Das Schrottophon (Amp aus Resteteilen)

So viele Regler, wird das ein (...)

Siehe ersten Beitrag:

Und um vielleicht ein paar Bastler zu animieren, nicht den 1000. Fender Clone zu bauen, sondern mal ihr eigenes Hirn anzustrengen und die bekannten ausgetretenen Pfade zu verlassen, starte ich nun eben dieses Thema.

Es wird ein Gitarrenverstärker. Ich werde mich sicher nicht anstrengen, irgendeinen produktionsoptimierten Murks aus den 60ern zu kopieren - für sowas ist mir meine Zeit zu schade.

Es wird ein Schrottophon. Und es geht bis 12.

Edit: München-Lochhausen? Dann kannst du das fertige Schrottophon ja mal live testen. Minga is ja ned weit weg :D
 
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...Es wird ein Gitarrenverstärker....Es wird ein Schrottophon. Und es geht bis 12...

Mit Sicherheit eine gute Heizung. Die geht mehr als nur bis 12. :D

Ich finde allein schon die Bilder herrlich. Sie erinnern mich aufgrund der verwendeten Teile an Schuberts "Das große Radiobastelbuch". Die Skalenlampe! Sowas liegt bei mir auch noch in den Schubladen. :great:
 
Sowas liegt bei mir auch noch in den Schubladen.

Schubladen? Ich brauch da schon so Stapelkisten mit kleinen Kisten drin, sonst würde ich nicht mehr durchblicken :D

Weiter gehts:

Wie oben geschrieben, will ich nicht die finanziell optimierten Geschichten der 60er nachmachen. Die Frage ist also, welche Lötleisten:

schrottophon_011.jpg


Die helle links oben ist Müll, da fallen die Kontakte gerne raus oder brechen ab. Die massive links unten passt nicht zwischen die Reihe an ECC83 und die 6P3S und für die kleinen mit den Stiften müsste ich zu viele Löcher bohren und stückeln.
Technisch spricht nichts dagegen, aber das ist eher was für kleinere Verstärker.

=> FR4 und Rohrnieten (wie bei fast jedem größeren Gerät seit ich die Idee bei Larry geklaut habe :D ).

Eine Alternative wäre echte Freiverdrahtung gewesen, so wie hier:

freiverdrahtet.jpg


Die Fassungen würden sich dafür anbieten, haben sie doch ein mittiges Schirmrohr, das als Massepunkt benutzt werden kann. Aber es sieht aus wie Kraut und Rüben und ist zuviel Arbeit.
Dann lieber Eyeletboard.

Jeder Millimeter ist kostbar:
schrottophon_012.jpg


Bohrschablone:
schrottophon_013.jpg


10 mm (?) Abstandsbolzen mit Zahnscheiben und Schrauben befestigt - unter dem AÜ natürlich mit Senkkopf weil... ja da steht halt der AÜ. Zum Bohren natürlich AÜ entfernen, nicht in den Trafo bohren... (ja, ich hab das auch schon gebracht... man lernt :D).

schrottophon_014.jpg


Im Hintergrund sieht man das fertige Eyeletboard, das dann mit zwei weiteren eingebaut wird:


Das Netzteil ist fertig. Es ist um den Netztransformator herum angeordnet und möglichst weit von der Eingangsbuchse entfernt.

- Rechts hinten befinden sich die Anodenspannungsgleichrichtung mit Sicherung (wenn die auslöst ist etwas kaputt und der Verstärker muss ohnehin zum Service, daher innenliegend) und Siebgliedern.
- Davor die Erzeugung der +90 V für die Heizung nebst Siebelko.
- links neben dem Netztransformator ist vorne die Erzeugung der +8 V angebracht, dahinter die Erzeugung der neg. Gittervorspannung.
- Und ja, ich musste die EM84 testweise verdrahten :D

schrottophon_015.jpg


Es liefert jetzt (Leerlauf außer Heizung):

- Anodenspannung +320 V (das bricht wohl noch deutlich ein, hatte keine Lust jetzt den Innenwiderstand zu messen - kann den eh nicht ändern)
- Heizung (AC) 6.3 V und 12.6 V mit ca. +90 V Gleichspannung drauf
- Hilfsspannung +9 V für Relais
- Gittervorspannung von ca. -30 V.

