Besuch bei Blackstar in Northampton

  • Ersteller hack_meck
  • Erstellt am
Mich würde interessieren, wo (in welcher Sparte) sich Blackstar selbst sieht. Bei der Auslegung ihrer Konstrukte, ihren Wurzeln, empfinden sie sich eher "vintage" oder "modern" bei der Ausrichtung etc.

Hi,

Zu diesem Punkt haben wir im Video Interview keinen expliziten Stop gemacht - aber uns sehr intensiv beim Mittagessen drüber unterhalten.

Die Geschichte der Company ist ja leidlich bekannt, aber in "Kurzform". Es hat sie von ihrem ursprünglichen Arbeitgeber Marshall weggezogen, weil sie dort keine Chance sahen aus der "Box" auszubrechen und innovativ zu sein.

Dies leben sie in ihren Produkten mit der Aussage immer auch eine Innovation an Board zu haben. Mit ISF haben sie eine deutliche Duftmarke gesetzt, da dort nicht einfach nur ein EQ Setting aktiviert wird, sondern interaktiv auch das Verhalten von Bass, Mid und Treble beeinflusst wird. Ähnlich bei der ID Serie und dem TVP Berechnungen. Sie haben mit allen gängigen Röhrentypen schon richtige Röhrenverstärker gebaut und wissen daher, wie die sich verhalten sollen. Am Anfang hatten sie die Freiheit sich ohne (Sound)Erwartungsdruck - habe ich so auf einer CD gehört - zu bewegen. Auf meine Frage ob sie sich in 20 Jahren vielleicht durch Erwartungsdruck gegängelt fühlen müssen, weil dann auf einmal die Kunden nach Verstärkern rufen die so klingen wie ihre Klassiker, mussten sie erst mal Lachen, aber am liebsten wäre es ihnen, wenn der einzige Erwartungsdruck daraus bestehen würde, dass die Kunden sie weiterhin als Innovativ wahrnehmen. Darüber hinaus wollen sie sich gar nicht auf eine Richtung (modern - vintage) festlegen. Ihre Produkte sollen kein "One Trick Pony" sein, sondern Werkzeug um dem Wahlspruch "the sound in your head" gerecht zu werden.

Die Antwort lautet also: "Weder noch, mach selbst was aus den Möglichkeiten die wir dir anbieten … :D "

Sie haben ihre Produktpalette jetzt komplett (von Handwired/digital, Tube/Transistor und viel/wenig Watt, Pro Umfeld/Wohnzimmer usw.) und können jetzt über Updates - alt britisch = Mark II´s nachdenken.

Gruß
Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
N´Abend …

Mal ein ganz anderes Bild vorneweg. Vor dem Rückflug hatte ich noch Zeit und haben mein Gepäck (bis auf Laptop und Kamera) am Airport eingelagert. Damit ich nicht den Airport in die Luft jage wurde es gescannt, was dann so aussieht. Ein paar Mikrofone und Kabelsalat.

attachment.php


attachment.php


Bevor hier am Nachmittag eine Horde durchgeknallte 9 Jährige zum Fussball gucken eingeschlagen ist (17 an der Zahl) - hatte ich schon mal Gelegenheit den Rundgang durch das HQ als Video zusammen zu fassen.

Alle Tonspuren des Rundganges sind mit dem Rode VideoMic aufgenommen. Für mich seine Kernkompetenz. Nicht zu laut und nicht mehr als 5 m entfernt. https://www.musiker-board.de/review...ideomic-go-lightweight-camera-microphone.html

Da wir auch in ein paar Labs waren, ist dieser Teil mit einer Freigabe von Blackstar versehen. Den Teil der ein Fragezeichen gewesen wäre haben wir aber im Vorfeld gefunden und ein wenig zur Seite gedreht.

Die Tour ist in Englisch, aber ich gebe Euch mal einen Überblick im Vorfeld.

1) Tone Lounge - hier werden mit Artists oder Reportern die Verstärker probiert und die hauseigenen Demo´s und Schulungsvideos aufgenommen (Webinar = Web Seminar). Ebenso werden auch in diesem Raum einige Rigs von Künstlern aufbewahrt, damit sie ihnen für die Europa Touren zu Verfügung stehen. Gängiges Prozedere für die meisten größeren Acts. Ein Nebenraum dient als erweiterter Lagerplatz.

2) In der Lobby gibt es einiges der 7 Jahre jungen Geschichte. Signierte Verstärker, Werbekampagnen und - worauf sie zurecht stolz sind - für den "Geschäftsbetrieb Blackstar einen Queens Award.

