Klang von Ebenholzgriffbrettern bei E-Gitarren

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The Spoon
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Guten Morgen!

Ich schicke mal gleich vorweg: Das ist keine Frage, die auf ein konkretes Projekt zielt. Mich interessiert die Fragestellung eher allgemein.

Gerade bei Instrumenten vom Gitarrenbauer kommt häufig Ebenholz als Griffbrettmaterial zum Einsatz. Ich weiß, dass dieses optisch dunkler als Palisander und vor allem viel "geschlossener" ist. Es sieht einfach "glatter" aus. Auch die eher mechanischen Eigenschaften sind mir bekannt: Ebenholz ist viel härter und damit deutlich weniger anfällig für Fingernagelkuhlen, auch nach jahrelangem intensiven Bespielen. Dass es Unterschiede im Preis verschiedener Holzarten gibt, ist auch klar.
Was mich jetzt interessiert, ist der Sound. Im A-Gitarren-Bereich gibt es einen Thread zum gleichen Thema. Dabei wird Ebenholz primär als "Edelvariation" von Palisander gesehen; die optischen und mechanischen Vorteile werden betont, klangliche kaum erwähnt. Allerdings fällt hier und da auch die Bemerkung, dass das Griffbrett bei einer A-Gtr. einen deutlichen geringeren Anteil am Gesamtsound ausmache als bei einer E-Gtr.
Von Warmoth gibt es eine schöne Übersicht über Tonhölzer, die versucht, EInsatzgebiete, Aussehen und Klang zu beschreiben. Interessant wird jetzt die Klangbeschreibung:
Die sieht für Ebenholz folgendermaßen aus:
wood_toneometer_10.jpg


Während die für Palisander (genau genommen "Indian Rosewood") so aussieht:
wood_toneometer_3.jpg


Bislang habe ich Ebenholz eher als eine Art "Upgrade" für Palisander empfungen. Modelle, die normalerweise mit Palisander ausgestattet sind, lässt man dann beim Gitarrenbauer schon mal leicht variiert und mit Ebenholzgriffbrett nachbauen. Laut obigen Grafiken, sind die beiden Hölzer ja aber klanglich das genaue Gegenteil. Die Ebenholz-Grafik hat sogar vielmehr ziemliche Ähnlichkeit mit der Ahorn-Grafik, wobei Ebenholz tatsächlich als noch heller dargestellt wird:
wood_toneometer_9.jpg



Wie ist das zu bewerten? Sind die Warmoth-Grafiken unzutreffend oder könnte man Ebenholz dann eher als Upgrade zu Ahorn, nicht als Upgrad zu Palisander verstehen (von der Farbe natürlich abgesehen)? Wo würdet ihr Ebenholz relativ zu Ahorn und Palisander einordnen?
[Mir ist natürlich bewusst, dass jede Holzart ihre eigenen Eigenschaften hat, und dass der Begriff "Upgrade" eigentlich sicher unangebracht ist. Aber ich hoffe, es ist verständlich, wie ich es meine: Von der Stange gibt es recht wenig Gitarren mit Ebenholzgriffbrett, bei Custom Gitarren wird es aber häufiger eingesetzt. Nach meiner Wahrnehmung gerade bei Gitarren, bei denen man eher ein Palisander- als ein Ahorngriffbrett erwartet hätte.]

Beste Grüße
Spoon
 
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Du hast ja schon alles gesagt.

Ebenholz
- sieht schön aus (dunkel)
- ist hart und feinporig
- daher langlebig und pflegeleicht
- ist teuerer als "normaler" Ahorn/Palisander

Natürlich hat das Griffbrett auch einen klanglichen Einfluss auf den Gesamtsound. Der ist aber nicht SO groß, dass man aus jeder warm klingenden Gitarre mit Palisandergriffbrett nur durch den Austausch durch ein Ebenholzgriffbrett einen Eierschneider machen könnte.

Daher meine Meinung: Griffbretter einfach nach der Optik und den mechanischen Eigenschaften aussuchen (zu weich sollten sie halt nicht sein, deshalb nimmt man auch kein Mahagoni, Erle usw.).

Für den klanglichen Einfluss spielen aber ebenso die Dicke des Griffbretts, die Art der Bünde und auch - was oft vernachlässigt wird - die Tiefe der Bundschlitze eine Rolle. Wenn du die Schlitze fast bis zum Boden des Griffbrett sägst, hast du keine stützende Funktion mehr, sondern sozusagen nur noch "Ballast" auf dem restlichen Hals.

