Die Band ist halt nicht mehr der einzige Weg zum Musik machen und Songs aufnehmen und erfolgreich werden.
Ich bin ja grosser Fan des "Song Exploder" Podcasts (
http://songexploder.net/), in dem durchaus erfolgreiche bis internationale "Stars" ihre Songs auseinandernehmen, die Entstehungsgeschichte erzählen, die diversen Tracks usw. analysieren... viel entsteht gerade im modernen Pop-Bereich aus Versatzstücken, ein Beat hier, ein Hook da, ein krasser Sound dort, ein Thema von irgendwo, mit befreundeten DJs, Instrumentalisten, Produzenten ... und eben nicht "wie früher mal" mit einer Band und deren Songwriting-Künsten und der Aufnahme im Studio.
Wobei... wenn man mal tiefer reinbohrt, hat's das immer schon gegeben. Creedence Clearwarter Revival hat im Wesentlichen die Songs von John Fogerty nachgespielt. Die E-Street-Band ist Bruce Springsteens angeheuerte Backing- und Studio-Band, die seine Songs und Vorstellungen umsetzt. Nicht immer ist eine Band diese "warm&fuzzy" Heimat mit Freunden wo man sich super versteht und gemeinsam aus kleinen Anfängen was Grosses macht. "Nicht immer" bedeutet aber auch "geht immer noch" - und Beispiele gibt's ja nach wie vor.
Das Rezept ist doch immer noch...
"Know your shit" - also halbwegs Beherrschung des Instruments, der zu spielenden Parts, und Lernwille
"Be a nice human being" - Umgang miteinander und anderen, Respekt, positiv, ...
"Be there" - zur Probe, zum Auftritt, rechtzeitig und pünktlich
Und die Nachfrage nach Live-Konzerten und Festivals ist ja nach wie vor da - und da hat die "klassische" Band noch lange nicht ausgedient, kann sie doch einfach durch Menschenkraft eine variable Show onstage abliefern, auf das Publikum reagieren, Songs spontan abändern, Reihenfolge anpassen, und so weiter...
Na gut - und dann gibt's halt die anderen, die getriebenen und schwierigen "Larger than life"-Charaktere, manchmal problemzerfressen und voller Komplexe, aus denen dann machmal auch was ganz ganz Tolles (zumindest musikalisch) wird. Nehmt den Großteil des "27 Club", allesamt schwierige Charaktere mit guter Musik. Oder die Bands, in denen sich Mitglieder, die "nebenher" auch Brüder sind, die Köpfe einschlagen (Oasis, Kinks, CCR, ...). Diese "zu gut um nicht mit ihnen zu Arbeiten, was auch immer für ein Arsch das sonst sein mag" Musiker gibt's auch ... aber nur wenige. Die meisten sind nämlich toll beim Arsch sein, und weniger toll beim Musik machen.
Ist es heute nötig dass man in einer Band ist wenn man Musik machen will? Nein.
Macht es nach wie vor viel Spaß? Ja.