Sind wir Gitarristen naiv?

  • Ersteller crazy-iwan
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Mir ist noch nie ein Fotograf untergekommen, der ein Vibtage Objektiv gesucht hätte, weil das einfach die authentischsten Verzeichnungen und Abbildungsfehler liefert...
Da gibt es auch viele, die noch analog arbeiten, weil sie es an vielen Stellen besser finden (was teilweise auch technisch nachvollziehbar ist für mich als Amateur).
Andere schleppen 2-3 Systemkameras rum und k ipsen dann mit dem Handy, weil der Instagrameffekt besserkommt.

Auch da gibt es die Sparte...
 
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Na gut, ihr habt mich überzeugt, also fast zumindest... ;)
 
Wir Gitarristen sind zum Großteil naiv sonst würde es den Markt mit utopischen Preisen (siehe Gibson in den letzten Jahren), den ganzen Relic-Kram (hätte vor 50 Jahren keine Dumpfbacke gekauft) und den Hype um MIJ aus den 70er und 80er nicht geben.

Versteht mich nicht falsch, jedem das Seine und manchmal ist es gut naiv zu sein.

Aber die Nachfrage regelt den Markt und der ist riesig und aufgeblasen. Ursächlich sind wir.
 
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Natürlich ist der Kunde die Ursache...wenn es keinen gibt der es kauft würde es auch nicht immer und immer wieder angeboten. Das ist aber in allen Bereichen so,nicht nur im Musikbereich.
Man darf ja auch nicht vergessen das die Gruppe der Gitarristen bzw. derer die sich dafür interessieren nicht gerade klein ist, je mehr potentielle Kunden um so größer das Angebot. Weil eben auch Nieschenprodukte noch ihrer Käufer finden.
Aber ich finde das hat nichts direkt mit Naivität zu tun...naiv wäre wenn man dem Glauben verfällt das man Teil XY braucht um besser spielen zu können oder zu klingen wie Hero XY..so als Beispiel.
In vielen Fällen wird doch gekauft weil es einem gefällt, obwohl man weiß das man dadurch nicht besser wird, oder weil man mit seinem derzeitigem Equipment nicht zu 100% zufrieden ist.

Und ich zumindest betrachte die ein oder andere Anschaffung auch wirklich ein wenig als Belohnung für mich selber. Dafür das ich am Ball bleibe auch wenn es mal keinen Spass macht, dafür das ich auf vieles andere verzichte und wichtigere Dinge Daheim erledige wo dann andere Hobbies zeitlich garnicht
mehr ausgeübt werden können. Aber so eine Gitarre oder ein kleines Pedal, davon hat man eine Weile was,das macht mir Spass und ich kann mal abschalten,das legt meine Frau nicht irgendwo anders hin (sie nennt es aufräumen),da fragt kein Chef warum man nicht an seinem freien Tag auf Arbeit kommt...in meiner Gitarrenecke kann mich die Welt einfach mal am Ar*** lecken. Und wenn es da was tollen gibt was mir gefällt und ins Budget passt warum nicht. :nix: Solange es mir Spass macht.

Wir geben wahrscheinlich fast alle mehr aus als eigentlich notwendig wäre....und auch da...na und? Ich kenne einen der hat 30 Oldtimer,und dann auch nur 3 unterschiedliche Modelle...warum nicht wenn er's kann.
 
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Das ist ja auch alles in Ordnung so.

Dennoch geben wir zuviel Geld aus für die angeblich noch authentischere Les Paul als die schon super authentische vom Jahr davor.
Das ist naiv. Glauben wir wirklich, dass die Gitarre von 2018 besser ist als die von 2017 , weil das Trussrod Cover authentischer ist?

Das ist Marketing und funktioniert nur, weil wir es glauben. Naiv wie wir Gitarristen sind.
 
