Velocity
Wenn sie nicht gebraucht wird, wird sie abgeschaltet - entweder im Preset selbst oder bei den Keyboardeinstellungen
Und was macht man, wenn man einen Synth ohne Velocity unter den Händen hat und Velocity braucht?
Aftertouch
Wenn es nicht gebraucht wird, wird es abgeschaltet - bei den Keyboardeinstellungen.
Und wie soll jemand auf einem MicroKorg die Aftertouch-Fingerübungen nachspielen?
Wenn ich allerdings mit links eine Baßnote anspiele und mit rechts einen Akkord greife bin ich froh, wenn ich darüber noch etwas Abwechslung in den Klang reinbringen kann.
Wenn du zwei unterschiedliche Klänge spielst, wäre das ganz hundsordinärer Channel Aftertouch.
Polyphoner Aftertouch ist, wenn du z. B. einen F♯m greifst, stärker aufs F♯ drückst, fürs F♯ geht das Filter auf, für C♯ und A aber nicht.
Leider gibt es heute weder Rompler noch VAs mit polyphonem Aftertouch, und auch sonst findet man ihn kaum.
Pitchbend / Modulationwheel
Ist bei den modernen Synths vorhanden, wenngleich, wie Du richtig schreibst, unterschiedlichst umgesetzt. Aber wer benden will/muss, der kann das heutzutage auch. Modulationsrad vs. Roland Stick: beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und sorgen beim freien Spielen für unterschiedliche Ergebnisse. Und beim SY99 z. B. sind die drei Wheels kein Problem: Pitchbend, klassisches Modwheel (und genauso belegt) und Modwheel2 mit Standardstellung Mitte.
Unterschiedliche Anordnungen stehen trotzdem Fingerübungen im Wege. Wenn du Fingerübungen brauchst und deine Finger auf zwei Wheels trainierst, kannst du dir das Training am Roland-Stick in die Haare schmieren und darfst von vorne anfangen mit einem ganz anderen Training.
Lucky Man
Ich versteh immer noch nicht, warum das am dedizierten Portamento-Regler hängt (falls man ihn wirklich braucht und das eigene Keyboard nicht mithilft - Midi macht's möglich): Emerson hat das Solo dem Hörensagen nach in unzähligen Variationen gespielt und wenn ich mir youtube-Videos anschaue klingen die Nachspielversuche oft auch ausreichend gut. Und da sind die Finger nur auf den Tasten, nicht auf den Reglern.
Kommt drauf an, was du spielen willst: Willst du improvisieren? Willst du eine konkrete Live-Version nachspielen? Oder willst du wie nicht gerade wenige dieses berühmte erste und einzige Take spielen, das Keith Emerson seinerzeit spontan auf seinem Moog IIIc gespielt hat, nicht wissend, daß Greg Lake und Carl Palmer gerade einen Song für ihr Debütalbum aufnahmen und sein Solo mit aufgezeichnet wurde?
Für die originale Studioversion brauchst du einen Portamentoregler, definitiv, und du brauchst ihn oft. Okay, im Grunde mußt du am Ende die Oszillatoren auf einen zweiten Signalweg mit Tiefpaßfilter und idealerweise Hallgerät überblenden (wobei der Hall im Original meines Wissens beim Mix nachträglich reingedreht wurde), und das können nicht viele Synths, und dann die Resonanz aufdrehen.
Der Exkurs zu den FM-Synths ist spannend - mein SY99 hat auch mit FM nachgebildete Analogklänge mit simulierter Resonanz auf Lager. Und die klingen analoger als ein naiv programmierter VA mit Filter und Resonanz...
Das ist aber mit ziemlicher Sicherheit keine klassische puristische 6OP-FM à la DX7 nur mit sechs Sinusoperatoren, ein paar Hüllkurven, einer Feedbackschleife und sonst nix. Die SY99 hat nämlich AFM alle sechs Operatoren können
acht Waveforms, darunter eben auch Sägezahn und Rechteck, und Filter gibt's auch. Die SY99 kann also tatsächlich "richtig VA" mit zwei gemischten, gegeneinanderverstimmten Sägezahnoszillatoren, die dann durch ein Tiefpaßfilter laufen. Zum Beispiel.
Wie gesagt - wenn ich Lucky Man oder genauer im Stil von Lucky Man das Solo spielen will, dann interessieren mich zuerst ob und welche Regeln da hinterliegen (Grundlegende Soundeinstellung, Tonart, bestimmte Sprünge zu Steigerung der Spannung). Wie ich das dann auf meinem Synth oder Tischhupe (auch auf dem VA5 kann man gut Synthesizer spielen) umsetze ist dann erst mal mein persönliches Problem oder ein Thema für nen gesonderten Thread.