3) Der Service Bereich zu Abwicklung des Support in England (dort sind sie auch Vertrieb) und zur Wartung der Künstler Rigs. Im Angeschlossene Lager nicht nur die Service Durchläufer, sondern auch die "golden Master" - also die Verstärker an denen sich die Asien Produkte messen lassen müssen.

4) Testraum mit Rüttelbrett und Schaltvorgängen die Stress durch Überlast erzeugen.

5) Der lauteste Raum im Gebäude. Hier findet an den offenen Chassis ein Großteil der Sound-Justierung statt.

6) Lab mit Mess-Stationen. Bei 5 die Wahrnehmung, hier die absoluten Messdaten und Kurven. Mit Raum 7 (Holz) sind dies die Orte für die Entwicklungsarbeiten.

7) Holzarbeiten - mal ein Gehäuse oder eine Box bauen. Als Basis für die Fertigung in Fernost.

8) Lokales Lager und die Packstation für den Teil in England.

9) Die üblichen Büroräume für die Funktionen Geld, operatives Geschäft, Entwicklung, Marketing und und .. Alles sehr überschaubar, sie sind eine kleine schlagkräftige Truppe.

10) Meeting und Video Chat Räume um die Ideen des Start Up zu sammeln und um mit den Vertrieben und Herstellern in Kontakt zu bleiben. Der recht erfolgreiche HT5 wurde zum Beispiel im Dialog mit dem Japanischen Vertrieb auf den Weg gebracht, die das HT Pedal gerne mit wenig Watt in einem Gehäuse haben wollten. Gut, Blackstar hat denn noch ISF dazu gepackt und mit dem "Zwerg" genau den Nerv der Zeit getroffen. Gut für sie, dass es sich für sie auszahlt, wenn sie zuhören :D Jetzt ein Teil der Philosophie möglichst nah am Kunden zu sein. Daher kommen sie auch zur MuMe selbst. Dieses Jahr mit 17 Mann.

Genug erzählt, lassen wir doch einfach die Jungs sprechen …

Jetzt sind sie doch noch über was gestolpert … Video kommt dann bei Gelegenheit noch mal

Gruß
Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
Ich mache hier mal weiter, auch auf die Gefahr hin, dass einige dann etwas mehr nachzuarbeiten haben :D

Wir beschäftigen uns im folgenden Video mit der ID Core Serie: http://www.blackstaramps.com/products/idcore/

Die Core Serie besteht derzeit aus drei Verstärkern mit der klaren Ausrichtung auf "Zuhause oder Studio". Sie sind nicht auf Bühne ausgerichtet. Sie besitzen jeweils ein Stereo Lautsprechersystem, welches trotz der kleinen Verpackung, ein sehr weit geöffnetes Spektrum besitzt. Damit können sich die On-Board Effekte richtig entfalten und ein Reverb klingt auch nach Raum. Die Lautstärke bleibt dabei im Rahmen und man muss sich eher vorstellen man spielt in ein Cabinet welches im ISO geschützten Raum nebenan abgenommen ist und PA/HiFi ähnlich aus dem Lautsprechern kommt.

Dies ist ein Trend der derzeit unsere Hörgewohnheiten massiv auf den Kopf stellt. Viele schwören auf den puren Verstärker Klang mit Röhren und 1x12 bis 4x12. Aber ebenso viele User sind doch z.B. mit Backing Tracks unterwegs, üben in Tagesrandzeiten, üben ohne reale Mitspieler usw. Durch einen Gitarrenverstärker klingt das meist nicht so gut. Ich habe hier z.B. Line 6 Stage Source in meiner Musikhöhle, die zumindest auf Augenhöhe mit meinen Verstärkern sind. Da kann ich wenn tagsüber keiner da ist auch mal richtig Gas geben - und Spaß haben. Aber zum Üben über längere Zeit wird dies auch recht laut.

attachment.php


Daher kommen aus meiner Sicht die ganzen Lösungen die auf PA/Gitarrenverstärker Kombinationen abstellen für viele von uns gerade recht - der schwierigste Teil ist es nur uns einzugestehen, dass wir in die Kategorie fallen. (Ja, auch ich liebe das Feel eines fetten Röhrenverstärkers - brauchen ist jetzt wieder eine andere Baustelle :gruebel: ) Amplifi geht in die Richtung, die Blackstar Core, einige PA Hersteller die DSP Settings für Verstärkersimulationen in ihren Boxen/Monitoren anbieten, Axe FX, Kemper …

Kommen wir zurück zum ID Core.

