Lernt ihr eigentlich gleich OHNE AUGEN?
Beherrscht ihr eure Instrumente so gut, daß ihr gar nicht schauen müsst?
Hallo Karin,
mein Lehrer hat mir erklärt, Schauen ist ein absolutes Dont. Links gehts sowieso nicht, wie schon maxito schrieb. Rechts soll man den Kopf hochnehmen, je weiter unten (dh. Richtung Knie) der zu greifende Ton liegt desto höher.
Beim blinden Greifen muss man meiner Erfahrung nach auf mehrere Dinge achten, die ich teilweise auch bei großen Könnern beobachten konnte.
1. Orientierung ist stets die letzte gespielte Taste - Referenztaste. Den letzten dort befindlichen Finger stets als Orientierung für den nächsten Ton einsetzten. Dieser Finger bleibt auch nach dem gespielten Ton stumm auf der Referenztaste liegen.
2. Jeder Folge-Ton, der von der Referenztaste aus gesehen innerhalb der Reichweite der Hand liegt, kann jetzt gegriffen werden, ohne dass die Referenztaste mit dem dort stumm befindlichen Finger verlassen werden muss. Eventuell muss man den Fingersatz so einrichten, dass der stumme Finger genügend Spreizung der Hand zum Folgeton zulässt.
Beispiel: Wenn der Referenzton a ist, der Folgeton g', dann geht das schlecht, wenn auf dem a der 3. Finger liegt. Also muss man den Fingersatz so einrichten, dass auf dem a der 2. oder der 1. Finger liegt, damit man mit dem 4. oder 5. das g' erreichen kann.
Auf diese Weise kann man "Sprünge" von einer Oktave oder, je nach Größe der Hand, auch mehr sicher bewältigen. Allerdings ist hier Übung nötig, dass man die verschiedenen Distanzen (Terz, Quart, Quint, usw.) sicher in die Finger bekommt. Die jeweiligen Intervalle lassen sich aber mit einfachen Übungen, die man sich leicht selber ausdenken kann, gezielt festigen.
Beispiel für eine solche Übung: c'-f'-d'-g'-e'-a'-f'-h'- .... gebunden spielen mit verschiedenen Fingersätzen 1-3-1-3-..., 1-4-1-4-..., 2-4-2-4-..., 2-5-2-5-... . Abwärts c'''-g''-h''-f''- ... entsprechend, ebenso für andere Intervalle.
2. Manchmal bekommt man den passenden Finger auf die Referenztaste, indem man dort einen stummen Fingerwechsel macht. Das kann bei einem kurzen Referenzton auch danach in nicht gedrücktem Zustand erfolgen. Maxime bei dem Bisherigen ist, das "Sprung"-Intervall sicher von der Referenztaste aus greifen.
Was tun, wenn ein echter Sprung nötig ist, weil die Spreizung der Hand nicht ausreicht? Was jetzt kommt, geht nur bei Tasteninstrumenten, mit Knöpfen rechts kenne ich mich nicht aus.
3. Die Hand orientiert sich an den schwarzen Tasten (Halbtontasten), selbstverständlich ohne diese zu drücken. Durch die 2-3-Gruppierung der Halbtontasten kommt die Hand in eine wohldefinierte Lage, und so kann man den Folgeton sicher ertasten. Eine sehr leichte Übung für dieses Vorgehen ist, am Anfang eines Stückes nicht auf die Tasten zu schauen, sondern den Anfangston zu ertasten. Am Anfang hat man ja beliebig viel Zeit. Mit der Zeit klappt das dann auch an Stellen innerhalb eines Stückes.
Zugegeben, man sollte bzw. muss diese Dinge bewusst üben, wenn es nicht von alleine kommt. Und, was ich bei mir selbst beobachtet habe, man muss konzentriert sein. Wenn man die Konzentration aufgibt, schwups, hat man sich vergriffen.
Gibts eigentlich auch Zielspringen bei der Leichtathletik? Etwa, wer springt am genauesten 5,32m ? Wie auch immer, viel Spaß beim Springen am, mit und ohne Akkordeon ;-) .
morino47