Klassik Frage zu Vibrato-Einsatz

[Tonja]

Musst halt zur Lyrikerin werden

Na bravo! Bloss nicht!

Ich empfinde manches Vibrato als unschön. Letztes Jahr hab ich da Sängerinnen live gehört, die für meinen Geschmack ein zu ausuferndes Vibrato haben, bzw. zumindest in dem Konzert hatten. Sofern ihnen und den anderen Konzertbesuchern das gefällt - dann ist das halt so. Aber es ist ja durchaus möglich, dass andere das ähnlich wie ich empfinden. Von daher könnte es durchaus auch mal angebracht sein, das Vibrato einzuschränken.

Ich sehe das grundsätzlich mit dem Vibrato so: für mich ist zuerst einmal Grundvoraussetzung, dass die Stimme gesund und genügend gut ausgebildet ist. Vibratoabweichungen die sich daraus ergeben, dass eine oder beide diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, sind natürlich meist sehr unschön!

Ich kann mich an eine Sopranistin erinnern die ich mal gehört hatte, deren Vibrato war vor allem in den Höhen dermassen grob, ausufernd und unkontrolliert, dass es effektiv in den Ohren schmerzte. Sie war tatsächlich an der sprichwörtlichen Quintenschleuder gefährlich nahe dran. Aber sie hat mir auch sehr leid getan, denn es war offensichtlich, dass ihre Stimme total abgesungen und vermutlich schon schwer beschädigt war. Sie hatte dazwischen aber auch immer wieder Momente, wo zum Vorschein kam, was für eine schöne Stimme das einmal gewesen sein musste! Im Prinzip sehr tragisch für diese Sängerin, die zudem noch im besten Sangesalter war!

Daneben finde ich aber auch sehr wichtig, dass das Vibrato zum Stimmtyp passt. Mir gefällt nicht, wenn eine leichte Stimme versucht, das Vibrato künstlich zu vergrössern, aber umgekehrt auch nicht, wenn eine schwerere Stimme mit (natürlichem) grösseren Vibrato dieses "mit Gewalt" vermindert.

Und klar, unabhängig davon ist es dann letztlich Geschmackssache, ob einem eine Stimme mit grösserem oder kleinerem Vibrato besser gefällt! Finde es auch wichtig, dass es für jeden Stimm-(resp. hier jetzt Vibrato-)typ ein passendes Publikum gibt. Hätten alle Zuhörer denn gleichen Geschmack, hätten gewisse Stimmen ja gar keine Chance als Sänger zu bestehen, resp. sie müssten sich in eine Form zwängen, die ihnen überhaupt nicht entspricht!

 

[Foxx]

Tonja, Du hast natürlich Recht, dass der Thread das Präfix "Klassik" trägt. Dennoch ein paar Sichtweisen eines Popsängers.

Abstellen kann man es theoretisch schon, die Frage ist nur: wozu? Wenn man mit einem nicht künstlich erzwungenen sondern "natürlich gewachsenen" Vibrato (ich persönlich spreche ohnehin lieber von der "frei schwingenden Stimme", da "Vibrato" immer auch wieder mal negativ behaftet sein kann) singt, ist das nicht nur schöner sondern auch gesünder.

Ob es schöner ist, ist eine Frage der Stilistik. Für gewisse Songs, Stimmungen oder Ausdrücke empfände ich ein Vibrato, selbst ein kleines, als Killer. Oftmals erweckt es im Contemporary den Eindruck von Pathos.
Aber das ist einfach eine Stilfrage. Anzweifeln würde ich aber tatsächlich, dass es "gesünder" ist, mit natürlichem Vibrato zu singen. Auch ein gerade gehaltener Ton kann absolut frei sein, meine Meinung nach. Das Vibrato mag nur entstehen, wenn alles andere stimmt, aber umgekehrt ist sein Fehlen kein zwingender Hinweis darauf, dass etwas Stimmschädliches vor sich geht. Ich jedenfalls kann einen 4h-Gig auch weitgehend vibratofrei singen.
Das ist für mich auch nicht das Gleiche ist, wie die Stimme "klein zu machen". Dein Erlebnis klingt nach letzterem. Das ist unschön und anstrengend. Aber tatsächlich muss ich mich auch im Pop in den Hintergrund nehmen können, wenn ich die Zweitstimmen singe und unsere Sängerin die Hauptstimme hat. Und dabei fühle ich mich auch nicht eingeschränkt. Ich singe dann technisch etwas anders, aber da ich sehr gerne Harmonien singe, passt das für mich.