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Ist doch bei den Kraftfahrzeugen auch nicht anders....und wird wirklich so oft jedes Jahr ne neue Gitarre gekauft von der man schon ein da stehen hat?
Ich lese ja recht viel hier im MB...meist erfüllen sich die Leute einfach einen Wunsch oder wollen nach der einfachen LP Studio eben was hochwertiges. Oder es gab da evtl. 2016 doch ein Fehlkauf...mal man das Autotune oder wie sich das nannte jetzt doch nicht mehr??
Vielleicht sucht man auch einfach einen "logischen" Grund warum man sich noch eine Gitarre kauft. Weil ein "die gefällt mir einfach" einen selber vielleicht manchmal nicht ausreicht.
Das ist Marketing und funktioniert nur, weil wir es glauben. Naiv wie wir Gitarristen sind.
Ist doch das gleiche wie Markenprodukte vs. Diskounterware. Selber Inhalt andere Verpackung....statt einfach mal den Kissenbezug zu waschen wird Febreze drauf gesprüht. Fertigessen ohne Konservierungsstoffe aber 3 Jahre haltbar usw.
Gitarristen sind genauso leichtgläubig wie alle anderen Menschen auch,nicht mehr und nicht weniger. Weil wir alle nur Menschen sind.

Warum haben manche Frauen mehr Schuhe im Regal als die die Ehemänner Socken in der Schublade?
 
Sagen wir es doch einfach positiv, wir haben uns unsere kindliche Begeisterungsfähigkeit und Freunde für neue alte Sachen bewahrt. Nur sind wir heute oft auch in der finanziellen Situation, uns die Objekte unserer Begierde zu leisten...
 
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Ich habe mir letztens neue Bare Knuckles für meine Ibanez bestellt. Nötig wären die auf keinen Fall gewesen da ich mit den serienmäßig verbauten auch leben kann.
Zudem der Preis, sie waren fast 70% teurer als die EMGs die ich mir letztes Jahr gekauft habe.
Und warum habe ich mir die Bare Knuckles geleistet? Ganz einfach, ich wollte sie haben. Ich fand den Sound einfach geil! Optisch hat mir das "Tyger"-Cover sehr zugesagt.

Bin ich jetzt naiv weil mir ein teures Pickup-Paar geleistet habe das ich nicht unbedingt brauche?

Zwar hätte der valvebucker als einzige Gitarre im Gig sicherlich seine Vorteile, ich kann mir trotzdem vorstellen dass doch einige dann eher auf das Topteil zurückgreifen. Und dennoch: Wenn jemand diesen valvebucker haben will und ihn sich leisten kann, dann soll er ihn sich holen. Ganz gleich ob er ihn nun braucht oder nicht. Mein Vater ist einer der sich nichts kauft das etwas mehr kostet wenn es nicht billiger geht (ja das Topteil ist nicht unbedingt billiger als der valvebucker) und sowas finde ich ein wenig traurig, da dann irgentwie der Spaß an der Sache verloren geht. Wir wollen doch alle darauf Stolz sein was wir haben und manchmal auch damit angeben. Das würde ich nicht als naiv bezeichnen.


Ich kann nicht sagen dass ich sonderlich auf traditionelle Röhren stehe. Ich kann einfach mit einem Marshall (um mal einen Namen zu nennen) nicht so viel anfangen. Dafür finde ich den Sound meines 5 Jahre alten Roland Cube 20 (Transistor Combo) an sich gar nicht schlecht. Klanglich bin ich auch eher von den heutigeren Bands angetan. Auch wenn ich mit den 80er Alben von Metallica und co aufgewachsen bin, hat sich mein Geschmack in der letzten Zeit ziemlich gewandelt. Trotzdem finde ich Gitarrenmodelle von damals wie z.B Flying-V oder Explorer sehr attraktiv
 
Wo ich naiv sein will, entscheide ich selbst, und dann macht’s ja nichts.

So ein Valvebucker oder echtes Vintage Zeug triggert mich mal so überhaupt nicht.
Moderne Boutique Amps, die das machen, was die alten Teile eigentlich sollten, dagegen schon.
Nichtsdestotrotz wird meine nächste Anschaffung wohl ein Helix Stomp sein.
Wechsel ich deshalb jetzt vom Analog- ins Digitallager???
Nö, keineswegs!
Mit einem guten Röhren Amp ausgerüstet, fühle ich mich auf der Bühne wohl und zuhause spiele ich und tweake mich nicht durch 500 Amp und Boxen Profile.
Wozu dann das Helix Stomp? Für die Hosentasche, im Urlaub, beim Unterricht,... geil, weil klein ein Gitarren Rig sein kann.