Die Verstärker belasten das Budget nicht großartig und sind sehr vielseitig. 6 Voicings (2x Clean, 2x Crunch, 2x OD) gibt es und alle wichtigen Effekte. Zusätzlich zur Steuerung am Verstärker kann man sie auch aus der "Insider Software" steuern, die nochmals mehr Möglichkeiten enthält. Updates des Verstärkers werden auch über "Insider" ausgeführt. Die Verbindung wird über USB hergestellt. In den aller meisten Fällen funktioniert auch die Anbindung als Soundkarte ohne Probleme. Zur Not kann das Signal per Asio4all verpackt werden - dadurch muss dann evt. auch auf der Rechnerseite was angepasst werden. Für die Demo war ein Mac Book Air am Start.

Die ID Core Serie leitet sich ab von den ID 60 + Co. aus der Head/Combo Serie. Sie haben keine Röhrensimulation im Sinne von EL34, 6V6 und Co. (genant TVP) an Board, profitieren aber von der Technik um die DSP Soft- und Hardware die Blackstar in Eigenregie entwickelt hat. Was man als Ergebnis der DSP Entwicklung haben wollte, hat man seinerseits aus der Röhrenverstärker Erfahrung abgeleitet. Im Prinzip die gleichen Personen die tagsüber mit Röhre Geld verdient haben, haben am Abend ihre ID Vision vorangebracht.

Für mich immer ein guter Indikator einer reellen Simulation ist der Übergang zwischen Crunch und Clean und wie das Volume Poti der Gitarre auf den Sound wirkt. An der Stelle war ich zumindest positiv überrascht und daher haben wir im Video dorthin auch den Schwerpunkt gelegt. Ich denke zu den reinen Funktionen gibt es genug Info´s im Netz.

Dann mal viel Spaß mit ID Core. Alles ist mit einem AKG C214 im Raum aufgenommen, die Sprache dann etwas nach oben gedreht um die Lautstärke im Video halbwegs anzupassen.



Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 16 Benutzer
War mir gar nicht bewusst, wie jung Blackstar als Firma doch ist. Wahnsinn, wie schnell sich die Produkte verbreitet haben.

Habe selbst einen Blackstar HT Soloist 60 und bin mehr als zufrieden mit der dargebotenen Leistung. Man kriegt mit jeder Gitarre einen super/passenden Sound hin, auch aufgrund der vielzähligen Möglichkeiten.
Vielen Dank auch für deinen Bericht hack_meck.
 
Hi Martin,

habe mir gerade das Video zum ID Core angesehen. Sehr beeindruckend wie feinfühlig dieser Amp auf den Volumeregler der Gitarre reagiert.

Ebenfalls beeindruckt hat mich der Sound beim Video. Direkt mal bei Bonedo reingeschaut und gesehen, dass Thomas Dill sowohl den ID Core Stereo 10 als auch den Blackstar ID:100TVP getestet hat. Während mir auch dort die Soundbeispiele des ID Core Stereo 10 sehr gut gefallen, trifft das auf den ID:100TVP nicht zu. Da klingt für mich der kleine, neuere und deutlich preiswertere 10 Watt Modelling-Amp besser.

Beste Grüße
Dieter
 
War mir gar nicht bewusst, wie jung Blackstar als Firma doch ist. Wahnsinn, wie schnell sich die Produkte verbreitet haben.

Ja … und ich spreche mal für mich: "Ich habe sie mit dem HT5 so richtig auf den Schirm bekommen", obwohl sie zu diesem Zeitpunkt mit den Handwired Artisan den Top to Bottom Einstieg bereits vollzogen haben. Sie sind jetzt 1x durch mit allen Produktsparten, wir dürfen gespannt sein, wie die Updates aussehen werden. Man darf aber auch nicht vergessen, dass da extrem hohe Kompetenz angetreten ist um eine neue Firma zu gründen.

In unserem nächsten Teil beschäftigen wir uns kurz mit der Insider Software. In erster Linie natürlich dafür gedacht die Verstärker der ID Serie per Computer zu kontrollieren und Patches hoch/runter zu laden sowie die Updates auf den Verstärker zu befördern. Es gibt aber auch einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert. Sei es Metronom, Übungsmöglichkeit inklusive Track Geschwindigkeit, Tuner oder die vielen eingebauten Hilfetexte die nicht nur den ID Usern Background Information zu den Auswirkungen der Knöpfe geben. (Es lohnt da mal reinzulesen um z.B. was über Röhreneigenschaften zu erfahren).

Wie der Engländer sagen würde: "Without further addoo" (ohne weiteres rumgemache)

Das Video:



Gruß
Martin

- - - aktualisiert - - -

Da klingt für mich der kleine, neuere und deutlich preiswertere 10 Watt Modelling-Amp besser.