Die -30 V sollten nach Datenblatt bei Ua = Ug2 = 300 V für ca 30 mA pro Röhre reichen. Hier ein Auszug aus einem Datenblatt der 6L6GC. Reicht die negative Gittervorspannung nicht, dann ist der Ruhestrom zu hoch. Da ich nicht erzwungenermaßen in Klasse A unterwegs sein will, wäre das dann eher schlecht. Dann müsste ich mir wieder was einfallen lassen :rolleyes:

schrottophon_016.gif


So weit, so gut. Ich mache mal Schaltbilder...
 
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Herrlich - dass ich das noch erleben darf, mal wieder eine Kennlinierschar zu sehen. Wie war das noch mal? Die maximale, nicht zu überschreitende Anodenverlustleistung ist ja in den Kennlinien bereits berücksichtigt und diese 70%-Regel bzgl. der Dimensionierung fällt weg, oder mache ich jetzt grad einen oder zwei Denkfehler?

Die Schaltung der EM84 dimensionierst Du ja sinnigerweise als Aussteuerungsanzeige - nehme ich mal an. ;)

Wie machst Du das hinsichtlich der Gittereingangsspannung, die sich ja bzgl. ihres Wertes lautstärkeabhängigg ändert? Wenn sich die beiden Balken der "magische Waage" pegelunabhängig bewegen sollen, dann müsste ja eine konstant hohe Eingangsspannung am Gitter liegen, die unabhängig von der Lautstärke ist. Das wäre aber schwierig zu realisieren, vermute ich mal. Ansonsten wäre die Anzeige üblicherweise lautstärkeabhängig.

- Heizung (AC) 6.3 V und 12.6 V mit ca. +90 V Gleichspannung drauf

Du legst die Heizspannung mit +90V hoch oder habe ich jetzt irgendwo was überlesen?
 
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Herrlich - dass ich das noch erleben darf, mal wieder eine Kennlinierschar zu sehen.

Wundert mich auch, dass die keiner benutzt. Das ist doch eher simpel, aber wahrscheinlich haben die "Profis" es nicht nötig, Datenblätter zu lesen. :D

Die maximale, nicht zu überschreitende Anodenverlustleistung ist ja in den Kennlinien bereits berücksichtigt und diese 70%-Regel bzgl. der Dimensionierung fällt weg, oder mache ich jetzt grad einen oder zwei Denkfehler?

Ja, da machst du Denkfehler.
Die Anodenverlustleistung ist da drin NICHT berücksichtigt. Die berechnet sich ja aus Pa = Ua * Ia. Oder umgestellt Ia = Pa/Ua.

Setzt du jetzt Pa = Pamax = konstant und fährst gedanklich in der Ua/Ia Kennlinienschar die Ua "von links nach rechts" durch (also Ia = f(Ua)), dann bekommst du Iamax(Ua) = Pamax/Ua.
Das gibt dann, wenn man das für alle Ua macht, eine Hyperbel, die meistens auch in der Kennlinienschar eingezeichnet ist.

Bei einer EL34 mit Pamax = 25 W darfst du also bei 250 V nur 100 mA fließen lassen, bei 100 V aber 250 mA. Siehe:

schrottophon_016.jpg

Alles links von der Hyperbel ist OK, alles rechts von der Hyperbel überlastet die Röhre.
Bei Klasse B hält sich die Röhre allerdings die Hälfte der Zeit im "Cutoff"- Bereich auf, d.h. es fließt kein Strom durch die Röhre und damit kann man auch die Verlustleistungshyperbel mit der Arbeitsgerade schneiden. Für Klasse A ist das aber nicht OK, denn dort liegt der Arbeitspunkt ja ca in der Mitte der Arbeitsgerade und damit auf jeden Fall nah an der Verlustleistungshyperbel.

Wie machst Du das hinsichtlich der Gittereingangsspannung, die sich ja bzgl. ihres Wertes lautstärkeabhängigg ändert? Wenn sich die beiden Balken der "magische Waage" pegelunabhängig bewegen sollen, dann müsste ja eine konstant hohe Eingangsspannung am Gitter liegen, die unabhängig von der Lautstärke ist. Das wäre aber schwierig zu realisieren, vermute ich mal. Ansonsten wäre die Anzeige üblicherweise lautstärkeabhängig.