Also - ich hätte gerne die Theorie/Methoden des Spiels. Für die Praxis sorge ich selber
Dann mußt du aber auch damit klarkommen, daß solche Erläuterungen mit Schwerpunkt
Synthesizer kommen.
Gerade für einen Song, den Keith Emerson gespielt hat auf
einem Synthesizer, den er vorher erst noch in sich verkabeln mußte.
Grundlegende Soundeinstellung wäre dann nicht Preset soundso oder "Wähle ein Preset, das soundso klingt", sondern der Soundbauplan zum Selbernachbauen. Nicht bei einem ausgefuchsten Preset anfangen, das so ähnlich klingt, sondern beim spartanischen Init-Sound, damit nicht soviel Müll rausgedreht werden muß.
Oszillatoren (man bedenke, der Moog IIIc hat acht VCOs, die werden wir zum Glück nicht alle nachbauen müssen), Wellenformen, Oktaveinstellung, Tiefpaßfilter (24 dB/Oktave; wenn es ein spezielles Moog-Filter gibt, wird das genommen), das später zugedreht werden soll (Wert merken, auf den es zurückgedreht wird!) und entsprechend gleich Hüllkurveneinstellungen kriegt, aber zunächst voll aufgedreht bleibt, Resonanz auf null, Filter-Keyfollow auf null, Envelope Amount des Filters justieren, Verstärkerhüllkurve, Mono-Einstellung (falls möglich, Priorität wählen das Problem ist hier, daß die meisten Synths im monophonen Betrieb festgelegt sind auf Last Note und Moog damals Lowest Note hatte, das spielt sich komplett anders), jeglichen Einfluß von Velocity und Aftertouch rausdrehen, sofern noch vorhanden (sollte ein Initsound eigentlich nicht haben).
Nicht ganz so grundlegend wäre: Pitchbend komplett abdrehen, Vibrato vom Modwheel weg, außerdem falls möglich, die Portamentozeit aufs Modwheel, sofern der Synth keinen eigenen Regler dafür hat. Grundlegend wäre: Finger weg von Pitchbend und Mod. Wie gesagt: Keith Emerson mußte an seinem Synth erst Oszillatoren, Filter, Verstärker und Hüllkurven miteinander verkabeln, bevor er spielen konnte, und es geht hier immer noch um Synthesizer. Folglich wird
nicht mit einem Preset gespielt, sondern der Sound von Grund auf per Hand aufgebaut, auch damit der Spieler auch das gehört zur Synthesizerschule, ob der Spieler das will oder nicht weiß, woher der Sound überhaupt kommt und wie er funktioniert.
Tonart könnte man ansagen (E-Dur), wäre aber Makulatur, wenn man es in einer Band spielt, die den Song transponiert.
Grundlegende Spielweise wäre definitiv wichtig. Das stelle ich mir dann mit Portamento-Einstellungen ungefähr so vor:
Empfohlen wird an dieser Stelle eine Tastatur mit mindestens 61 Tasten. Bei kleineren Tastaturen ist die Verwendung der Oktavschalter notwendig. Anschlagstärke spielt keine Rolle; die Moog-Modularsynthesizer haben keine anschlagdynamische Tastatur.
Am Anfang wird der Synth am Master-Volume-Regler auf null und das Portamento aufs Minimum gedreht. Die Akkordtöne werden in der zweiten Oktave von unten anfangend gespielt, und zwar legato es muß immer mindestens eine Taste gedrückt sein. Dabei ist die Mono-Priorität zu beachten, die an einigen Synthesizern fest eingestellt, an anderen wiederum wählbar ist:
- Last Note (in diesem Fall empfohlen): Es ist immer die letzte gedrückte Taste zu hören, egal, ob sie tiefer oder höher als die vorige ist.
- Low Note (original Moog): Es ist immer die tiefste gedrückte Taste zu hören, egal, wann diese gedrückt wurde.
- High Note (eher unpraktisch in diesem Fall): Es ist immer die höchste gedrückte Taste zu hören, egal, wann diese gedrückt wurde.