Finde ich sogar logisch :cool:

- Die ID Core Serie bringt ein Signal welches so klingt, wie wir es von CD kennen - fertig produziert …
- Die ID Amp Serie bringt ein massives Gitarrenverstärker Signal welches ohne Band oder Studio Bearbeitung halt etwas "unfertig" klingt - in der Aufnahme. Im Raum wirkt dies ganz anders, da ist der volle Druck eines ausgewachsenen RockAmp´s zu spüren, daher passt das da auch.

my2ct …

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 12 Benutzer
Und die nächste Runde …

Diesmal haben wir einen ID 100 Head an einer 4x12 Box und beschäftigen uns mit TVP.

TVP ist die Möglichkeit über gezielte Veränderungen des DSP die Charakteristik verschiedener Tubes nachzubilden. Blackstar hat sich stark damit beschäftigt in digitaler Form zu erfassen, was die Besonderheiten eines Röhrenverstärkers sind und wieso wir die Sounds so gut im Mix einer Band wahrnehmen. Es geht also nicht nur darum ein Signal auf die entsprechende Lautstärke zu bringen, sondern im wesentlichen die wichtigen Bestandteile eines Röhrentyps herauszuarbeiten. Ebenso im Fokus ist das Spielgefühl und wie sich über Pick Dynamik der Sound beeinflussen lässt. Als Vorlage hatten sie dabei ihre eigenen Röhren betriebenen Verstärker. Das Team hat tagsüber an den analogen Verstärkern gearbeitet und nach "Dienstschluss" mit der Grundlagenforschung des digitalen Teiles weiter gemacht.

Anmerkung 1: Die betriebene Forschung wurde u.a. durch das Britische Goverment unterstützt. Nicht nur mit den Werkzeugen die sie uns bauen, sondern auch mit ihrer Firma als solches sind sie offensichtlich "angesagt". (Siehe Queens Award)

Anmerkung 2: Falls ihr jetzt erwartet, dass EL84 genau so klingt wie in Euren persönlichen Verstärker, seid Euch bitte bewusst, dass auch das Paket aussen herum (Tone Stack, Speaker, ….) einen großen Anteil am Sound hat. Ich empfand, dass die Schalterstellungen schon recht gut den Charakter der Röhrentypen abgebildet haben, aber eben nicht absolut, sondern eher in der Relation zueinander.

Anmerkung 3: Ich habe es probiert, aber es ist mir nicht gelungen ihnen unbenutzte Röhren(Settings) zurück zu verkaufen. Auf der anderen Seite ist das Paket in der größten Ausbaustufe als ID 100 mit 449 EUR bei Thomann gelistet und damit sicher nicht überbezahlt.


Dann schaut mal rein … Und von den ID Usern hier würde ich an der Stelle auch gerne mal ein paar Kommentare zu ihren eigenen Erfahrungen hören ;)



Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 12 Benutzer
Hallo Martin,

vielen Dank für die Videos. :great:

Die Insider-Software macht auf mich einen intutiv verständlichen Eindruck. Vorbildlich finde ich, dass es dazu sogar von Blackstar ein ca. 3/4 Stunde langes Webinar bei YouTube gibt:



Die Vorführung des Blackstar ID 100 Heads fand ich auch interessant, auch vor dem Hintergrund, dass da der Amp in meinen Ohren besser klang als die Hörproben beim Bonedo-Test.

Ein interessantes Video, das auch schön auf die Bedienelemente am Frontpanel des Amps eingeht, gibt es von Guitar World:



Als bekennender Chapmann-Fan erlaube ich mir schließlich noch auf das unterhaltsame Produktvorstellungsvideo von Andertons hinzuweisen:



Ich würde das Blackstar ID 100 Head gerne mal gegen meinen Hybridamp Marshall JMD:1 50 Head (siehe https://www.musiker-board.de/reviews-e-git/540979-amp-marshall-jmd-1-50-head.html) antreten lassen, um die beiden miteinander zu vergleichen.

Gruß zurück
Dieter
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Und von den ID Usern hier würde ich an der Stelle auch gerne mal ein paar Kommentare zu ihren eigenen Erfahrungen hören ;)
Hi Martin, zunächst einmal wieder ein Kompliment an unseren rasenden Reporter ! Erstaunlich, mit welcher Routine und Gelassenheit Du mittlerweile von den "Bühnen der Welt" berichtest und toll, dass und wie Du uns an Deinen Erlebnissen teilhaben lässt :great:.

Tja, über Erfahrungen mit dem ID-100-er Head kann ich nicht berichten, besitze ich doch "nur" das ID60-Combo-Teilchen. Das im Video unter die Lupe genommene Top-Teil wird über die 4x12 sicherlich eine Menge mehr Druck und Hosenflattern erzeugen als der ID60. Aber die vorgestellten Sounds meine ich auch von meinem Gerät zu kennen und der 60-er kann auch verdammt laut und drückend sein :rock:.

