Ich finde nicht, dass ein "Anfänger" unbedingt mit sog. Einsteigerequipment spielen muss. Wenn man das Geld hat und es ausgeben kann/möchte, dann spricht nichts dagegen, gleich etwas zu kaufen, was einem auch als Fortgeschrittener noch Freude bereitet. Wenn alle Anfänger auf einem Discounterset begonnen hätten, wäre die Zahl derer, die weiter gemacht haben, wohl geringer und hier im Forum wäre weniger los.
Natürlich kann man noch nicht die letzten Nuancen aus dem Equipment holen, aber es motiviert schon, wenn es nicht nach Elektrorasierer klingt, die Gitarre sich auch stimmen lässt und man nicht mit einem LKW unter den Saiten herfahren kann. Man spielt nicht automatisch besser, aber vielleicht öfters und mit mehr Spaß bei der Sache, was einem im Endeffekt wiederum besser macht.
Die vielfältigen Möglichkeiten eines Kempers mögen den Ein oder Anderen erst einmal verwirren, ein Fender Tweed Champ ist da etwas rudimentärer zu bedienen
, aber man muss ja nicht gleich alles nutzen und kann sich rantasten. Die "günstigen" Modeller wie z.B. Line6 Pod HD oder BOSS GT sind auch nicht per se "einfacher" zu bedienen.
Klanglich können diese Modeller auch einfach nicht mit den Flagschiffen mithalten und irgendwann wird man dahinter kommen, das das Gras woanders doch etwas grüner ist. Im 1-zu-1-Vergleich mag der Kemper auch noch nicht mit einem echten, "guten" Amp mithalten können, aber wer eine große Vielfalt sucht, möglichst kompakt, der kommt nicht drumherum. Wer hat schon so viel Platz und Geld sich einen Haufen Amps, Boxen und Effekte zu holen, von der Möglichkeit sie in den Lautstärkeregionen zu spielen, bei denen sie erst richtig gut klingen, ganz zu schweigen? In der Hinsicht ist der Kemper schon mal gar nicht soooo teuer. Durch die Möglichkeiten des Profilings stehen einem nahezu unendlich viele Sounds zur Verfügung.
Die meisten Modeller sind geschlossene Systeme, bei denen der Hersteller definiert, was an Amps, Boxen, Mikros oder Effekten zur Verfügung steht. Line6 hat sich leider jahrelang auf ihren Lorbeeren ausgeruht und nach dem roten Nierenschalen-POD kamen nur noch Aufgüsse. Das Pod HD ist mittlerweile auch schon Modellingsteinzeit, dafür kostet es aber immer noch eine schöne Stange Geld und dem Helix traue ich irgendwie nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass er dem Kemper das Wasser abgraben kann.
Hier hilft, wie so oft, einfach anzutesten. Besser kann man sich keinen Überblick über den derzeitigen Markt machen. Kemper, Yamaha, Boss, Line6 und Co. findet man auch in sehr vielen Läden, von daher ist es nicht so schwer sich einen Eindruck zu machen.
Das Freeware-VSTs nichts taugen würde ich aber nicht unterschreiben. Ich habe mich jetzt auch schon einige Zeit damit auseinander gesetzt und bin positiv überrascht worden. Ganz wichtig sind gute und passende Impulsantworten. Wenn man weiß, wie man damit umgehen muss, wird so mancher Hardware-Modeller in die Schranken verwiesen. Ansonsten gibt es auch noch Scuffham S-Gear, was von dem Typen kommt, der u.a. auch für den Marshall JMP-1 Preamp verantwortlich ist.