Kannst du - wie schon mal gefragt - ein bisschen was zu deinem Background preisgeben? Es ist sehr schwer, zu antworten, wenn man nicht weiß, mit wem man spricht..
Deine Frage ist keine Grundsatzfrage. Eine erfahrene Operndiva wird deine Frage anders meinen als eine Anfängerin, die sich allein ausprobiert.
Dazu kann ich leider nichts sagen, auch wenn es unhöflich scheint, jeder darf ja aus der Diskussion austreten
Wenn das Gehörte den/die Hörer überzeugt und berührt, wenn die in der Musik ausgedrückten Gefühle sich dem Podium mitteilten, dann darf man den Auftritt als gelungen bezeichnen. Besser geht es ohnehin nicht.
Wie der ausführende Künstler/die Künstlerin es bewerkstelligte, vor allem auch in Hinsicht auf den Ausdruck der emotionalen Aspekte, wird man schwerlich herausfinden, wenn man nicht die Gelegenheit hat, ein fast schon intimes Interview mit ihr/ihm führen zu können - und diese/r dann auch ehrlich antwortet. In dieser Hinsicht würde ich bei manchen ´offiziellen´ Interviews besonders von "Showgrößen" ein gewisses Misstrauen walten lassen, denn mancheine(r) aus diesem Kreis begibt sich auch und gerade in solchen Situationen in eine sehr bewusst kontrollierte Rolle, da er/sie ja bestrebt ist, in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild von sich aufrecht zu halten. (Mir fallen dazu spontan insbesondere manche Interviews von André Rieu ein, den ich als genau den Typ ansehe, der ein sehr bestimmtes und sorgfältig konstruiertes Bild von sich in der Öffentlichkeit präsent haben und halten will.)
Was ich dazu hier schrieb, sind eigene Erfahrungen zu dem Thema und Erfahrungen, die ich in Zusammenarbeit und im Austausch mir näher bekannter Kolleginnen und Kollegen gemacht habe.
Dazu kommen noch ganz intensiv die Vertiefungen, die ich im Zusammenhang mit der "Dispokinesis für Musiker" (begründet von G.O. van de Klashorst) zur Emotionalität bei Musikern gemacht habe und dem Wesen einer gut "disponierten" Form, vor allem auch als Künstler auf einer Bühne. Denn wie ich schon schrieb, kann ein problematischer Umgang mit seiner eigenen Emotionalität und der Anforderung, in seiner Berufsausübung als professioneller Musiker dem emotionalen Gehalt der aufgeführten Musik Ausdruck zu geben, zu einem kräftezehrenden, sozusagen "Kampf" ausarten, bei dem die Aufführung schließlich nicht gelingt und das Publikum möglicherweise unangenehm berührt. Oder eben "Gefühsduselei", die zwar ein bestimmtes Publikum durchaus anzusprechen vermag, der Musik selber aber Unrecht, wenn nicht sogar Gewalt antut. (Hier kommt mir die eine oder andere Aufführung des Pianisten Lang Lang in den Sinn, bei der er meiner Meinung nach die Musik nur als Vehikel benutzte, sich, sein Ego, seinen ´Genius´, bzw. eben seine persönliche Emotionalität darzustellen.)
Klar hab ich bei gewissen Showgrößen etwas Misstrauen.
Zum letzten Absatz: Mir würde nie in den Sinn kommen, meine eigene persönliche Emotionalität und mein Ego darzustellen. Meine größte Inspiration in der Musik IST das EGO-freihe Musizieren, die spirituelle Welt mit der materiellen Welt zu verbinden und eine Brücke für Schönheit zu schaffen.
Wie Michael Jackson, den ich als wahren Meister betrachte (Denk ich mal sehr verständlich warum), mal in einem Interview meinte:
"I’m committed to my art. I believe that all art has as its ultimate goal the union between the material and the spiritual, the human and the divine. And I believe that that is the very reason for the existence of art and what I do. I feel fortunate for being that instrument through which music flows. “
Klar merkst du in dem Moment ob und welches Gefühl DU hast, aber worauf @antipasti hinaus wollte ist: du kannst als Anfänger(in) kaum beurteilen ob diese so auch beim PUBLIKUM ankommt.
