Ach du meine Güte.
Abkleben von Schutzleiter ist eigentlich immer falsch und zurecht verboten.
Wenn dann meist doch nichts passiert, liegt das daran, dass nicht noch zeitgleich ein weiterer Fehler, z. Isolationsfehler, aufgetreten ist.
Auch deswegen verlangt (verlangte) der Rundfunkt zu Zeiten des öffentlich-rechtlichen, dass Geräte auf einer Bühne nur über Trenntrafo anzuschliessen sind. Es soll ja niemand während des Programms sterben.
Kurz und schlecht: Viele Musiker-Geräte sind wohl latent gefährlich, und das soll durch Trenntrafos entschärft werden. (Anwesenheit von Elektrikern war wohl auch Vorschrift aus diesen Gründen.)
Zum Strom...:
Für die Tödlichkeit sind Spannungen und Ströme ausserhalb des Körpers eher nicht wichtig (woher soll der Körper das auch wissen), sondern der Strom, der durch den Körper geht.
Berührt man Leiter und geht über die Haut Strom in und durch den Körper, so kann man je nach Mensch, die Leitungen aufgrund von Verkrampfungen o.ä. nicht mehr loslassen, wenn der Strom schon nur wenige Milliampere beträgt. Einige 10 Milliampere führen zu Herzflimmern, Gesundheitsschäden oder gar zum Tod.
(Sind die Stromkontaktpunkte nicht auf der Haut, sondern im Körperinneren (Verletzungen, medizinische Implantate, Zunge [Gesangsmikros!]), so stellt sich die Sache noch ungünstiger dar.)
Wegen des Ohmschen Gesetzes ist für einen Strom von wenigen Milliampere und einem Körperwiderstand von ungefähr wenigen Kilo-Ohm, eine Spannung von Strom mal Widerstand notwendig. Deswegen sind für einen gefährlichen Strom von wenigen Milliampere nur einige 10 Volt nötig.
(Den Körperwiederstand kann man nur eingeschränkt mit dem Multimeter messen, weil der Körperwiderstand auch von der angelegten Spannung abhängt. Je geringer die Spannung, desto höher der Körperwiderstand.)
Bei Regeln zur Sicherheit geht man immer von eher ungünstigen Umständen aus, und gibt lieber einen Sicherheitszuschlag. Weswegen man bei Spannungen zu den "Grenzwerten" von rund 50 Volt, und für Kinderspielzeug (Kinder sind empfindlicher bzw. verwundbarer) noch weniger, gelangt.
(Es gibt auch Spannungsquellen, die wesentlich höhere Spannungen abgeben und trotzdem beim Berühren ungefährlich sind, weil sie einen sehr hohen Innenwiderstand haben: Beim Berühren "bricht" die Spannung nur aufgrund des Körperwiderstandes schon zusammen, sodass kein gefährlicher Strom fliessen kann. Normale Netzspannung gehört aber nicht dazu!)
Deswegen kann zwar die Autobatterie mit nur 12Volt Spannung zwar die vielen Ampere zum Anlassen des Motors liefern, führt aber beim einfachen (!!!) Berühren zu keinen Schäden.
Vorsicht aber bei Schmuck in der Nähe! Verursacht z.B. eine Halskette oder ein Armreif aus Metall einen Kurzschluss einer Autobatterie, so fließt zwar kein gefährlicher Strom durch den Körper. Aber durch den metallischen Schmuck ein sehr hoher Strom, der zur starken Erwährmung führt. Man kann sich leicht vorstellen, was passiert, wenn z.B. ein Armreif plötzlich glühend heiß wird.
Das Vernachlässigen von Sicherheitsvorschriften und der flapsige Umgang damit (ich und mein Freund Keith Richards haben das Abkleben von Schutzleitern noch immer überlebt...) ist kein Ausdruck der eigenen Kompetenz, sondern nur dem glücklichen Umstand geschuldet, dass zufällig keine weitere Störung auftrat.
So wie zu dichtes Auffahren kein Ausdruck eigenen Könnens ist. Sondern nur glücklicher Zufall, dass der Vordermann nicht gerade mal bremsen oder nur die Geschwindigkeit verringern (Fuß vom Gas!) musste.
Und wenn grob fahrlässiges Handeln ein paar mal gut ausgeht (durch Zufall oder auch nur im Strassenverkehr durch das ausgleichende Verhalten der anderen Fahrer), glaubt dann schon jeder Depp, man müsste stets und immer die Sicherheitsregeln missachten.
Gruß