Haute cuisine und Asia-Nudelbox - oder die Fee namens Serienstreuung

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Da ich beobachtet habe, wie viele interessante Threads zu irgendeinem Zeitpunkt zunehmend durch die Frage nach der Unsinnigkeit von hohen Investments beim Instrumentenkauf, angesichts der mittlerweile hohen Fertigungsqualität in asiatischen Ländern "kontaminiert" wurden, hier ein Extra-Thread zu genau diesem Thema.
Mein Ansatz ist es, dieser Themenstellung einen Rahmen zu geben, um anderen Threads und ihren Themennstartern eine Verwässerung zu ersparen. :)

Und um gleich mal einzusteigen, hier mein Credo:

Ich bin der Meinung, dass ein Custom Shop, oder ähnlich hoch qualifizierter Instrumentenfertigung, wie zum Beispiel SUHR, oder HAAR, durchaus Sinn machen, wenn es darum geht ein Instrument zu schaffen, das in Richtung historischer oder klanglicher Qualität, oder beides gleichzeitig gehen soll. Und ich bin darüber hinaus der Meinung, dass eine auf preisgünstige Massenproduktion ausgerichtete Firma das nicht zu leisten vermag.
 
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Gute Gitarrenbauer sind eine super Sache. Es wäre zu wünschen, dass Kunden der exklusiven Customshops sich da häufiger in ihrer erweiterten Umgebung umschauen würden - möglicherweise zu Ihrem eigenen Vorteil, finanziell und qualitativ. Ich bin jedenfalls froh darüber daß es diese Gitarrenbauer gibt, die sich auch der notwendigen Arbeiten an meinen Gitarren annehmen. Aber am Ende des Tages kommt es mir auch genau darauf an: stimmstabile, oktavreine (bundrein ist eher ein seltenes Problem), gut spielbare Instrumente. Also Einstellungs- und Wartungssache.

Was den Gitarrenkauf betrifft, für einen Tausender bekommt man locker ein gutes Instrument, die Auswahl ist riesig, auch dank der Asia-Nudelboxen und dem Gebrauchtmarkt. Hat man ganz besondere Ansprüche, die man von einem Instrument von der Stange nicht efüllt bekommt, oder kennt man seine eigenen spezifischen Ansprüche ganz genau, kann man so einen Gitarrenbauer auch aufsuchen, auf dass er einen dann genau diese Gitarre baue. Lohnt sich aber meiner Meinung nach nur dann, wenn man wirklich weiß was genau man braucht.

Sowohl die Gitarrenbauer als auch die Custom Shops haben aber nochmal eine ganz andere Klientel, die Vitrinengitarrenkäufer. Die Leute, die ein Instrument suchen, dass zur Gitarre steht wie eine Stradivari zur Geige. (Hallo!? Antonio Torres!?) Die stelle ich mir vor, sind meistens Blues Rock Fans. (Was ja nicht schlimm sein muß. Auch ich gebe gerne zu, daß Peter Green ein begnadeter Gitarirst ist.) Und wenn sie gerade nicht über den Einkauf der perfekten Gitarre sinnieren sprechen sie vermutlich über den schokoladigen Abgang ihres Lieblingsmüllerthurgaus, den sie mit extra Barique kaufen.

Für diesen gitarrenkaufenden Archetypen scheint musikalisch schon alles wesentliche gedacht und gemacht zu sein. Das perfekte Instrument wurde schon gebaut und muß nun lange gesucht und ersteigert werden, oder es wird zumindest eine Replika davon gekauft. Mir ist das alles etwas zu bürgerlich distinktionssuchend. Und damit habe ich auch eine Allergie gegen die ganzen tollen mit gemusterten Anhornsunburstdecken verzierten Edelgitarren entwickelt. Die Dinger dürfen ja nicht mal Kratzer kriegen. Jimi, hast noch was Benzin übrig?

