Hochpassfilter, die diese Aufgabe schon vor der Endstufe übernehmen. Deswegen liegt die Gesamtgüte meistens um 0,3 , oft auch darunter. Stimmt man so eine Box ab, fällt entweder der Frequenzgang schon sehr früh ab, oder die Abstimmfrequenz liegt oberhalb der Resonanzfrequenz des Speakers. Dann steigt der Hub unterhalb der Abstimmfrequenz sehr stark an. Da wir Basser nicht über variable Hochpässe verfügen, sind solche Speaker weniger für unsere Anwendungen geeignet, oder bedürfen speziellen Abstimmungen.
So ein Hochpassfilter ließe sich in den Effektweg einschleifen, aber mir ist keiner für unsere Anwendungen bekannt, man müsste auf die Rackgeräte aus dem PA Bereich zurückgreifen. So könnte man die Box effektiv entlasten und die erzielbare Lautstärke erhöhen, weil nicht mehr unterhalb der Abstimmfrequenz sinnlos Luft umher gepumpt wird.
Man sieht also dass es sinnlos ist, alles nur auf Leistung und Belastbarkeit zu reduzieren, es gibt wesentlich mehr Faktoren, die eine Rolle spielen.
Wenn die hintere Polplatte also weit genug weg ist dass die Schwingspule dort nicht mehr anschlagen kann, weil die Einspannung sie zurückhält, kommt es auf deren Bauteile und Klebestellen an. Entweder es reißt was und der Lautsprecher stirbt einen mechanischen Tod, oder die Teile der Aufhängung halten lange genug durch, damit die Schwingspule thermisch verrecken kann. Irgendwie bekommt man alles kaputt, es sei denn der Amp hat nicht genug Leistung, um der Box mechanisch oder elektrisch gefährlich zu werden. Bei Leistungen um ein halben kW herum braucht man da allerdings eine elektrisch und mechanisch ziemlich robuste Box.