Man muss Ausgangspunkt und Ziele eines Akkordeonisten beachten der diesen "Jazz" an seinem Horizont sieht und das interessant findet ..
das ist wirklich ein steiniger Weg..
ich zitiere mal aus unbekannter Quelle
„Ein Akkordeonist im Jahr 1960 – das war der Todeskuss.“
Das bekannteste und meistgelesene Werk zur Jazzgeschichte ist Joachim Ernst Berendts „Jazzbuch“. Es erschien
ursprünglich 1953, wurde aber alle paar Jahre aktualisiert, um den neuesten Trends im Jazz gerecht zu werden. Mir begegnete
das „Jazzbuch“ erstmals in der vierten Fassung aus dem Jahr 1973, die damals den Untertitel „Von Rag bis Rock“
trug. Gerne würde ich zitieren, was darin über das Akkordeon im Jazz zu lesen ist. Allein: Dieses Instrument kommt
dort nicht vor. Während die üblichen JazzInstrumente wie Trompete, Saxofon, Klavier, ja sogar die Geige jeweils ein
eigenes Kapitel haben, erscheint das Akkordeon nicht einmal als Stichwort im Register. Selbst unter „Weitere Instrumente“,
wo Dudelsack, Konzertharfe, Mundharmonika und sogar Sitar und Berimbau genannt sind, fällt kein Wort
übers Akkordeon. Auf über 400 eng bedruckten Seiten: nicht eine einzige Erwähnung.
Dabei gab es natürlich immer Akkordeonisten im Jazz. Das Instrument war schon in der sogenannten „Reconstruction
Era“ um 1870 auch unter Afroamerikanern sehr populär. Noch im Mississippi Blues und Creole Blues der 1920er
und 1930er Jahre konnte man vielfach Akkordeons hören. Es wäre also seltsam, wenn das Instrument überhaupt nicht
in den Jazz „hineingeschwappt“ wäre. Weil aber der Jazz seinerseits in den Brassbands und am SalonKlavier
erfunden wurde, besaß das Akkordeon einfach keinen angestammten Platz.
JazzAkkordeonisten blieben lange Zeit Exoten, Außenseiter ohne Tradition, Einzelgänger auf einem unsicheren
Weg. Die AkkordeonEinlagen eines Charlie Creath oder Buster Moten waren kaum mehr als Kuriositäten
der frühen Jazzhistorie. Auch italoamerikanische Solisten wie Al Carsella, Charles Magnante und Ernie Felice
spielten lediglich Nebenrollen, wenn sie sich in den Jazz wagten. Am bekanntesten wurde der in Ungarn geborene
Cornell Smelser. Mit seinem JazzHit „Accordion Joe“ stieg er 1930 zu New Yorks AkkordeonStar auf und durfte sogar
mit Duke Ellington ins Plattenstudio. Das kurze AkkordeonFieber erlosch jedoch, als Smelser 1931 starb, noch keine 30 Jahre alt.
In den 1940er und 1950er Jahren wird Jazz in den USA gesellschaftsfähig: Die swingende Musik kommt im kulturellen
Mainstream an, Jazzfestivals entwickeln sich zur SommerAttraktion.
Auch Akkordeonspieler beginnen zunehmend Jazz zu improvisieren und orientieren sich dabei
an Bläsern wie Benny Goodman, Charlie Parker oder Stan Getz. Der Akkordeonist Art Van Damme macht 1944 seine
erste Platte, drei Jahre später ziert sein Porträt sogar den Titel des Jazzmagazins „Downbeat“.
Der Akkordeonist Joe
Mooney gründet 1946 ein eigenes SwingQuartett. Mat Mathews, Leon Sash und Lanny DiJay gelten 1954 als „die
drei Apostel des modernen Jazzakkordeons“. Auch Pianisten wie Pete Jolly und George Shearing holen hin und wieder
das Akkordeon aus der Kiste. Alice Hall glänzt bei Dizzy Gillespie, Tommy Gumina bei Harry James. Der „Downbeat“
führt sogar einen jährlichen Poll der besten JazzAkkordeonisten.
