In Gänze nachvollziehen kann ich Deine pseudo-post-kommunistische Kapitalismuskritik aber auch nicht ...
Das klingt ja fies. Leider muss ich dich bitten den Worthaufen aufzuschlüsseln, denn in Gänze nachvollziehen kann ich ihn nicht
Kunst kann gleich Kommerz sein, warum soll sich das ausschließen? Man kann Kunst machen und kommerziell unterwegs sein, da gibt es keinen Widerspruch. Banksy.
Dann würde mich interessieren was dein Verständnis von Kunst ist. Für mein Verständnis muss ein Kunstwerk in erster Linie aus höheren Beweggründen geboren werden. Dieses Verständnis is eh schon haarsträubend schwammig und offen.
Aber sobald niedere Beweggründe wie zum Beispiel monetäre Selbstbereicherung im Vordergrund stehen, ist das Werk für mich hauptsächlich ein, für den Verkauf vorgesehenes, Produkt oder eine Dienstleistung.
Banksys Kunst ist (oder war) übrigens (u.a.) die Subversion von Kommerz, nicht der Kommerz selbst. Ich glaube da missverstehst du sein Werk ein bisschen. Wie glaubhaft das subversive Element bei ihm noch ist, ist ein anderes Thema.
Viele der großen sogenannten Pop-Künstler mögen ihr Werk anfangs als Subversion verstanden haben. Aus heutiger Sicht kann ich bei Warhol aber weniger Kommerzsubversion als Kommerzrechtfertigung sehen. Jeff Koons, Damien Hirst o.ä. sind nach meinem Verständnis auch in erster Linie Designer, Prestige-Produzenten und Marketing-Profis.
Die Leute die sich auf so schmissige Parolen wie "Jeder Mensch ist ein Künstler" berufen, möchte ich auffordern sich in einer ruhigen Minute zu fragen, welche Überlegungen dieser Behauptung zu Grunde liegen könnten.
Mal abgesehen davon, dass Beuys (von dem diese Parole stammt) sowieso eine zwielichtige Gestalt ist, habe ich den starken Eindruck, dass er damit in erster Linie den Kunstbegriff um Ausdrucksformen erweitern und zu einem gewissen Grad deinstitutionalisieren wollte. Seine Botschaft hier war sicherlich nicht: "Ja, Kohle geht vor. Is schon cool so." Ganz im Gegenteil, offenbar wollte er ja, dass die Leute große Bedeutung und Sinn in der kleinsten Tätigkeit finden und mit dieser Erkenntnis bei jeder Tätigkeit nach Höherem streben. Also nicht nach einem höheren Kontostand, sondern nach einem besseren Zusammenleben. Genau das könnte die "soziale Plastik" sein von der Beuys sprach.
Ich bin kein großer Beuys-Fan. Aber ich finde es zynisch seine Ideen auf eine Parole zu verkürzen um Kommerz rechtzufertigen. Das trifft den Kern seiner Aussage bestimmt nicht.
Ein großes Dilemma der Postmoderne ist ihre Vereinnahmung durch den Kommerz. Denn die konstruktivistische Sicht der Postmoderne kann auch kinderleicht missbraucht werden und zur Rechtfertigung gesellschaftsschädlicher Systeme und Verhaltensformen verdreht werden.
Es kann auch zur kompletten Auflösung von Begriffen kommen. Wenn man "grün" dekonstruiert und seine Bedeutung im Sprachgebrauch auf alles ausweitet, ist das Wort "grün" als Beschreibung völlig nutzlos geworden. Wenn wirklich alles "Kunst" ist, hat man Kunstverständnis erfolgreich aufgelöst.
Im Lichte dieser Überlegungen kann ich die Frage, ob das Werk von HF als Kunst zu bezeichnen ist, für mich ganz klar beantworten mit: Nein.
Es gibt auch Musiker, deren Musik ich mag, die heute aber nur noch ein kommerzieller Schatten ihrer selbst sind oder schon immer vordergründig kommerziell waren. Vor allem im Metal wird ein solches Dienstleisterverhalten von den meisten Beteiligten sanktioniert. Ich sag auch nicht, dass jedes Kommerzwerk kacke ist. Mit Blick in mein Plattenregal wäre so eine Behauptung auch nicht zu halten. Aber ich weigere mich Kommerz Kunst zu nennen.
Ja, eine Nageldesignerin kann ihre Tätigkeit künstlerisch ausüben. Und ja, eine Person, die vom Feuilleton "Künstler" genannt wird, kann ein bloßer Dienstleister sein. Ja, jemand der nicht weiß wo bei ner Gitarre oben oder unten ist, kann mit ihr Musik- oder zumindest Klangkunst schaffen.
Noch einmal: Kunsthandwerk ist nicht gleich Kunst. Und Kunst bedarf keiner kunsthandwerklichen Meisterschaft (auch wenn sie dadurch natürlich oft an Qualität gewinnen würde).