Welche Übungen haben Euch am meisten geholfen schneller zu werden?

  • Ersteller Harleyman
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@ emptypockets

schön, dass du dich darum sorgst, dass ich meine Zeit "verplembere".
Nur zu deiner Information: ich spiele - trotz Familie und selbstständigem Beruf - täglich mindestens 1 Stunde. Meistens mehr.
Und ich bin nun an einen Punkt gekommen, wo es mir spieltechnisch schwer fällt mein jetziges Tempo (8tel/160bmp) - was nun nicht wirklich besonders schnell ist - zu steigern. Da ich jeden Tag relativ lange übe, scheint meine Art u. Methode zu Üben verbesserungsbedürftig zu sein. Und da darf ich doch mal die Frage in die Runde stellen, ob´s spezielle Übungen gibt, die mir dabei helfen, etwas schneller zu werden. Oder? Zumal ich meine Board-Korrespondenz nicht von meiner Übungszeit abziehe! Und genau in diesem Moment "verplembere" ich nämlich keine Zeit durch weiteres, anscheinend etwas uneffektives Spielen wie bisher, sondern versuche meine tägliche Übungszeit durch methodische Verbesserungs- u. Optimierungsvorschläge so effizient wie möglich zu gestalten. Also genau das Gegenteil von "Verplembern". Die von Ratzepuh vorgestellte Intervall-Übungsmethode z.B. zeigt, wie gesagt, auch schon erste Früchte. Ebenso das konzentrierte Langsamspielen. Für mich daher sehr gut investierte Zeit hier im Board!!!!
Ob das Schnellspielen eine erstrebenswerte Qualität ist, habe ich in meinem Eingangsthread übrigens selbst relativiert.
Und mit diesem Teil meiner Antwort habe ich nun wirklich 4 Minuten "verplembert".... :bad:

Vorsicht: beim Lesen dieses Beitrages verplemperst Du wieder 5 bis 6 Minuten Zeit, in denen Du nicht schneller werden wirst....

Es freut mich immer sehr, wenn die eigenen Tipps - und dieser war völlig ernst gemeint!!!! - fast als Beleidigung aufgefasst werden.:great:
Da freut man sich doch sehr, wenn man versucht hilfreich zu sein! Das spornt einen mächtig an.

Ich verstehe zwar nicht, was an meinem Tipp (Gitarre schnappen, spielen) so sehr geeignet ist, das seelische Gleichgewicht aus dem Lot zu bringen, dass man auf den Ratgeber gleich sinnlos eindreschen muss.... .

Aber offensichtlich habe ich da ja einen wunden Punkt getroffen.

Es ist eine simple Erfahrung, die mancher schon gemacht hat, dass es bei allen ausgebufften Übungen und Tricks, um "schneller" zu werden, eine nicht überschreitbare Grenze gibt: die eigene aktuelle motorische Fähigkeit. Wenn die Finger nicht so weit sind, 300 bpm zu schaffen, dann kannst Du üben, bis Du schwarz wirst!
Bzw. bis Du Deinen Fingern schadest. Dann kannst Du auch 4 Stunden täglich trainieren.

Und leider ist es auch so: nicht jeder schafft das überhaupt irgendwann! Auch nicht nach 20 Jahren!

Deshalb ist die beste Übung, einfach locker zu spielen, und die Geschwindigkeit wird dabei von ganz allein stetig ansteigen. Bis zur finalen Grenze, die die Natur Deinen Fingern in die Wiege gelegt hat!

Da ich davon ausgehe, dass Du eigentlich Gitarre spielst aus Spass an der Freude, Hobby quasi, sollte man nicht vergessen, dass es Spass machen soll und nicht, so wie Du Deine Einstellung dazu schilderst, Effiziens und "Vorankommen" die oberste Maxime des Tuns sein sollten.

Das willst Du zwar nicht hören, aber immerhin wollte ich Dir das nochmal mitteilen, damit Du Dich richtig über mich aufregen kannst, obwohl ich Dir helfen will.

Vielleicht erinnerst Du Dich ja später 'mal daran.....
 
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Ich bedanke mich mal als Stiller Profiteur :)
 
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Weil so oft gesagt wird, dass man Geschwindigkeit vor allem durch minimale Bewegungen erreicht, schaut euch mal den rechten Gitarristen in diesem Video an:



Der entfernt seine Finger einen gefühlten halben Meter vom Griffbrett.
Also nicht, dass das mit den minamalen Bewegungen falsch wäre, aber es liegt nicht nur daran bzw. geht auch anders.
 