Edit: Jede Gitarre mit der man das nicht machen kann ist wertlos:
 
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Eine E-Gitarre lebt doch gerade davon, ein Massenprodukt zu sein - genau als solches ist sie in die Popkultur eingegangen.
Bei der Stratocaster ging es Leo Fender nicht darum, irgendein Stradivari-ähnliches Meisterstück zu fertigen,
sondern es sollte eine qualitativ gute, aber trotzdem kostengünstig und in hohen Massen herzustellende Bauform sein,
die eben selbst der von der Straße angeheuerte Arbeiter ohne große Fachkenntnisse zusammenschrauben kann.
Vergleichbar mit Ford und seinem Model-T oder mit Coca Cola und Fast-Food.
Wenn man von diesem Standpunkt ausgeht, ist einerseits eine sündhaft teure, in Einzelarbeit hergestellte Custom Shop E-Gitarre absurd, aber natürlich
auch das Gegenteil, eine billigste China-Klampfe, die einfach die nur günstigste im Angebot der Musikläden sein will und bei
der Qualität vollkommen außer Acht gelassen wird.

An die Serienstreuung innerhalb kurz hintereinander hergestellter, zu einer Serie gehörender Instrumente glaube ich bei den heutigen Herstellprozessen auch nicht mehr.
Wie ich schon sagte:
In China werden Computer, Smartphones und andere Hi-Tech Geräte hergestellt, die keinerlei Ungenauigkeiten und keine Serienstreuung
erlauben, weil sie dann nämlich nicht funktionieren.
Warum sollte also eine Gitarre, die gegen diese Produkte ja sehr simpel aufgebaut ist, eine spürbare Serienstreuung haben?
Ich rede wohlgemerkt nicht von Fehlproduktionen oder ähnlichem, sondern von seriengleichen Modellen, die den QC-Test bestanden haben und
in den Verkauf gehen.
 
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Die vermeintliche Serienstreuung hängt oftmals mit dem Ausgangsprodukt Holz zusammen, und das ist eben nicht immer gleich. Es gibt hier gerade bei den Hälsen massive Qualitätsunterschiede, nicht im Sinne von Bespielbarkeit und Bauqualität, sondern tatsächlich in der klanglichen Qualität des Holzes. Deswegen klingt die eine Squier Classic Vibe hervorragend und die andere nur mittelmäßig. Ein weiterer Punkt, hier schon angedeutet, ist ein perfektes Setup der Gitarre, und da lässt sich mit individueller Nachbearbeitung auch noch klanglich einiges rausholen. Da spielen so Kleinigkeiten wie Anpressdruck der Saiten auf die Saitenreiter oder Stegkonstruktion, optimierte PU-Höheneinstellung etc. eine erhebliche Rolle. Generell würde ich auch sagen, dass die Fernostqualität im Grundsatz sehr solide bis hervorragend ist. Aber wie gesagt, für die gelieferte Holzqualität kann der Arbeiter in Korea oder China nichts, und für ein perfektes Setup fehlen wohl Zeit und vertieftes Fachwissen.
 
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Eine E-Gitarre lebt doch gerade davon, ein Massenprodukt zu sein - genau als solches ist sie in die Popkultur eingegangen.
Bei der Stratocaster ging es Leo Fender nicht darum, irgendein Stradivari-ähnliches Meisterstück zu fertigen,
sondern es sollte eine qualitativ gute, aber trotzdem kostengünstig und in hohen Massen herzustellende Bauform sein,
die eben selbst der von der Straße angeheuerte Arbeiter ohne große Fachkenntnisse zusammenschrauben kann.
Vergleichbar mit Ford und seinem Model-T oder mit Coca Cola und Fast-Food. ...
Aber genau das ist ja der Gedanke von Custom Shop. Ich denke nicht, dass es Antonio Stradivari damals darum ging eine unbeschreiblich TEURE Geige zu fertigen. Auch er hat sein Bestes gegeben mit seinen handwerklichen Fähigkeiten, seinem Wissen und den Mitteln der Zeit eine sehr gute Geige zu fertigen. Diese lieferte einen Ton, der auch heute noch als besonders gilt. Die Schwierigkeit beginnt genau in dem Moment, wo man beschließt, statt auf ein unendlich teures Original zu sparen, eine absolut genaue Kopie einer Stardivari neu zu bauen, um genau diesen Ton mit einer heute hergestellten Geige hinzubekommen. Dann müssen die richtigen Hölzer aus den richtigen Herkunftsgebieten mit den richtigen Wachstumsstrukturen herbeigeschafft, historisch korrekte Leime und Lacke angerührt werden und ein hochqualifizierter Geigenbauer muss das Ganze dann so zusammenbasteln, dass sich der hohe Aufwand bei der Beschaffung des richtigen Materials am Ende auch durch das Gesamtergebnis rechtfertigt.

