...fast wie ein echter Amp...nur eben ohne Röhrenverschleiß!!!
Das Argument "Röhrenverschleiß" finde ich immer niedlich: Ich schätze, ich habe in 20 Jahren Band-Aktivität mit einigen Hundert Gigs und damit verbundenen Belastungen für die jeweiligen Röhren-Amps (Transport, Temperaturwechsel) sicher 20x mehr Geld für Saiten ausgegeben als für neue Röhren ...
... aber vielleicht führt die fortschreitende Digitalisierung ja irgendwann zu Touchscreen-Griffbrettern, die "echte" Saiten überflüssig machen. Die Industrie wird es schaffen, uns auch das als bahnbrechenden Fortschritt zu verkaufen.
Aber mal ohne Sarkasmus und mehr zum eigentlichen Thema: Der wievielte Thread zum Thema "Röhre vs. Modeling" ist das eigentlich? Ich lese ja auch immer gerne mit aber klar sein sollte, dass sich das nicht objektiv beantworten lässt. Genauso kann man diskutieren, ob Iron Maiden besser sind als Metallica. Oder die Beatles besser als die Stones.
Zum Glück bietet der Markt für jeden Geschmack und Anspruch die richtige Lösung. In Sachen Vielseitigkeit spricht natürlich alles für die "modernen" Konzepte und es gibt genügend Gitarristen, die diese Vielseitigkeit auch wirklich benötigen und nutzen.
Was den Sound angeht, bin ich relativ sicher, dass es nur eine Frage von Rechenleistung und weiter optimierter Software ist, bis Modeling-Konzepte sich nicht nur auf Studio-Aufnahmen/Blindtest nicht mehr vom "Röhren-Original" unterscheiden lassen (was jetzt schon der Fall ist) sondern auch vom Spielgefühl her (was meiner Meinung nach noch nicht ganz gegegeben ist).
Aber auch dann wird es noch genügend Gitarristen geben, die sich lieber einen Röhren-Stack oder -Combo in den Proberaum oder auf die Bühne stellen, weil sie das einfach mehr kickt. Weil nunmal "echte" Röhren-Amps (und nicht deren digitale Kopien, sprich Computer) die Gitarrenmusik seit den 50ern geprägt hat. Hendrix mit einem iPad und InEar auf der Bühne? Fuck, no!
Ziel der ganzen "Modeling"-Geschichte ist ja bezeichnenderweise nicht, einen eigenen, neuen Soundcharakter zu prägen, sondern klanglich möglichst 1:1 die alten Röhrenkonzepte zu kopieren.
Und da mag man es technologisch faszinierend finden, dass heute nahezu jedes Geschmacksaroma industriell imitiert werden kann - manchmal ist der Biss in eine echte Frucht aber doch naheliegender, wenn man auf der Suche nach Erdbeergeschmack ist ...
Es gibt so ein paar Dinge, die funktionieren noch, ohne das man dazu den Rechner hochfahren muss. Scheint aber mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten.