Inside the Factory - Part 1
Bei allen Bestrebungen der Factory geht es letztendlich genau um eine einzige Sache …
Dem Kunden ein perfekt gebautes und auf Betriebssicherheit geprüftes Instrument zur Verfügung zu stellen. Ist MESA der Meinung alle Hausaufgaben erledigt zu haben, dann wird dies so dokumentiert …
Gearbeitet wird dabei aus zwei Richtungen …
- der Verpackung … (das Gehäuse) …
und
- der Elektrik … (der Verstärker) …
Und genau aus diesen Richtungen wollen wir uns der Sache auch mal annähern.
Entwicklung:
Der Elektrik voraus geht der Prozess der Produktentwicklung. Hierfür ist derzeit ein Video in Bearbeitung, die entsprechenden Bilder und Kommentare gibt es schon mal vorweg. Inmitten der Firma, sozusagen als Herzstück - befindet sich ein "Holzverschlag - THE PIT" der als Werkstatt von Randy Smith dient. Zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung und Ideenfindung passiert logischerweise alles von Hand (P2P) und auch mal sehr kreativ was die Ausnutzung der Fläche z.B. an einem Gehäuse anbelangt (da kann es schon mal sein, dass rechtwinklig ein Röhrensockel rausschaut.)
In diesem Raum entstehen also die "golden Master", also die Vorlagen für die späteren Produktionsmodelle. Randy folgt seinen Ideen und den Rückmeldungen z.B. von Doug, der die Spieltests erledigt - wobei die Beiden wohl ein nach 30 + Jahren so eingespieltes Team sind, dass sie sich praktisch in ihrer eigenen Sprache miteinander unterhalten. Im Raum selbst werden die Verstärker "Babies" elektronisch vermessen und über ein angeschlossenes Cabinet auf Nebengeräusche geprüft. Im MESA Interview Video hatte Doug ja berichtet, dass die Entwicklung schon in frühem Stadium "Trial and Error" enthält. Dies kommt genau dann zum Tragen, wenn Randy z.B. versucht hat eine Leitung "geräuschlos" zu bekommen und Doug versucht rauszufinden, ob sich der Verstärker noch so anfühlt und benimmt wie vorher. Die Beiden spielen also Ping - Pong.
Immer wieder zwischendurch zieht sich Randy zurück, um den aktuellen Stand der "freien Verkabelung" in eine Platine zu übersetzen und die beiden Wege gegenüber zu stellen.
Um gleich hier schon mal die Frage nach "Point to Point" vs. "Platine" zu beantworten … 1) Randy und Doug "übersetzen" Point to Point in die Platine und prüfen solange gegen ihr Master, bis beides identisch klingt … Sie haben dabei ein paar Tricks rausgefunden, wie man über Anordnung, Restmenge freier Verdrahtung usw. das unter einen Hut bekommt. 2) Sie machen sich die Mühe aus folgenden Grund. Point to Point steht und fällt mit der Person die die Arbeiten ausführt. Randy selbst könnte wohl, sofern er nicht noch "entwickeln muss", ca. 500 Verstärker im Jahr in Point to Point bauen. Diese wären sich leidlich ähnlich. Sobald eine zweite Person ebenso baut, wird das Ergebnis auseinander laufen. Eine Streuung die man nicht will.
Das Ergebnis ist dann ein fertiger Verstärker, oder ein Muster welches in diesem Regal auf weitere Verwendung wartet …
Bau Elektronik:
Nachdem die Entwicklungsschritte durchgangen sind, ist das Ergebnis eine Platine und eine Beschreibung wie diese zu bestücken ist. Als Beipackzettel gibt es noch die Information welches Bauteil genau welchen engen Standard einhalten muss. MESA kauft Bauteile am Markt, teilweise schon sehr lange bei den gleichen Zulieferern, die mittlerweile auch genau begriffen haben, welche Toleranzen MESA erwartet. Dabei gibt es durchaus Unterschiede, da Randy im Vorfeld auch geschaut hat, an welchen Stellen genau er die höchste Qualität benötigt und wo es auch der nächst niedrige Level tut.
Die leeren Boards werden zum Teil direkt von einer Maschine bestückt und in einer weiteren automatisch verlötet. Dabei wird peinlich genau darauf geachtet, dass Temperaturen und die Zeit in der Hitze des Bades eingehalten werden. Die Ankerpunkte der Boards sind auf beiden Seiten ausgelegt und Lötzinn soll sowohl Vorder- als auch Rückseite umschließen.
