Akkordfolgen für Spannungsaufbau

Tems
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Hallo,

Ich habe dieses Thema gelesen, aber habe die entsprechende Frage hier im Unterforum nicht gefunden. Deswegen stelle ich sie.
Kennt jemand eine Liste oder entsprechende Literatur, bei denen verschiedene Akkorde nach Spannung gelistet sind? Optimal wäre natürlich in allen möglichen Kontexten. Die Schlüssel werden wahrscheinlich Dissonanzen sein, da sie auflösungsbedürftig sind, aber eine entsprechende Regel habe ich noch nicht gefunden. Falls jemand diesbezüglich meinen Horizont erweitern kann, wäre ich sehr dankbar.

Mfg
 
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Die Schlüssel werden wahrscheinlich Dissonanzen sein, da sie auflösungsbedürftig sind
Das sehe ich auch so und darin liegen die Steuerungsmöglichkeiten. Der "spannungsreichste Akkord" in einer Tonalität wäre demnach eine Dominante mit allen möglichen Alterationen, in C wäre das G7 #9b13
Aufbau der Chord Scale R b9 #9 3 #4 b13 b7
Es bleiben also lediglich Grundton (R), Durterz und Dominantseptim (b7) gleich zu mixolydisch, die anderen Töne sind sämtlich alteriert.
Die Akkordskala entspricht dem siebten Modus in Melodisch Moll.
Welche Töne im Voicing des Akkords verwendet werden, hängt natürlich von der Melodie und dem Arrangement ab.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist scheinbar eine Geschmacks- oder Empfindungsfrage, aber ich persönlich empfinde die MISCHUNG zwischen alteriert und nicht-alteriert als NOCH spannungsreicher: G7 b9/13

Thomas
 
Welche Chordscale schwebt dir dazu vor, nur die Sexte geändert?
 
Diese Frage kann ich Dir leider nicht beantworten, da ich in Chord-Scales nicht so zu Hause bin, und das für mich keine Kategorie ist, in der ich denke.

Aber, zum Beispiel, die folgende Turnaroundvariante mag ich sehr. Ich habe sie oft schon anderswo gehört, und mir dann irgendwann angeeignet:

I7 - VI7b913 - II7#9 - V7b913 - I7

Thomas
 
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Der "spannungsreichste Akkord" in einer Tonalität wäre demnach eine Dominante mit allen möglichen Alterationen...

Wenn Du die Dominante ansprichst, dann sollte man auch nicht auf deren TTSub vergessen, bzw. auf die entsprechenden sus2 bzw sus4

lg
 
Vielen Dank für eure Antworten. Könnt ihr mir noch einen Nachschlagelink geben oder sagen was das für Zahlen sind? "VI7b913" VI verstehe ich, ist die Tonikaparallele und b eine Halbtonverminderung. Aber 7 und 913 oder z.B. #9:igitt:.
 
Du musst das so gruppiert lesen: VI 7 b9 13. Ich verstehe darunter den Dreiklang auf der sechsten Skalenstufe (VI) erweitert mit der leitereigenen Septime (7), der kleinen None (b9) und der leitereigenen Tredezime (13). Also z.B. in C-Dur wäre das A-C-E-G-Bb-F.
 
Du musst das so gruppiert lesen: VI 7 b9 13. Ich verstehe darunter den Dreiklang auf der sechsten Skalenstufe (VI) erweitert mit der leitereigenen Septime (7), der kleinen None (b9) und der leitereigenen Tredezime (13). Also z.B. in C-Dur wäre das A-C-E-G-Bb-F.

So nicht. Turko hat das anders geschrieben:
Basis (= Septakkord ohne Optionstöne) ist für C-Dur eine VI mit: A C# E. Dazu kommen die Optionen b9 d.h. C und b13 d.h. F.
Die Upper Structure der VI7 ist damit eine IV. Eine II7#9 ist die Verbindung einer II mit einer IIm. In Turkos Progression geht es also darum, eine nicht-diationische Ausweichung (VI statt diatonisch VIm) mit der Diatonik zu "verheiraten".
 
