Vorurteile ablegen -> Roswells kaufen -> Testen -> Voodoowelt einstürzen sehen -> im Board darüber berichten!
Ich weiß was du meinst und ich finde auch, dass viel Brimborium um eigentlich stark überteuerte Teile gemacht wird, aber jeder wie er will.
Die Materialien für Tonabnehmer sind doch recht günstig. Meiner Meinung gibt es nichts was 300€ und mehr für ein Set Tonabnehmer rechtfertigen kann.
Tja, so habe ich damals auch darueber gedacht und mir lustig GFS Pickups gekauft.
Jetzt, nach einigen Jahren im Pickup-Business muss ich sagen, dass man das nicht so pauschal sagen kann. Denn der Kunde hat ja meistens keine Ahnung, was alles alleine in die Entwicklung eines Pickups fliesst.
Nur mal als Beispiel: Fuer mein
Vintage Inspired Pickups LOVERS Set habe ich massenspektrometrische Analysen von vintage Magneten und AWG 42 plain enamel Kupferdraht aus den 50ern anfertigen lassen. Die entsprechenden genauen (!) Nachbildungen lasse ich ganz speziell fuer mich in kleinen Stueckzahlen (jedenfalls fuer die Hersteller) entweder in Deutschland oder den USA herstellen. Das ist - man verzeihe den Ausdruck - schweineteuer, aber absolut wichtig. Die Pole-Schrauben und -Slugs sind spezielle Anfertigungen mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Alle Materialien (bis zur kleinen Messing-Schraube) sind entweder in Deutschland oder den USA hergestellt. Dann habe ich meine eigenen Gussformen fuer die Butyrate Spulenkoerper nach einem 3D Scan alter Gibson PAF Bobbins herstellen lassen (das alleine hat einen gebrauchten Kleinwagen gekostet). Dazu kommen Kappen (fuer die LOVERS), die ebenfalls speziell fuer mich in den USA nach dem 3D Scan eines PAF-Covers hergestellt werden.
So, und da sind noch nicht mal die ~ 2 Stunden Arbeit mit eingerechnet, die es dauert, ein Humbuckerset perfekt zu wickeln, zusammenzubauen, zu bekappen, etc. Ganz zu schweigen von den Kosten, die wegen des fluessigen Stickstoffs fuer das Cryo-Tuning anfallen (Anschaffung, Lagerung, etc.)
Die Jungs (und Maedels) im fernen Osten verwenden ausschliesslich Material aus China (und zwar wird da genommen, was geliefert wird), verwenden (im besten Fall) computergesteuerte Wickelmaschinen, die x Pickups gleichzeitig wickeln, und ertraenken alle Pickups in Wachs, damit die losen Wicklungen nicht allzu mikrophonisch wirken. Damit will ich nicht sagen, dass diese Pickups unbedingt schlecht sein muessen - denn es handelt sich ja nicht wirklich um Quantenphysik, und fast jeder kann ein bisschen Draht aufwickeln, ein Magnet dran halten und somit einen Pickup bauen.
Ich glaube, was ich sagen will ist, dass 200 Euro fuer ein Pickup-Set von einem Boutique-Hersteller wirklich nicht zu viel sind. Klar, ob man jetzt wirklich 800 Euro fuer einen Satz Tom Holmes raushauen muss, weiss ich nicht (auch wenn Tom alle (!) Bauteile seiner Pickups - mit Ausnahme des Drahtes - selbst herstellt!). Ob man als Player das alles wirklich braucht? Ich fuer mich denke absolut ja. Denn ein guter Pickup regt - jedenfalls mich - zum besseren Spielen an.
Wäre mal interessant von jemand etwas dazu zu hören, der schon selbst PUs gewickelt hat, ob es möglich ist bei gutem Material einen PU für 20€ zu bauen oder ob man Abstriche machen muss.
Fuer ein kleines Unternehmen? Nein, absolut unmoeglich. In Massenfertigung in China mit billigst Arbeitskraeften? Theoretisch schon. Die Frage ist dann nur, ob es auch ein "guter" Pickup ist.