Ja ehm... ich würde mal sagen eine Aussteuerungsanzeige soll ja abhängig von der Lautstärke sein, oder? :D

Falls man das nicht wünscht, müsste man zwei Hüllkurvendetektoren bauen und diese voneinander subtrahieren. Das ginge mit OP-Amps (Analogrechner) oder man baut einen der Küllkurvendetektoren frei nach V2 potentialfrei mit einem Trafo. Man kann die beiden Detektoren dann auch mit zwei getrennten Spannungsteilern versorgen und damit die Balance einstellen. Ich zeichne dir dazu nachher noch ein Schaltbild.

Du legst die Heizspannung mit +90V hoch oder habe ich jetzt irgendwo was überlesen?
Exakt. Das schont die Heizer/Kathode Isolation und es bringt Ruhe ins Gerät :)

Der Verstärker schrottophont übrigens schon... ;)
 
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Ich bedanke mich! Richtig - da ist genau das Kennlinienbild, was mir gedanklich noch gefehlt hat. :great:

Ja ehm... ich würde mal sagen eine Aussteuerungsanzeige soll ja abhängig von der Lautstärke sein, oder? ... Falls man das nicht wünsch... Ich zeichne dir dazu nachher noch ein Schaltbild.

Ja klar! Hätte ja aber sein können, dass Du eben genau eine Rechnerlösung verwenden willst. Nee, um Himmels Willen, ich brauche keinen Schaltplan dazu, danke. Ich würde das ja auch nur einfach lautstärkeabhängig bauen.
 
Nee, um Himmels Willen, ich brauche keinen Schaltplan dazu, danke.

Wenn ich solche Gedanken nicht bis zum Ende durchspinne, dann fließt mir das die nächsten Wochen im Kopf rum. Daher :D :

schrottophon_017.gif


Option 3 ist das, was ich jetzt eingebaut habe.
Option 2 wäre die ordentliche Lösung, da die Signale als Spannungen verkoppelt sind und die Zeitkonstanten unabhängig voneinander gewählt werden können.
Option 1 ist die "low cost" - Pfuschlösung, da hier R26 und R27 dazu führen, dass sich die Signale gegenseitig beeinflussen.

Man kann auf jeden Fall sowas bauen und es ist auch nicht besonders viel Aufwand, aber ich denke, dass Option 3 am sinnvollsten ist. Das Ganze muss dann eben über den Wert von R12 so abgeglichen werden, dass das Band gerade zugeht, wenn die Endstufe clippt.
Dann weiß man auch, wann der Verstärker auf "eleven" bzw eher "twelve" steht. :D

Weiter im Text:

Netzteil
Wie oben beschrieben brauche ich eine Anodenspannung, eine neg. Gittervorspannung von ca. -30 V für die Endstufe, eine Hilfsspannung für die Kanalumschaltung (>= 5 V) sowie Heizspannung für die ganzen Röhren.

Der Netztransformator sieht so aus:
schrottophon_019.gif


Die Strombelastbarkeiten ergeben sich aus den im originalen Verstärker vorhandenen Röhren.
Jede der 6.3 V Heizwicklungen hatte 3x EL84 angeschlossen; diese führen zusammen zu einem Heizstrom von 3x0.75A = 2.25 A. Ich nehme also eine Strombelastbarkeit in dieser Größenordnung an - daher die 2.3 A. Analog bei der 0.3 A Wicklung - hier war original eine ECC81 angeschlossen.
Über die Hilfswicklung zur Erzeugung der -Ug kann ich außer der Leerlaufspannung nichts sagen, da diese ja nur ein paar mA liefern muss, würde ich die nicht zu stark belasten. Ich könnte jetzt den Draht am Trafo ablöten, seinen Durchmesser messen, dann den Querschnitt berechnen und dann schauen, was die Wicklung aushalten müsste oder ich könnte den DC - Innenwiderstand messen und dann über die für den Kern vorhandenen Unterlagen (M102/52b) und die Leerlaufspannung abschätzen/ausrechnen welchen Querschnitt der Draht haben müsste, aber da ich die Wicklung ohnehin wieder für die neg. Gittervorspannung benutzen werde, kann ich mir die Arbeit schenken.

Heizspannung:
Der Verstärker hatte wohl deswegen zwei identische (?) Heizwicklungen, weil es sich vom Layout her anbot (3x EL84 vorne, 3x EL84 hinten, siehe ersten Beitrag) und Wicklungen mit weniger Strombelastbarkeit sind einfacher zu wickeln, da die Drähte dünner und damit leichter biegbar sind. Ich nehme also an, dass die Wicklungen identisch sind.
Die Wicklungen müssen irgendwie zusammengeschaltet werden, da ich sonst die Vorstufen zum Teil von der einen und zum Teil von der anderen Wicklung versorgen muss - das Kabelchaos möchte ich mir gerne sparen. Es gibt zwei Optionen:

- Beide 2.3 A Wicklungen parallelschalten und alle Heizungen parallel an 6.3 V anschließen:
schrottophon_020.gif


Das ist nur möglich, wenn die Spannung zwischen den beiden Heizwicklungen sehr klein ist (die Wicklungen wirklich identisch sind). Also messen:
schrottophon_021.gif

Wenn hier eine hohe Spannung gemessen wird, dann sind die Wicklungen nicht parallel sondern in Reihe geschaltet, also müsste eine Wicklung umgepolt werden. In meinem Fall (man sieht am Trafo die Wicklungsanfänge und - enden) waren es irgendwas um die 30mV AC, also vernachlässigbar. Diese Option wäre also möglich.

- Beide 2.3 A Wicklungen in Reihe schalten und die Heizungen sowohl an 6.3 V als auch an 12.6 V anschließen (die ECC83 heißt auf amerikanisch nicht umsonst 12AX7... die kann ja 6.3 V und 12.6 V):
schrottophon_022.gif

Hier muss man logischerweise die Heizwicklungen richtig in Reihe schalten, sonst ist die Heizspannung bei den ECC83 Null (siehe oben, wie "rausmessen".
Die 6P3S werden mit 6.3 V beheizt, ebenso die EM84. Ich könnte auch zwei 6P3S in Reihe an 12.6 V anschließen, aber das ist in meinen Augen Pfusch, denn wenn sich die Heizungen aus irgendwelchen Gründen unterscheiden, dann wird eine Röhre überheizt und die andere unterheizt. Außerdem führt ein Ausfall einer Heizung zum Ausfall von zwei Röhren.

Der Vorteil bei dieser Anordnung ist, dass sich eine gegenüber dem Heizungsmittelpunkt (also der Mitte der beiden Wicklungen) symmetrische Heizspannung ergibt. Marshall usw benutzen mittelangezapfte Transformatoren (2x 3.15 V) aus diesem Grund und in kommerziellen Geräten wurde früher die Heizwicklung mit zwei Widerständen symmetriert. Damit erhält man bei verdrillten Heizleitungen im Gerät sehr geringe kapazitive Störeinstreuungen, da sich die elektrischen Felder gegenseitig aufheben.

Ein weiterer Vorteil ist die höhere Spannung von 12.6 V und der damit gegenüber 6.3 V halbierte Heizstrom. Dadurch entstehen im Bereich der ECC83 geringere magnetische Felder, die zu geringeren magnetischen Störeinstreuungen führen.
Und nicht zuletzt spart man sich die nervigen Brücken zwischen Pin 4 und 5 der ECC83 und den "Haken" um die komplette Fassung, der die ganze wunderbare "Es sind zwei gegenphasige Brummsignale nebeneinander und das hebt sich auf" - Idee kaputtmacht. :D

Negative Gittervorspannung / Hilfsspannung für Relais
Wie oben beschrieben (siehe Kennlinienschar) benötigt die 6P3S ca. -30 V damit man in sinnvolle Ruhestrom-Größenordnungen kommt (hier ist die Untergrenze so 30 mA). Dafür reicht die 16 V - Wicklung nicht aus. Also entweder einen Spannungsverdoppler einbauen (google: Greinacherschaltung, Villardschaltung) oder eine weitere Wicklung mitbenutzen.
Die 6.3 V / 300 mA Wicklung bietet sich an, da diese nur die Relais versorgen muss (< 100mA) und da dort deswegen eine Einweggleichrichtung denkbar ist.

6.3 V + 16 V ergeben gleichgerichtet (16+6.3)*sqrt(2) - 0.7 = 30.8 V, das passt zu den geforderten -30 V.
6.3 V ergeben gleichgerichtet 6.3 * sqrt(2) - 0.7 = 7.5 V - das passt zu 5V Relais (mit Vorwiderstand).