 

[Tonja]

Ob es schöner ist, ist eine Frage der Stilistik. Für gewisse Songs, Stimmungen oder Ausdrücke empfände ich ein Vibrato, selbst ein kleines, als Killer. Oftmals erweckt es im Contemporary den Eindruck von Pathos.

Wie gesagt, ich bezog mich einzig und allein auf die Klassik. Dass in Contemporary bzgl. Vibrato ganz andere Regeln gelten, glaube ich euch unbesehen! Im klassischen Gesang ist eine vollkommen(!) gerade Stimme aber die eines unausgebildeten, resp. (noch) zu wenig ausgebildeten Laien. Auch die allerleichteste Barockstimme hat ein Vibrato/schwingt frei, sofern sie gut ausgebildet ist. Wenn gleich ihr Vibrato auch so viel diskreter ist (verglichen mit einer schweren Stimme), dass sie aufs erste hinhören tatsächlich als etwas "gerade" erscheinen mag, aber eben nie gerade im Sinne der unausgebildeten Laienstimme. Wobei hier noch anzumerken ist, dass es ab und an schon auch Stimmen gibt, die im absolut "rohen" Zustand schon eine gewisse Schwingung (im Sinne des in der Klassik erwünschten Vibratos) drin haben, aber nach meiner Erfahrung sind solche Stimmen in der absoluten Minderzahl (man höre sich dazu nur mal in den Laienchören um!)

Anzweifeln würde ich aber tatsächlich, dass es "gesünder" ist, mit natürlichem Vibrato zu singen. Auch ein gerade gehaltener Ton kann absolut frei sein, meine Meinung nach.

Klar, das sind in erster Linie mal meine eigenen Erfahrungen und ich habe eine Stimme die halt auch nicht allzu robust ist, sprich technische Fehler schlecht verzeiht und dann rasch Ermüdungserscheinungen zeigt. Aber ich habe relativ viel Erfahrung aus diversen Laienchören/-Ensembles, wo die (eben mehrheitlich ganz gerade singenden) Leute (v.a. in den hohen Stimmen und dort solche, die wirklich die ganze Probe mit jeder 100sten Wiederholung voll durchsingen) am Ende der Probe stimmlich oft sehr ermüdet sind, man hört es nicht nur, sie äussern sich auch diesbezüglich.

Das ist für mich auch nicht das Gleiche ist, wie die Stimme "klein zu machen". Dein Erlebnis klingt nach letzterem.

Im von mir beschriebenen Kammerchor hatte der CL wohl tatsächlich was in der Art von mir erwartet.
Aber früher, als ich ohne Vibrato sang, habe ich nie versucht, die Stimme klein zu machen Weder zu Hause beim üben noch beim Singen in meinem Stammchor (dessen CL zum Glück bezüglich Einzelstimmklang eine sehr grosse Toleranz hat ). Auch war es so, dass die Stimme sich in einigen Bereichen natürlich schon deutlich verbessert hatte (hoffentlich, nach bereits 2-3 Jahren Unterricht! ), so war sie z.B. deutlich voluminöser geworden: das hatte ich selber gemerkt und es wurde mir auch von aussen mehrfach bestätigt. Aber ein Vibrato zeigte sich damals halt einfach noch nicht. Die Stimme war damals wohl so, wie sie bei vielen Laienensemblemitgliedern ist (und wie sie auch von Leitern solcher Ensembles oft explizit gefordert wird), Ensemblesänger also, welche zwar eine gewisse Ausbildung absolviert haben, aber eben, gemessen am Gesang der Profis, noch ganz und gar nicht auf solistischem Niveau sind (obwohl ich auch damals immer mal wieder solistisch gesungen hatte ).
Und eben trotz gewisser Fortschritte die ich stimmlich damals sicher bereits gemacht hatte, ermüdete ich fast immer sehr schnell. Und es war äusserst frappant, wie später das Auftauchen des Vibratos mit dem Wegfallen dieser Ermüdung kongruent lief!