...und ja, trotz vorhandener Les Paul Studio, habe ich nochmal das Fünffache in ein CS Paula gesteckt. War das nötig? Nein!
War das sinnvoll? Liegt im Auge des Betrachters!
Hat das Spaß gemacht? Yesssss!
 
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Interessantes Thema...

Nicht, dass ich mir so ein Teil jetzt zulegen möchte, aber gut finde ich es trotzdem. Warum? Weil es (endlich) mal etwas anderes ist. Ob es jetzt gut oder schlecht ist, kann keiner sagen. Viele von denen die es kaufen, werden es mögen, andere nicht, ganz viele werden es gar nicht kaufen. Alles besser als zum 10ten mal die selben aufgewärmten Brötchen, nur in einer anderen Verpackung.

Mit Naivität hat das auch nichts zu tun finde ich, wie schon viele gesagt haben. Für die meisten ist es ein Hobby und da wird angeschafft was gefällt. Und wenn einem der Preis nicht weh tut und der Klang gefällt, wieso dann nicht? Ob es hinterher Sinn macht, das kann nur jeder selbst für sich entscheiden. Ich habe mir letztens ein neues Gitarrenkabel gekauft, obwohl ich genug hätte, einfach um zu sehen ob es einen Unterschied macht, ob das Kabel hochwertig ist oder "billig". Gebraucht hätte ich es sicher nicht, aber jetzt hab ich meine Antwort und ein gutes Kabel ;)

Und ja, es gibt recht viele Fotografen, die auf alte Objektive schwören. Nicht umsonst gibt es diverse Bajonettadapter la masse die meng. Man munkelt die Qualität war früher deutlich besser und der neumoderne Schnickschnack stört mehr als er hilft.. Selbe Diskussionen wie hier, nur mit anderen Begriffen ;)

In jedem Hobby gibt es Sinn und Unsinn zu finden, aber es ist das, was uns glücklich macht und das allein zählt.
 
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Sind wir wirklich so naiv, dass die Begriffe "Röhre" und "Vintage"

Ja und nein.
Es gibt gewisse (Hardware-) Fakten, warum das damalige Gear eigen oder meinetwegen auch einzigartig klang (ohne das jetzt als die Krone der klanglichen Schöpfung verstanden wissen zu wollen.) Einer unserer Boardmember hat Vintage-Kupferdraht massenspektrographisch untersuchen lassen, ein anderer deutscher Hersteller hat jetzt erst konstatiert, dass die Magneten damals andere waren als heute, usw. usw. Wenn einer genau diesen Sound sucht, bitte sehr; kein Problem damit.

Richtig ist aber auch:
Nur das allerwenigste Gear war damals gut!
Nur recht wenig Gear ist es heute!

Damals wusste man vielleicht vieles (noch) nicht, wie man eine gute Gitte oder einen guten Amp baut.
Heute aber frisst das Profitmaximierungsprinzip die Qualität mal mehr, mal weniger sichtbar weg.
Heutiges Gear einiger Hersteller kommt mir inzwischen vor, wie manche Produkte der Lebensmittelkonzerne, die zwar perfekt auf Optik getrimmt sind, aber in denen alles erwartbar Echte und Natürliche durch billige Austauschstoffe substituiert wurde.

Keine Sorge, ich verstehe auch die Argumente derer, die da sagen, wir lebten heute in einem Gearheaven, noch nie war die Auswahl so groß, noch nie brauchbare Gitten so günstig. Verstehen bedeutet aber noch nicht anschliessen. Mich lässt das meiste, was man heute so hat, sehr kalt. Manchmal, und das ist natürlich auch subjektiv, kommt es mir so vor, als führte die riesige Auswahl und die damit verbundenen uferlosen Soundmöglichkeiten zu einer seltsamen Beliebigkeit und zur getriggerten Unfähigkeit, klanglich Spreu und Weizen zu trennen.