Wenn man einem tapferen Handwerks-Gitarrenbauer von nebenan schon zubilligt 1500 EURO für eine handwerklich hergestellte Strat, ohne Verwendung von Fertig-Bodies und Hälsen aus Asien, als Preis aufrufen zu dürfen, sollte es keine Schwierigkeiten machen zu akzeptieren, dass es nicht absurd ist, dass die Spitzenleute im Gitarrenbau im Custom Shop von Fender, oder Gibson einen entsprechend höheren Preis für ein Produkt fordern, weil sie neben historisch korrekten Materialien und Konsistenz durch den Einsatz historisch korrekter Fertigungsmaschinen und Schablonen auch noch ein wenig vom Zauber des Originalen hinzufügen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Herstellung dieser Gitarren weit außerhalb der Profanität einer an nüchter Profitmaximierung orientierten, modernen Großserienproduktion liegt.

Wen es interessiert, wird sich die Mühe machen sich die Videos anzuschauen. Sehr interessant





Ich finde es ist auch wichtig zu beachten, dass nur eine größere Firma die Möglichkeit hat Hölzer umfangreich zu selektieren. Wenige Gitarrenbauer von nebenan werden die Möglichkeit haben, sich aus einem gut sortierten Lager mit Tonhölzern bedienen zu können, um die für ihr Vorhaben, eine GANZ BESTIMMTE Gitarre zu bauen, passende Planke für den Hals herauszusuchen. Mal ganz davon abgesehen, dass es in dieser Phase der Selektion schon eine in Jahrzehnten gewachsene Erfahrung beim Stratbau erfordert, um eine gezielte Auswahl treffen zu können. Welcher Gitarrenbauer von nebenan kann schon von sich behaupten, über Jahre hinweg nichts anderes gemacht zu haben, als Strats zu bauen? Dazu das folgende Video



Also, wenn ich genügend Geld im Portemonnaie hätte und mir daran gelegen wäre, statt einer historischen, blödsinnig teuren Strat von 62, eine genau nach diesem Vorbild neu gebaute zu kaufen, wäre für mich, aus oben genannten Gründen, eine aus dem Custom Shop erste Wahl, und nicht eine vom Gitarrenbauer nebenan.

Leider habe ich persönlich nicht genügend Spielgeld zur Verfügung und deshalb den Mittelweg gewählt, mir eine SUHR-Strat zu kaufen. Die Sorgfalt bei der Selektion ist ähnlich groß und ich traue John Suhr, als ehemaligem Senior Master Builder im Fender Ciustom Shop, auch die nötige Kompetenz zu, gut klingende Strats zu bauen.
Keine Angst, die interessanten Informationen sind in Englisch
 
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Ich empfinde als etwas irritierend wie Du den "Gitarrenbauer von nebenan" einstufst.

Es gibt auch bei uns in D eine ganze Reihe sehr guter Gitarrenbauer, insbesondere wenn es um Strats geht. Nichts gegen eine gute Fender Custom-Shop Gitarre, aber in der Preisklasse gibt es mehrere extrem gute Alternativen. Inklusive persönlichem Gespräch, exakten Specs etc....
 
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... es gibt natürlich Gitarrenbauer mit den entsprechenden Resourcen, von denen ich oben sprach. Aber ich persönlich habe hier in der Gegend (deshalb "von nebenan") nur solche kennengelernt, die sich bei einem Holzhändler ihres Vertrauens je nach Auftrag Holz bestellt und daraus dann eine Gitarre gebaut hätten. Dabei kommt mit Sicherheit ein gutes Instrument heraus, aber ein kleiner Unterschied ist da schon, wenn Du mal genau nachliest, was ich oben geschrieben habe.
Ich habe tiefe Ehrfurcht vor handwerksmeisterlichen Gitarrenbauern und ich war kurz davor den hiesigen damit zu beauftragen ... aber ich habe dann doch gezögert, weil ich ganz bestimmte Prioritäten hatte.