Je nach Priorität geht das also so:
- Last Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das H, spiele das F♯ darüber zur richtigen Zeit mit der rechten Hand (wir wollen uns ja nicht verrenken, und manche Leute haben kleine Hände, also spielen wir diese Figur am Anfang zweihändig), lasse das H los, während du das F♯ hältst. Halte das F♯, spiele das E unter dem H zur richtigen Zeit mit der linken Hand, lasse das F♯ los, während du das E hältst. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
- Low Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das F♯ mit der rechten Hand, nachdem du das H gedrückt hast, aber bevor es erklingen soll. Sobald das F♯ erklingen soll, lasse das H los, so daß du nur noch das F♯ hältst, das damit auch erklingt. Halte das F♯, spiele das E unter dem H zur rechten Zeit mit der linken Hand, lasse das F♯ los, während du das E hältst. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
- High Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das H, spiele das F♯ darüber zur richtigen Zeit mit der rechten Hand, lasse das H los und halte wiederum mit der linken Hand das E unter dem H, während du das F♯ hältst. Sobald das E erklingen soll, lasse das F♯ los, so daß du nur noch das E hältst, das damit auch erklingt. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
Wenn du das E zum dritten Mal hältst, sollte der Synthesizer wieder auf die gewünschte Lautstärke aufgedreht sein; gegebenenfalls regle, während du die Grundtöne spielst, mit der freien Hand die Lautstärke nach.
Nun kannst du mit dem eigentlichen Solo beginnen. Mit der rechten Hand drehst du das Portamento etwas länger und spielst dann das H in der vierten Oktave. Du wirst hören, wie der Ton schnell, aber nicht schlagartig aufs H steigt. Lasse, während du das H hältst, das E los und drehe mit der nun freien linken Hand das Portamento wieder zurück.
Das Solo selbst wird zunächst durchgehend und ohne Absetzen legato gespielt. Es ist immer mindestens eine Taste gedrückt. Achte dabei auf die Mono-Priorität, damit die Noten zur richtigen Zeit ausgelöst werden. Punktuell wird die Portamentozeit vorübergehend erhöht, aber nie vor schnellen Figuren. Im Gegensatz zum übrigen Song ist das Synthesizersolo, wenn man von einem ¾-Takt ausgeht, nicht in einem geraden Achtelraster gespielt, sondern in Achteltriolen geshufflet, pro Viertelnote gibt es also entweder eine Triole bestehend aus einer Viertel- und einer Achtelnote oder eine Triole bestehend aus drei Achtelnoten.
Die Sprünge zwischen den Es beim ersten Mal über zwei Oktaven zwischen dem zweiten und dem vierten E, beim zweiten Mal über eine Oktave zwischen dem dritten und dem vierten E werden je nach Priority wie folgt gespielt:
- Last Note Priority: Spiele aus dem zuvor gespielten Ton heraus erst das tiefe E, wenn es erklingen soll, und halte es, während du das hohe E spielst, wenn es erklingen soll. Es bleibt dir selbst überlassen, welches E du nun durchgehend hältst und welches du "einwirfst", also drückst und wieder losläßt. Am einfachsten ist es, das hohe E zu halten und das tiefe "einzuwerfen".
- Low Note Priority: Spiele aus dem zuvor gespielten Ton heraus erst das tiefe E, wenn es erklingen soll, und drücke danach, aber vorzeitig, das hohe E und halte es. Lasse das tiefe E los und drücke es rhythmisch wieder nieder.
- High Note Priority: Drücke das tiefe E nieder, während du einen höheren Ton noch hältst. Lasse den höheren Ton los, wenn das tiefe E erklingen soll. Das hohe E wird dann "eingeworfen", also rhythmisch niedergedrückt und wieder losgelassen.
Dabei kann man übrigens gern das Portamento ein bißchen verlängern über eine Oktave auch ein bißchen mehr, weil das Portamento keinen so langen Weg zurückzulegen hat.
Wenn die Begleitung aufhört und nur noch das Schlagzeug spielt, darf erstmals die Tastatur kurzzeitig vollständig losgelassen werden. Letzte Note ist idealerweise das E in der zweiten Oktave. Portamento ist wieder heruntergedreht. Gut einen Takt später (wir gehen immer noch vom ¾-Takt aus) geht es mit dem H in der fünften Oktave weiter.
Das Finale beginnt mit dem E in der ersten Oktave mit der linken Hand; währenddessen dreht die rechte Hand die Cutoff-Frequenz des Filters auf den anfangs getesteten und entweder gemerkten oder notierten Wert zurück dreht. Es folgt das H in der dritten Oktave mit der rechten, ebenfalls mit der rechten das F♯ darüber während dies gehalten wird, dreht die linke Hand das Portamento sehr weit auf und dann das G während dies gehalten wird, wird das Portamento wieder etwas zurückgenommen, aber nicht vollständig, und die Resonanz hörbar, aber nicht ganz bis an die Selbstoszillation aufgedreht. Das folgende tiefste E wird als letzte Note legato gespielt und dann mehrfach kurz losgelassen und für gut einen bis zwei Takte gehalten. Dabei sollte sehr gut hörbar sein, wie die Filterhüllkurve die Frequenzspitzen der Resonanz bewegt.
Ich denke, die Sprünge sind damit auch behandelt.
Wär das so vorstellbar?
Martman