So nicht. Turko hat das anders geschrieben:
Basis (= Septakkord ohne Optionstöne) ist für C-Dur eine VI mit: A C# E. Dazu kommen die Optionen b9 d.h. C und b13 d.h. F.
Ok, mal wieder an der Stufennotation gescheitert... :gruebel: A-Dur statt A-Moll, gut. Aber die b9 müsste doch Bb (statt C) sein und 13 (ohne b) das F - also die Zahlen bezeichnen schon die diatonischen Intervalle über der jeweiligen Stufe, oder? :confused:

Die Upper Structure der VI7 ist damit eine IV. Eine II7#9 ist die Verbindung einer II mit einer IIm. In Turkos Progression geht es also darum, eine nicht-diationische Ausweichung (VI statt diatonisch VIm) mit der Diatonik zu "verheiraten".
Noch ein Versuch in C-Dur. Bei II7#9 steht II für den Dur-Dreiklang auf der diatonisch zweiten Stufe also hier D-F#-A, die 7 steht für C (die diatonische Septime über der II) und #9 für E# (hochalterierte diatonische None) also enharmonisch F. Kommt das hin oder wo liege ich daneben?
 
Noch ein Versuch in C-Dur. Bei II7#9 steht II für den Dur-Dreiklang auf der diatonisch zweiten Stufe also hier D-F#-A, die 7 steht für C (die diatonische Septime über der II) und #9 für E# (hochalterierte diatonische None) also enharmonisch F. Kommt das hin oder wo liege ich daneben?

Das kommt so hin !

Thomas
 
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Nur die Römischen Zahlen für die Stufen sind leitereigen. Die anderen Zahlen beziehen sich immer auf das Intervall zum Grundton des Akkords. Wenn da eine 13 steht, dann ist immer die große 13 gemeint. Einzige Ausnahme ist die 7, da bezeichnet man die große 7 als "maj7".

VI7(b9,13) in C.

Ein Klavier-Voicing könnte zB sein:

A G Bb C# F#

(von unten nach oben)
 
Ok, mal wieder an der Stufennotation gescheitert... :gruebel: A-Dur statt A-Moll, gut. Aber die b9 müsste doch Bb (statt C) sein und 13 (ohne b) das F - also die Zahlen bezeichnen schon die diatonischen Intervalle über der jeweiligen Stufe, oder? :confused:

b9 ist tatsächlich B(b). Da hatte ich #9 gelesen ... so, nun bin ich auch an der Stufennotation gescheitert...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ist scheinbar eine Geschmacks- oder Empfindungsfrage, aber ich persönlich empfinde die MISCHUNG zwischen alteriert und nicht-alteriert als NOCH spannungsreicher: G7 b9/13

Nachtrag: In G7 b9 13 steckt enharmonisch E-Dur, ein E7b9#9
=> ein solcher Akkord dürfte für das Ohr kaum noch aufzulösen sein
 
Nachtrag: In G7 b9 13 steckt enharmonisch E-Dur, ein E7b9#9
=> ein solcher Akkord dürfte für das Ohr kaum noch aufzulösen sein

Naja, es kommt immer auf die beteiligen Ohren an ....

Übrigens: Dafür, daß es für diese - die Ohren - kaum aufzulösen sein soll, kommt die
US-VI eigentlich zu häufig vor ...

Thomas
 
Kennt jemand eine Liste oder entsprechende Literatur, bei denen verschiedene Akkorde nach Spannung gelistet sind? Optimal wäre natürlich in allen möglichen Kontexten. Die Schlüssel werden wahrscheinlich Dissonanzen sein, da sie auflösungsbedürftig sind, aber eine entsprechende Regel habe ich noch nicht gefunden.

In der Regel wird im Jazz der Spannungsgehalt eines Voicings nach der Anzahl der in ihm enthaltenen "Primary Dissonances" bestimmt. (Als "Primary Dissonances" gelten die Intervall b2 (b9) und MA7).
Insofern ist nicht allein die Anzahl der enthaltenen Tensions ausschlaggebend sondern hauptsächlich deren Qualität.

So hat z.B. das Voicing CMA7 ( c' e' b') weniger Spannungsgehalt als das Voicing CMA7 ( b c' e' b')
 
Zuletzt bearbeitet:
ein solcher Akkord dürfte für das Ohr kaum noch aufzulösen sein

Eigentlich ist gerade der Witz dass sich diese Art von Akkord in verschiedene Richtungen auflösen kann. Als Chordscale springt einem Halbton-Ganzton ins Gesicht. Durch die Symmetrie der Skala in kleinen Terzen ergeben sich etliche Auflösungsmöglichkeiten.

