Wachsschicht auf Geige

  • Ersteller Kylwalda
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Muss ich auch mal eben loswerden: ehrfürchtiger Respekt vor so viel Geduld, Sorgfalt, Liebe, Mut und Durchhaltevermögen.
 
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Hi,


Zitat Cello: "und auch fiddle als Tippgeber/Lehrer ;) gehört hier Dank!"

Jo, …und als Werkzeugmacher!
Ich freue mich grad im Kreis über meine zwei neuen Schnitzer von Dir, fiddle. Und ich glaube, die letzte Reparatur hätte ich insbesondere ohne den selbstgemachten Schnitzer von Dir garnicht machen können. Er liegt perfekt in der Hand, und weiß quasi von selbst, wann er bei Kurvenlage in der Hand rollen muß (Gib´s zu, den hast Du doch verzaubert :D ), - mal davon ab, daß er totschick ist.

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Sie haben inzwischen einen Ehrenplatz neben meinem "Kartoffelmesserchen" bekommen. Nee, nee, ohne Witze, improvisiertes Werkzeug macht schon Spaß, aber mit richtig guten Schnitzern wie diesen ist´s einfach traumhaft.

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Die neue Wirbelkastensituation

Zuerst hatte ich probiert, Futter aus einem Stück zu fertigen, welches beides füllt. Aber das war dann doch ne Nummer zu schwer für mich. Schade. Eleganter hätte ich´s gefunden.

Hier die Wanne in der Kastenwand. Boden schon mal angeschabt….

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Dann zuerst das Futter in die Bodenwanne eingeleimt.

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Überstehendes Futter abgetragen.

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Anpassung Wandfutter

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Alles andere, als eine unsichtbare Leimung. Der Schnitzer kann Besseres, aber ich hier noch nicht. Man kann hier nicht sehen und hinfühlen, ob was kippelt.
Blöderweise war durch das vorherige Rumgeeier (wegen des unbemerkten Risses) mit der Reibahle, und dem folgenden "Auswuchten" der Wirbellöcher mit der Ahle schlußendlich die komplette Ahlen-Länge ausgereizt. Da blieb nur noch: Ausbuchser mit immer wieder neuem Schmirgelpapier umkleben und "zu Fuß" weiter ausreiben.

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Beide Wirbellöcher nachbearbeitet und mit Buchsern versehen.

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Dann Löcher gebohrt und mit Stecheisen das Grobe. Mit Schnitzer weiter.

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…noch nicht vollständig "verputzt" sieht´s aktuell so aus:

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Das war wirklich ne ganz ganz friemelige Angelegenheit. Jedoch hatte ich noch den Glücksfall, es nur mit einem Hals ohne Korpus zu tun gehabt zu haben, den man bequem auf dem Schoß hin und her wenden kann. Zudem konnte ich relativ unbekümmert an dem entlackten Wirbelkasten rumfuhrwerken. Stecheisen ausgerutscht –egal, Schnitzer ausgerutscht- egal, Schnitzer in Finger gerutscht und Blut ans Holz gespratzt – egal,…. Konnte man alles wieder zurechtmogeln.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, das Ganze unter "echten Bedingungen"……..uuuaaahhhh :eek:



Grüße
Kylwalda
 
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Hi alle,

Mit den neuen Schnitzern ist frischer Anschwung auch in andere Problemfälle gekommen :great: (fiddle, riesen Dank nochmal!), und ich habe u.a. dieses Procedere an einer weiteren Geige - und zwar mit Korpus dran! -durchgeführt. Dies für sich war dann doch nicht schwieriger, -im Gegenteil, aber die Überstände lackschonend mit dem Schnitzer abzutragen, ist definitiv ne ganz heikle Sache! Da blieb nur: Schön langsam und immer nur hauchdünn, - so, wie ich es bei Dir, fiddle, beim Steg/- Stimmstock-Schneiden gesehen hatte -, und die Klinge dabei fast in der Fingerbeuge verschwinden lassen. Möckel empfiehlt hier, ein Papier über die Buchser-Überstände zu stülpen.