Nun kann man den ID-Series sicherlich nicht einen ähnlich typischen Charakter bzw. Wiedererkennungswert zuschreiben, wie man es vielleicht bei den Röhren-Platzhirschen geneigt ist, zu tun - á la "Datt issen Plexi, datt issen Blackface und datt issen Boogie". Aber das hat man ja auch gar nicht mit den IDs beabsichtigt. Wie sagt doch gleich Dein Gesprächspartner sinngemäss im Video: "Wir haben eine bevorzugte Soundvorstellung, aber wir wollen Dir mit diesem ID die Möglichkeit geben, Deine Soundvorstellung zu verwirklichen". Und da sind die Jungs von Blackstar gaaanz nah ans Ziel vorgestossen. Erwähnenswert ist weiterhin, dass er sehr dynamisch und "röhrig" auf das Anschlagverhalten reagiert. Mit dem Volumenregler der Gitarre lassen sich so bei unveränderter Ampeinstellung sehr nuancierte Gainstufen erzeugen :).

Mein ID60 wird nicht nur von mir selbst, sondern von mehreren Gitarristen benutzt. Häääh?? Jooh, einige meiner spielsüchtigen Kumpels schätzen es tatsächlich, wenn sie mal kurz auf eine Auszeit vorbeikommen können, nicht ihren Amp zu schleppen, sondern ihre Klampfe nur einzustöpseln brauchen und loslegen können. Im Laufe der Zeit habe ich nämlich für fast jeden einige Sounds incl. Effekte programmiert, die sie per Midileiste (Rocktron midimate) sofort abrufen können. Und bisher hat sich noch keiner beklagt, dass ihm ohne das eigene gewohnte Equipment irgendetwas gefehlt. Ich weiche dann eben auf mein kleines Rocktron-Rack aus (Piranha + Replifex per speakersimulation direkt ins Pult) ;).

Nach meinen Erfahrungen ist der ID auch recht tretminenfreundlich. Unser Oldieband-Leadgitarist bringt zur Probe nur sein Floorboard mit, hängt es an den ID60, wo ihm ein optimal auf sein Board abgestimmter Patch das gewohnte Spiel-/Hörempfinden vermittelt.

MuBo_Blackst_OB.jpg

Einem befreundeten Gitarristen einer TOP40-Band habe ich den ID30 (Einfingertragbartäschchen) als Havarie-Lösung für sein edelmarkiges Röhrenamp-/Tretminen-Ensemble empfohlen. Zweimal ist es bisher zum Einsatz gekommen, ohne dass es den Gig soundmässig verhagelte. Im Gegenteil, im Publikum hat man von der Umstöpselei und den minimalen Veränderungen nichts mitbekommen :D.

Lange Rede, kurzer Sinn: Den Blackstar-Jungs ist da ein tolles Teil eingefallen, das zwar nicht ganz den Level der arrivierten Valve-Amps erreicht, aber bei den z.B. von mir geschilderten Bedingungen und sicherlich auch noch professionelleren Anforderungen eine ganz tolle Figur abgibt.

Dass dieser Amp wie jeder andere auch nicht ohne Fehl und Tadel ist, haben wir ja alle schon in den Dir, Martin, mitgegebenen Fragen für Northampton geäussert. Daher verweise ich auf eben diese, bevor mir jemand zu grosse Blackstar-Lobhudelei vorwerfen kann;).

In dem Sinne...noch mehr Input von Deinem Besuch nehme ich gerne auf

LG Lenny
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Da kommt noch was … "Eure Fragen gibt es noch abzuarbeiten … "

Gruß
Martin
 
Du musst erst einige Beiträge anderer Benutzer bewertet haben, bevor du hack_meck erneut bewerten kannst.
Ja nee, ist ja klar..... :weep:
 
Lass dir Zeit, da kommt ja noch was ;)

Aber wo du gerade vorbei schaust … Wenn hier mal jemand ein richtig geiles Rockin´Daddy Amp Review lesen möchte - hier lang ...

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich warte ja auch auf a little Berichterstattung der Artisan-Reihe.
Traumhaft schön gemacht, nur leider nicht ganz billig. Turretboard Bestückung wie mit dem Lineal gezogen. :hail:
Da könnte ich stundenlang mit 'nem Sechserträger und einer Packung Pall Mall vorsitzen und draufstarren, bis der Blick langsam trübe wird......
 