Wenn man das konsequent macht, dann ist. G7 vertauschbar mit E7, Db7 und Bb7. Wenn man all diese Akkorde mit einem b9,13-Voicing hintereinander spielt, bewegt man sich eigentlich immer in der selben Klangwolke die insgesamt die selben Auflösungstendenzen hat. So kann man G7b9 ohne weiteres nach C, A, Gb oder Eb auflösen.

Das macht solche Akkorde zu sehr guten "pivot chords" also Akkorden die man umdeuten kann um eine Progression harmonisch in eine komplett andere Richtung zu bewegen. Das liegt eben daran dass so verschiedene Spannungen enthalten sind die sich jeweils anders auflösen lassen.

Mittlerweile höre ich solche Auflösungen auch. Ich kann nun nicht sagen wie viel davon geschultes oder intuitives Gehör ist.

Mit der Eingangsfrage hat das aber meines Erachtens nicht so viel zu tun. Ich finde aber auch dass die Kombination aus b9 und 13 sehr spannungsreich ist. Noch extremer (und uncharmanter) finde ich aber das #9,13 Voicing. ;)
 
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Noch extremer (und uncharmanter) finde ich aber das #9,13 Voicing. ;)

"Uncharmant" ist in diesem Zusammenhang ein Euphemismus ... :)
Ich weiß ja gar nicht, ob es das in freier Wildbahn überhaupt gibt ... aufgefallen wär´s mir noch nie ...
 
Naja um das Off topic auszuweiten:

Duke Ellington pflegte seine 5-stimmigen Sax-Voicings so zu gestalten:

2 Low's im unteren Register zusammenklingend mit 3 High's im oberen Register (die Aufteilung kann auch 3 -2 sein).

Die HT-GT Tonleiter besteht aus High's und Low's, also z.B. -> C Db D# E F# G A Bb wäre high low high low high low high low. Die dazugehörigen Dom.Sept. Akkorde wären, wie chaos.klaus schon sagte, C7, Eb7, Gb7 und A7.

Ein entsprechendes Ellington Voicing dafür wäre z.B.

e bb (= Low's) und darüber d#' f#' a' (= High's). Dissonanzgehalt = 2 P.D. (primary dissonances). einmal von e nach d#' und einmal von bb nach a'.



"Uncharmant" ist in diesem Zusammenhang ein Euphemismus ... :)
In der Tat. :)
 
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Ok. Das Konzept kannte ich noch nicht. Was bezeichnet High und Low? Die Gewichtung der Töne als Akkordton bzw Tension?

Zu 7(#9,13). Naja, wenn man so alle Kombinationen durchgeht, dann kommt er halt auch vor. Meine Freundin ist Gitarristin ... sie sagt sie spielt den manchmal. Aber Gitarrenvoicings sind eh teilweise sehr eigenartig. ;) Ich glaube durch den niedrigeren Obertongehalt gehen manche Sachen noch, die am Klavier (oder gar von Bläsern) nicht so schön wären wären.
 
Ok. Das Konzept kannte ich noch nicht. Was bezeichnet High und Low? Die Gewichtung der Töne als Akkordton bzw Tension?
Genau.

Zu 7(#9,13). Naja, wenn man so alle Kombinationen durchgeht, dann kommt er halt auch vor.

Ja - und noch relativ häufig.


Beispiele:



Saudade Do Brooklyn (F-Dur) B-Teil, Takt 1 & 2
saudadedobrooklynbteiltakt1fdur.jpg




Midnight Sun (C-Dur) Takt 12
midnightsuntakt12cdur.jpg



Blood Count (F-Dur) Takt 39
bloodcounttakt39fdur.jpg



Sister Sady
sistersady.jpg



Split Kick (Eb-Dur) Takt 7

splitkicktakt7ebdur.jpg



Doxy (Bb-Dur) Takt 9
doxytakt9bbdur.jpg


Monterey Blues (Bb-Dur) Takt 23
montereybluestakt23bbdur.jpg


Goodbye Pork Pie Hat (F-Moll) Takt 7
goodbyeporkpiehattakt7fmoll.jpg



Freight Train (Ab-Dur) Takt 11
freighttraintakt11abdur.jpg



Blues For Alice (F-Dur) Takt 10
bluesforalicetakt10fdur.jpg



Here's That Rainy Day (G-Dur) Takt 3

heresthatrainydaytakt3gdur.jpg
 
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