Nicht böse gemeint, aber du hast sehr wenig Ahnung von Psychologie, oder?
Wirklich? Und wie verifizierst du das?
Ich glaube dir schon, dass du als Empath die
transportierten Emotionen des Songs in dir spürst als ob es deine eigenen wären. Aber ob das die echten Gefühle des Sängers sind oder das perfekte Schauspiel eines Profi kannst du meiner Meinung nach nicht unterscheiden - und ganz gewiss nicht nachprüfen. Einfach nur zu postulieren "Ich bin Empath, ich kann das!" ist genauso gehaltvoll wie wenn ich sage "Nö, kannst du nicht!"
Vom Arzt bestätigte Hochsensibilität
"produzieren habe ich nicht geschrieben - es war von transportieren die Rede
"
Das war keine Frage zu deiner Antwort, sondern eine Antwort von mir, bei der lediglich das "vielleicht?" am Ende fehlte.
"Ich muss mich z.B nur auf Traurigkeit konzentrieren und schon spüre ich sie.
Wie passt dieser Satz jetzt zu deinem ersten Posting, bzw. zum Titel des Threads?
Ich dachte eigentlich bei dir ...
Zitat von maimai2894573289hf
Original zeigen
.... ist es allerdings so, dass meine Gefühle mich eher kontrollieren, anstatt dass ich SIE kontrolliere
Aber vielleicht hast du dich ja nur ...
Zitat von maimai2894573289hf
Original zeigen
... falsch ausgedrückt"
GENAU. Das ist ja mein Problem. Zwar kann ich gewisse Gefühle produzieren, allerdings ist es in dem Moment, während dem Singen schwer für mich, da ich dafür Ruhe, Konzentration und sowas wie eine kleine Meditation brauc
Transportieren. Produzieren ein Stück weit auch, aber eben nur ein Stück weit, sonst sind wir bei dem Thema, von den Gefühlen kontrolliert zu werden.
Bist Du eigentlich männlich oder weiblich?
Was tut das zur Sache?
Ein Stück weit. Ich halte es für ausgeschlossen, sich in die Körperhaltung des (Grund-)Gefühls zu begeben und dabei ein anderes Gefühl zu fühlen, Stichwort Embodiment. Ich nutze das auch ganz bewusst, wenn ich schlecht drauf bin (und gerade drandenke...) Natürlich nicht ganz, wobei Schizophrenie ja streng genommen kein eigenes Gefühl ist, sondern verschiedene Grundgefühle (Angst, Wut?) auslöst. Und auf die Grundgefühle kann man wieder zurückgreifen.
Unterschrieben. Ich finde es unfair, andere um Hörproben zu fragen und selber keine zu geben. Und da ich gerade keine online habe, werde ich mich zurückhalten.
DANKE. Ich dachte, den anderen wäre das auch klar
Und ok, dachte, es wäre nicht so schlimm mit den Hörproben.
Sorry
Ich würde gerne weitestgehend anonym bleiben
Vergessen wir das mit den Hörproben, bin dämlich
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ein, wie ich finde, ganz wesentlicher Aspekt wurde noch nicht explizit angesprochen, obwohl sich die Fragestellung dieses Threads natürlich um genau diesen Punkt dreht. Im Allgemeinen ist es doch die Musik selber, es sind die Töne, Themen, es ist die Komposition, das Arrangement, die Orchestrierung usw., die die Emotionen darstellen und transportieren. Je besser dem Komponisten das gelungen ist, desto mehr kann sich der Musiker darauf verlassen, dass er schon gelingen wird, diese Emotionen zu transportieren, wenn man "nur" die Töne "gut" und "richtig" raus bringt. Das gibt dem Ausführenden im besten Fall die Möglichkeit, hinter der Komposition zurück zu treten und nicht seine eigene Emotionalität in den Vordergrund zu stellen.
Der Ausführende ist daher im eigentlichen Sinne "Interpret", der diesen Noten Ausdruck verleiht. Im Grunde geht es also "nur" darum, diese Noten adäquat in Klang umzusetzen. In diesem "nur" steckt in Wirklichkeit eine ganze Welt, ebenso in den oben erwähnten Worten "gut" und "richtig", das ist mir klar, und man könnte darüber stundenlang, tagelang debattieren. Gerade große Interpreten haben sozusagen ihr ganzes Leben an diesem "nur", an dem "gut" und "richtig" gefeilt.
Es geht also auch darum, der Emotionalität der Töne/Melodien/Themen/Texte* usw. nachzuspüren und sie dann mit klanglichem Leben zu füllen. Dass man dazu ein möglichst breit gefächertes Repertoire an emotionalem Ausdruck parat bzw. erarbeitet haben sollte, ist klar.
Ein Beispiel für eine höchst emotionale Musik ist für mich R. Wagners "Isoldes Liebestod" aus der Oper "Tristan und Isolde", eine Musik, die mich beim Zuhören zutiefst berührt und ergreift. Das folgende Video hatte ich in einem anderen Thread schon mal geposted, aber es passt in diesem Zusammenhang auch sehr gut wie ich finde. Waltraud Meier ist für mich eine überragende Interpretin, die diesen Part auf eine zutiefst beeindruckende Weise meistert.
Es ist klar, dass es mit dem Singen sofort vorbei wäre, wenn sie sich von der Emotionalität dieser Musik überwältigen lassen würde und gar zu Weinen anfinge. Aber schon mit einem Kloß im Hals kann man nicht mehr gut singen, schon gar nicht einen auch physisch derart anspruchsvollen Part. Nein, da müssen alle Räume frei bleiben, alles muss möglichst bestens dipsoniert, verfügbar und kontrollierbar bleiben. Sonst ´krepiert´ die Sängerin buchstäblich selber an und in dieser Nummer. Und nicht zu vergessen, dieses Stück kommt erst gegen Ende einer ziemlich langen Oper in der die Sängerin der "Isolde" schon heftig gefordert wurde.
Für mich teilt sich in dieser Aufnahme die Emotionalität der Komposition überwältigend gut mit. Was Frau Meier in diesem Moment selber fühlte, wissen wir nicht, können wir nicht einmal ahnen. Womöglich fühlte sie mehr oder weniger gar nichts auf ihrer eigenen emotionalen Ebene, sondern begab sich zu 100 Prozent in die Töne und Melodien, und spürte und fühlte vor allem, ob sie körperlich gut kontrolliert und frei bleibt und ob sie ihre Kraft und Energie nicht vergeudet, sondern angemessen in den geforderten Klang umsetzt.
*)
Für Instrumentalisten gibt es normalerweise nur die Töne und keinen Text, was aber im Prinzip keinen Unterschied macht.
An sich ein sehr wertvoller Beitrag, danke. ABER. Wer entscheidet, welche Töne, Noten, Melodien welchen Emotionen entsprechen?
"Es geht also auch darum, der Emotionalität der Töne/Melodien/Themen/Texte* usw. nachzuspüren und sie dann mit klanglichem Leben zu füllen"
Soweit ICH weiß, ist sich die Wissenschaft immer noch nicht ganz sicher über dieses Thema. Früher meinte man, dass Menschen aus östlichen Ländern die gleichen Töne, Melodien, Rhythmen eventuell anders interpretieren und fühlen würden als z.B Menchen aus westlichen Ländern. Das soll aber doch nicht so sein. Egal in welchem Land man aufgewachsen ist, welche traditionelle Musik man in seinen Jahren als Kind durchgehend hörte, die Reaktion war von allen Beteiligten der vielen Studien IMMER die selbe. Also traurige Musik, wurde vom großteil als traurig eingestuft, genauso wie fröhliche usw. das fand ich sehr interessant.
Ich sollte allerdings noch etwas mehr darüber recherchieren.
Das ist zu wenig, um irgendetwas sicher sagen zu können :/
Obacht: So, wie ich es gelesen und verstanden hatte, es gibt ein Buch darüber, sagt Embodiment, dass man das Gefühl anhand der entsprechenden Körperhaltung bei sich selber erzeugt, genauso wie anders herum durch das Gefühl die entsprechende Körperhaltung erzeugt wird. Das wird gedeckt durch andere Äußerungen, die ich schon öfter von verschiedenen Seiten gehört habe, meistens, dass man lächeln soll, wenn man sich besser fühlen will, notfalls mit Hilfe von zwei Fingern, mit denen man die Mundwinkel nach oben schiebt. Ich weiß nicht, ob es Placebo-Wirkung oder reale Wirkung ist (ist da letztlich ein Unterschied?), aber bei mir funktioniert es.
DANKE, DANKE, DANKE!!!
Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass man sich automatisch besser fühlt, bzw. Hormone im Gehirn freigesetzt werden, WENN man einfach nur (Weiß nicht ob es 30 oder 60 Sekunden waren) lächelt. Egal, ob man fröhlich ist, irgendetwas wirklich lustig findet oder nicht.
Dazu von mir auch ein "Obacht!"
Sicher funktioniert Embodiment grundsätzlich, denn ebenso, wie die innere Gestimmtheit in der Regel (unbewusst) dazu führt, dass sich die zu dieser Gestimmtheit gehörende Haltung einstellt, so kann das Einnehmen einer bestimmten Haltung, die einer bestimmten inneren Gestimmtheit zugeordnet ist dazu führen, dass man die zu dieser Haltung und Gestimmtehit gehörenden Gefühle nachspüren und damit erfahren kann - zumindest ansatzweise.
Für Musiker hat das aber deutliche Grenzen, jedenfalls beim Musizieren. Zum Musizieren, noch deutlicher zum Singen, gehört unbedingt eine gute Spannkraft. Sowohl Unterspannung als auch Überspannung führt zu Blockaden und machen das Musizieren schwierig oder sogar unmöglich.
So nimmt z.B. ein trauernder Mensch typischerweise eine in sich gekehrte, mehr losgelassene, oft etwas hängende Haltung an mit einer gewissen Unterspannung, eine traurige Haltung eben. Noch viel heftiger manifestiert sich eine solche losgelassene und unterspannte Haltung bei einem depressiven Menschen im Zustand der Depression.
Embodiment könnte zwar helfen, durch das Einnehmen einer solchen Haltung den dahinter stehenden Gefühlen und dem dazu gehörenden "emotionalen Kostüm" näher zu kommen. Beim Musizieren würde sich aber das Einnehmen bzw. Abrufen solcher Haltungen unmittelbar nachteilig auf die Musikausübung auswirken. Jeder Sänger und jeder Sprecher weiß, dass man in einer losgelassenen Haltung sofort jede Resonanz und jede Kraft in der Stimme verliert (so klingt denn auch meist die Stimme eines tief trauernden so schwach und kraftlos). In so einer indisponierten Haltung zu Singen würde ganz schnell mit "Knödeln", Heiserkeit und fest werden quittiert.
Die Kunst ist eben, den Emotionen beim Musizieren auf eine Weise Ausdruck zu verleihen, ohne auch nur im Ansatz eine indisponierende Haltung einzunehmen, sondern unter allen Umständen die für die Ausübung seiner Arbeit notwendige Spannkraft zu bewahren. Wahrlich eine Kunst, bzw. zutiefst auch Handwerk, Können und unbedingter Teil einer guten Professionalität.
Aber selbst krächzende Stimmen, die sich so anhören, als würden sie gleich ersticken, können sich dennoch unfassbar schön anhören, solange in Harmonie gesungen.
Wer sagt, dass es unbedingt eine bestimmte Technik des Singens sein muss?
Vielleicht will jemand einen Song ohne jede starke Spannung, Haltung singen, um das extremste zu verdeutlichen?
->