 

[Silvieann]

Hier ein Beispiel für ziemlich viel Vibrato, insbesondere zweites und drittes "Pace",
erstes 'Pace' auch, wenn sie lauter wird,
finde ich zumindest. Mir ist das stellenweise zu viel. Wie geht es Euch?

 

[Tim]

Mir ist das stellenweise zu viel. Wie geht es Euch?

Genauso!

An sich eine wirklich schöne Stimme, aber mir teilweise auch ein zu weites und zu starkes Vibrato.

 

[drowo]

... das kostenlose Programm "Reaper" ...
Lg, Tatu

Reaper ist nicht kostenlos, allerdings wird die Lizenzierung nach Ablauf der 60 Tage Probezeit nicht erzwungen. Man bekommt nur beim Starten einen Hinweis dies zu tun.
Die SW wird von 3 SW Entwicklern in "Vollzeit" - geschätzt ca 60-100 Arbeitsstunden pro Woche - erstellt. Ich sehe im pre-release Forum regelmäßig - ca 4-5 mal pro Woche neue Pre-Views, auch an Samstagen und Sonntagen.

Die discounted Lizenz kostet 60$ und beinhaltet regelmäßige Updates, im Schnitt kommt jeden Monat eines. Dabei sind nicht nur Bugfixes und kleine Features dabei sondern auch mal so "ganz nebenbei" ein Notationseditor wie z.B. in der 5.2.
Das Programm ist in Funktionalität und Klangqualität mit Cubase oder Logic vergleichbar, welche bei 500€ + liegen. Kein Spiel- sondern Profiwerkzeug.

Nur so als Anregung ;-)

 

[antipasti]

Man bekommt nur beim Starten einen Hinweis dies zu tun.

... und der Start wird verzögert.

Der geradezu lächerliche Preis von ca. 50€ lohnt sich nicht nur - sondern ist eigentlich moralische Pflicht.

Das Programm ist in (...) und Klangqualität vergleichbar

Eine DAW sollte eigentlich keinen eigenen Klang haben.

Sorry für Off Topic. Weitermachen.

 

[drowo]

Eine DAW sollte eigentlich keinen eigenen Klang haben.
Sorry für Off Topic. Weitermachen.

Da hast du natürlich Recht ;-) Was ich ausdrücken wollte ist das die erreichbare Klang-Qualität der Produktionen den teureren DAW's nicht nachsteht.

Und das der Start verzögert wird kann ich gar nicht wissen, weil ich nach 1 Woche Ausprobieren bereits die günstige Reaper-Lizenz gekauft habe ... woher weißt du es eigentlich? ;-)

 

[antipasti]

woher weißt du es eigentlich?

Ich habe es runtergeladen, um schnell (!) etwas aufzunehmen. Und als ich dann irgendwann Wochen später wieder etwas aufnehmen wollte, war die Testphase abgelaufen und ich habe die Lizenz erworben. Normal.

 

[TaTu]

Reaper ist nicht kostenlos, allerdings wird die Lizenzierung nach Ablauf der 60 Tage Probezeit nicht erzwungen. Man bekommt nur beim Starten einen Hinweis dies zu tun.

Wieder was gelernt. Danke.

