Moin!
Super interessanter Besuch und Hammer-Berichte. Kompliment
Nur kurz mein Senf dazu: ich war in meinem Leben bei vielen (!) Herstellern zu Besuch und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in allen Produktbereichen - egal ob Gitarren, Drums, Blasinstrumente usw. - Fabriken gibt, die man wirklich auch als solche bezeichnen kann und dann gibt es Manufakturen, die ich persönlich eher als "Werkstatt" titulieren würde. Die hier besprochenen Beckenhersteller würde ich persönlich eher
nicht als Fabrik bezeichnen.
In richtigen
Fabriken läuft heutzutage - auch dank der von Johannes beschriebenen Umsetzung westlicher Produktions- und Moralvorstellungen - ein Großteil automatisiert ab und es ist auch tatsächlich so, dass asiatische Fabriken (weil jünger) oft viel moderner sind als westliche.
Firmen wie Thomann usw. machen regelmäßige Audits mit TÜV/Dekra & co und schauen natürlich selbst immer mal wieder auf einen Besuch vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Das machen wir nicht nur weil wir so geile Typen sind, sondern auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen, denn Fabriken, die nicht sauber arbeiten, können die guten Mitarbeiter nirgends auf der Welt halten (d.h. sie verschwinden zur nächstbesseren Fabrik) und dann leidet auch die Qualität drunter. Außerdem finden wir lieber vorher raus, wenn die Produktion mangelhaft ist als dann, wenn die Container schon bei uns auf'm Hof stehen
In
Werkstätten schaut's dagegen überall auf der Welt schmuddelig aus - egal wie geil die Produkte sind, die am Ende rauskommen. Auch wenn's für manche schräg klingen mag, aber viele Hersteller sind wirklich stolz darauf, die Instrumente so zu fertigen wie schon ihre Vorfahren und sie belassen deshalb den Fertigungsprozess exakt so. Andere wiederum wollen sich einfach nur 100%ig darauf konzentrieren, perfekte Ware zu produzieren und sind zufrieden wenn sie's schaffen. Die träumen nicht im Leben davon, eine Fabrik mit mehreren Tausend Leuten zu haben, Mercedes zu fahren und den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen! Das sind für mich persönlich zwei völlig valide gründe, klein zu sein und auch klein zu bleiben und das respektiere ich.
Natürlich kann man als Kunde eines Herstellers (was wir ja sind) den Mund aufmachen, wenn einem irgendwas nicht passt. Dennoch muss man vorsichtig sein, als besserwisserischer Ausländer rüberzukommen. Wenn einer 20 Jahre Tagein Tagaus an der selben Maschine steht, denkt er wahrscheinlich von sich selbst, dass er weiß wohin er die Finger besser nicht stecken soll. Und sein Chef würde auf solche Ratschläge vielleicht sowas sagen wie "Alter Du kommst 3000km angeflogen weil's hier die geilsten Becken gibt und dann erzählst DU mir wie man Becken baut?"
Wir gehen ja auch nicht nach Italien und erzählen denen erstmal, wie man gescheite Pizza macht und wenn wir bei jemandem zu Gast sind, erzählen wir auch nicht unbedingt beim ersten Besuch, dass wir die Gardinen geschmacklos finden.
Ich war übrigens auch mal bei Sabian in Kanada und dort gab es tatsächlich beides: In der Alles-voller-Maschinen-Halle wurden die Becken fast wie am Fließband gefertigt, während in der Alles-Handarbeit-Produktion von Rittern, Schwertern, Jahrhunderte alten Familiengeheimnissen über Mischverhältnisse von Metallen und geheimen Räumen mit Beckenrezepten erzählt wurde. Selbst ich als Voll-Geek und Nicht-Drummer fand das irgendwie cool.
Ende Senf.
Grüße, Sven