Ich bezweifle, dass jemand den klanglichen Unterschied zwischen einem Ahorn-, Palisander- und Ebenholzgriffbrett raushören könnte.
 
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Ich bezweifle, dass jemand den klanglichen Unterschied zwischen einem Ahorn-, Palisander- und Ebenholzgriffbrett raushören könnte.

Nicht zwischen den 3en mit genauer Benennung, aber ich würde behaupten ich höre einen Unterschied :p


Sonst hat der Myxin aber vollkommen recht.


Die warmoth-Grafiken sind schon richtig, aber viel zu extrem in der Darstellung. Eigentlich müssten alle Zeiger in der Mitte sein, nur etwas weiter rechts oder links davon.
 
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Die Grafik ist ja ganz nett, aber in welcher Einheit misst man Wärme und Höhen :D
 
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hi spoon....
was warmoth schreibt ist richtig... wenn auch ein bisschen extem :)
schau einfach welche griffbretter für welche gitarren genommen werden...
dann hast du die antwort... und den unterschied hört man extrem...
gruss lars
 
Nun gebe ich meinen Senf auch noch dazu:
Was über Ebenholz in den Posts geschrieben wurde, kann auch ich voll unterstreichen. Nur ein Nachteil wurde noch nicht erwähnt:
Es bröckelt bei einer Neubundierung, besonders beim Entfernen der alten Bünde - egal wie vorsichtig man es macht!!
Wann so ein Griffbrett zu welcher Gitarre (tonal) passt, kann nicht 100% vorhergesagt werden, außer man hat zufällig einen Treffer gelandet:
So habe ich auf Kundenwunsch eine Tele gebaut, aus Sumpfesche, für 2 P90 (Häussel). Kräftiger Ahornriegelhals mit Ebenholzgriffbrett (der Optik wegen, Kundenwunsch!). Das Teil war ein solcher Hammer, das es mein Haus nicht verlassen hätte, wenn ich selbst noch spielen könnte! Danach habe ich mehrere solcher Tele in der gleichen Bestückung gebaut.
Das passte nun zufällig alles 100% zusammen.
 
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das es mit einer tele mit P90 klappen kann... liegt ja auf der hand...
die fehlenden höhen werden durch das griffbrett aufgefangen....
wenn da original tele pu´s drinn wären... wäre meine vermutung,
dass diese gitarre einem die ohren abschneidet.... und zu clean wäre...
gruss lars
 
Der klangliche Unterschied ist riesig. Ebenholz klingt recht "klinisch" im Vergleich zu Palisander, da es die Höhen kaum dämpft. Also viel, viel mehr Höhen und deutlich mehr Kompression. Auch was Anschlagstärke betrifft, bei ebenholz fallen die Unterschiede deutlich schwächer aus, während bei Palisander klanglich sehr viel passiert. Desewegen ist Ebenholz auch so beliebt bei Metalcore-Jüngern (im Idealfall zusammen mit EMG's), weil man dann eben diesen gleichmäßigen, komprimierten Sound hat. Auch Jazzer mögen das eher so.

Fazit - spielst du viel mit unterschiedlicher Anschlagstärke und willst das hervorheben, dann hol dir Palisander. Willst du dagegen einen gleichmäßigen, komprimierten Sound mit starken Höhen, nimm Ebenholz. Dann wäre da noch Ahorn, irgendwo in der Mitte dazwischen.

Am besten einfach in einen Laden gehen der beides hat und direkt vergleichen :)

- - - Aktualisiert - - -

Die Grafik ist ja ganz nett, aber in welcher Einheit misst man Wärme und Höhen :D

In der Regel in dB ;) "Wärme" sind auch nur bestimmte Frequenzen/Obertöne...
 
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Vielen Dank für die zahlreichen, schnellen Antworten!

Zunächst zu den Grafiken: Ich denke, da wurde gar nichts gemessen. Das dürften (inter-)subjektive Einschätzungen sein, wie die einzelnen Hölzer relativ zueinander klingen. Insofern ist da auch die Skalierung nicht unbedingt falsch. Das wärmste ist eben ganz links und das hellste ganz rechts.