Meine Beschreibung, das wir im Proberaum mit dem Programm "rum gespielt" haben, sollte übrigens keine Wertung des Programmes sein. Es sollte vielmehr verdeutlichen das es sich weder um Gesangsunterricht, noch um richtige Gesangsübungen gehandelt hat. Es war also ein reines ausprobieren der Stimme. Dabei fand ich es halt spannend das Ganze nicht nur aufnehmen zu können, um sich hinterher zu hören, sondern das Ganze auch visuell verfolgen zu können. So zu sagen: Fühlen, Hören, Sehen

Als hier dann die Frage nach der Messbarkeit eines Vibratos aufkam, habe ich dann diese visuelle Darstellung mal zur Diskussion gestellt.

Lg, TaTu

 

[drowo]

..... ich habe die Lizenz erworben. Normal.

Vorbildlich!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

Wieder was gelernt. Danke.

Meine Beschreibung, das wir im Proberaum mit dem Programm "rum gespielt" haben, sollte übrigens keine Wertung des Programmes sein. Es sollte vielmehr verdeutlichen das es sich weder um Gesangsunterricht, noch um richtige Gesangsübungen gehandelt hat. Es war also ein reines ausprobieren der Stimme. Dabei fand ich es halt spannend das Ganze nicht nur aufnehmen zu können, um sich hinterher zu hören, sondern das Ganze auch visuell verfolgen zu können. So zu sagen: Fühlen, Hören, Sehen

Als hier dann die Frage nach der Messbarkeit eines Vibratos aufkam, habe ich dann diese visuelle Darstellung mal zur Diskussion gestellt.

Lg, TaTu

Passt schon. Zum Ausprobieren ist es ja da. Aber es gibt halt Kollegen die das ohne Kauf jahrelang regelmäßig nutzen und damit argumentieren " .... ja wenn die so blöd sind ..."
LG Robert

 

[Tim]

Ich frag mich nur gerade, was die letzten ca. 6 Postings mit "Gesangstechnik, Theorie und Übungen" und viel mehr dem "Vibrato-Einsatz" zu tun haben ... ?

 

[Silvieann]

Für mich ist da wohl tatsächlich die Frequenz des Vibratos und nicht die Amplitude entscheidend
Hier gleiches Stück, Leontyne Price, mit deutlich schnellerem Vibrato:


Und Maria Callas mit wieder etwas langsamerem Vibrato, was aber für mich sehr gut zu dem Stück paßt:


Es sind also für mich wohl ganz feine Geschwindigkeitsunterschiede, ob ich das Vibrato überhaupt wahrnehme oder sogar als unangenehm empfinde. Ich beziehe mich jetzt jeweils nur auf die erste Gesangsphrase des Stückes "Pace, pace mio dio". Oder habe ich das falsch gehört?

Noch eine wohl ziemlich alte Aufnahme des Stückes mit Rosa Ponselle

 

[drowo]

Ich frag mich nur gerade, was die letzten ca. 6 Postings mit "Gesangstechnik, Theorie und Übungen" und viel mehr dem "Vibrato-Einsatz" zu tun haben ... ?

Gar nichts, einfach ignorieren oder ggf. sogar löschen.

 

[antipasti]

Ich frag mich nur gerade, was die letzten ca. 6 Postings mit "Gesangstechnik, Theorie und Übungen" und viel mehr dem "Vibrato-Einsatz" zu tun haben ... ?

Ganz einfach: Vibrato-Einsatz->Mess- und Analyseverfahren->Freeware REAPER->Korrektur Freeware

Ein relevanter Beitrag muss sich nicht immer direkt auf den Threadtitel beziehen. Für jemanden, der aufgrund dieser Empfehlung das Programm REAPER zur Analyse seines Vibratos einsetzen will, ist es durchaus sinnvoll, zu wissen, dass es sich eben nicht um eine Gratis-Software handelt, wie irrtümlich behauptet wurde, und welche Auswirkungen die Nutzung ohne kostenpflichtige Lizenz hat.

Natürlich ist nicht jeder Nebensatz topic. Aber es schließt insgesamt direkt an ein Topic an. Und ich mag jetzt nicht einzelne Wörter/Passagen aus allen sechs Posts rauseditieren.

Daher mein Tipp an dich: Kümmer' dich am besten nicht um anderer Leute Off Topic – du hast mit dem eigenen genug zu tun.