Nach diesem ersten Schritt kommen die Boards in eine Maschine wo die weitere Bestückung von Hand ausgeführt wird. Die Maschine fährt nach einem vorgegebenen Ablauf in die entsprechende Position, das drehbare Teilelager liefert das richtige Bauteil und die das Bauteil wird ins Board eingesetzt. Ist dieser Teilvorgang erledigt, werden die Lötschritte von Hand ausgeführt .. und wieder fährt die Maschine vor dem Techniker in die richtige Position. Sind diese "mittleren" Schritte ausgeführt, geht es komplett von Hand weiter. Kabelbrücken, Sockel usw. werden sowohl von Hand eingesetzt, als auch verlötet.
Im Anschluss erfolgt dann die Endkontrolle dieser technischen Schritte .. siehe Quality Tag ganz oben .. und nachdem das Herzstück für gut befunden wurde, geht über mehrere Stationen des Zusammenbaues mit den Transformatoren, dem Metallgehäuse, der Bestückung mit Röhren usw. bis zu Chassis Endkontrolle aus der "technischen" Sicht. (Video wird nachgereicht ..)
P.S. Röhren … auch hier haben wir noch ein kleines Video, aber schon mal als Vorweg-Information. Ein Testgerät bestimmt die von MESA verwendete Farbkodierung und prüft die Kompatibilität zu den "fixed BIAS" Werten. Ebenso versucht es sich an einer Aussage für die Haltbarkeit der Röhre. Was nicht besteht, fliegt gnadenlos raus ..
Hier seht ihr den Techniker, die die Funktionen des Verstärkers prüft. An genau dieser Stelle wurden Eure Verstärker das erste mal eingeschaltet. Einschalten machen sie übrigens mehrfach, denn wenn etwas kaputt geht, dann doch bitte bevor es die Firma verlässt
. Hinter der weißen Wand an der Rückseite des Bildes verbirgt sich noch eine "Playtest Station", bei der das Chassis (immer noch kein Gehäuse in Sicht) noch mal mit Gitarre geprüft wird. Kabel rein raus, Pedale in den Loop … usw.
Dann kommt er einen Raum weiter über über einen vorgegebenen Zeitraum angeschaltet und belastet an den Strom (meist über Nacht). Und danach trifft er auf das Gehäuse .. um das wir uns jetzt mal kümmern sollten …
Holzbau - Gehäusebau
Nicht nur beim Gitarrenbau trifft man auf ein Holzlager, auch Verstärker-Hersteller haben eines … MESA vielleicht ein etwas größeres, da sie als Custom Shop ja auch polierte/gefärbte Holz Gehäuse anbieten. Und so ein poliertes Gehäuse, das richtig schick werden soll, benötigt deutlich mehr zusammenhängende Struktur (z.B. "quilted") als ein Gitarrenkorpus.
Das Holz wird in der hauseigenen Schreinerei verarbeitet … hier nur mal ein kurzer Überblick.
MESA stellt dabei Verstärker- und Boxengehäuse her, die dann mit Tolex, Leder o.ä. bespannt werden. Hier mal ein Stapel King Snake Gehäuse die auf Lautsprecher warten.
Und wenn dann sowohl die Technik, als auch das Gehäuse soweit sind .. wird geheiratet. Zum Abschluss dieser Prozedur durchläuft dann jeder "fertige" Verstärker noch mal einen Test mit Gitarre und wird anschließend verpackt. (Eine Verpackung die sehr aufwändig ist und die typischen UPS, FEDEX und Co. Tests übersteht …)
Tja und dann …
Sind wir wieder am Anfang dieses Ausfluges …
Bitte beachtet, dass zu vielen Teilaspekten noch Videos nachgereicht werden, ich wollte Euch aber zumindest den Rundgang nicht vorenthalten.
Was ich mitgenommen habe: MESA Boogie ist es aus meiner Sicht gelungen - ähnlich wie es PRS auch geschafft hat - Custom Shop/Boutique so zum Produktionsstandard zu erheben, dass es einer teilautomatisierten Fabrikation standhält. Und nur damit dies nicht falsch verstanden wird, MESA ist keinesfalls Massenware und der Output ist immer noch überschaubar. Aber sie mussten Mittel und Wege finden der Nachfrage gerecht zu werden, ohne auch nur einen Millimeter von ihrem kompromisslosen Qualitätsanspruch abzuweichen. Dies wird von A bis Z durchgängig erkennbar. Man gönnt sich den Luxus nur beste Teile und ausgewähltes Holz zu verwenden, sowie aufwendige Testverfahren und mehrfaches Testen durchzuführen. Man gönnt sich ebenso den Luxus mit einem Produkt erst etwas später im Markt zu erscheinen, um es in einen Reifegrad zu versetzen, der dem eigenen Anspruch genügt. MESA Sounds - un vielleicht hatte ich nicht genug Zeit im MESA Universum den richtigen zu finden - sind erst mal nicht wirklich meine Welt. Wären sie dies, würde ich aber bedingungslos zugreifen und einen spielen, da mich die Herangehensweise und das "positiv Verrückte" der handelnden Personen überzeugt hat.
Gruß
Martin