Artisan - Oh, da haben wir nicht wirklich was gemacht. Ich suche dir aber noch mal das Material des in der Lobby stehenden raus. Da kannst du noch mal einen 6er drauf trinken …

Ich wäre mir aber auch nicht sicher, ob meine mitgebrachten Mikros (2x Sennheiser und 1x AKG C214) dem Amp ohne genaue Positionierung gerecht werden würden. Gespielt habe ich ihn in der Lounge - er wird dem Preis gerecht. Die Japan Strat war zwar kein schlechtes Exemplar, da hätte ich mir aber doch mein eigenes Arsenal gewünscht. Ansonsten letztendlich wie immer - klingen und gut anfühlen muss er sich.

Gruß
Martin

P.S. wer findet die Mikros

attachment.php
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Da ich davon ausgehe, daß du den Britanen als Gastgeschenk keine Überraschungen aus dem Eroscenter made in germany mitgebracht hast, gehe ich von zwei dynamischen Mikros und einem Amp-Brikett aus (606, 906).
 
Guten Abend

Als Aufarbeitung der Tour bleibt im wesentlichen das Interview.

Ihr habt offensichtlich ein paar gute Fragen geliefert, denn im Schnelldurchgang war das nicht zu erledigen … 50 Minuten haben wir dran gesessen, wobei das Gespräch auch so angenehm und interessant war, dass wir uns nicht übermäßig beeilt haben.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass kaum einer hier das Sitzfleisch hat und sich alles am Stück gönnen möchte - obgleich es möglich wäre, da das Video am Stück geliefert wird. Als besonderen Service biete ich Euch aber noch mal den Fragenkatalog mit einem Hinweis zu welcher Zeit im Gespräch ihr die Antwort findet … und für diejenigen die keine englische Muttermilch genossen haben eine Kurzform in Deutsch.

Ok,

Ich habe jetzt mal die Fragen der letzten Seiten zusammen gefasst und übersetzt. Dabei ist es mir immer wichtig die Fragen als Gesprächseinstieg zu haben, folgerichtig etwas "offener" zu formulieren. Eure Anmerkungen habe ich für den Dialog natürlich im Hinterkopf ;)


1) Striping the ID idea into smaller sections ...



- Is it possible to use the ID technology without the power amp section and pack this into a pedal/floorboard form factor ?



- ID software as a VST or standalone software version, or is specific "hard coded" hardware a must to make it work?

In diesem ersten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage ob es weitere Produkte mit ID Technologie geben wird/kann. Natürlich lassen sie sich nicht in die Karten schauen, aber die Technik ist noch nicht ausgereizt und Spielformen sind möglich. In den ID Geräten läuft die Software auf angepasster Hardware (z.B. DSP Chips), aber in dem frühen Stadium der Entwicklung gab es auch vollständig Software basierende Umsetzungen. Am anderen Ende wurden aber die ersten Testplattformen an den Geräten getestet, die zur Verfügung standen. Z.B. die hauseigenen Röhrenverstärker. Dadurch würde von der Machbarkeit einiges offen stehen. Reduktion auf Floorboard, Verstärkung per Röhre, Umsetzung als Software.

Als Nebenkriegsschauplatz - und weil eine Anwendungszweck von Software oder Floorboard ja auch das Recording wäre - sollte man noch rausstellen, dass die ID COre via USB entweder ein Stereo Signal an den Rechner liefern können (Hall und FX als Stereo) oder aber auch ein Mono Amp Signal + ein Mono "trockenes" Gitarrensignal um es für Re-Amping zu verwenden. Damit wird die Core Serie für Home Recording mal so richtig interessant.

ZEIT: 1:12 - 7:30 …

und weil es besser passt, haben wir hier weiter gemacht …

5) Some people seem to have problems using Asio4All drivers. Are you working on a Blackstar Asio driver for the ID amplifiers - as announced earlier? We had this question more than once. 


Da hatte ich schon was zu gesagt. MAC sollte das Signal automatisch erkennen, bei Windows - welches mit Audio Hardware an USB manchmal etwas Probleme hat - kann es sinnvoll sein das Signal zum PC internen Transport in eine Asio4all Verpackung zu stecken. Diese Probleme sind meist individueller Art, sie helfen aber gerne und ich habe C_Lenny mit eine e-mail Adresse versorgt um an die Recording Fachleute bei Blackstar ranzukommen.

ZEIT: 7:30 - 10:00

4) Did the Artisan Series reach it´s end of life and if so, is there a successor that keeps the Vintage Artisan sounds. Artisan is currently not available in Switzerland. 