Ich hätte mir unter den genannten Aspekten auch eine HAAR ordern können und wäre dann mit etwas weniger weggekommen - ich hatte aber das Geld und wollte eine SUHR
 
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Hast Du Deine Suhr schon oder ist sie noch in der Pipeline?
 
Dabei kommt mit Sicherheit ein gutes Instrument heraus, aber ein kleiner Unterschied ist da schon, wenn Du mal genau nachliest, was ich oben geschrieben habe.

Bauer von E-Gitarren sind weit gestreut. Nicht jeder der E-Gitarren baut ist ein Gitarrenbauer, nicht jeder Gitarrenbauer ist wirklich gut. Lässt man sich eine Gitarre von einem guten Gitarrenbauer bauen (egal ob er das gelernt hat oder nicht) sollte immer ein Instrument der Extraklasse herauskommen. Preislich wird sich das in den selben Bereichen wie eine Suhr bewegen, und auch weit darüber. Grundsätzlich sollte man für 3000 € und mehr sowiso nie mit einem "nur" guten Instrument nach hause gehen.

Hast Du Deine Suhr schon oder ist sie noch in der Pipeline?
Das interessiert mich auch. Wie ist deine Suhr, wofür hast du so viel Geld hingelegt? (Ich gehe mal davon aus, das du zufrieden bist mit deiner Investition, sonst würdest du anders drüber schreiben.)
Und was findest du fehlt ihr im Endresultat, das ein Instrument aus dem Fender Custom Shop noch besser draufhätte?
 
Hast Du Deine Suhr schon oder ist sie noch in der Pipeline?
... hab sie

... Das interessiert mich auch. Wie ist deine Suhr, wofür hast du so viel Geld hingelegt? (Ich gehe mal davon aus, das du zufrieden bist mit deiner Investition, sonst würdest du anders drüber schreiben.)
Und was findest du fehlt ihr im Endresultat, das ein Instrument aus dem Fender Custom Shop noch besser draufhätte?
... nichts fehlt. Ich bin sehr zufrieden. :)
 
An die Serienstreuung innerhalb kurz hintereinander hergestellter, zu einer Serie gehörender Instrumente glaube ich bei den heutigen Herstellprozessen auch nicht mehr.
Wie ich schon sagte:
In China werden Computer, Smartphones und andere Hi-Tech Geräte hergestellt, die keinerlei Ungenauigkeiten und keine Serienstreuung
erlauben, weil sie dann nämlich nicht funktionieren.
Warum sollte also eine Gitarre, die gegen diese Produkte ja sehr simpel aufgebaut ist, eine spürbare Serienstreuung haben?
Ich rede wohlgemerkt nicht von Fehlproduktionen oder ähnlichem, sondern von seriengleichen Modellen, die den QC-Test bestanden haben und
in den Verkauf gehen.

Halo miteinander,
bin ich eigentlich der Einzige dernfindet dass der Vergleich mit der Elektronikindustrie hinkt? Den kiest man ja immer wieder mal aber mMn. kann man die Bereich3 nicht wirklich miteinander vergleichen.
Klar bei einem Smartphone passiert da nichts denn der Anteil an Handarbeit ist da praktisch nicht vorhanden. Das wird ja alles von Maschinen gelötet da die Fertigungtolleranzen extrem gering sind. Eine Gitarre funktioniert aber auch wenn die Löcher des Pickuprahmens leicht scbief gebohrt sind. Die Fehlerquelle ist eben der Mensch und der hat eben noch mehr Anteil an der Gitarrenfertigung als bei einem TV (siehe z.B. das Chappers-Video von der Korea-Fabrik, hätte selbst nicht gedacht das da noch so viel von Hand gemacht wird). Ist auch absolut verständlich, bohrt ihr mal jeden Tag die gleiche Löcher, da ist auch nicht jedes 100% ig gleich.

Bitte nicht als Angriff verstehen, ich finde eben nur den Vergleich nicht passend :).
 
