Unser vorletzter Gig war auch, sagen wir, speziell. Besser gesagt die Location. Im Prinzip ein reiner Büro- und Praxenbau mit einer Art trapezförmigem Atrium in der Mitte, das sich über mehrere Stockwerte erstreckt. Überall glatte Flächen und harte Materialien, Steinboden, verglastes Oberlicht usw. Ihr könnt euch vorstellen, wie sowas klingt.
Als wir da reinkamen, traf uns klanglich schon der Schlag. Außer uns war da keiner, und um so mehr fiel uns die Akustik auf. Also, negativ. Der Drummer klatschte einmal in die Hände – das hallte erstmal sagenhafte drei Sekunden nach. Die halb verspiegelte Tanzschule, in der wir mal gespielt haben, war ein Witz dagegen. Dieses Gebäude müßte bei Halleffekten 11 entsprechen (10 wäre Kathedrale). Die Akustik wäre eigentlich nur gut gewesen, um sie zu "falten" und dann hinter das Faltungshall-Plugin ein Gate zu setzen für eine Phil-Collins-mäßige Drum-Behandlung, aber sonst für nix.
Und da sollte 'ne Band spielen? Okay, zwei? Eine davon sollten wir sein? (Okay, das dürfte eine der ganz wenigen Locations vor Ort gewesen sein, wo eine sechsköpfige Band mit soviel Geschisse wie wir aufbauen konnte und dann immer noch Platz für eine Vorband war. Aber wir konnten ja nicht wieder abbauen: Zum einen zu aufwendig, zum anderen brauchte die Vorband unsere Anlage und unsere Schießbude.)
Es ging letztlich so leidlich. Unsere Vorband kam mit der Akustik etwas besser klar, zum einen, weil die weniger Alarm machten, zum anderen, weil sie IEM verwendeten, während bei uns fünf Monitore in alle möglichen und unmöglichen Richtungen pusteten. Mir ist heute noch schleierhaft, wie das Publikum uns hören konnte.
Heimlicher Höhepunkt: der tiefe Knall mit der Sowieso-schon-Mörderhallfahne, den ich am Ende von "Le Freak" abfeuer. Und den kombiniert mit der Akustik. Ich hab ihn in der Vorbereitungsphase mal gesondert losgelassen. Das hatte schon was Tal-der-Dämmerung-Mäßiges.
Dann hatten wir letztens einen Gig Marke "falscher Act für die Location". Man stelle sich eine Holzbühne in einem Ferienzentrum vor, open air, nicht unbedingt winzig, mehr was für Kleinkunst, Shantychöre, Akustikgruppen etc. Eine PA gibt's da nicht. Nicht mal Lautsprecher. Hat da auch keiner. Wollte auch keiner stellen. Mußten wir also schon mal selber mitbringen. Zum Glück hat unsere eigene PA für die kleine zu beschallende Ecke gereicht, wir hatten keine Akustik wie in einem Gasometer, und Selbermischen sind wir ja inzwischen gewohnt. Aber von einer Band erwarten, daß die mit einem Subwoofer und zwei 12"-Satelliten open air auftritt, zeugt doch schon mal davon, daß die Veranstalter selten genug eine Band buchen, die viel verstärkt – um nicht zu sagen alles.
Winklig fast direkt neben der Bühne ist eine Fischbude. Für die war unsere PA eigentlich schon wieder zu stark, das ist nämlich ein Holzbau, den vor allem unser Satellit stage left fürchterlich zum Resonieren gebracht haben muß. In dem Kasten muß es grausam geklungen haben.
Mit dem Sprinter vor die Bühne zu fahren, war vor dem Gig schwierig: Die Anfahrt mußte für uns aufgeschlossen werden, und dann mußte die Karre zwischen Klapptischen, -stühlen und Sonnenschirmen durchgefädelt werden. Zum Abbau konnten wir gar nicht mehr vorfahren. Zumindest war der Weg zum Sprinter, der auf einer Zufahrtsstraße stand, nur vielleicht 10–15 Meter. Und wir verwenden neuerdings alles, was Räder hat, als Hund, ab dem nächsten Gig auch den mit Rollen nachgerüsteten Subwoofer und das neue Stativcase. (Die richtigen Wauwaus, die wir mithatten, haben nur drei Rollen und waren auf weniger ebenem Untergrund nicht sehr optimal.)
Sonnabend ist wieder Gig, von dem ich noch gar nicht weiß, was uns da erwarten wird. Erstmals seit langem soll das wieder ein Gig werden, wo wir fremdgemischt werden. Aber wieviel Zeugs uns da zur Verfügung gestellt wird, wissen wir immer noch nicht, weil der Verantwortliche noch im Urlaub ist und unseren Rider bis heute nicht abgenickt hat. Sicherheitshalber werden wir mit der ganzen Anlage vorfahren, wenn derjenige sich bis zum Gig nicht meldet.
Und dann haben wir im August einen in meiner alten Heimat, wo ich Bedenken hab, ob unsere Setlist da ankommen wird.
Martman