Anodenspannung
Der Netztransformator liefert ca. 230-240 V AC. Gleichgerichtet ergibt das ca. 300 - 320 V. Für das Sieben der Spannungen für Ug2 und die Vorstufen ist da nicht mehr viel Platz.
Die Siebkette sollte also mit relativ wenig Spannungsabfall auskommen. Für die Endstufen-Schirmgitter bietet sich eine Drossel an (lag rum :D), für die Vorstufen bedeutet das: "Wenig R, viel C".
Geht man von ca. 310 V an den Schirmgittern aus und erlaubt man 20 V Spannungsabfall über dem Siebwiderstand (so um die 300 V wollen die ECC83 schon haben, damit das Ganze noch Dynamik hat, insbesondere die Phasenumkehrstufe, die die Endröhren treibt!).

Bei 4x ECC83 = 8 Triodensystemen und pro System 1mA (Pi * Daumen :D) ergibt das 8 mA gesamt Dazu die EM84, also sagen wir ca. 10 mA. 20 V / 10 mA = 2 kOhm. Also um die 2.2 kOhm für den ersten Siebwiderstand.

Für den zweiten Siebwiderstand baue ich 10 kOhm ein, da besonders für die ersten Stufen eine saubere Anodenspannung essentiell wichtig ist. Dann hätte die Vorstufe ca. 240 V Betriebsspannung. Das ist nicht so viel wie in anderen Verstärkern, aber da es sich hier um ein Schrottophon handelt, dem eine gewisse bluesige Dreckigkeit zugeschrieben werden soll, stört mich das momentan noch nicht :D.

Damit ergibt sich dann diese Netzteilschaltung
schrottophon_018.gif


Der Spannungsteiler im Heizungsbereich dient dem "Hochlegen" der Heizung gegenüber dem Massepotential. Einerseits schont das die Isolation zwischen Heizung und Kathode und anderseits reduziert es Brummprobleme. Die Kathode liegt bei Kathodenfolgern gern auf +150..160 V in Ruhe und bei Austeuerung bis zur Verzerrung deutlich darüber. Die Isolation ist bei der ECC83 aber nur für 180 V zugelassen und schlägt dann gerne durch, was zu den "Britzel"-problemen bei alten Marshalls usw führt.
Die EM84 ist für Ufk <= 100 V zugelassen. Damit ergibt sich die Spannung zum Hochlegen der Heizung zu +90 V, da diese auch bei 10% Netzüberspannung noch unter den Grenzwerten bleiben muss (hier: 90 V * 1.1 = 99 V :D)

Noch ein paar Worte zur Gittervorspannung für g1 und g2:
Es gibt "Profis", die stabilisieren die -Ug1 mit Zenerdioden. Das ist saudumm. Steigt die Netzspannung, steigt auch Ug2 und damit der Ruhestrom. Sinkt die Netzspannung, passiert das Gegenteil.
Wenn Ug1 stabilisiert wird, muss zwingend (!!!!) auch Ug2 stabilisiert werden. Hier bleiben wir "oldschool" und machen weder das Eine noch das andere - dann heben sich die beiden Effekte (Ug2 steigt => Mehr Ruhestrom, Ug1 steigt (betragsmäßig ) => Weniger Ruhestrom).

Noch ein paar Worte zu Einweggleichrichtung:
Einfach gesagt: EINWEGGLEICHRICHUNG (an Netztransformatoren o.ä.) IST SCHEISSE. Sowas benutzt man nur, wenn nicht viel Strom fließt, da sonst der Trafo durch den Gleichstromanteil gesättigt wird. Hier komme ich damit durch, da sowohl auf der Hilfsspannung für +7.5 V als auch bei der -Ug nur sehr kleine Ströme fließen. Dazu ist der Trafo für die Leistung riesig (M102/52b!) und es sind reichlich andere Wicklungen vorhanden, die den Trafo in beiden Netzhalbwellen belasten (Heizungen, Anodenspannung). Benutzt nie Einweggleichrichtung für irgendwas, wo Leistung unterwegs ist - das ist einfach dumm.
(Und ja, bei Schaltnetzteilen geht das, aber darüber reden wir hier nicht).


Hinweis am Rande:
Wenn ich mir die Anzahl an "Likes" anschaue und die Beteiligung des Forums an irgendwelchen Threads ala "ich habe mir einen Gitarrenbausatz gekauft und schraube den jetzt zusammen" dann frage ich mich, wieso ich bei der unglaublich regen Beteiligung in diesem Thread hier teils stundenlang an einen Beitrag schreibe.
ICH brauche keine Schaltbilder für einen so simplen Verstärker und ich muss mir auch nicht selbst erklären, wie das funktioniert - ICH weiß das schon.
Vielleicht beschränke ich mich in Zukunft wieder auf "hier ist ein Bild vom Verstärker" und ein Soundsample... ich hab nämlich irgendwie das Gefühl, dass die Texte keinen wirklich interessieren :(.
Nur ein Eindruck, kann auch sein, dass es viele stille Mitleser gibt - was weiß ich.
 
Grund: falsches Bild
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Ich finde es Klasse wie du das ganze beschreibst...
Ich vermute nur das 99% dir bei deinen Berechnungen nicht folgen können... Ist ja nicht jeder E-Techniker hier.
Bei nem Bausatz zusammenschrauben sieht man halt Ergebnisse und kann diese bewerten.
Wie gesagt, bei deiner detailierten Doku mit all den Berechnungen können die meisten nicht folgen und das ganze deshalb nicht Bewerten.

Aber Bitte mach die Doku weiter so... will ja noch was lernen hier.:great:
 
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Ich bin nur ein stiller Mitleser, der weit davon entfernt ist, die von dir beschriebenen technischen Details zu verstehen.
Trotzdem finde ich den Thread sehr interessant und bin gespannt, was am Ende dabei herauskommt und welche Verwendung das fertige Schrottophon finden wird (Eigenbedarf oder Verkauf, weil irgendjemand dieses absolute Eintelstück dringend braucht, Hörbeispiele etc.)

Also - ich finde den Thread cool und freue mich über deinen Einsatz. Bestimmt werden technisch versiertere User auch davon profitieren können. Jetzt muss ich aufhören, Kekse sind fertig ;).
 
Wenn ich mir die Anzahl an "Likes" anschaue und die Beteiligung des Forums an irgendwelchen Threads ala "ich habe mir einen Gitarrenbausatz gekauft und schraube den jetzt zusammen" dann frage ich mich, wieso ich bei der unglaublich regen Beteiligung in diesem Thread hier teils stundenlang an einen Beitrag schreibe.
ICH brauche keine Schaltbilder für einen so simplen Verstärker und ich muss mir auch nicht selbst erklären, wie das funktioniert - ICH weiß das schon.
Vielleicht beschränke ich mich in Zukunft wieder auf "hier ist ein Bild vom Verstärker" und ein Soundsample... ich hab nämlich irgendwie das Gefühl, dass die Texte keinen wirklich interessieren :(.
Nur ein Eindruck, kann auch sein, dass es viele stille Mitleser gibt - was weiß ich.

Servus Stephan,

ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde dieses Projekt höchstinteressant! Die vielleicht geringe Anzahl an Kommentaren, "Likes" oder aktiver Beteiligung beruht meiner Meinung nach darauf, dass die Darlegung deiner Gedankengänge und deines Baufortschritts zwar sicherlich 99% der Leser fasziniert, allerdings von nur ~ 1-2% wirklich nachvollzogen werden kann. Manche brechen dann vermutlich die Lektüre ab und betrachten nur noch die Bilder :redface:
Außerdem animiert ein "ich habe mir einen Gitarrenbausatz gekauft und schraube den jetzt zusammen"-Thread oft zu höherer Beteiligung, weil die Threadersteller oft laienhafter arbeiten, deshalb Mithilfe und Meinungen benötigen, und die Materie deutlich einfacher ist, und somit mehr Leute anspricht. ("Nimm doch Pelham Blue mit schwarzem Pickguard!!" / "Die Gotoh SD-510 sind traumhafte Mechaniken, hab ich bei meiner LP auch drauf!" / "Ich empfehle dir einen PIO-Cap und 50s-Wiring" / .......)
Fast jeder hat schon mal an einer seiner Gitarren rumgebastelt, und kann seinen Senf dazugeben. Ich würde mir beispielsweise auch zutrauen, einen Schraubhalsgitarrenbausatz zusammenzusetzen, aber keinesfalls einen Verstärkerbausatz, geschweige denn einen Verstärker ohne Anleitung.

