@__XXX__: oder du fragst Gene Hoglan, der kann das bestimmt
aber der ist auch ein Alien... oder ein lebendiger Drumcomputer...
@Sir stony: Hast du ein bekanntes Beispiel für Bands/Künstler die Live meilenweit hinter ihren Album Aufnahmen zurückstehen? Nur um dem Kind mal einen Namen zu geben... ich hab sowas auch schon erlebt. Ein Beispiel wären System of a Down. Das Konzert, dass ich gesehen hatte, fand ich zwar total klasse, als ich mir hinterher einen FOH Mitschnitt davon angehört hab, war ich allerdings schon entsetzt, dass da so ziemlich gar nichts gepasst hat. Vor der Bühne hab ich davon allerdings spaßiger Weise nichts gemerkt. Bei quasi Solo Gesangs KünstlernInnen ist es schon öfters so, dass die zwar eine sau gute Band dabei haben aber ohne nachträgliche Studio Korrektur am Gesang keine TV Ausstrahlung freigeben. Avril Lavigne -> Rockpalast ist da so ein Beispiel.
Auf der anderen Seite muss ich auch mal eine Lanze brechen für Bands (wobei ich hier eher im Rock-Bereich beheimatet bin), die sowohl im Studio sehr hoch produzieren, als auch Live zeigen was für unglaublich gute Musiker sie sind. Beispiele findet man haufenweise im amerikanischen Mainstream Rock wie zum Beispiel Halestorm, Black Stone Cherry, Shinedown etc. Da gibt es eine Reihe von Gruppen, denen man (ob man sie nun mag oder nicht) nicht fehlendes, handwerkliches Geschick vorwerfen kann.
Ich bin ansonsten auch wirklich ein Fan von Live Konzerten bei denen die Songs interpretiert und gelebt werden. Wenn ich eine perfekte Reproduktion einer Album Aufnahme hören möchte, dann höre ich mir das Album an. Von mir aus können die Künstler gerne den ganzen Song umstricken und mich damit überraschen. Selbst als vollkommen unbekannter Musiker sind mir die eigenen Songs nach zwei Jahren auf der Bühne selbst schon ordentlich auf den Senkel gegangen wenn sie noch genau so wie damals geklungen haben.
Mir ist es dabei einmal passiert, dass ich einen Song auf dem Album so arrangiert und ausproduziert habe, dass der einfach so nicht aufzuführen war, weil ich bei der Instrumentierung nicht darauf geachtet habe, wie man es hinterher live spielen soll. Das lag vor allem an der Verschachtelung von diversen Overdubs, ohne die der Song für mich danach komplett seinen Reiz verloren hatte. Zum Glück wurde er danach auch nicht oft auf die Bühne gebracht.
Was ich nicht kann ist, dabei irgendwo so klare Grenzen zu ziehen. Also, wo hört die echte Performance auf, wo fängt "Schummelei" an... ich versuch's mal provokant.
Haben Queen geschummelt, wenn sie bei Bohemian Rhapsody den kompletten Anfang vom Mittelteil live vom Band abgespielt haben? Hätten sie den Song dann so nicht aufführen dürfen?
Ich persönlich trenne da auch wirklich bewusst. Für mich habe ich im Studio nicht die gleichen Möglichkeiten wie live. Da fehlt immer die direkte Verbindung zum Publikum, dem ich im Idealfall den Song mit Emotionen, Inhalt noch direkter näher bringen kann. Im Studio versuche ich das durch das Arrangement, indem ich bewusst auch Dinge und Stilistiken einsetze, die sich so live nicht umsetzen lassen. Zwischen den Genres sehe ich dabei allerdings auch Unterschiede. Den Sound, den zum Beispiel Hugh Laurie auf seiner ersten Scheibe produziert hat, hätte er sicherlich nicht mit hoch komplexen Overdub Techniken und Arrangements hinbekommen. Der hat eine unglaublich tolle, persönliche Ästhetik, mit sehr vielen, spannenden Details. Aber ich kann das auch nicht wirklich mit "voll-auf-die-12-Metal" vergleichen und ich bin da auch ganz ehrlich, da will ich dann auch die "fette Bassdrum" hören.
Um weiter bei persönlichen Eindrücken zu bleibe. Für mich war vor vielen Jahren der Kauf meiner ersten Drum - Sampler Software immer noch eine der besten Investitionen. Es gibt kaum etwas, dass mich im Songwriting weiter gebracht hat als das. Ich bin weit davon entfernt ein wirklich guter Songwriter zu sein und ich bin auf diese Hilfsmittel angewiesen. Außerdem habe ich mich gerade durch die Computer gestützten Möglichkeiten viel stärker auch beim Musik machen, mit unterschiedlichen Stilistiken beschäftigt.
Auch wenn ich es hier noch nicht gelesen habe, schwingt doch bei dieser Art von Diskussion oft ein "früher war alles besser" Unterton mit. Das glaube ich alles nicht. Musiker waren früher nicht "besser" als heute oder haben ihre Instrumente besser beherrscht. Ich kenne mittlerweile so viele junge Musiker die so gut auf ihren Instrumenten sind, dass ich es bedaure, dass ich nicht mehr geübt habe und als ich angefangen habe mit "Band-Musik" waren es nach meinem Eindruck deutlich weniger. Milli Vanillis gab es früher auch schon, nur war es halt aufwändiger und teurer. Die gesamte Masse ist einfach unüberschaubar geworden und es ist mit Sicherheit schwieriger geworden das Außergewöhnliche ausfindig zu machen, aber ich glaube, das gibt es noch und dann stellt sich meist die Frage wie es produziert wurde auch gar nicht.