Was ich bisher nicht erwähnt habe…

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Mir war beim Aushobeln des Wirbelkastenbodens der zuvor verleimte Riss wieder aufgegangen. Dabei ist denn auch noch ein Fitzel Holz rausgebrochen (Thema Warmleim nochmal…). Also der ganze Aufwand mit der Innenverstärkung im Bemühen äußerlicher Unversehrtheit der Schneckenrückseite vergeblich. Da hätte ich besser gleich nen Stift setzen können. Aber, weiß man´s vorher….
… und ich beginne mich zu fragen, ob diese liegende Acht mir nicht doch etwas sagen sollte….:gruebel::opa:............:D

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Ansonsten sieht der Wirbelkasten jetzt so aus:

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Und nu ist wichtig, die Bohrungen so zu setzen, daß die Wirbelverhältnisse im Kasten so sind, daß die Saiten untereinander störungsfrei aufziehbar sind. Es ist ja nicht gesagt, daß man das Wirbelloch in der Original-Zentrierung ausgerieben hat, und auch weiß man nicht, ob die Vorherige korrekt war. Möckel erwähnt hier eine Art Schablone, über die ich aber nicht verfüge.

IMG_1435.JPG

Ich habe mir überlegt, daß ich mich am Randabstand nach oben hin orientiere. Heißt, ich reibe so aus, daß der Randabstand den gleichen haben soll, wie die beiden nicht ausgebuchsten Wirbellöcher.


fiddle, was meinst Du? Ist das korrekt?


Na, und dann gab´s ja noch diese unschöne Stelle. Wieder ein Fall für die Ausschlachtgeige.

IMG_1418.JPG IMG_1422.JPG IMG_1426.JPG
Bevor die Wolfcraft zugebissen hat....

Den verlorenen Fitzel auch durch Material von der Ausschlachtgeige ersetzt:

IMG_1421.JPG

Die gebrochene Zarge von innen verstärkt:

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Die Zarge ist nicht aufgeleimt.

Die Eckklötzchen näher an die Zarge zu bringen, war keine gute Idee, wie man sieht. Das geht hinterher nie übereinander. Muß ebenso, wie der zwischenzeitlich neu aber ungünstig eingepasste Unterklotz wieder rückgängig gemacht werden.

IMG_1428.JPG


Grüße
Kylwalda
 
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Ich habe mir überlegt, daß ich mich am Randabstand nach oben hin orientiere. Heißt, ich reibe so aus, daß der Randabstand den gleichen haben soll, wie die beiden nicht ausgebuchsten Wirbellöcher.

Hi Kylwalda,

Die Lage der Wirbellöcher ist nicht ganz einfach zu beschreiben, aber ich versuch es mal.
Ich wollte ursprünglich selber was zeichnen, aber ich komme einfach nicht dazu.
Jetzt hab ich gerade ein hübsches (ok scheiß Auflösung) Bild gefunden, das genau das zeigt - wie praktisch..

1. Entscheidend ist der oberste, der A-Wirbel.
Da kannst du nicht viel verschieben.
Du hast ein Reparatrinstrument mit einer fixen Wirbelkastenlänge, einen Ausbuchser und einem Dübel.
Alle Stabilitätsfaktoren müssen erhalten bleiben - A-Wirbel tief an den Boden (ha, wenns denn mal so einfach geht..)

1231.jpg


Man zieht eine Linie von der Mittelachse bis zur Hinterkante des Obersattels.
Alle Wirbellöcher müssen darunter, oder maximal darauf liegen!
Warum?
Weil sonst die längste Saite, z.B. die A-Saite auf dem davorliegenden Wirbel aufliegt.

Schöne Theorie, aber in der Reparatur an alten Instrumenten eher selten umsetzbar.
Wenn ein Wirbelkasten einen starken Schwung hat, dann geht es manchmal einfach nicht ohne Wirbelkontakt!

Natürlich läuft die Saite über den Obersattel und nicht entlang dieser Linie.
Das ist eine Bau-Skizze, die man sich leicht merken kann.
Diese Position gewährt einen ausreichenden Abstand der Saite zum davorliegenden Wirbel dort,
wo es eng wird: zwischen A und D (Geige).

2. der G-Wirbel ist mehr oder weniger wurscht und versetzen kann man ihn auch nur in kleinem Rahmen.

Die beiden Wirbel dazwischen werden in der Regel ausgezirkelt -> gleicher Abstand zu allen.

Ich würde es so zusammenfassen:
- die beste Stabilität der Reparatur legt den A-Wirbel fest.
- man muss schauen, daß man den verdammten D-wirbel so tief wie möglich hinbekommt.
(eine Pirastro-Oliv sollte aber noch aufzuwickeln sein, ohne vom Wirbelkastenboden
gleich zu Tagliatelle gepresst zu werden ..mit Olivenöl.. ich glaub, ich muss jetzt sofort was essen..)

- es gibt ein Neubau-Maß für den Lochabstand G-A, was man aber bei Reparaturen total vergessen kann.
(ich habs auch nicht mehr im Kopf, sorry)

Der Abstand zur Wirbelkastenoberkante ist etwa so interessant, wie wenn in China ein Kantonese einem
israelischen Touristen, die Essgewohnheiten von argetinischen Hinduisten erklärt.

ahh - ich bin nicht wirklich sicher, ob ich tatsächlich etwas weitergeholfen habe..


cheers, fiddle
 
Grund: peter55: Korrektur auf Userwunsch
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Danke fiddle, daß Du Dir trotz knapper Zeit die Mühe gemacht hast, noch ne Skizze zu posten und bei Deinen Ausführungen ist durchaus was für mich dabei!

Der Abstand zur Wirbelkastenoberkante ist etwa so interessant, wie wenn in China ein Kantonese einem
israelischen Touristen, die Essgewohnheiten von argetinischen Hinduisten erklärt.

Doch!, für mich ist das schon interessant. Da ja bereits eine reparierte (möglicherweise fragile) Stelle sich am Wirbelkasten befindet, und auch Möckel darauf hinweist, daß das Wirbel-Loch nicht zu knapp unter der Oberkante sein sollte. Ich will ja nicht direkt nach dem ersten Stimmen mit ner neuen Wirbelkastenreparatur beginnen. Auch wenn die Tragfähigkeit meiner Bastelei mir selbst natürlich noch nicht gewiss ist, so will ich doch mögliche weitere Fehlerquellen ausschließen.

Grüße
Kylwalda
 
Ok, vielleicht wieder nicht ganz eindeutig von mir:

Das A-Wirbel-Loch wurde gebuchst und gedübelt.
Der soll auch tief sitzen mit genügend Abstand zum Boden und möglichst nicht den Dübel anschneiden.
Danach richten sich die anderen Wirbellöcher.
Der D-Wirbel muß demnach auch tief gelegt werden - so gut es eben geht..
G und E sind annähernd egal - beim E ist meist genug Platz, ihn, anhand der Skizze, korrekt zu setzen,
sofern man dort auch was zu machen hat..

Dennoch: der Abstand zur Wirbelkastenoberkante hat keine Relevanz - beim A-Wirbel natürlich schon..
oben wirds dünn, der alte Riss ist auch meistens oben, neues Loch muß tief sitzen, so gut es eben geht.
Und die restliche Anordnung richtet sich nur danach - nach dem neuen A-Wirbel.

Es geht eng zu, da drinnen, und jeder halbe Millimeter hat eine Bedeutung.
Wie bereits angesprochen: das ist eine sehr schwierige Baustelle, was viele Amateure nicht wissen.
Du, Kylwalda, hast da schon weit mehr Einblicke und ich finde deine Reparaturen auch wirklich gut!

Das Interesse und deine Unermülichkeit an solchen Projekten finde ich beeindruckend.
Da könnte sich so mancher "Profi" auch gerne mal ne Scheibe abschneiden..

Das wird schon alles.. einfach nur weiter machen und auch mal was stehen lassen.
Fortschritt ist ein Prozess, bei dem der Akteur Unzulänglichkeiten erkennt, nachdem er sie abgeschlossen hat
und mit neuem Schwung and das nächste Projekt geht, wonach er wieder Sachen feststellt, die er beim
nächsen Mal besser machen will.. (ha.. ..ein Teufelskreis, nicht wahr?) :D


cheers, fiddle
 
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Fortschritt ist ein Prozess, bei dem der Akteur Unzulänglichkeiten erkennt, nachdem er sie abgeschlossen hat
und mit neuem Schwung and das nächste Projekt geht, wonach er wieder Sachen feststellt, die er beim
nächsen Mal besser machen will.. (ha.. ..ein Teufelskreis, nicht wahr?) :D