Was unsere Zunft zudem leider immer noch begleitet ist pseudokompetentes Gear-Geschwätz, Gearbesitz-Protzverhalten, Marken-Herdentrieb, der sehnliche Wunsch mit Gear seine Jugend zu konservieren, zudem auch eine gewisse unstillbare Gear-Völlerei verbunden mit dem Unvermögen das Potential des Geräts zu wecken, und immer wieder und immer fort Marketing-Geschwurbel seitens der Hersteller rauf und runter, deren Jargon imho manchmal Ähnlichkeit mit dem Anfix-Geschwätz von Drogendealern hat.

Wie anders ist es zu erklären, dass die Meisten eine mängelbehaftete Gitte für den Gegenwert von 12 oder mehr Kilo reinen Silbers kauft, die einem ein gelernter Gitarrenbauer für die Hälfte in perfekter Verarbeitung liefert?

Außerdem bin ich mir nicht sicher, in wie weit der bequeme Rückgriff auf das Heilige Vintage-Kalb (die Kunden wollen das) nicht die gesamte Entwicklung der Gitarre (als System) hemmt. Zugegeben, die Evertune und die Nutube sind trotz des Vintagehypes erfunden worden, aber wie wäre wohl der Stand der Technik, wäre die Markmacht der progressiv denkenden Kundschaft ungleich größer?

Gitarristen sind also nicht weniger naiv als Leute, die sich 20USD-Anzüge (Herstellungskosten) mit Boutiquelabel-XY-Aufnäher für 1000 Euro kaufen, oder 3 USD Parfüm-Ingredienzien für 80 Euro und damit eben doch saudumm oder sagen wir: Im Konsumverhalten weitestgehend fremdbestimmt.

Ach, Moment, wir sind gar nicht in der Luxusgüterbranche, oder?
Doch!
 
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Naja, Amps / Topteile / Boxen / Pedale sind einfach "sexy". Modeller sehen aus wie Zahnarztgeräte, Computer oder Keyboards - ganz unabhängig vom Klang. Sie sehen nach nix Besonderem aus, könnte jedes x-beliebige Elektrogerät für den Haushalt sein.


Im Übrigen hat altes Zeug auch im Keyboard Bereich eine gewisse Aura, einen Charme.

Schau dir einen Yamaha DX7 gegenüber einem Roland Juno 106 an ( und der hatte schon Midi, Frevel ;-) ).
Der DX7 ist kalt, steril ... optisch - klanglich sowieso, aber selbst dessen Sounds sind inzwischen ikonisch und retro.
Der Juno 106 hingegen ist bunt, hat Taster, Fader usw. ... macht einfach Spaß, ist intuitiv zu bedienen. Letzteres hat er mit Amp und Pedalen gemeinsam.
 
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Es ist mit Aufkommen der E-Gitarre halt so, dass man (vermeintlich) technisch was optimieren kann, um (vermeintlich) besser zu klingen, zu werden, zu sein.

Andere Pickups! Besserer Hals! Neues Bundmaterial! Andere PU-Verschaltung! Tone Caps! Kabel! Lack! Alles kann man neu machen, anders machen, einstellen, kombinieren, sortieren.

Versucht das mal, einem Pianisten zu erklären. Der murmelt dann was von Steinway/Bösendorfer/Yamaha... und Ende. Oder auch Trompeter, Akkordeon-Spieler. Oder selbst Akustik-Gitarristen. Da gibt es eine gewisse Hierarchie von Herstellern, Preis-Leistung, und einen Vorrang von rein mechanischer Perfektion und Klangeigenschaften, und die Erkenntnis, das man halt ÜBEN und SPIELEN und LERNEN muss, wenn man besser und einzigartig und toll sein will ... und nicht schrauben und löten und kaufen.
 
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Ich denke, teilweise ist der geneigte Gitarrist schon etwas naiv, auch wenn er im tiefsten Inneren vielleicht weiß, dass der/die/das nächste Pickup/Verstärker/Gitarre/Effektgerät gar nicht mal so viel besser klingen kann als das, was er jetzt hat und er dadurch auch nicht unbedingt besser spielt. Aber man will halt haben. Verstehe ich. Ich bin auch in der finanziellen Lage, mir was zu kaufen, wenn ich Bock hab. Andere brauchen halt das neueste BMW-Modell. Jedem das seine.

Natürlich macht es in gewissen Grenzen schon Sinn, wenn man sich das passende Equipment sucht, und das ist wohl oft auch mit trial & error verbunden, aber irgendwann hat man ein Level erreicht, wo jede weitere Verbesserung eher im Bereich "Voodoo" liegt. Aber die meisten dürften das kennen, ich kaufe was neues, teures und das klingt auf jeden Fall "besser", auch wenn "besser" vielleicht eher nur "anders" ist :)

Absurd wird es für mich persönlich halt immer bei diesen Vergleichen a la "klingt wie Gitarre xy von 1957 mit irgendwelchen im Mondschein gepflückten Vintage-Kondensatoren, dazu muß man aber nochmal 3000 Euro in den Original Pickguard etc. investieren".
Ich bin persönlich ziemlich stark der Meinung, dass bei richtigen Blindtests der ganze Vintage-Wahn sehr schnell in sich zusammenfallen würde, ganz abgesehen davon, dass man hier manchmal Soundidealen nachjagt, die vielleicht auch nicht besser sind als das, was es Heute so gibt. Glücklicherweise bin ich soundtechnisch eher modern eingestellt und zumindest da nicht allzu empfänglich. Es gibt schon einen Grund, warum gerade so viel 80er-Jahre-Retro existiert, man erinnert sich halt gerne nur an das Gute von damals bzw. verklärt vieles.


Gerade der Markt für Gitarristen ist schon seeehr überfüllt, völlig egal, mit was, aber das scheint hier irgendwie ein eigenes Völkchen im Vergleich zu anderen Musikern zu sein. Meine persönliche Meinung ist sowieso, dass gerade Hobbymukker eher alles mögliche in Massen kaufen (trifft auch irgendwie auf mich zu), während der normale Profimusiker (Millionäre mal ausgenommen) das nimmt, was funktioniert, gerade da ist und nicht so teuer ist, weil die damit tatsächlich Geld verdienen müssen und nicht nur als Hobby rumklimpern.

Aber letztendlich ist es doch schön, dass man mittlerweile eine riesige Auswahl hat, wo wirklich jeder etwas finden sollte. Ich glaube, es war Lemmy, der mal gesagt hat, der größte Unterschied zu "damals" ist das Equipment, er wußte nicht, wie sie mit dem damaligen Schrott so einen Lärm veranstalten konnten :)

Das waren meine wild zusammengetippten 2 Cent ^^
 
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Die Überschrift ist falsch. Das sollte heißen "Sind wir E-Gitarristen......" ..... :D
 
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Es geht hier ja eben um die Diskrepanz zwischen dem, was wir wirklich wollen/benötigen und was uns gesagt wird, was wir wollen sollen.

Da lebte ich tatsächlich bis zur 11 Klasse auf dem Gymnasium (wir hatten da eine Unterrichtseinheit "Werbung" in Kunst...) in einer gewissen Naivität und war tatsächlich der Meinung, dass Werbung für mich in erster Linie "Verbraucher Information" sei. Das ist aber natürlich mitnichten so! Werbung hat den Zweck, Bedürfnisse zu wecken! Das zu wissen, ist denke ich unheimlich wichtig. In dem Moment sollte man anfangen zu reflektieren, woher die eigenen Wünsche und Bedürfnisse eigentlich wirklich kommen.
Jetzt bin ich aber auch nicht der Mensch, der Bock auf Paraneuer und ständige Verfolgungstheorien hat. Wenn also aufgrund von Werbung mir ein Image/Lebensgefühl/was weis ich... mitverkauft wird, dann kann ich damit mal gut leben, aber wenn das zu affig ist, dann eben auch nicht.
 