Und dennoch: Die moderne, experimentierfreudige Jazzszene bleibt skeptisch gegenüber dem
Instrument, denn das gemütlichkleinbürgerliche Image des Akkordeons passt nicht so recht zur Hipness des Jazz. Der
Grenzen des Jazz durchlässig und ermunterte improvisierende
Musiker überall auf der Welt, ihren eigenen Regeln zu folgen. Verschiedene musikalische Traditionen, zum Beispiel aus Südindien, Nordafrika oder Lateinamerika, wurden
dadurch mit „Jazz“ kompatibel. Deshalb kam damals der Begriff „Weltmusik“ auf – und
zwar zuerst im Jazz. In den Achtzigerjahren bezeichnete „World Music“ einfach Begegnungen zwischen improvisierenden
Musikern unterschiedlicher Stile und Kulturen. Bei den Donaueschinger Musiktagen 1985 zum Beispiel trafen
Jazzmusiker aus den USA und aus Europa auf einen Sarodspieler aus Indien, einen SteelDrummer
aus Trinidad, einen Klarinettist Buddy DeFranco sagt es ganz deutlich: „Ein
Akkordeonist im Jahr 1960 – das war der Todeskuss. Es war der direkte Weg, um als Unterhaltungsmusik abgestempelt
zu werden.“ 1961 schafft der „Downbeat“ den AkkordeonPoll wieder ab.
Interessantes geschah im AkkordeonLand Frankreich.
Dort hatte der Gitarrist Django Reinhardt in den 1930er Jahren einen neuen Stil erfunden, den man heute meist
„Gypsy Swing“ nennt – eine sehr europäische Mischung aus Jazz und RomaMusik.
Der Akkordeonist Gus Viseur braute, davon angeregt, eine ähnliche Mixtur, ausgehend von der MusetteTradition
seines Instruments. Sein „MusetteJazz“ wurde geradewegs zu einer eigenen Spielrichtung der
französischen Akkordeonmusik, in die bald auch Gypsy, Bolero, Tangound andere Traditionen einflossen.
Jo Privat, Buddy Bertinat, Tony Muréna, Jo Basile oder Louis Vola waren Vertreter dieser multikulturellen Mixtur. Heute kann man Akkordeonisten wie Richard Galliano, Marcel Loeffler, Ludovic Beier oder den späten Marcel Azzola als ihre Nachfolger ansehen. Übrigens gab es auch in Frankreichs Jazzszene anfangs durchaus Vorbehalte. Charles
Delaunay, der Gründer des Hot Club de France und Förderer der Pariser Jazzszene, lehnte das Akkordeon ab, weil es
kein authentisches Jazzinstrument sei.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Akkordeon und Weltmusik
Von all dem weiß das „Jazzbuch“ von 1973 nichts. Schlägt man aber die Ausgabe des Jahres 1989 auf, so findet man
dort überraschenderweise den Satz: „In den Achtzigerjahren wurde das Akkordeon zu einem ganz und gar gültigen Jazzinstrument.“
Was war denn da passiert? Um es kurz zu sagen: Der Jazz hatte sich bewegt. Jazzmusik war nicht länger
beschränkt auf swingende 12, 16oder 32taktige Strophen mit definierten Harmoniefolgen. In vielerlei Hinsicht
– formal, harmonisch, melodisch, rhythmisch, klanglich, stilistisch usw. – war im Jazz inzwischen alles möglich. Ausgelöst
hatte diese öffnende Entwicklung der viel gescholtene „Free Jazz“: Er erschütterte die Konventionen, machte die
Grenzen des Jazz durchlässig und ermunterte improvisierende Musiker überall auf der Welt, ihren eigenen Regeln
zu folgen. Verschiedene musikalische Traditionen, zum Beispiel aus Südindien, Nordafrika oder Lateinamerika, wurden
dadurch mit „Jazz“ kompatibel. Deshalb kam damals der Begriff „Weltmusik“ auf – und
zwar zuerst im Jazz. In den Achtzigerjahren bezeichnete „World Music“ einfach Begegnungen zwischen improvisierenden
Musikern unterschiedlicher Stile und Kulturen. Bei den Donaueschinger Musiktagen 1985 zum Beispiel trafen
Jazzmusiker aus den USA und aus Europa auf einen Sarodspieler aus Indien, einen SteelDrummer aus Trinidad, einen
Perkussionisten aus Brasilien oder einen Bandoneonspieler aus Uruguay. Die ersten Akkordeonisten, die auf den Jazzfestivals
Erfolge feierten, kamen aus der Welt des Tango, Forró, TexMex, Zydeco, der Polka, der Balkanoder der KlezmerMusik.