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... es ist nachvollziehbar, was Du sagst ... aber umso mehr fragt sich doch, warum die Serienstreuung in der asiatischen Billigproduktion einem überhaupt einen Hauptgewinn in Sachen Spitzeninstrument bescheren könnte, wenn der Hauptgewinn schon allein darin besteht, dass der Handarbeitsanteil ohne Fehler ausgeführt wurde? Die Wahrscheinlichkeit der Niete ist unter diesem Aspekt wesentlich eher zu fürchten.

Ich glaube der wichtigste Punkt, der geklärt werden muss, ist, ob es so etwas wie ein Spitzeninstrument überhaupt gibt. Wenn der allgemeine Konsens dahin geht, dass es nur Instrumente mit eventuellen Ausreißern nach unten gibt, spricht kaum nochet was gegen das asiatische Billigprodukt - mal von ethisch-sozialen Überlegungen abgesehen. Aber das wäre ein anderes Thema, das hier nicht hergehört.

Ach bevor ich es vergesse - japanische Produktion ist für mich bei der Thematik ganz außen vor. Da werden meiner Erfahrung nach, herausragend gute Gitarren gebaut. Japan war einst, ist aber mittlerweile auch kein Billiglohnland mehr.
 
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Vergleichbar mit Ford und seinem Model-T
genau so sehe ich auch Leo Fender - als eine Art Henry Ford der Musikindustrie, dem es neben der einfachen und billigen Herstellung auch um die einfache Reparatur der Instrumente ging. Der Hals ist ja angeschraubt und nicht geleimt, damit er schnell getauscht werden kann. Wobei Fender und Co - er hat ja nicht allein entwickelt - schon auch einiges Hirnschmalz in die Ausstattung der Gitarre gesteckt haben - und trotzdem sind mit Tele und Strat 2 sehr "einfach gestrickte" Instrumente herausgekommen.
Die vermeintliche Serienstreuung hängt oftmals mit dem Ausgangsprodukt Holz zusammen, und das ist eben nicht immer gleich.
das unterschreib ich sofort. Und ich widersprech hier @Blade Runner, der meint dass kleine Gitarrenbauer weniger selektieren. Sie haben vielleicht nicht die Auswahl wie der Fender Custom Shop, aber wenn sie gut sind haben sie die Erfahrung mit den verwendeten Hölzern und wissen da das Beste herauszuholen.
Ich glaub ja auch nicht an die berühmte Serienstreuung: wenn der Produktionsablauf gut funktioniert, dann ist vielleicht so manches Detail nicht so genau gearbeitet, aber die Qualität stimmt. Wobei man natürlich das Preis-Leistungsverhältnis nicht ausser Acht lassen darf. Und je nach Instrument/ Hersteller kann ich dann mit etwas Bastelei eine günstige Gitarre klanglich und spielerisch aufwerten. Allerdings werde ich zb aus meiner Standard MiM Stratocaster trotzdem nie ein Custom Shop Instrument machen - aber ich bin zufrieden damit!
Also, wenn ich genügend Geld im Portemonnaie hätte und mir daran gelegen wäre, statt einer historischen, blödsinnig teuren Strat von 62, eine genau nach diesem Vorbild neu gebaute zu kaufen, wäre für mich, aus oben genannten Gründen, eine aus dem Custom Shop erste Wahl, und nicht eine vom Gitarrenbauer nebenan.
siehst, ich würde mir eher nie eine Replika im Custom Shop kaufen. Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen zu viel Geld zu haben und mir eine Custom Shop zulegen zu wollen, dann ist für mich die Überlegung wichtig: was wird dieses Instrument einzigartig machen - und das geht wahrscheinlich über die verwendeten Hölzer, Pickups etc. hinaus.
Ich glaube der wichtigste Punkt, der geklärt werden muss, ist, ob es so etwas wie ein Spitzeninstrument überhaupt gibt.
ich denke das gibt es. So wie es eben Stradivaris gibt, die nicht nachgebaut werden können, gibt es auch unvergleichlich gute E-Gitarren. Wobei gut hier natürlich sehr subjektiv ist. und es müssen auch nicht unbedingt Custom Shop Instrumente sein.
 