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Wenn es jemand schaffen würde, komplett brumm- und rauschfreie Pickups herzustellen, die sich genauso verhalten und anhören wie herkömmliche ... das wäre mal eine Nachricht, wo ich wirklich aufhorchen würde (und vermutlich auch die Hersteller von Noise-Gates ;)). Aber 'ne Röhre im Pickup sehe ich eher als Kuriosität, die wohl niemand wirklich braucht.

Was die Frage angeht, wie "naiv" bzw. vintage-gläubig Gitarristen sind: Eine allgemeine Einschätzung dürfte da sehr schwierig sein. Aber gewisse konservative Tendenzen dürfte es wohl tatsächlich geben; was etwa "klassische" Typen von Gitarren angeht, die Bevorzugung bestimmter "klassischer" Röhren-Amps (oder Analog-Technik insgesamt) usw. Aber man darf dabei, glaube ich, auch nicht vergessen, dass es im Gitarrensektor eine starke Weitergabe dieser Traditionen gibt. Die älteren von uns sind in den 1960ern bis 1980ern damit aufgewachsen, dass ihre Idole eben genau dieses "klassische" Equipment gespielt haben, und möglicherweise sind viele davon überzeugt, dass es nur diesen einen Weg gibt, "richtig" Gitarre zu spielen. Und diese Meinungen und Ansichten werden halt ganz selbstverständlich an Jüngere weiter gebgeben, die das dann übernehmen.

Gleichzeitig aber war in den letzten Jahren kein Bereich in der Gitarrenentwicklung derart lebendig und aufregend wie der digitale und wir haben eine ganze Generation von jungen Gitarristen, die ganz selbstverständlich mit Modelling-Geräten aufwachsen. Also? Vielleicht brauchen wir noch 20 oder 30 Jahre, bis wir diese Frage besser beantworten können.

Man erinnere sich dabei an Tonträger. Bei der CD blieb der Markt stehen (SACD hat sich nie durchgesetzt) und ging dann sogar noch in eine ganz andere Richtung, einfach weil MP3s u.a. digitale Formate portabler und platzsparender sind. Und genauso wie manche Gitarristen schwören, dass alles unterhalb Röhre völlig inakzeptabel ist, gibt es Hi-Fi-Freunde, die das gleiche über Schallplatten und SACD sagen und behaupten, MP3 könne keinen gehobenen Ansprüchen genügen. Ich will das Thema MP3 vs. CD/LP jetzt nicht vertiefen, sondern lediglich sagen: Es gibt einen Punkt, da können "die Alten" oder die sich für besonders anspruchsvoll oder professionell Haltenden reden was sie wollen - irgendwann hört ihnen keiner mehr zu, und sie werden als Exoten bzw. Mitglieder einer etwas abgehobenen Minderheit betrachtet, deren Vorstellungen die meisten einfach nicht mehr interessieren.

Für mich ganz persönlich kann ich sagen, dass irgendwelches "vintage" Zeug mir den Mund nicht wässrig macht. Meine (bescheidenen) Wünsche für Equipment zielen durchaus auf Dinge, die ganz aktuell gefertigt werden und erhältlich sind. Ganz nüchtern betrachtet: Das Teil meiner Klangkette, bei dem sich die Optimierung am meisten lohnt, bin ich selbst. :redface:
 
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Was die Frage angeht, wie "naiv" bzw. vintage-gläubig Gitarristen sind: Eine allgemeine Einschätzung dürfte da sehr schwierig sein. Aber gewisse konservative Tendenzen dürfte es wohl tatsächlich geben; was etwa "klassische" Typen von Gitarren angeht, die Bevorzugung bestimmter "klassischer" Röhren-Amps

nun ja ... man hat ja aus den Anfangstagen und dann vielleicht noch später in den 80ern mit HighGain Amps alles was man braucht. Damit klingt es genau so wie es soll.
Wenn etwas genau das macht was es soll ... habe ich keine Notwendigkeit etwas zu ändern.

Ja, es gab schon Neuerungen, weil Anforderungen sich ändern.... Midi, programmierbar, 24 Bünde, schlanke Hälse etc.