Was den swingenden Akkordeonisten der 1920er bis 1950er Jahre nicht gelungen war, das gelang diesen
improvisierenden „Exoten“: Sie eroberten den Jazz fürs Akkordeon und das Akkordeon für den Jazz. Mit einem Mal
verlor das Instrument sein gemütlichkleinbürgerliches Image und gewann stattdessen die Hipness des Multikulti.
Es war eine kleine eklektizistische Revolution, für die der MusetteJazz aus Frankreich ein erstes Modell abgegeben
hatte. Auch dass man in der europäischen FreeSzene der Siebzigerjahre das Akkordeon neu entdeckte, war schon ein
Signal gewesen. Damals hatten Musiker wie Rüdiger Carl, SvenÅke Johansson und Fred van Hove damit begonnen,
unbekannte Aspekte des Instruments zu erforschen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Helden von heute
Heute spiegelt die AkkordeonSzene im Jazz ein Sammelsurium
stilistischer Einflüsse zwischen freier Erfindung und ethnischen Traditionen. Wo da der Jazz aufhört und die
Weltmusik oder die improvisierte Volksmusik beginnt, ist oft schwer zu sagen – aber letztlich auch unwichtig, solange
die Musik gut ist und richtig Spaß macht. Einer der Ersten und Wichtigsten, die sich in dieser neuen Akkordeonwelt
etablierten, war der argentinische Bandoneonspieler Dino Saluzzi mit seinem TangoNuevoHintergrund.
Seit seinem internationalen Konzert und Plattendebüt 1982 hat Saluzzi
mit unzähligen internationalen Jazzgrößen gearbeitet, darunter Al DiMeola, Charlie Haden, Charlie Mariano oder
Louis Sclavis. Im Musette Land Frankreich haben sich als JazzSolisten
vor allem Richard Galliano und JeanLouis Matinier etabliert – beide mit einer jeweils eigenen Mixtur aus folkloristischen,
klassischen, jazzigen und freien Elementen. Zwei der vielseitigsten und vitalsten Improvisatoren der
aktuellen AkkordeonSzene kommen dagegen aus dem großen AkkordeonLand
Italien: Luciano Biondini, der regel mäßig mit Rabih AbouKhalil
und Michel Godard auftritt, und der vor schrägen Ideen geradezu sprühende
Simone Zanchini. Zumindest teilweise im Jazz zu Hause
sind auch Klaus Paier (Österreich), Martin Lubenov (Bulgarien)
und Kimmo Pohjonen (Finnland), drei Akkordeonisten
mit ganz eigenständigen Spielkonzepten.
und Johny Meijr
In den USA, dem Heimatland des Jazz, ist der konventionelle, swingende Jazzstil am Akkordeon keineswegs ausgestorben.
Einer der bekanntesten Vertreter dieser Spielweise war der 2012 verstorbene Frank Marocco, der aber in JazzKreisen jenseits der AkkordeonSzene kaum wahrgenommen
wurde. Mehr Aufsehen erregt da ein Musiker wie Guy Klucevsek, der seine jazzigen ImprovisationsAbenteuer
zwischen Polka und Neuer Musik verfolgt. Klucevsek hat mit Musikern wie John Zorn, Dave Douglas und Bill
Frisell gespielt. Er arbeitet gelegentlich auch mit dem AkkordeonKollegen
Alan Bern, dessen Stilistik wiederum in KlezmerWurzeln gründet. Klucevsek ist außerdem Mitbegründer
der Formation Accordion Tribe. In ihr hat er seit 1996 – zusammen mit vier Akkordeonisten aus Europa –
eine viele Stile und Kulturen übergreifende Improvisationsmusik vorangetrieben.
.. was ich sagen wollte, Jazz ist historische Musik - such Dir aus was Dir gefällt hihi
.. und wenn Du es gaaaanz ernst meinst mit dem Jazz könnte auch ein Seiteblick und Versuche mit einem e-piano Horizonte erweitern ..
und: Hören, Hören, Hören! Jazz muss dauerlaufen wenn Du rein willst.
.. aus deutscher Sicht gibts natürlich auch interessante Namen
Hubert Deuringer
Willi Fruth
Klaus Bruder
Heinz Hox
Manfred Leuchter
Der "Spieler aus Trossingen" (Kölz & Co) finden international eher kaum Beachtung.
eine Liste aus der Christalgoogl:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Akkordeonisten
wirklich jazzig ist Vincent Peirani