Du hingegen überlegst dir sogar anhand des vorhandenen Materials eine eigene Schaltung, unabhängig von Vorbildern. Ich habe höchsten Respekt vor der handwerklichen und v.a. geistigen Leistung, die da dahintersteckt. Mich würde es interessieren, wie du dir dieses Können und Wissen angeeignet hast. Hast du eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker gemacht oder Elektrotechnik studiert?
Ich kann nach gymnasialem Physikunterricht und zwei Uni-Modulen Elektrotechnik I und II jedenfalls gerade mal die Schaltungen lesen (aber nicht aus "audio-elektrotechnischer" Sicht verstehen) und deine Rechnungen nachvollziehen.
Mit dem "Problem" des Messingbohrens konnte ich mich dafür gut identifizieren. Ich durfte im Rahmen eines Praktikums mal einen Sterlingmotor aus Messing-Vollmaterial (nach Anleitung natürlich) fräsen, drehen, bohren und kleben.

Letztendlich bin ich gespannt auf die aus Sicht des E-Gitarristen interessanteste Eigenschaft deines Verstärkers: den Sound :) Mit den 6 EL34 sieht der Aufbau schon mal imposant aus, allerdings kann ich mir anhand der Schaltung und der Kennwerte der Bauteile leider keinerlei Ideen bilden, wie das Schrottophon nun klingen könnte.

Viele Grüße aus der Nähe des Ammersees, Ben
 
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Danke, ihr beschreibt exakt das, was ich vermutet hatte.. weiter gehts morgen ;)

Die Berechnungen enthalten +, - * und / - ich denke, das an sich überfordert keinen, eher das "wie kommt der auf %zeug :D

Und wenn ihr was nicht nachvollziehen könnt: FRAGEN!
 
Grund: bin zu dumm zum Zählen :D
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Hinweis am Rande:
Wenn ich mir die Anzahl an "Likes" anschaue und die Beteiligung des Forums an irgendwelchen Threads ala "ich habe mir einen Gitarrenbausatz gekauft und schraube den jetzt zusammen" dann frage ich mich, wieso ich bei der unglaublich regen Beteiligung in diesem Thread hier teils stundenlang an einen Beitrag schreibe.
[...]
Vielleicht beschränke ich mich in Zukunft wieder auf "hier ist ein Bild vom Verstärker" und ein Soundsample... ich hab nämlich irgendwie das Gefühl, dass die Texte keinen wirklich interessieren :(.
Nur ein Eindruck, kann auch sein, dass es viele stille Mitleser gibt - was weiß ich.
Die gibt es, und auch noch Jahre später wird man diese schöne Doku finden, besonders interessant vermutlich für Leute mit ähnlichem Skill-Level. Man lernt immer was dazu, sieht/liest wie jemand ein Design so und so angeht, usw.
Von daher, Danke! Und mach weiter. Ich komm kaum mit dem lesen hinterher...
 
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dann frage ich mich, wieso ich bei der unglaublich regen Beteiligung in diesem Thread hier teils stundenlang an einen Beitrag schreibe.
Also ICH für meinen Teil bin auf der ersten Seite schon drauf eingegangen, wie geil ich das finde UND an Keksen habe ich auch nicht gespart - nur nebenbei - ja, bitte, gern geschehen ;)

Ich vermute nur das 99% dir bei deinen Berechnungen nicht folgen können... Ist ja nicht jeder E-Techniker hier.
Ich bin nur ein stiller Mitleser, der weit davon entfernt ist, die von dir beschriebenen technischen Details zu verstehen.

Genau SO siehts aus und daher bin zB ICH auch nur ein stiller Mitleser, der so etwas auch gerne könnte, aber eben kein Plan davon hat.

Daher, entspann dich, mach so weiter und alles ist gut -> ist sehr interessant (auch wenn ich nicht wirklich viel verstehe) ! :great:
 
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Vielleicht beschränke ich mich in Zukunft wieder auf "hier ist ein Bild vom Verstärker" und ein Soundsample... ich hab nämlich irgendwie das Gefühl, dass die Texte keinen wirklich interessieren :(. Nur ein Eindruck, kann auch sein, dass es viele stille Mitleser gibt - was weiß ich

Ich wette dass das viele interessiert aber die meisten haben halt (wie @Benson schon erwähnt hat) nicht den notwendigen Background um da aktiv mitreden zu können bze trauen sich einfach nicht zu da mitzureden, das fällt bei Holzbearbeitung vermutlich etlichen leichter ;) Ich finde diesen Thread genial und auch die Detailversessenheit mit der Du das bearbeitest, ich kann da nur bodentief den Hut ziehen! :)
Drum meine Bitte: weiter so, das alles ist Technik die nicht mehr weit verbreitet ist und es wäre sehr schade wenn das Wissen darüber verloren ginge!
 