Ich denke, wir sehen das aus verschiedenen Blickwinkeln, du beziehst dich auf den melodischen, künstlerischen, ich auf den technischen, "handwerklichen" Aspekt.

Wenn ich Lieder lerne, lerne ich die Lieder, aber ich konzentriere mich nicht unbedingt (oft sogar fast überhaupt nicht) auf die Techniken, jedenfalls solange es trotzdem irgendwie klappt. So kann man Lieder lernen und auch gut spielen, aber trotzdem eine lausige Technik besitzen.

Das erschließt sich mir nicht ganz. Wenn man ein Solo gut lernt kann man alle darin enthaltene Technik. Die Technik lernt man mit. Und man kann davon ausgehen, dass gute Soli von guten Gitarristen eine gute Grundlage sind um in der Technik gut zu werden.

Die geposteten Tonleiterübungen und Fingerübungen finde ich persönlich ohne jeden praktischen Anwendungswert. Für mich ist auch nur der ein guter Gitarrenlehrer, der seinen Schülern geeignete Passagen aus guten Soli vermitteln kann, damit die Schüler die Technik anhand von praktisch anwendbaren Teilen lernen.

Wenn ich einen schnellen coolen Lauf spielen will, ist es am einfachsten und zielführendsten, genau diesen zu lernen und zu üben. Dieser Weg ist meine persönliche Empfehlung.
 
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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich einfach mit der Übung auch die Speed erhöht. Konnte ich am Anfang noch nicht zum Original mitspielen geht es auf einmal nach 6 Monaten obwohl ich nicht explizit an der Geschwindigkeit gearbeitet habe.

Dabei habe ich immer wieder das Gefühl, dass ich wenn ich mich an einem Song festfresse eine gewisse Obergrenze bzgl. Geschwindigkeit nicht knacken kann. Egal welche Übungen ich mache, egal wie viel Zeit ich am Tag investiere. Deshalb halte ich da schön den Ball flach, weil alles über ein bestimmtes Maß nur zu Stress mit dem Bewegungsapparat führt (das Alter eben...). Bei mir sind das zwei Stunden am Stück, in Ausnahmefällen auch mal vier Stunden mit Unterbrechungen. Es hilft auch ungemein einfach zwischendurch mal was anderes zu spielen.

Ich bin sehr froh, dass mein Gitarrenlehrer von Anfang an mit mir Songs erarbeitet hat. OK, ich hab nicht bei Null angefangen, ich hatte schon Grundkenntnisse. Lagerfeuerakkorde, ein bisschen Sologeklimper. Mehr nicht. Das hat gereicht um sich mit Sisters of Mercy und den Doors zu beschäftigen. Natürlich kam da am Ende nicht der Song eins zu eins bei raus, aber es reichte um wiedererkennbare Teile davon nachzuspielen. Gelernt habe ich dabei Rhythmusbegleitung, Pull-offs, Hammer-Ons, Slides, Timing, etc. Das alles war alles andere als perfekt, ist es auch heute noch nicht (ein Jahr später) und es wird bestimmt noch zwei Jahre dauern bis ich mich mit meiner 'Kunst' an die Öffentlichkeit wagen werde, aber es hat von Anfang an sehr viel Spaß gemacht und des Selbstvertrauen enorm gestärkt. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Dabei richtet sich die Songauswahl in erster Linie danach, ob da Sachen drin sind, die ich noch verbessern muss oder die ich noch gar nicht kann. Mir gefällt das viel besser als Trockenübungen. Die würden mich zu Tode langweilen.

Keep on Rockin'
Sparkling Blue
 
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Als Thread-Eröffner möchte ich mich nochmal ganz herzlich für all die guten Tipps und Ratschläge bedanken und euch - vielleicht abschließend - kurz über den Stand der Dinge informieren.