Ja, das ist unbedingt richtig, und die Betonung liegt vermutlich auf "nachdem", aber es war einfach zu verlockend, mit den neuen Möglichkeiten auch die alten unterbrochenen Baustellen, die an mir nagten, neu anzugehen (....wie auch andere Baustellen, bei denen ich mir erstmal Mut anbasteln mußte ..).Nen bisschen Übersprungsnummer vielleicht auch. Ich gebe zu, ich habe echt Schiss, daß ich die Kiste nicht zusammenkriege. Wenn Ihr sehen könntet, was ich beim Ausprobieren gesehen habe :eek::weep::embarrassed:….auch jetzt nach dem zweiten! erneuerten Unterklotz…..uhhh. Hab mich schon gefragt, ob ich da nicht ne Decke und ne Schachtel von zwei verschiedenen Geigen habe. :confused::D
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab mich schon gefragt, ob ich da nicht ne Decke und ne Schachtel von zwei verschiedenen Geigen habe. :confused::D

Jo, Instrument schließen nach der Reparatur ist eine eigene Herausforderung.

:D

cheers fiddle
 
… und NEIN!, ich hatte nicht im Geringsten die Idee, da mit anderen Teilen als den originalen zusammengehörenden Teilen zu arbeiten. Soviel Respekt habe ich durchaus.;)
 
Hi alle,

nur ganz kurz, weil´s momentan zeitlich eng ist. Hier mal "meine" biestige Vogtländerin.
Noch ein letzter Blick ins Kistchen, ob auch nix liegengeblieben ist:

IMG_1448.JPG

Eckklötze habe ich komplett weggelassen, da´s wie ich mehrfach gelesen habe, nicht nachteilhaft sein muß.

IMG_1457.JPG
Diese Zuleimschrauben sind ganz brauchbar, allerdings ist das mit dem Kork, da er doch etwas sehr nachgiebig ist, und man somit nach ner Weile nochmal Druck nachliefern muß, überdenkenswert.

IMG_1461.JPG IMG_1462.JPG

So, jetzt aber: Brust raus, Bauch rein...

IMG_1466.JPG

So kompliziert war´s noch nie, Schachtel und Decke wieder zusammen zubekommen. Ist auch nicht wirklich zufriedenstellend geworden. Aber ich hab viele, viele Male viele Tage (teil-)geleimt, wieder geöffnet und so fort… und so lasse ich es jetzt. Über meine Randanstückungen freue ich mich, die diese enormen Strapazen tatsächlich unbeschadet überstanden haben.
Die Ränder ließen sich leider einfach nicht gleichmäßig auf die Zargen "gestalten" und sind streckenweise auch sehr knapp. Habe überlegt, ob mein Vorbastler vielleicht vor seinem Verleimen an den Mittelfugenkanten was weggenommen hatte, und damit auch die Decke "verkleinert" hat.

Ein weiteres Thema wird noch die Halseinlassung. Die hat rechts und links unterschiedliche Maße, weshalb der Hals auch leicht schief ist.

IMG_1463.JPG

Und jetzt muß ich mich erstmal um ne beleidigte Falttür kümmern…:D

Bis demnächst
Kylwalda
 
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Eckklötze habe ich komplett weggelassen, da´s wie ich mehrfach gelesen habe, nicht nachteilhaft sein muß.
Ist es auch nicht. Die Vogtländer haben auf diese Weise Geigen gebaut, die nach hundert, oder mehr, Jahren noch gut klingen.
(gut.. sehr viele Spitzeninstrumente gibt es nun auch wieder nicht - der Großteil ist .. naja..)

Diese Zuleimschrauben sind ganz brauchbar, allerdings ist das mit dem Kork, da er doch etwas sehr nachgiebig ist, und man somit nach ner Weile nochmal Druck nachliefern muß, überdenkenswert.
Viel Kork gibt viel nach.
Ich hab noch einen Rest PVC-Fußbodenbelag gefunden, den wir in meiner Lehrwerkstatt für Zulagen viel eingesetzt hatten.
Sowas ist ne super Sache - es leimt nicht fest, es gibt weniger nach.

So kompliziert war´s noch nie, Schachtel und Decke wieder zusammen zubekommen. Ist auch nicht wirklich zufriedenstellend geworden. Aber ich hab viele, viele Male viele Tage (teil-)geleimt, wieder geöffnet und so fort… und so lasse ich es jetzt. Über meine Randanstückungen freue ich mich, die diese enormen Strapazen tatsächlich unbeschadet überstanden haben.
Die Ränder ließen sich leider einfach nicht gleichmäßig auf die Zargen "gestalten" und sind streckenweise auch sehr knapp.
Willkommen in der wunderbaren Welt der Restauration an alten Instrumenten. :D
Neubau ist easy - das alte Geraffel in den Griff zu bekommen, hat eine ganz andere Qualität!
Hier muß man Standardmethoden abwandeln, umkehren, oder komplett verwerfen.
Aus diesem Grund wird (wenn ich endlich mal dran denke..) unser Held: McGyver als Erfinder der Improvisation in unserer Werkstatt als
Ikone einen ehrenwerten Platz finden, um die Bedeutsamkeit dieser Kunst auch Besuchern zu demonstrieren. (den Rahmen hab ich schon)

Btw. Fichte schrumpft stärker (quer zur Maser), als Ahorn.
Ich weiß, was das Zuleimen von alten Schachteln meistens für ein Fuddlei ist!
Tip: je länger die Baustelle dauert, um so mehr Spaß hast du beim Zuleimen :D
Meine jüngste Zuleimung (125 Jahre alte Geige) vor zwei Wochen ging erfrischend stressfrei von statten.

Ein weiteres Thema wird noch die Halseinlassung. Die hat rechts und links unterschiedliche Maße, weshalb der Hals auch leicht schief ist.
Normal.
Ich habe gerade einen Hals neu eingepasst und da war es nicht anders.
Tip: verlasse dich nie auf die Deckenfuge als Mittellinie!
Ausmessen und neu anzeichnen - traue keinem Erbauer - immer prüfen! (alles Verbrecher!)
Die Halseinpassung wird entweder dein Gesellenstück, oder der Grund für einen Sonderurlaub.
:D

toller Bericht, berichte uns weiter!

cheers fiddle
 
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Danke für die Tipps fiddle!

Bingo! Die Zuleimschrauben hatte ich nochmal neu mit Kork belegt, da das Gewinde der Schloßschrauben arg kurz ist, und sich dadurch bei den flachen Korkscheiben nicht genug Druck erzeugen ließ. Das mit dem PVC hatte ich kurz überlegt (hatte ich nicht vergessen ;):)), mich dann aber doch lieber für Korg wieder entschieden, da ich speziell beim Zuleimen öfter (noch) nachföhnen muß. Und da hatte ich bei Korg einfach ein besseres Gefühl. Mit dem hitzebeständigen Tidebond. Suuuuper das Zeug!

Tip: je länger die Baustelle dauert, um so mehr Spaß hast du beim Zuleimen :D

Ja, diese Ahnung beschlich mich neulich auch schon, und ich habe mir einen Schwur geleistet, nachdem ich diese Kiste zusammen hatte……

Na, vor nem "Sonderurlaub" hatte mich der Dachhase, mein Schutzengel, mit seiner schlafenden Mitarbeit ja bereits bewahrt. So vornehm, wie die Geige da ihren Hals hergegeben hat, hätte ich den garantiert schon beim ersten Stimmen im Gesicht gehabt, und beim Arzt vorstellig werden können.

Ich werde also oberste Sorgsamkeit beim Halseinleimen walten lassen.

Grüße
Kylwalda
 
Ach ja, da sagts du was..
Je hochwertiger das Instrument, desto länger dauert das herausoperieren des Halsfußes.
(4 Stunden würd ich bei nem besseren Instrument als mittleren Zeitaufwand einplanen..)

Das Gefahrenpotential beim Instrumentenbau (-reparatur) ist bei einer Geige noch recht überschaubar.
Mir hat mal eine gerissene Cellosaite eine blutige Scharte in die Hand gepeitscht,
einem Kollegen von mir ist mal ein ganzer Kontrabass-Saitenhalter an den Kopf geschossen.
(Das hat der Saitenhalter nicht überlebt :D)

cheers, fiddle
 
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"Je hochwertiger das Instrument, desto länger dauert das herausoperieren des Halsfußes."

Man muß bei diesem meinem aktuell alllerschönsten "Restholz-Gebinde" :D, das,- okay -, nichtmal ne vogtländische Ruggieri ist, aber unbedingt auch berücksichtigen, daß sie viele Jahre in irgendeinem feuchten "Hinter-Bahnhof-Schesel-Proberaum" gehangen oder gelegen, und die Halsverbindung dadurch sicherlich auch ordentlich gelitten hat. Und das kommt bei den besten Geigen vor.

Hier mal ne Anekdote von Möckel zu sowas:

IMG_1488.JPG
 
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Klar, Feuchtigkeit kann auch ein Instrument auseinander nehmen.
Viele Halseinpassungen sind innen oft "pfui", ausnahmslos bei Manufakturgeigen zu finden..
Noja, da wo nix verleimt ist, geht es mit dem Lösen dann auch deutlich schneller!^^

Ich hatte schon mal das Vergnügen, eine perfekte Passung lösen zu dürfen. (ohne Feuchtigkeits-Vorleistung)
Vorteil: alle Bestandteile sind sauber und fest verbunden - also kein Baukasten.
Nachteil: am Halsfuß braucht es eine MÄCHTIGE Portion Geduld und Beharrlichkeit, bevor sich da etwas tut.
Ich habe ja ne überdurchschnittich stoische Ausdauer, aber an diesem Projekt setzte dann langsam etwas
ein, das ich nur in Ausnahmefällen bekomme: Puls.

:D cheers, fiddle
 
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Hi,

eigentlich wollte ich bis Jahresende hier fertig sein. Wird jetzt aber doch nix, da die Reibahle die neuen Buchser nicht ausgerieben, sondern eher "ausgefressen" hat.
IMG_1502.JPG

Bodentiefe
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Egal, wie vorsichtig ich gerieben habe. Stumpf kann die Reibahle noch nicht sein, also vermute ich, es liegt am Holz. Hab also nochmal neue Buchser gesetzt. Komme so langsam in Übung mit dem Ausbuchsen.:D

Fidlle, Dein Post enthielt über die Anordnung schon weit schon mehr, als im Möckle dazu erwähnt wird. Das ist der Nachteil am Möckel für Laien: Da wo nähergehende Informationen wichtig wären, faded er oft aus.

Bloß, als ich mal angefangen hatte, die Skizze auf diese Schnecke zu übertragen,

IMG_1501.JPG

fand ich´s einfach nur deprimierend und hatte, da ich auch die Ziffern der Skizze nicht lesen und rückschließen kann, in einer Mischung aus "nach Gefühl und Wellenschlag" und nach der Schablone von Stradivaris "Die Spanische" :D

IMG_1500.JPG

ne Anordnung erstellt. Dass der Schwung bei der "Spanischen" tiefer nach unten geht, schien mir dabei ganz praktikabel.

Grüße
Kylwalda
 
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Hi Kylwalda,

ich hätte vielleicht irgenwann mal erwähnen sollen, daß das Ausreiben eines Wirbelloches, durchaus auch
etwas tricky ist und man mit ein wenig knoffhoff da auch besser zurecht kommt.
(Vgl. meine Anleitung beim Wirbelschneider - das war auch ein Quantensprung, oder? :D)

Dieses "Ausfressen" ist mir irgenwann auch schon mal passiert - ich weiß nur nicht mehr wann..

Wie scharf deine Reibahle ist, kann ich natürlich nicht einschätzen.

Der Trick ist a) eine möglichst gleichmäßige, lange und verflucht kontrollierte Drehung, die ein sauberen Klang abgibt.
(kein Scherz. Handarbeit benötigt alle Sinne + Tschi - wer nur am Schreibtisch sitzt, wird sowas nie begreifen.)

Ich mache mit der Reibahle bei einer Bewegung eine 540° Umdrehung in einem Zug.
Und das geht so:
- Wirbelkasten ist vor dem Gesicht
- rechte Hand greift den senkrecht stehenden Wirbelknauf mit dem Daumen nach unten, Handrücken zeigt zum Gesicht.
- jetzt drehen, beide Hände steigen über die Nase. Jetzt stehen beide Daumen nach oben. (180°)
- die linke Hand dreht zum Kopf, du hebst den Korpus, daß die Geige auf dem Kopf steht, dein rechter Daumen zeigt nun
auf den linken Ellenbogen (360°) und dein linker Daumen zeigt auf deinen Bauchnabel.
- du drehst weiter, dein linker Daumen dreht wieder zur Decke, der rechte ebenfalls, bis beide Daumen zur Decke zeigen (540°)
Die rechet Handinnenfläche zeigt jetzt zum Gesicht.

Das könntest du an irgend ner Holzlatte mal üben.

