Im Fokus stehen hingegen alleine jene Influencer, die der Industrie ihren Channel als Marketing-Plattform anbieten, daraus einen finanziellen Nutzen ziehen (dies oft oder meist verschweigen) oder einen geldwerten Vorteil erlangen und eben nicht "authentisch" über das Gear urteilen, sondern ge-"biased" sind.
Das habe ich durchaus verstanden und meine Kritik ging exakt in die Richtung, dass man auch nicht alle "Influencer" über einen Kamm scheren kann; besonders nicht mit derart üblen Unterstellungen, wie Will das gemacht hat. Das Video, das du in diesem Beitrag z.B. verlinkt hast, war eine geile Satire. Ja, das sollte sich so mancher Laberkopf mal ansehen, und mit so formulierter Kritik habe ich auch absolut kein Problem, weil sie nämlich konstruktiv ist: Leute, quatscht weniger und bietet mehr Substanz, sagt das Video aus - Will hingegen beschimpft so richtig bösartig.
Mir fällt da gerade ein gutes Beispiel ein: Mit Ausnahme des ersten Videos von Andertons (das ging in die Hose und Jungs waren danach sehr bedeckt und vorsichtig) haben viele der bekannten "Influencer" letztes oder vorletztes Jahr die Fender-Mustang-GT-Serie komplett niedergemacht, sich dafür aber recht entzückt über die Katanas von Boss gezeigt. Und jetzt biete ich dir mal zwei Erklärungen. Zuerst meine eigene: Fender hat ein nicht ausgereiftes und in mancherlei Hinsicht enttäuschendes Produkt abgeliefert, Boss ein überraschend preiswertes (= Preis-/Leistungsverhältnis stimmt). Die Influencer haben das erkannt und ihre Meinung abgegeben. Und jetzt eine Will-mäßige Verschwörungstheorie: Fender war diesen miesen Parasiten gegenüber zu geizig und wollte nicht genug "schmieren", das hat Boss dann mitbekommen und die Blutsauger dann mit Wagenladungen von Katanas und freien Puff-Besuchen im Boss-Edelbordell für Influencer dazu gebracht, die GTs kaputt zu reden und stattdessen ihre Katanas in den Himmel zu loben. Völlig glaubwürdig, was?
Nur damit du mich richtig verstehst: Mir ist schon klar (ich bin schließlich nicht naiv), dass Produkte in vielen Reviews "geschönt" oder, sagen wir mal, "ins beste Licht gerückt" werden. Aber da gibt es einen feinen Unterschied zwischen "Betrug" und, na ja, "polierter Präsentation". Wer z.B. ein Produkt mit dem heimlichen Einsatz von irgendwelchen geeigneten Geräten/Methoden/Post-Production derart krass "schönt", dass man schon von "Verbiegen" reden muss, der hat damit einen Betrug begangen und, na, da sind wir einer Meinung und müssen nicht darüber streiten. Es gibt aber eine Menge Leute, die ziemlich genau sagen, was bei ihnen zum Einsatz kommt. Auch hier ist das Ziel möglicherweise eine gewisse vorteilhafte Darstellung, aber es liegt kein Betrug vor und ich für meinen Teil akzeptiere das auch.
Richtig, alle YT-Reviewer über einen Kamm zu scheren ist genau das, was man nicht tun sollte. Aber solange diese Influencer nicht als "Werbesendung" o.ä. gekennzeichnet sind (was wohl auch kaum möglich ist) sollte man eben nach der "Trau, schau wem"-Prämisse verfahren. Nichts anderes wird hier den Newbies ans Herz gelegt.
Was heißt, "was wohl auch kaum möglich ist"? Wenn du mal auf Google nach "Abmahnung" recherchierst, dann kannst du mal sehen, wie weit wir bereits sind und wie viele Unschuldige jedes Jahr Opfer von Abmahnungen werden, weil man ihnen nach weltfremden Kriterien (aber juristisch völlig okay) Gewinnerzielungsabsichten unterstellt und sie daher wie Gewerbliche einstuft. Zum Kotzen! Ich will es hier nicht politisch werden lassen, deshalb halte ich es mal ganz allgemein: Der Gesetzgeber sollte eigentlich die Schwachen schützen und daher lebenswirkliche und simple Kriterien festlegen, ab wann jemand als "Kommerzieller" eingestuft wird (erst dann nämlich stellt sich die Frage danach, ob eine Gefallensäußerung/Review/Demo/Empfehlung evtl. Werbung sein könnte und welche u.U. sehr teuren Konsequenzen das im Fall von Abmahnungen ggfs. nach sich ziehen kann).
Also: Ich riskiere lieber ein paar versteckte Werbe-Reviews, weil ich mich für intellent genug halte, das zu merken, als nach weiteren Verschärfungen zu rufen, durch die 1 schlimmer Finger geschnappt wird und 100 z.B. game-begeisterte Kids in irgendwas reingezogen werden, was sie nicht so wirklich überblicken können. Und was die Newbies angeht, so würde ich ihnen dazu raten, ihren gesunden Menschenverstand einzuschalten, sich nicht nur ein Review, sondern mehrere anzusehen, kritische User-Kommentare (gibt's immer) zu beachten, sich von Review-Kanälen gleich mal mehrere Videos anzusehen, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Leute ticken, sich hier im Board anzumelden usw. usf. - sprich: ich würde ihnen Tipps geben, die das Ziel haben, sie zu gesund kritischen Konsumenten zu machen. Wills "pädogigischer" Ansatz hingegen ist, den Leute zu sagen, "ey, datt sind alles miese Schweine da draußen, die euch nur ficken wollen" - damit machst du niemanden kritisch, sondern lediglich paranoid. Und schlechter Stil ist's auch noch.