Vielleicht freut es ja den einen oder anderen, dass sein Engagement hier im Board hin und wieder auch Früchte trägt, d.h. dass Hilfestellungen u. Anregungen aufgegriffen werden und Newbies wie mir auch wirklich ein Stück weiterhelfen.
Lange Rede - kurzer Sinn: bei Tread-Eröffnung war bei mir beim Alternate Picking und Spielen von einfachen Scales bei 16tel/160bpm Ende der Fahnenstange. Heute, nach einem Monat, kriege ich das Gleiche mit 180bpm (!!) hin!! Und kurzfristig klappt´s sogar schon mit 200bpm. Aber das mach´ ich immer erst zum Ende meiner Übungen mehr so aus Spaß ;).
Ich glaube, dass für meine Musik (Blues/Rock) Alternate Picking mit 180-190bpm eh erstmal reicht. Werde mich demnächst wohl zusätzlich mit dem Legatospielen intensiver auseinandersetzen. Denke, dass das für mich sinnvoller ist als noch weiter an schnellerem Alternate Picking zu arbeiten. Außerdem paßt das stilistisch oft besser.

Ich denke, am meisten geholfen haben mir jedenfalls die Tipps mit dem bewußt Langsamspielen sowie dem Wechseln der Tempi, das was ich Intervall-Training genannt habe. Auch innerhalb einer Scale. Und natürlich bei verschiedenen Tönen anfangen und aufhören bzw. umkehren. Und innerhalb von Scales Mini-Riffs erkennen und abspielen, usw. usw.
Mein Hauptproblem ist wohl die rechte Hand, d.h. meine linke Hand ist schneller als die rechte. Und da haben mir Koordinationsübungen bei wechselnden Geschwindigkeiten ´ne Menge geholfen, denke ich. Habe auch in letzter Zeit wieder öfter mit dem Metronom und weniger mit Band-In-A-Box geübt.
Die Ursache dieses Koordinationsproblems liegt übrigens darin, dass ich nie in meinem Leben mit Plektrum gespielt habe und erst im OKT letzten Jahres damit angefangen habe. Das Plektrum ist insofern immer noch ein Stück Prothese für mich :redface:. Dafür klappt´s aber mit dem Folk- u. Country Fingerpicking auf der Akustischen wieder ganz gut. Da ich das heute auch viel systematischer übe als früher, kann ich das mittlerweile besser als damals.... Aber das ist ein anderes Thema.

Ich möchte aber nochmal ein paar Worte zu den "übungsphilosophischen Fragen" wie Sinn und Zweck von Geschwindigkeit und Sinn und Zweck von Tonleiter- u. Fingerübungen loswerden.

Wer einwendet, dass schnelles Spielen noch lange keinen guten Gitarristen ausmacht, rennt bei mir offene Türen ein. Auf der anderen Seite, ja, ich möchte schnell spielen können - aber es nicht zu jeder Zeit und an jeder Stelle raushängen lassen. Darum geht´s natürlich gar nicht. Meine Maxime heißt "Im richtigen Moment den richtigen Ton spielen". Basta. Allerdings ist es manchmal chic, mit vielen schnellen Tönen zu dem Wunschton zu gelangen. Und wenn das Stück schnell ist, muß man manchmal auch schnell spielen, sonst paßt das alles irgendwie nicht zusammen. Und da waren mir 150bpm einfach ein bißchen zu lahm. Manchmal braucht´s einfach ein gewisses Tempo zur Spielauthentizität. Da habe ich z.B. letzte Woche zu einem 90bpm Internet Jam-Track mitgespielt, als meine Frau die Kopf in mein Zimmer steckte und fragte, ob ich das spiele oder ´ne CD läuft. Hey, will man(n) mehr???
Wahrscheinlich kennen die meisten von euch den Acy von Häussel/AGL und seine Video Clips. Der Typ ist jedenfalls einer, bei dem die Töne wirklich aus den Fingern kommen und der lebende Beweis (für mich!) dafür, dass Geschwindigkeit keine stets notwendige Voraussetzung für gutes Gitarrespielen ist. Ist aber natürlich eine sehr persönliche Meinung und individuelle Empfindung.



Die Frage nach dem Sinn und Zweck von Tonleiter- u. Fingerübungen ist etwas komplexer. Habe mir da speziell zu relact´s Ausführungen Gedanken gemacht. Du hast da sicherlich irgendwie Recht. Aber mir hat das Lernen von Scales und den damit verbundenen Fingerübungen trotzdem ´ne Menge gebracht! Angefangen habe ich im letzten Jahr mit den 5 pentatonischen Tonleitern. Dadurch habe ich erstmal ´ne gewisse Struktur für den Blues auf dem Griffbrett erkannt. Das war für mich Neuland und quasi ´ne Offenbarung! Ich weiß nicht wie lange es gedauert hätte, zu diesen Erkenntnissen allein durch das Nachspielen von Solos zu kommen. Ähnliche Erfahrung mache ich z.Z. mit den 7 Dur-Tonleitern "3-tones-per-string". Vielleicht hat das auch alles ein wenig damit zu tun, wie wir zu Lernen gelernt haben. Ich habe Zeit meines Lebens immer deduktiv gelernt, d.h. von den Gesetzmäßigkeiten, der Theorie, immer die praktische, individuelle Anwendung abgeleitet. Wenn ich mir heute irgendwelche Licks oder Riffs bei YouTube abschaue, geht das mittlerweile 10x so schnell wie Ende letzten Jahres. Eben weil ich Gesetzmäßigkeiten wiedererkenne. Auch in anderen Kontexten.
Ich weiß aber auch, dass das zum großen Teil einfach nur eine gewisse Lernkultur, bzw. Lerngewohnheit ist. Die muß auch keinesfalls besser oder erfolgreicher sein als deine Herangehensweise. Ich war/bin relativ häufig in den USA, und da herrscht grundsätzlich eine völlig andere Lernkultur vor, die eher in deine Richtung geht und sehr viel pragmatischer ausgerichtet ist. Und das fängt schon im Kindergarten dort an. Stichwort "Learning by Doing". Da wird wesentlich weniger theoretisiert, sondern viel eher "gemacht". Halt alte Pionier-Philosophie, die damals notwendig, erfolgreich und überlebenswichtig war und dort bis heute in den normalen Alltag wirkt.
Vielleicht macht´s - wie so oft - die richtige Mischung aus beiden Ansätzen :)
Ich muß aber auch zugeben, dass es mir manchmal auch Spaß macht, Tonleitern zu üben und Fingerübungen zu machen. Ob das vielleicht das Emotionslose, Monotone, Disziplinarische ist, was man als Gegenpol zu den anderen, eher gefühlsbetonten Übungen braucht? Oder masochistische Reflexe aus meiner Klavierstundenzeit? :gruebel: Keine Ahnung. Ich mach´s jedenfalls gar nicht so ungern. Und vielleicht hat so ein unangestrengten Dahinplätschern einer pentatoischen Tonleiter über 4 Oktaven ja auch ihren Reiz..... ;)

Natürlich kippt die ganze Sache, wenn man "unsinnige" Übungen, ohne jeden praktischen Anwendungswert, zur Kompetenzmaxime eines Gitarristen erhebt. Wenn man als Gitarrist also erst dann gut ist, wenn man in 5 Sekunden über alle 6 Saiten das gesamte Griffbrett chromatisch einmal rauf- und runterspielen kann. Dazu gibt´s bei YouTube diesen Chromatischen Spinnengott Pebber Brown. Im Anfang fand´ ich den ganz lustig, weil er in seinen "Lessons" seine Zuschauer mitunter richtig beschimpft, weil sie oft faul sind, sich leicht ablenken lassen, sich für die Größten halten, obwohl sie die einfachsten Fingersätze nicht beherrschen, nicht mindestens 4 Stunden am Tag (chromatische!) Scales üben etc.
Hier mal ein Beispiel. Es gibt aber noch krassere Ausführungen.



Er hat mich fast dazu gebracht, die nächsten 2 Jahre intensiv chromatische Scales zu üben - bis ich auf Videos mit Live Auftritten von ihm gestoßen bin. Hilfe ! ! ! :igitt:
Wenn es das sein soll, was dann ein "guter Gitarrist" auf der Bühne bringt - NEIN DANKE !
relact, da bin ich ganz bei dir!

http://www.youtube.com/watch?v=OiLXn1oO-jE&list=PL82EFC3479B0A4D63&index=18

ab 1:12 wird´s ja schon grotesk :eek:
Aber ´n Mords Fingersatz! :great:

Und hier noch einer:



ab 0:45 wird´s doch zur Karikatur, oder?
Oder spiele ich noch nicht lange genug und weiß die sorgfältige Auswahl seiner Solo-Töne nur noch nicht zu wertschätzen?? :confused:

In diesem Sinne - nochmal LG und danke für die Hilfen! :great:
 
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Lange Rede - kurzer Sinn: bei Tread-Eröffnung war bei mir beim Alternate Picking und Spielen von einfachen Scales bei 16tel/160bpm Ende der Fahnenstange. Heute, nach einem Monat, kriege ich das Gleiche mit 180bpm (!!) hin!! Und kurzfristig klappt´s sogar schon mit 200bpm. Aber das mach´ ich immer erst zum Ende meiner Übungen mehr so aus Spaß ;).

Gratulation! Das nenn ich mal eine nette und vor allem auch positive und motivierende Rückmeldung! :great:

Ich glaube, dass für meine Musik (Blues/Rock) Alternate Picking mit 180-190bpm eh erstmal reicht. Werde mich demnächst wohl zusätzlich mit dem Legatospielen intensiver auseinandersetzen. Denke, dass das für mich sinnvoller ist als noch weiter an schnellerem Alternate Picking zu arbeiten. Außerdem paßt das stilistisch oft besser.

Das find ich eine sehr sinnvolle Vorgehensweise.

Für mich ist das immer wieder ein befremdlicher Zugang, dass Geschwindigkeitsaufbau primär mit Alternate Picking auf definierten Scales, vorzugsweise 3NpS, aufbauen. Aber jeder ist ja seines eigenen Tones Schmied. Mir fehlt es da ziemlich an Phantasie, was alles möglich ist. Neben Double Picking, Sweeping und Tapping finde ich schnelle Läufe vor allem dann interessant, wenn nicht jeder Ton gepickt wird, sondern bei denen Slides, Bends, Releases, Hammer Ons und Pull Offs integriert sind. Und die das 4/4 Taktmass verlassen oder zumindest für das Ohr kreativ verschieben.

Meine Empfehlung ist, wie schon geschrieben, Geschwindigkeitsaufbau nicht auf Alternate Picking in Kombination mit dem Spielen jedes Tons der Tonleiter zu betreiben. Ein cooles Blueslick schnell und präzise in der Time zu spielen ist ebenso eine große Herausforderung, besonders für die linke Hand.

Aber mir hat das Lernen von Scales und den damit verbundenen Fingerübungen trotzdem ´ne Menge gebracht! Angefangen habe ich im letzten Jahr mit den 5 pentatonischen Tonleitern. Dadurch habe ich erstmal ´ne gewisse Struktur für den Blues auf dem Griffbrett erkannt. Das war für mich Neuland und quasi ´ne Offenbarung! Ich weiß nicht wie lange es gedauert hätte, zu diesen Erkenntnissen allein durch das Nachspielen von Solos zu kommen.

Zum Merken gehe ich diesen Weg: ich schaue mir jedes Solo und jedes Lick in Bezug auf die Tonart und die Lage am Griffbrett an und passe das Lick bzw. die Phrase in mein Big Picture ein:

Big Picture.jpg

Meine Empfehlung ist, jedes Lick und jedes nachgespielte Solo in Bezug auf die Tonart und die sich daraus ergebenden Muster am Griffbrett zu verstehen.

Damit habe ich immer den Bezug zur Tonart und setze gedanklich alles was ich spiele zueinander in Bezug. Das klappt für mich prima, da jedes Solo auf einer definierten Tonart beruht (und der allergrößte Teil auf Penta und Kirchentonarten) und ich ein stark visuell orientierter Lerner bin. Man sollte nicht den Fehler machen und das Bild sofort in seiner Komplexität verstehen zu wollen. Sondern über die Jahre Schritt für Schritt die Bilder erweitern. Man muss da vorgehen, wie die Seeleute beim Navigieren nach den Sternen, die sich am großen Wagen, am kleinen Wagen, am Orion oder an Kassiopeia orientieren. Licks sind Pattern und Pattern sind Muster: Tonmuster am Griffbrett, die zusammen die Tonart ergeben.

Wenn man jedoch NUR den großen Wagen verinnerlicht hat, fällt es einem ziemlich schwer, ein anderes Muster zu erkennen. Das ist wie mit diesen Kippbildern. Manchen fällt es schwer, die Inversionsfigur umzudeuten. Den Wahrnehmungswechsel muss man üben, wenn man sich auf eine Sichtweise eingeschossen hat.

Ich habe Zeit meines Lebens immer deduktiv gelernt, d.h. von den Gesetzmäßigkeiten, der Theorie, immer die praktische, individuelle Anwendung abgeleitet.

Für mich der größte Nachteil des Tonleiterübens ist der, dass man sich mit den Tonleiterpattern Grenzen und Schranken auferlegt. Je mehr man die Scales isoliert übt, desto mehr verliert man den Kontext zu den tonleitereigenen Tönen außerhalb der Pattern. Skalenansätze basieren großteils auf einem vertikalen Gitarrespielen. Dieses zu überwinden und ein horizontales Spiel zu lernen erfordert, dass man die Skalen anders versteht und übt.

Einige Ansätze, um einen kreativen Umgang mit Pattern zu lernen und Ansätze zum Überwinden von festgefahrenen Mustern habe ich in den Beiträgen 213 bis 214 in diesem Thread gepostet: Improvisation lernen durch Verschmelzen von Tonleitern auf Basis Pentatonik

Ich empfehle daher, Pattern nicht innerhalb ihrer Grenzen in eingefahrenen Skalenübungen zu üben und zu lernen, da man danach viel Energie darauf verwenden muss, die unnötig gelernten Grenzen wieder zu überwinden.

Ich wünsch Dir weiterhin gutes Gelingen und viel Erfolg und Freude beim Üben!
 
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Ich möchte mich hier mal einklinken, da ich auch ein Problem mit der Geschwindigkeit habe. Bei mir hakt es jedoch bereits beim Steigern auf minimaler Stufe... ich spiele jetzt ca. 6 Monate mit Schwerpunkt Blues. Große Sprünge darf man da natürlich nicht erwarten, aber einige Stücke klappen in einem ordentlichen Tempo und klingen dabei sauber.

Ca. 50% meiner täglichen Übungen machen die Technik aus und ein nicht unerheblicher Teil betrifft das Scale Picking. Ich übe die Minor Pentatonik in allen 5 Pattern. Man liest häufig, dass man 4x perfekt durchspielen soll, bevor man die Geschwindigkeit erhöht. Ich übe nun Woche für Woche und schaffe es einfach nicht mit einem Schlag pro Sekunde 4x Pattern I der Minor Pentatonik durchzuspielen. Meistens komme ich in der Rechten Hand ausversehen mit den Daumen an eine Saite oder einer der linken Finger hat die Saite nicht fest genug runtergedrückt. Exakt die gleichen Fehler mit ähnlicher Häufigkeit mache ich mit Viertelnoten bei 60bpm und mit Achtelnoten bei 120 bpm. Erst danach wird es durchgängig unsauber.

Nehme ich es zu genau mit "perfekt"?
 
Nehme ich es zu genau mit "perfekt"?

Besser Du eröffnest einen eigenen Thread für Deine Fragen, dann bleibt die Übersichtlichkeit erhalten.

Exakt und präzise zu spielen ist niemals zu perfekt. Mit der linken und rechten Hand sauber zu greifen und zu spielen ist für den Beginn schwierig genug und genau darauf solltest Du achten. So früh auf Geschwindigkeit zu trainieren würde ich nicht tun. Zumidnest darauf achten, dass Du dich mit dieser Wettbewerbshaltung dabei nicht selbst demotivierst. Mir persönlich erschließt sich auch die Sinnhaftigkeit von Speedmessungen der Pentatonik nicht, um Blues zu lernen. Falls Du einen Indikator benötigst um Deine Fortschritte zu messen, würde ich Blueslicks - die großteils auf der Penta beruhen - üben und dabei die Fortschritte beobachten.

Beim Blues ist es meines Erachtens essentiell, dass Du Bendings übst, präzise spielen lernst und dabei Geschwindigkeit aufbaust. Außerdem dass Du ein sicheres Feeling für Shuffles entwickelst. Mit schnellen Blueslicks bist Du dann in der Lage Rock n Roll zu spielen. Das liegt an Dir, frühzeitig die Weichen zu stellen.

Eine Möglichkeit wäre der Bluesworkshop Blues-You-Can-Use im Musiker-Board (BYCU @ MB). Die 21 Bluesstücke sind so aufgebaut, dass Schwierigkeit und Geschwindigkeit kontinuierlich gesteigert werden. Und haben den Vorteil, dass Du an praktisch anwendbaren Stücken lernst.

Zwei Beispiele aus dem Workshop für Dich zum Kennenlernen aus den hinteren Lektionen:

1) Rock n Roll:



2) Slow Blues mit schnellen Licks:



(Sorry, die Videos habe ich für einen PU Vergleich gemacht. Da kam es mir nicht darauf an, die Finger und Bewegugnsabläufe zu zeigen. Also rein zum Hören gedacht.)

Wie Du hörst sind beim Geschwindigkeitsaufbau andere Dinge notwendig, als die Penta rauf und runter zu dudeln.
 
@relact: ich habe im Einsteigerforum einen eigenen Beitrag aufgemacht.
 

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