Blackstar hat mit der Vorstellung ihrer Produkte eine Top to Bottom Strategie gewählt. Eingestiegen mit den Handwired Artisan Modellen sind sie jetzt mit 10 W Stereo Transistor am anderen Ende rausgekommen. Dies bedeutet nicht, dass die Röhren jetzt begraben sind, im Gegenteil!. Jetzt haben sie Zeit sich um Runde 2 bei den Röhrenverstärkern zu kümmern. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von einer "nur" sieben Jahre alten Firma reden.

ZEIT: 10:00 - 12:15

3) Talking about the ID calculated signal that reaches the power amp stage. Does it need a "linear" transistor amp, or would it also work with a tube based power stage.

ID findet im PreAmp statt. Blackstar hat Power Amps auf Transistor Basis entwickelt, dies muss aber nicht sein. Im Rahmen der Entwicklung wurde als Power Stage viel mit realen Röhrenverstärkern gearbeitet. In der aktuellen ID Serie arbeitet ein "linear" ausgerichteter Class D Verstärker. Innerhalb des "Clean" Bereichs einer Röhre klingt aber auch die natürlich identisch. TVP versucht dann die Simulation dessen was passiert, wenn das digitale Signal auf reale Röhren prallen würde. Simuliert wird dabei die Färbung der Röhren im Clean und ihr Verhalten bei Übersteuerung. Ziel der Entwicklung war, dass der Amp bei Transistor Verstärkung mit TVP genau so klingt wie das in einen Röhrenverstärker am FX Loop eingespeiste Signal. A/B Vergleichshören als Basis der Entwicklung.

ZEIT: 12:15 - 15:10

6) In regard to settings there is no option to set a noisegate except in OD1 and OD2 channels. Are the other channels completely noisegate free or is there something running in the background which is just not switchable via software. 



We also have some users that believe to observe a noisegate like behavior in the other channels - loosing their sustained tone or getting a pulsing volume change (sound file provided). If this is the case, they need an option to turn automation "off" to be able to use the crunch channel(s). 


Sachstand: In den OD Kanälen gibt es eine auch als Noise Gate bezeichnete Funktion, die über die Software schaltbar ist. In allen andere Kanälen ist jedoch zusätzlich ein das Signal bereinigende Berechnung hinterlegt, die ähnlich einem Noisegate agiert (Unterdrückung). Dies ist nichts Blackstar spezifisches, da besonders digitale Simulationen einen Hang zum Rauschen bei anziehenden Gain Werten haben. Auch in analogen Schaltungen wird das Signal im Zweifel über eine Baugruppe noch mal "bereinigt" um Nutz und Nebengeräusche in die richtigen Proportionen zu bringen.

Der Wunsch auch diese Unterdrückung/Reduzierung schaltbar zu machen, wurde von ihnen aufgenommen.

Updates für die Verstärker und neue Funktionen kommen als Paket mit der Insider Software. Ein Downgrade ist dabei nicht vorgesehen - man sollte also vorher ein paar Meinungen abwarten ;)

ZEIT: 15:10 - 18:00

7) As a quite young company you already got other brands that follow your concepts (e.g. of the HT 5). Are you proud or angry? 


Ähnlich wie auch schon beim Mesa Besuch die Frage nach "Klones". Lest selbst zwischen den Zeilen, aber ich glaube sie sind hin und her gerissen zwischen geschmeichelt und angesäuert - zumal ihr eigener Entwicklungsansatz ist nicht nur dem Market Leader zu folgen, sondern auch bei jede Produkt ein wenig eigene Innovation einzubauen.

Zeit: 18:00 - 20:00

8) Musicians get older :). Is weight relief something you have on the agenda designing a new amp. On the same note - stage readable knobs, displays and so on.

Geringeres Gewicht ist ein schöner Nebeneffekt der digitalen Produkte und ihnen war durchaus klar, dass eine bestimmte Zielgruppe dies auch zu schätzen weiß. Trotzdem waren sie erstaunt, wie viele Giging Musicians - also Leute die mit Musik ihr Einkommen verdienen, die Verstärker verwenden und ihre Wahl genau mit dem Gewicht begründet haben.

ZEIT: 20:00 - 22:20

9) How do you maintain a high level of QA - considering the production abroad. 


Die Strategie ist möglichst genau zu beschreiben was gebaut werden soll, vor Ort zu helfen die Abläufe zu etablieren, die Abläufe permanent zu überwachen, den richtigen Hersteller auszuwählen, den Hersteller früh einzubeziehen um zu erkennen, ob er das gewünschte Produkt liefern kann. QA ist ganz hoch aufgehängt, da es mal so "gar keinen Sinn macht ein Produkt zu bauen, welches mit Qualitätsproblemen am Markt Prügel bezieht." Ein Teil ihrer Arbeitszeit verbringen sie daher bei den Herstellern.