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Ich glaube der wichtigste Punkt, der geklärt werden muss, ist, ob es so etwas wie ein Spitzeninstrument überhaupt gibt.
Ich finde das auch eine zentrale Frage. Natürlich gibt es Spitzeninstrumente gibt, da es bessere und schlechtere gibt, muß es offensichtlich auch die Allerbesten geben. Und dann gibt es offensichtlich auch Spitzeninstrumente in dem Sinn, dass sie mit größerem Aufwand, mit sorgfältigerer Auswahl, und höheren Kosten produziert werden.

Unter der Annahme, dass bekannt ist welche Faktoren ein Spitzeninstrument von einem nur gutem Instrument unterscheiden, und auch dass diese Faktoren kontrollierbar sind, muß es möglich sein mit größerem Aufwand gezielt solche Spitzeninstrumente zu bauen. Daraus folgt einigermaßen schlüssig (finde ich), dass es Gitarrenbauer und Customshops geben muß, die solche Spitzeninstrumente herstellen. Das Problem sind dabei aber diese Faktoren.

Als Kaufsargument für Vintageinstrumente wird u.A. auch das Reifen der Instrumente (Holz und Tonabnehmer altern, Gitarren werden eingespielt, ...) gebracht. Das kann bei einem Neuinstrument nur eingeschränkt nachgestellt werden. Ist das also ein wesentlicher Faktor, brauchts ein echtes Vintageinstrument.

Dann ist umstritten welche Faktoren es eigentlich sind. Nitrolack? Holzauswahl? Welche Materialien sind die richtigen, wie wichtig ist das? Was macht die Elektronik gut? Diese ganzen Fragen sind durchaus umstritten. Man vergleiche z.B. einfach mal die Theorien die hinter den (echten) Bill Lawrence Tonabnehmern stehen mit denen die hinter edlen Vintagetonabnehmerrepliken (ich glaube Häussel ist so ein Hersteller) stehen. Aber das auch keine Hürde. Man kann ja ausprobieren welche Edelinstrumente die besten sind, dann kann einem auch egal sein welche Theorien deren Produktion informieren.

Die entscheidende Frage ist für mich ist nicht ob es Hersteller von Spitzeninstrumenten gibt, sondern wie viel besser ein Spitzeninstrument ist als ein nur gutes Instrument. Das würde ich hier gerne beleuchtet sehen, und darum fände ich sehr spannend von den Besitzern solcher Instrumente zu hören, wie sich der Unterschied für sie ausdrückt.
 
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Die Definition von Spitzeninstrument ist wahrscheinlich bei Jedem etwas anders. Für mich ist das Maß aller Dinge in Sachen Sound das Intro von Little Wing von SRV. Wenn eine Gitarre in Verbindung mit einem passenden Amp und Box das so kann, dann ist schon einmal ein großer Teil meiner Wunschliste abgearbeitet. Das Sustain sollte trocken gespielt beeindrucken. Natürlich muss die Verarbeitung insgesamt makellos sein. Ich wünsche mir einen zweiteiligen Body mit genau mittiger Fügung. Der Hals sollte satt in der Halstasche sitzen. Ich mag Rift Sawn Hälse und Jumbobünde. 7.25 bis 9.5er Radius ist optimal für mich. Beim Tremolo keine Experimente - Original Vintage Fender. Die gestaggerten Klusons hätten zwar nicht auf der Wunschliste gestanden, sind aber ein nettes Feature. Die Potis sollten alle gleich gehen und nicht zu leichtlaufend sein. Ich mags insgesamt gern Vintage, das heißt unter anderem Trussrod-Zugang unten am Hals. Insgesamt 3,8Kilo ist in meinen Augen ein gutes Gewicht. Ein Neck-Pickup aus der Nähe von Bremen, ein Middle aus Baden Württemberg und ein F-spaced Pearly Gates und fertig ist *mein* Spitzeninstrument.

