Noch ein paar Anmerkungen, die meiner Meinung nach essentiell sind und zum Nachdenken anregen sollten:
Watt = Leistung
Phon/Dezibel = Lautstärke
Das ist so nicht richtig:
Phon ist der
Lautstärkepegel (logarithmisch), analog zur
Lautheit in
Sone (linear).
Dezibel oder in diesem Fall
dB SPL ist der
Schalldruckpegel, eine physikalische Größe, die nur die Druckschwankung in der Luft beschreibt.
Der Wirkungsweg ist
Leistung => Schalldruck(pegel) => Lautheit(Lautstärkepegel)
Man kann das Verhältnis zweier Leistungen in dB angeben. Beispielsweise sind 100 W 3dB mehr als 50 W, also gilt da:
a = 10 * log10 (P / P0) = 10* log10 (100 W / 50 W) = 10* log10(2) = 10*0,301 = 3,01 dB
Analog geht das mit Schalldruckpegeln abhängig von der Leistung, also z.B bei einem Lautsprecher mit 100 dB SPL @ (1W, 1m) und 100 W eingehender Leistung:
SPL = SPL0 + 10 * log10 (P / P0) = 100 dB SPL + 10 * log10 (100 W / 1W) = 100 dB SPL + 10 * log10(100) = 120 dB SPL.
Und das alleine ist schon eine fragwürdige Betrachtung, weil der Lautsprecher irgendwann zu sättigen beginnt (wird nichtlinear, zudem Power compression durch thermische Effekte), er anderseits aber Obertöne und Mischprodukte erzeugt, die das Spektrum verändern und dann abhängig vom jeweiligen Spektrum für den Menschen unterschiedlich laut wirken.
Das ist dann aber der Übergang von dB SPL zu Phon. Diesen Übergang mathematisch zu beschreiben ist nicht so einfach und es ist besser, sich die passenden Kurven anzuschauen (siehe auch Fletcher-Munson
https://en.wikipedia.org/wiki/Fletcher–Munson_curves):
https://de.wikipedia.org/wiki/Phon_(Einheit)
Passender Weise liegt das Präsenzpoti bei den üblichen Gitarrenverstärkern irgendwo da zwischen 2 kHz und 5 kHz...
Ferner möchte ich noch auf diesen Beitrag hier eingehen (alle nicht kommentierten Punkte kann ich nur mit "jep" bestätigen
)
- echte Leistungsangaben beziehen sich auf x% Klirrfaktor bei der Leistung. Dabei wird nicht gesagt, ob die Verstärker diese Leistung überhaupt erreichen, oder ggf sogar weit übertreffen
- Röhren clippen softer als Transistoramps, deswegen klingen die nicht so kacke wenn man über die x% Klirrfaktor rüber geht
- Sättigung wird hier gern ins Spiel gebracht, auch ein viel genutzter Begriff, der unabhängig von der eigentlichen Leistung eintreffen kann
Zur Leistungangabe:
Es gibt eigentlich Normen für diese Angaben bzw eine ernstzunehmende Firma würde zumindest die Frequenz und den Klirrfaktor dazuschreiben. Natürlich kann jetzt aber die Zielgruppe mit diesen Angaben nichts anfangen und deswegen lässt man sie einfach weg (sind ja eh alle zu doof, die zu verstehen) und schreibt irgendwas absolut aus der Luft gegriffenes hin...
Das führt zu absurden Vergleichen, wo zwei 100 W Verstärker verglichen werden, von denen einer eben 50 W Ausgangsleistung bringt und einer 150 W - mit verschiedenem Klirrspektrum usw und dann heißt es der eine ist lauter als der andere und das wird dann an Zahlen festgemacht, die genauso gut Teil des Typennamens sein könnte, weil sie keinerlei physikalisch-messtechnische Basis haben.
Röhren clippen weicher (softer...wtf):
Das habe ich im Schrottophon-Thread ausreichend widerlegt. Das ist eine Frage der Schaltungsauslegung und kann auch mit Transistorverstärkern erreicht werden. Zudem widerspricht es der Argumentation, dass Röhrenverstärker lauter sind, denn härteres Clipping bedeutet mehr Obertöne in einem Frequenzbereich, in dem das Ohr empfindlich ist und daher den Klang als lauter wahrnimmt.
Sättigung:
Die gibt es auch noch in vielen Varianten und abhängig davon, wie dynamisch diese daherkommt ("Attack-Zeit", Dämpfung...) kann der Höreindruck grob unterschiedlich ausfallen.
Der Unterschied zwischen Röhre und Transistoren liegt darin, dass die meisten Röhrenamps, oder besser gesagt, vor allem die nach klassischerer Bauart á la Plexi und Co. voll aufgerissen eher zwischen 150 und 200 Watt raushauen. Und das auch wirklich nach dem Trafo!
Die haben aufgerissen maximal die Sinusleistung multipliziert mit Wurzel(2), also 1,41... . In der Praxis ist das weniger, da die Betriebsspannung einbricht.
Da diese Verstärker aber unverzerrt (sagen wir mal 10% Klirrfaktor...) ca. 120 W liefern, kommt man da auf die von dir genannten Leistungen von so 150..170 W.
Wenn zudem noch perkussiv gespielt wird, dann ist beim Anschlag das Netzteil noch "voll" und kann auch höhere Spitzenleistungen liefern.
Der Unterschied zwischen 100 und 200 watt sind aber lautstärketechnisch garnicht so viel. (3dB)
Wie gesagt: Man muss da aufpassen. Es ist 3 dB mehr Leistung, aber nicht zwingend 3 dB mehr Schalldruckpegel und die gehörte Lautstärke ist wieder eine ganz andere Geschichte.
ich weiß gar nicht ob man das messtechnisch überhaupt nachweisen könnte, und meist werden doch eh nur Äpfel mit Birnen verglichen
Das kann man alles nachweisen, nur ist es eben Aufwand... und am Ende kauft man den Verstärker nicht mit Messgeräten sondern mit den Ohren