ZEIT: 22:20 - 26:50

12) In regard to question 10. Do you feel that market established price points hinder you from making a great (or even greater) product, or help creativity to find good and cheaper solutions with only giving up nothing or little from the reachable optimum.

10)Users think that fully loaded amplifiers should as well be available in lower wattage, because today sheer power is not "the one and only indication for PRO" anymore.

Abgesehen von der bei höherer Wattzahl von Verstärkern größeren zur Verfügung stehenden Gehäusefläche, gilt es in den kleineren Packungen auch die Balance von Preis zu Leistung zu finden. Während es z.B. beim ID 15 um den fehlenden Platz im Gehäuse geht, der Midi aussen vor lässt, so kann es bei anderen Verstärkern sein, dass dann die 99, 199, 299 Preispunkte nicht zu treffen sind. Abgesehen davon würden sie aber natürlich jederzeit auch eine Verstärker bauen, der eine volle Featureliste bei kleiner Wattzahl besitzt - vorausgesetzt der Markt würde dies wollen.

Wie oben bereits erwähnt, wollen sie die Innovation im Produkt. Rufen wir uns kurz den Werdegang und die Wurzeln der Blackstar Mitarbeiter in den Kopf, so haben wir es hier mit einer Gruppe sehr erfahrener Verstärkerbbauer zu tun, die bei ihrem früheren Arbeitgeber (Marshall) nicht die Möglichkeit sahen ihre Innovationskraft auszuleben. Bei Blackstar dürfen sie, daher ist je Segment ihr Produkt auch nicht Version 3456 einer Vorlage, sondern Besitz jeweils ihren eigenen Twist. Sei es ISF oder TVP …

ZEIT: 26:50 - 31:05 und 36:40 - 41:50

11) How do you communicate with your customers? How high is the priority to do so? Users report to have a hard time reaching you for feedback and questions.

Auch wenn sich Blackstar in multiplen Medien engagiert, so ist der Weg zu Support immer der über die Support E-Mail Adresse oder das Telefonat. Mit dem Engagement bei Facebook verkünden sie interessante Dinge und bieten eine Plattform damit User mit User in Kontakt treten kann. Im HQ gibt es zwei Service Mitarbeiter die die Fragen und Hilferufe innerhalb von Blackstar weiter verteilen. Darüber hinaus hat Blackstar viel Information/Schulungsmaterial im Web parat.

Kunden sollte man nicht ganz vergessen ist für eine Hersteller nicht nur der Endkunde, sondern auch die Vertriebe. Mit diesen kommunizieren sie intensiv und hören auch schon mal auf den Wunsch des Klein-Verstärkers aus dem der HT5 entstanden ist. Gratuliere, gut zu gehört .. :great:

ZEIT: 31:05 - 36:40


2) Having the ISF function in mind, what are the key elements of british and american tone and where in an amp do you "tweak" to give it that directions? While the ISF knob is only the font end, what happens behind the scenes?

Im Patent kann man die Info nachlesen, um es in eine einfache Formel zu packen könnte man sagen: Die US Seite startet bei einem Equalizer mit V-Form. Es ist kein Boost im klassischen Sinne und benimmt sich in Abhängigkeit des Bass, Mitten und Höhen Reglers. Auf der Britischen Seite findet man eher ein W mit einem Anteil Mitten im Paket.

ZEIT: 41:50 - 43:40

13) What - in your opinion - was the biggest change in the amplifier market/building ever? (e.g. master volume, PCB …. )

Joel (links) empfand lange Zeit den Master Volume als Bereicherung, jetzt aber auch die Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Sound durch ISF. Dan liebäugelt auch mit den "digitalen Errungenschaften" und der damit einhergehenden Flexibilität in der Ausgestaltung des Sounds. Ich liege da ähnlich, da ich der Meinung bin, dass genau diese beiden Punkte unheimlich vielen Zuhause Musikern die Möglichkeit geschaffen hat mit Spaß an der Sache Musik zu machen. Die wenigsten von uns können zuhause einen Verstärker "aufreissen" um ihn zum Leben zu erwecken - aber wir alle haben den Sound unserer Helden im Kopf den wir von der CD gewohnt sind. Mit digitaler Technik ist eine Annäherung möglich, ohne gleich die Nachbarn zu verschrecken.

ZEIT: 43:00 - Ende

Und hier jetzt das Video wo sie all dies - und noch viel mehr - mit ihren eigenen Worten sagen …




Gruß
Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 14 Benutzer
Supersache, vielen Dank für die Mühe! :great:
Die ersten paar Videos habe ich mir schon angesehen, das lange werde ich mir in Ruhe am Wochenende zu Gemüte führen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben