@Musicanne
Kam Tonsatz nicht auch bei deiner Organisten-Ausbildung vor?
Natürlich kam das damals vor. Allerdings bin ich im Lauf der Jahre in der Praxis dazu übergegangen, mehr und mehr aus dem Bauch heraus zu setzen, wenn ich das gebraucht habe, und hatte die betreffenden Formeln und Lehrsätze zuletzt höchstens noch im Unterbewusstsein gespeichert. Für im Normalbetrieb benötigte Vorspiele und sonstige Improvisationen hat das aber immer gereicht.
Außerdem wird hier nach einer anderen Systematik unterrichtet als damals, was teilweise Umlernen erfordert. Und natürlich wird das perfekte Beherrschen der Grundlagen vorausgesetzt: Am Konservatorium erklärt niemand mehr den Quintenzirkel, Dur-/Molltonalität o. ä.
Aber mittlerweile habe ich hoffentlich die Kurve gekriegt: Wir haben einen Packen Übungszettel mit auszusetzenden Melodien oder Basslinien bekommen. An denen sitze ich konsequent täglich ein bis zwei Stunden. Damit hat es kürzlich endlich "Klick" gemacht. Im Prinzip läuft es wie höhere Mathematik, nur halt mit Noten: Man muss die Regeln kennen (jede Stunde kommen neue hinzu) und regelmäßig(!) üben, üben, üben.
Hast du während deines Blockflötenunterrichts keine Cembalobegleitung von deiner Lehrerin bekommen
Doch, doch, immer wieder mal. Aber es ist eben doch etwas ganz Anderes, mit einem bisher diesbezüglich Unbekannten nicht nur spielen, sondern auch noch aufs Podium treten zu müssen.
Die Aufführungen in Salzburg sind mittlerweile nicht nur erledigt, sondern ziemlich erhebend gelaufen. Davon kann ich immer sehr viel musikalische Kraft und Inspiration für die Routinearbeit als Organist mitnehmen.
Heute Abend gab es noch Barockes mit Flöte(n) und Orgel zur Gestaltung der Abendmesse. Die eisigen Temperaturen sorgten für Wasserspiele im Holz, aber mittlerweile verfüge ich Gott sei Dank über ausreichend Routine um damit umgehen zu können. Die Akustik im gotischen Kirchenschiff ist jedenfalls göttlich und trägt die Flöte unbeschreiblich schön - fast bis in den Himmel.
Den Auszug habe ich solo übernommen - mit van Eyck. Die meisten Leute haben nicht wie gedacht gleich die Kirche verlassen. Sie sind einfach sitzen geblieben bis ich kein konzerttaugliches Repertoire mehr übrig hatte. *G*
Am kommenden Wochenende geht es wieder zurück nach Tirol - der Alltag wartet schon mit Orgeldiensten am Sonntag.