Meine weiter oben gestellte Frage zielte darauf ab, ab welcher Geräteklasse man heutzutage eine hochwertige Eingangsstufe für Mikrofone aller Art (also sowohl Kondensator als auch Dynamische Mikrofone) erwarten darf, die alle Anforderungen an Neutralität, Rausch und Verfärbungsfreiheit. Für
mich, der ich
keinerlei Aufnahmen im Pop, Rock, etc.-Bereich mache, sondern ausschließlich Klassik/E-Musik, sind dies die entscheidenden Kriterien.
In dem Zusammenhang habe ich die Behauptung aufgestellt, die sich aber sowohl aus der eigenen Erfahrungen speist als auch aus entsprechenden Statements im "tonthemen.de"-Forum, dass die Geräteklasse RME Fireface, aber
heutzutage sogar bereits die Geräteklasse eines Behringer X32 diese Anforderungen durchaus zu erfüllen in der Lage ist (wobei ich letzteres auch durch entsprechende Äußerungen im genannten Forum bestätigt sehe).
Was mich eigentlich nicht wundert, denn die Halbleiter-Technik ist in den letzten Jahrzehnten nicht stehen geblieben. Wenn man sich nur als ein Beispiel die technischen Daten eines von TI für gehobene Audiozwecke beworbenen OP-Amps für Mikrofon-Vorverstärkerzwecke wie z.B. dem OPA1611 anschaut [siehe hier:
http://www.ti.com/product/OPA1612/datasheet/abstract#SBOS3771467] und dann den vergleichsweise lächerlichen Preis dafür bei Farnell findet:
http://de.farnell.com/texas-instruments/opa1611aid/op-verst-audio-low-power-rauscharm/dp/1754264?ost=OPA1611AID&scope=partnumberlookahead&exaMfpn=true&searchref=searchlookahead&ddkey=http:de-DE/Element14_Germany/w/search (wobei der Preis für 1 Exemplar von 5,17 € schon bei Abnahme von 1000 Stück auf 2,19 € fällt - was bezahlt da ein Hersteller von Audio-Equipment, der in 10.000-er oder sogar 100.000-er Stückzahlen kalkuliert und der gewiss nicht bei Farnell einkauft, sondern direkt bei TI?), wenn man also diese niedrigen Preise für ein so gutes Produkt betrachtet, dann darf man schon ins Grübeln kommen.
Zumal die Hersteller dieser Chips in den mitgelieferten Datenblättern gleich komplette Schaltungsdesigns mitliefern. Da braucht es nur noch einen halbwegs erfahrenen Konstrukteur für das Platinenlayout, gute Netzteil-Module gibt es schon lange von der Stange und fertig ist der High-End-Vorverstäker. So was kann dann sogar Behringer.
Das war zu Zeiten der Siemens Sitral-Technik noch absolut hohe Kunst und ein V276 war nicht umsonst praktisch unbezahlbar, von den alten Röhren-Vorläufern ganz zu schweigen. Im Übrigen war das angestrebte Ideal damals größtmögliche klangliche Neutralität, Rausch- und Verfärbungsfreiheit auch bei hohem Gain, und das war auch schon bei den Röhren-Designs so! Und natürlich möglichst hohe Ausfallsicherheit, besonders wichtig für Rundfunkanstalten, wobei das Kasetten-Design an sich durch seine schnelle Austauschmöglichkeit eine hervorragende Betriebssicherheit bot. Auch das ging ins Geld.
P.S.
Weil der Vergleich kam: Interessanterweise sind Chirurgen (Einmal-)Skalpelle spottbillig:
https://www.msg-praxisbedarf.de/Skalpelle-Klingen-Griffe.htm?websale8=msg&ci=129-2751 (Preise für 10 Stück!).
Da kostet jedes einfache Küchenmesser ja deutlich mehr.
Gutes und professionelles Handwerkszeug muss also gar nicht immer viel kosten. (Wahrscheinlich wird jetzt auf die Küchenmesser des kürzlich verschiedenen Paul Bocuse verwiesen ...)