Erstaunlicherweise ist meine Partscaster-Tele vom Sound her auch ein Spitzeninstrument nach obiger Definition. Die habe ich vor ein paar Jahren mal gebraucht gekauft und dann vom Gitarrenbauer komplett pimpen lassen: Jumbo-Bünde, Hals neu lackieren, Strat-Bestückung, innen Kupfer und ein paar andere Sachen.
x0nvox.jpg

Obwohl da eigentlich nichts zusammengehört. Das fängt schon damit an, dass in dem 80er TOKAI-Sen Ash-Body jetzt ein alter Fender-Thinline-Hals drinsteckt. Nichtsdestotrotz ist die klanglich meine Referenz-Gitarre, an der sich alle anderen messen lassen müssen. Die SUHR schafft das, die Blade leider nicht. :(

Hier noch ein Link, wo John Suhr einiges Interessante zu Hölzern, insbesondere für Hälse, sagt:

http://www.hugeracksinc.com/forum/viewtopic.php?f=1&t=38003

Vieles, was er da sagt, hat mich in der Überzeugung bestärkt, dass der Mann sehr bewusst bei der Auswahl der Materialien vorgeht.
 
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Die meisten Leute sind der Ansicht, dass es durchaus Serienstreuung gibt - und dass ihr Exemplar deutlich besser klingt als der Seriendurchschnitt. Seit mir das aufgefallen ist, frage ich mich, wie es möglich sein kann, dass es zehnmal mehr über- als unterdurchschnittlich klingende Gitarren gibt. Es wird doch nichts mit "Confirmation Bias" zu tun haben? Schließlich haben wir als Musiker doch alle eine besondere Objektivität, wenn es um unsere Instrumente geht. ;)

Ich frage mich, welches besondere Wahrnehmungsorgan ein Custom Shop- Gitarrenbauer haben muss, um einem rohen Stück Holz anzusehen, wie es als Gitarre klingen wird. ;)

Die Handarbeit eines Gitarrenbauers muss bezahlt werden, das stelle ich nicht in Frage. Eine AAA-Decke und hauchdünner Perlmuttlack kosten auch Geld, das ist verständlich. Ich stelle bloß in Frage, ob a) CNC- Maschinen nicht präziser und günstiger arbeiten, b) eine Gitarre mit AAA- Decke und Perlmuttlack wirklich besser klingt als eine mit banalem Autolack und c) man einer Gitarre wirklich anhört, ob sie von einem Gitarrenbauer zusammengeschraubt, -gelötet und -gewickelt wurde oder von einem Angelernten. :gruebel:

Eine E- Gitarre ist typischerweise kein Solisten-, sondern ein Bandinstrument. Niemand hört einer Aufnahme im Bandkontext an, wieviel die Gitarre gekostet hat. Allerhöchstens hört man den Gitarrentyp - und auch da irrt man sich öfter als man zugeben mag. ;)

Alex
 
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Um welche Blade handelt es sich denn? ...

... auch um eine Texas Vintage. Aber etwas älter als Deine - von Anfang der 90er mit Sen Ash Body, noch mit Pre Lawsuit Headstock. Die Levinson-Elektronik ist raus. Mir hat sie nicht gefallen.

10ndqvb.jpg


Das Bild ist nicht mehr ganz aktuell - da ist jetzt auch ein Pearly Gates an der Bridge. (siehe Avatar)

Die Gitarre hat zwar trocken ein solides Sustain, kommt am Amp aber etwas eckig und spitz daher. Da ich die SUHR Pickups übrig hatte, habe ich die da rein gepackt und jetzt gehts, da die SUHR JST FLs etwas fleischiger sind, als die Kloppis, die ich ursprünglich drin hatte. Aber auf der Little Wing Teststrecke haben die beiden anderen trotzdem die Nase vorn.

@jf.alex - die Videos oben hast Du Dir nicht angeschaut, oder mal die Sachen, die John Suhr in dem verlinkten Foren-Thread erzählt, gelesen, oder?

Auch, wenn ich Deinen ersten Absatz nicht ganz verstehe, muss ich Dir beim letzten uneingeschränkt Recht geben. Im Bandkontext geht ziemlich viel vom teuer bezahlten Luxus-Sound unter. Keine Sau wird den Unterschied zwischen CS und Serie raushören. Das ist reine Liebhaberei, die der Gitarren Aficionado nur zu seinem eigenen Vergnügen betreibt.
 
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