Interessant auf jeden Fall, dass sich im Prinzip mal alle einig sind, wie es klingt. Umstritten natürlich wie immer die Frage, welchen Einfluss welche Parts an der Gitarre haben. Darüber soll an der Stelle aber gar nicht diskutiert werden. Meine Frage wurde im Prinzip beantwortet :)

Danke an Murle für den Hinweis auf diesen Nachteil von Ebenholz - das war mir neu!
 
das es mit einer tele mit P90 klappen kann... liegt ja auf der hand...
die fehlenden höhen werden durch das griffbrett aufgefangen....
wenn da original tele pu´s drinn wären... wäre meine vermutung,
dass diese gitarre einem die ohren abschneidet.... und zu clean wäre...
gruss lars

Das zeigte sich, als ich aus Sumpfeschemangel einen Erlekorpus verwendete, mit den gleichen anderen Teilen. War nicht so richtig....
 
Die klaren, weit hoch reichenden Höhen habe ich auch so empfunden. Was mir bei Ebenholz immer wieder auffällt, sind aber auch die klaren, tiefen Bässe und die härteren Mitten. Der Attack kommt bei allen damit ausgestatteten Gitarren, die ich bisher gespielt habe, auffallend direkt. Fast noch stärker scheint mir der Effekt aber bei Bässen zu sein, selbst ein Preci "knurrt" mit Ebenholzgriffbrett viel weniger in den Mitten.
Und ja, diesen Charakter könnte man auch als etwas steril empfinden.

Insgesamt empfinde ich es einem Ahorngriffbrett als nicht besonders ähnlich. Gemeinsam haben beide die härtere, direkte Ansprache, aber die findet bei Ebenholz nicht so glockig bis knochig in den Mitten statt, sondern eher HiFi-mäßig breitbandig. In Kombination mit einem eher warm tönenden Erlebody kann das bei einer Humbuckerstrat einen tollen, "großen" Rocksound ergeben (ich hab mal mit einem Gitarristen zusammengespielt, der hatte eine traumhafte alte US-Schecter mit der Kombination). Auch meine Warmoth-Strat aus Mahagoni mit Quilted Maple-Droptop klingt sehr offen und transparent, weniger mittig als man es vielleicht erwarten würde.

Bei Les Pauls mit Ahorndecke sind "holzige" Vintage-Sounds mit Ebenholzgriffbrettern mMn eher nicht so gut zu bewerkstelligen wie mit Palisander, dafür bleibt der Ton selbst bei viel Gain sehr definiert. Es fehlt aber eben ein bisschen der Kuschelfaktor:romeo:. Eine Paula ohne Maple Top, wie alte Customs, kann ich mir dagegen nur schwer mit Palisandergriffbrett vorstellen. Das ist natürlich alles sehr subjektiv eingefärbt, aber ich denke, da würde mir obenrum einfach die Offenheit und Transparenz fehlen, die Ebenholz mitbringt (oder eben eine Ahorndecke, wobei es mir da wieder eher Hochmitten zu sein scheinen).

Alles in allem hat Ebenholz für mich einen sehr eigenständigen Charakter, der sich sowohl von Ahorn wie von Palisander deutlich unterscheidet.

Gruß, bagotrix
 
Ich lese das ja alles sehr interessiert, muss aber feststellen, dass ich mir meine Ohren in den letzten zig Jahren zu sehr zugedröhnt haben muss....verflixt, ich höre da keinen nennenswerten Unterschied, wobei ich den 1:1 Vergleich auch nicht habe, also identische Gitarren mit unterschiedlichen Griffbrettern. Ich habe eine Gitarre mit Ebenholz und eine mit Palisander, aber eben unterschiedliche Gitarren, wo ein Vergleich keiner ist.
Na gut, man lernt nie aus und die Ohren werden auch nicht besser.:gruebel:
 
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ich schliesse mich dem an, was bereits geschrieben wurde;). Wenngleich das Holz, (Ebenholz) rar ist.
 
Man darf nicht vergessen; Warmoth versteht es wirklich sehr gut, verschiedenste Materialien zu verkaufen.
Gerade durch die Tone Charts und dem ganzen Auswahlverfahren regt es den Käufer zum Nachdenken an und am Ende kommt ein AAAAA Flamed Maple Hals mit Bubinga Fretboard und Sharkfin Inlays raus.
Umso mehr man über bright und warm nachdenkt, umso teurer wird's und es kommt nicht zwingend eine bessere Gitarre raus, nur eben ausgefallener.