Trick b):
Die Reibahle schneidet hier nicht quer zur Faser, sondern längs zur Faser.
Die Ausbuchser müssen ohnehin grundiert werden, sonst säuft dir der ganze Farblack ab und du hast
tief-dunkle Ausbuchser, die noch in 3 km Distanz auffallen würden.
Ich grundiere mit leicht verdünntem Hausenblasenleim und reibe mit dem Finger dabei noch ordentlich feines Bimspulver mit hinein.
(nur ordentlich den Buchsbaum mit dem dünnen Leim und Bims einmassieren - zu viel geht nicht)
Die Poren saugen giering den Leim auf - das könnte sogar bis auf die Gegenseite durchziehen.
Nach dem Trocknen ist der Buchsbaum in jedem Fall mal härter und homogener - die Reibahle reißt weniger.

Eigentlich ist es üblicherweise so, daß zuerst gebuchst und anschließend retuschiert wird.
Die neuen Wirbellöcher kommen erst ganz zum Schluß dran - da ist die Grundierung bereits drin und der Lack drauf.

Wir haben eine Reibahle mit gedrehter Schneide, die geht bei sowas besser - ok, die kostet auch ein paar Euronen mehr..

ich hoffe, ich konnte etwas weiterhelfen.

cheers, fiddle
 
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Hi,

Vielen Dank fiddle, für Deine sehr ausführliche Anleitung!

Jo, das mit dem Wirbelschneider war große Klasse. Sowas begeistert mich immer.:great:

Ich sollte noch erwähnen, daß das mit dem Ausreiben bei einer anderen Geige, in die ich Ausbuchser einer anderen, neuen "Charge" neulich gesetzt hatte, nicht so problematisch war. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Ahle in einem solchen Sprung von jetzt auf gleich plötzlich stumpf ist. Zwar nicht mit Hausenblasenleimwasser , aber mit Hasenleimwasser hatte ich vorgetränkt. Bei der anderen hatte ich nichtmal vorgetränkt.

Du weißt doch, daß ich mit "Fühl-Hören" bastle. Auch wenn ich bisweilen selbstironische!! Kapriolen wie "Zen oder die Kunst des Festhaltens" mache. Das Thema hatten wir ja. Bei sowas gilt bei mir: Radio aus, Telefon raus, etc.…und volle Konzentration. Und das Geräusch war schon bei den allersten sachten Umdrehungen irgendwie "crispy"…. Hatte in der Hoffnung, es würde sich noch "eingrooven" weitergedreht. Na ja, jetzt sind Ausbuchser der neuen Charge drin. Und dann werde ich erst zum Schluß nach dem Lackieren ausreiben.

Also Danke nochmal, auch wenn mir das mit der 540° Umdrehung erstmal vermutlich nicht gelingen wird. Aber gut, diese Dinge mal erklärt zu bekommen. Wie ich bisher ausgerieben habe, erzähle ich besser nicht....:D

Grüße
Kylwalda
 
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Hi allerseits!

Natüüürlich konnte ich es nicht lassen, und wollte die Deckenverleimung am Oberbackenbereich nochmal nachbessern, …wobei ich dann doch noch eine der Randanstückungen vermackt habe. Aber fügt sich eigentlich ganz harmonisch ins übrige Erscheinungsbild.

Die Differenz am Halseinlass betrug 1,04 Millimeter. Dramatisch ist so eine Differenz vielleicht nicht, aber wenn schonmal eine so umfängliche Reparatur stattfindet und… wieder was gelernt.
Da die Differenz nur zur Deckenseite hin bestand, hatte ich nur in diese Richtung angeglichen. Zum Bodenplättchen hin gab es keine Differenz. Hatte also nur dort wenig runtergenommen und insgesamt plan gezogen, und zugesehen, daß sich eine möglichst saubere Parallele zur gedachten Linie zwischen den F-Loch-Kerben ergibt. Daß natürlich der Halsfuß mit dem Plättchen nach dem Eingriff nicht mehr übereinstimmen kann, war mir klar. Aber daß durch den veränderten Winkel natürlich ein Spalt entstünde, hatte ich, - warum auch immer - , nicht bedacht.

IMG_1517.JPG IMG_1516.JPG

Kann man so nicht lassen. Also once again…

IMG_1520.JPG IMG_1521.JPG ...nach einer Stunde...IMG_1522.JPG ............................................................................................... IMG_1524.JPG IMG_1525.JPG IMG_1526.JPG IMG_1527.JPG IMG_1567.JPG IMG_1570.JPG

Hab mal die Zeit genommen. Die Verleimung saß super, -hat gute 2 Stunden gedauert, die wieder zu lösen. fiddle, ich ahne, was Du meinst. Ich glaub, nach zwei weiteren hätte ich in die Tischkante gebissen. Danke für die Vorwarnung!