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Mich würde es interessieren, wie du dir dieses Können und Wissen angeeignet hast. Hast du eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker gemacht oder Elektrotechnik studiert?
Jap, interessiert mich auch, sehr guter Punkt ! :)
 
Stiller Mitleser hier und wie die meisten (wohl) ohne Plan :) Aber egal, faszinierend zu sehen und zu lesen - manchmal erkenne ich sogar +/- :p
Weitermachen bitte :D
 
Ich finds als Laie vor allem trotzdem sehr spannend, da so ein Baubericht auch immer hilft, ein wenig das Grundverständnis der Funktionsweise und des Aufbaus von Amps zu verbessern. Gerade bei einem Baubericht dieses Formats! Auch wenn ich zur Kategorie gehöre, die bei den Rechnungen eher nicht richtig mitkommt. (und Bluesfreak hats auch sehr gut getroffen) Aber die Zeit zum Lesen deiner Beiträge nimmt man sich da sehr gerne. Super Sache :great: Mir wird weiteres Bekeksen nur leider auch schon vom Board untersagt :D
 
Drum meine Bitte: weiter so, das alles ist Technik die nicht mehr weit verbreitet ist und es wäre sehr schade wenn das Wissen darüber verloren ginge!

Nun, die ist noch SEHR weit verbreitet im Vergleich zu sowas wie Netzwerkanalysatoren aus den 60ern (google Z-g-Digraph, hab ich grad einen repariert :D).
Ich gehe da mal kurz drauf ein, wieso ich das hier mache: Es schimpfen sich sehr viele Leute Amp-Techs und ich frage mich immer wieder, was man eigentlich können muss, um sich so zu nennen. Klingt jetzt arrogant, ich weiß, aber wenn ich teilweise deren Arbeiten sehe...
Diese "Profis" tauschen einfach mal Teile auf Platinen weil das Schaltbild sagt da gehört was anderes rein anstatt sich zu fragen, ob das sein kann und ob das Schaltbild vielleicht zu einem anderen Gerät gehört.
Oder ein anderer Amp-Tech findet nicht raus, warum ein Verstärker verzerrt, dabei sieht dessen Ausgangsspannung aus wie perfekte AM aus
(bei 1 kHz Sinus am Eingang sollte das nur der Sinus mit 2 Spitzen / cm sein...)
techfail_001.gif

und die Betriebsspannung der Endstufe (Das sollte eine waagerechte Linie sein, für die technisch nicht so versierten...) so:
techfail_002.gif

(bitte noch Faktor 10 dazurechnen, also 100 V/cm!)

Und nein, das sind natürlich nicht alle Techs, aber es gibt VIELE schwarze Schafe - oft sind das die Gleichen, die nur Klone bauen oder gar nichts selbst bauen. Leider :(

Wenn ich durch den Thread hier einige dazu animieren kann mal die Standardwege zu verlassen und mal selbst zu denken, dann hilft das vielleicht auch, gute Techniker zu züchten oder zumindest einigen den Tritt zu geben, dass sie selber mal irgendwas ausprobieren anstatt zu sagen "ist mir zu kompliziert, das sollen die Profis machen" :)

Ich komm kaum mit dem lesen hinterher...

Ich kann dich beruhigen, das wird noch einige Zeit so weitergehen...
#spoiler
schrottophon_023.jpg

... morgen kommt die Endstufe dran :D

(...)trauen sich einfach nicht zu da mitzureden, das fällt bei Holzbearbeitung vermutlich etlichen leichter

Falls mir jemand eine gute Anleitung zum Thema "Schwalbenschwanzverzahnungen" zukommen lassen könnte... nun ich brauch für das Ding ja auch irgendwann ein Gehäuse. Aus Holz. Und halt wie "damals" ;):D


Edit: Natürlich danke allen für die Kekse und Likes - ich habe die schon gesehen :) !
 
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und die Betriebsspannung der Endstufe (Das sollte eine waagerechte Linie sein, für die technisch nicht so versierten...) so:

Ich sag mal so, als (kleines) Beispiel: Dass das eine waagerechte Linie sein soll, weiß sogar ich als technisch nicht so versierter. Und das habe ich vergangener Recherche zu verdanken, bei der ich auch öfter mal bei alten Beiträgen/Workshops von dir gelandet bin. ;) :great:
 
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