Ich habe selbst 5 Ebenholzgriffbrett-Gitarren und 5 Palisander Gitarren und was kann ich zu dem Einfluss der Griffbretter sagen?
Gar nichts!
Andere Faktoren spielen vermutlich eine viel größere Rolle..
Wenn ich einen Warmoth Hals bestelle, dann achte ich auf das eigentliche Halsholz und den Korpus, das Griffbrett wird bei mir nur nach der Optik ausgewählt.
Für meinen quilt Maple auf Korina Strat Korpus in Orange gebeizt suche ich auch einen "brighten" Hals, um den warmen Korpus auszugleichen, werde aber trotzdem ein dunkles Palisander Griffbrett nehmen, da Pao Ferro oder der hellere Palisander optisch gar nicht dazu passt und mir Ebenholz den Aufpreis nicht wert ist.
 
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Ist scohn witzig wie einige etwas hören andere garnichts.

Ich bin mir z.b. 100% pro sicher das ich bei mir bekannten Gitarren sagen kann in welche grobe richtung es geht wenn man mir diese 1:1 einmal mit maple und einmal mit palisander oder ebenholz giebt. Auch gabs (ich finde den link leider nicht) nen tollen vergleich von strats mit hörproben, 2 strats mit 2 verschiedenen tonhölzern und 2 verschiedenen hälsen (palisander und maple).
Da gabs dann immer Strat 1 mit beiden hälsen und Strat 2 mit beiden Hälsen. Der unterschied der durch das tonholz kam war so dermaßen groß das das wirklich jeder hören sollte. Der Unterschied zwichen den Griffbrettern war wesentlich maginaler aber für einen geübten hörer definitv wahrnehmbar. Messbar sowieso. Wo ich dann z.b. kaum-garkeinen unterschied höre ist wenn man die Gitarre einmal lackiert hinstellt, und dannach macken reinhaut. Es entsteht ja durchaus ein messbarer unterschied, dadurch das ein Holz anders schwingt wenn lack fehlt bzw die gitarre garnicht erst lackiert ist, das macht ja auch sinn. Aber da bin ich auch immer etwas skeptisch gewesen.

Lg
 
Moin, ich habe auf meiner Superstrat ein ca. 3 1/2 mm starkes Ebenholzgriffbrett. Der Body ist Erle und der Hals aus Maple. Diese Klampfe klingt überhaupt nicht höhenlastig. Der Ton ist selbst bei HiGain eher mittig und glasig-transparent. Keine Ahnung, warum das so ist. Die genannten Regeln scheinen für diese Gitarre jedenfalls nicht zu gelten.
 
Moin, ich habe auf meiner Superstrat ein ca. 3 1/2 mm starkes Ebenholzgriffbrett. Der Body ist Erle und der Hals aus Maple. Diese Klampfe klingt überhaupt nicht höhenlastig. Der Ton ist selbst bei HiGain eher mittig und glasig-transparent. Keine Ahnung, warum das so ist. Die genannten Regeln scheinen für diese Gitarre jedenfalls nicht zu gelten.

das Holz des Griffbretts ist ja auch nur ein Teil des Gesamtbildes. Deswegen hebt eine Komponente, wie z.B. Ebenholz, Palisander oder Ahorn noch keinen bestimmten Frequenzbereich hervor. Eigentlich ist das auch gut, denn ansonsten würde eine Gitarre immer genauso klingen, wie sie jemand definiert hat;
gruss, b.
 
oft assoziiert man damit den Bereich zwischen 250 und 800 Hz
dabei gibt's 2 Varianten: warm, wenn es ein definierter Ton ist - und muddy, wenn's mulmt... :D

cheers, Tom
 
Mein Vorschlag zu dem Thema ist: Bevor das zuweit in unergründliche Wissenschaften aus anderen Galaxien ausartet. Sich einmal eine Gitarre mit Ebenholzgriffbrett zulegen, und dann hat man auch vor sich ein direktes Bild von dem Holz mit dieser aussergewoehnlichen Oberfläche. Es ist nochmal ein Unterschied, da man auf Bildern von solchen Griffbrettern oft nicht diese feine Marmorierung sieht, die das Material aufweisen kann. In Gitarrenläden mögen die das oft nicht so gern, wenn jemand edle Stücke zu ausführlichen Praxistests unterzieht. Wer also im Shop zu freizuegig anspielt und testet macht sich erfahrungsgemäss oft bei dem heutigen peniblen Personal! weniger beliebt.
So bleibt einem oft nicht viel übrig als sich das Geld zu ersparen und dann zu ordern, bei nichtgefallen auch zurücksenden.
Ebenholz ist noch keine Garantie dafür, dass der Rest des Instruments einem auch zusagt!

bubili
 
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