Aber im Grunde genommen ist seit Jahrzehnten alles da.

Tatsächlich nehmen viele Endorser im Studio trotzdem ihre alten Klamotten.
Auf Tour ist dann Pragmatismus angesagt, da kann man eben nicht alles mitnehmen, was man im Studio stehen hatte - vom Risiko und der Unzuverlässigkeit bei hartem Toureinsatz mal ganz abgesehen. Da sind dann Modeller auch wieder ein Thema.

Im Grunde gibt es eben schon alles was man braucht - und das sehr lange.
 
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Bei einem Hobby, und in diesem Sinne geht es in diesem Thread ja wohl auch um die Gitarristen, ist in der Regel nicht die Notwendigkeit einer Anschaffung, sondern der Spaß an der Freude der auslösende Faktor.
Wir machen das nur für uns!

E-Gitarristen sind dabei sicher kaum naiver als andere Hobbyisten.
Zum Beispiel gibt es im HiFi/Audio-Bereich auch die Röhren-Puristen und Kabel-Fetischisten, die dem absoluten Klang-Optimum permanent hinterherlaufen. Irgendwann stellt sich aber meist auch im Hobbybereich eine gewisse "Qualitäts-Sättigung" beim Equipment ein, welche die Wunschliste sehr klein werden läßt.

Aber ich denke auch nicht, daß nur bevorzugt die (E-)Gitarristen aufgrund von Marketing-Rummel nun auf Teufel komm raus jedes neue Gimmick kaufen und Influencern auf den Leim gehen. Wir wissen in der Regel schon recht genau, was und warum wir etwas haben möchten. Und ob etwas Sinn macht, nur weil "Röhre" drin ist, oder drauf steht. Vielleicht baut ja demnächst noch eine Firma Röhren in Gitarren-Kabel ein und versucht die als "Aktiv-Kabel" in den Röhren-Himmel zu loben.
Auch wenn Firmen immer wieder Neues, Pseudo-Innovationen, oder Altes neu verpackt auf den Markt bringen, langfristig durchsetzen wird sich nur, was wirklich etwas taugt! Und das tut es auch bei Innovationen wie z.B. den Modeling-Amps wie Kemper/Axe-Fx. Ich sehe da keine generelle Abwehrhaltung der Gitarristen gegenüber neuem/modernen Equipment. Die Nutzung von Amp-Modeling nimmt meiner Empfindung nach auch im professionellen Musiker-Bereich zu, weil es mit einem Helix/Kemper/Axe-Fx oder auch Amp1 (kein Modeler!) schlicht viel einfacher ist hinsichtlich Gewicht und Größe, Anfälligkeit des Equipments und Reproduzierbarkeit eines Signature-Sounds in unterschiedlichen Locations und PA-Umgebungen. Und das ohne wirklich hörbare Einbußen für den Zuhörer/Konzertbesucher. Als Beispiel mal nur hier dieses Youtube-Video zum JVM/Amp1.
Die Vorliebe der Hobbyisten zur Röhre liegt eben in der Tradition begründet, daß fast alles der "klassischen" Rock-Musik über Röhren-Amps gespielt worden ist.

Im Gegensatz zum Hobbybereich laufen im eigentlichen Musikgeschäft schon länger die Dinge ganz in die andere Richtung. MP3, Streaming, Datenreduktion. Da hört kein Mensch mehr Feinheiten heraus, ob der Sound aus Röhren-Equipment oder aus dem PC/Mac kommt. Das spielt bei Mainstream-Musik wahrscheinlich auch keine Rolle. Und es hat wahrscheinlich auch den Durchschnitts-Hörer der 60er Jahre bis heute nicht interessiert, wie der Sound zustande kam/kommt. Hauptsache, es klang/klingt gut. Und auch auf heutigen Konzerten hört doch keiner der Besucher wirklich, ob der Gitarren-Sound aus dem Marshall-Stack, einem Fender oder einem Kemper kommt.

Persönlich fasziniert mich die Röhren-Technologie auch. Aber ich spiele beides, Röhren-Amps und Modeler, als Hobby, nur für mich. :D
 
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