Außerdem hier noch ein alter Untersattel von nem "China-Kracher" und der Rest von meinem handgeschnitzten Ahorndübel für die Stifte in der Decke.

IMG_1493.JPG IMG_1504.JPG IMG_1505.JPG ..... noch nicht ganz fertig "verputzt".

fiddle, Dein Tipp mit dem Sekundenkleber beim Griffbrett (Pammis Thread) konnte ich hier gut verwenden. Eine fehlende Ecke habe ich mit einer Masse aus Kleber (aber nem anderen) und Ebenholzraspel ausflickt.
Nix von zu sehen. Super Sache! Ich habe übrigens bewusst die Sattellänge nicht symetrisch angeglichen (also Randanstückung), sondern die Länge meines Vorbastlers belassen, da ich es auch ganz gut fand, wenn der Untersattel die Rissstelle überschreitet. Anzunehmen, daß die beiden Deckenrisse seitlich des Sattels dadurch entstanden sind, daß der Sattel dem Deckenholz nicht genügend Platz zum Arbeiten gelassen hatte, - also bereits original zu eng eingepasst war.

Morgen geht´s weiter….

Grüße
Kylwalda
 
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Es wäre noch zu erwähnen, daß ich den bearbeiteten Halseinlass eigentlich wieder hätte anfüttern müssen (oder am Halsfuß?), um das reduzierte Mensurmaß wieder auszugleichen. Aber dann hätte der Halsfuß höher als das Bodenplättchen gestanden, und ich hätte vom Halsfuß statt vom Bodenplättchen was wegnehmen müssen, um anzupassen. Und das widerstrebte mir. Zudem ist die Mensuränderung so minimal, daß das noch über andere Wege auszugleichen ist, falls notwendig….glaube ich….

Hört sich vielleicht bescheuert an, aber diese Stelle hat zu nicht enden wollenden Überlegungen geführt, bis mir schwindelig war. Und der "Möckel" konnte dann auch nicht mehr entwirren. Ich merke, wie ich so langsam den Bereich betrete, wo man die ganze Komplexität der Geige in ihren aufeinander bezogenen Maßen im Blick haben muß, bevor man an einer bestimmten Stelle was unternimmt. Den habe ich noch nicht entwickelt. Na, und ich denke mal, fiddle spricht an dieser Stelle nicht umsonst von "Gesellenstück". Ich bin Bastlerin und habe mich mal besser auf die "Simpel-Lösung" beschränkt, bevor ich das nächste Unheil anrichte.

Weiter geht´s…

Ein noch brauchbares Griffbrett von widerum einer anderen Geige. Beim alten hätte ich zuviel runternehmen müssen, um es zu erhalten.

IMG_1575.JPG IMG_1584.JPG

Obersattel anpassen.

IMG_1583.JPG

Eine Macke, die ich ausgerrechnet beim 3. Ausbuchsen :redface: mit dem ausgerutschten Schnitzer an der Schnecke fabriziert hatte, ausgebessert.

IMG_1552.JPG

Weiterhin hatte ich über die kommende Lackierung nachgesonnen.
Retuschieren kann ich nicht. Und brutal ein ganz neues Lackbild fänd ich an dieser Geige befremdlich. Also habe ich mich entschieden, ihr Reste ihrer alten Lackierung zu lassen, und die neue Lackierung inclusive einiger dezenter "künstlicher Alterungsspuren" hinzu zu gestalten.

Mit nem Schleifschwämmchen zwischendurch immer schon den alten Lack bearbeitet.

IMG_1485.JPG

Nachdem ich die Geige insgesamt mit Safran überzogen hatte und eine hauchdünne Spirituslackschicht (erstmal zum Schutz) aufpoliert hatte sieht sie nun so aus.

IMG_1543.JPG IMG_1544.JPG IMG_1547.JPG

Momentan bin ich am Lackieren mit gefärbtem Spirituslack. Und das ist verflixt schwer. Hammerl wissen schon, warum sie den nur Geübten empfehlen. Ich bin´s noch nicht….

Morgen vermutlich mehr….

Hier noch ein paar Bilder, einfach weil ich´s schön find.

IMG_1560.JPG IMG_1587.JPGIMG_1572.JPG :)

Grüße
Kylwalda
 
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