Nur zwei Cents: Die echten alten Fenders sind genial einfach, aber auch genial vom Layout her. Da sind die ganzen Kabel eben so verlegt, dass es NICHT zu Einstreuungen und Brummen und gegenseitiger Beeinflussung kommt, auch die Masse-Spots sind mit Bedacht (oder nach viel Probieren) so gewählt, dass es "passt". Es ist erstaunlich, wie fast beängstigend leise ein originaler Fender Champ oder Princeton sein kann, wenn er wirklich fachgerecht gewartet wurde. Aber ja, es reicht im Zweifel ein falsch gelegtes Kabel oder ein pfuschender Techniker und schon wird es schwierig.
Der Vorteil der "alten" Bauweise - dicke Bauteile, frei verdrahtet oder mit Board - ist schlicht die Wartbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Bei einfacher aufgebauten Amps kann man auch ohne Schaltplan grob nachvollziehen, was von wo kommt und wohin geht, und welche kritischen Teile man sich anschauen sollte. Und dann kann man "mal eben fix" mit einem recht kräftigen Lötkolben loslegen, ohne sich um Beschichtete Platinen und Kleckse und sich ablösende Leiterbahnen oder verschmurgelnden Platinen-Lack Gedanken machen zu müssen. Man kann fix modifizieren, reparieren, oder eine Wartung machen, man kommt überall einfach hin. Sollte mal wirklich was schiefgehen - abrauchender Ausgangstransformator beispielsweise - kann eine Platine halt mal ziemlich "hin" sein, mit auf einem stabilen Turret Board hingegen kann man auch nach so einem GAU weiterarbeiten.
Diese "alte" Bauweise hat ihre Langlebigkeit bewiesen (nur darum können ja alle möglichen Helden ihre Tweed Champs usw. heute noch spielen!). Bei Platinen gibt es mehr Unwägbarkeiten - es gibt toll gemachte Platinen, mit genug Materialstärke und Platz für die Leiterbahnen und solider Konstruktion - aber auch die sind in jedem Fall "fiddeliger" als die etwas grob-klobigen "alten" Bauweisen. Und es gibt eben auch jede Menge Platinen, die zu dünn sind, wo die winzigen Leiterbahnen total eng beisammen sind, so dass man im Falle eines erforderlichen Kondensator-Tauschs am besten in einen Reinraum zur Chipherstellung begibt und mit Lupe und Skalpell arbeitet. Und klar, dann gibt's die modernen beidseitig bestückten und mit SMD-Bauteilen versehenen Platinen, wo man als Ottonormalverbraucher schlicht "gar nix" mehr selbst machen kann und wo auch versierte E-Technik-Bastler in Schwitzen kommen, weil es mechanisch eher Goldschmiedekunst ist als Elektronik-Löten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bei hochwertigen und "fuer die Ewigkeit" gebauten Röhren-Amps ohne zu viel Schnickschnack macht eine "altmodische" Verdrahtung nach wie vor Sinn. Die Teile sind mechanisch wie thermisch widerstandsfähig und mit einfachen Mitteln wart- und reparierbar. Aber eben auch teuer in der Anschaffung.