Ah, ok, danke. Ich weiß nicht, wie sollte das am Instrument liegen? Das die Bünde nicht exakt verarbeitet wurden?
Es gibt da unterschiedliche Faktoren, die eine Rolle spielen könnten. Z.B. ist so gut wie keine Gitarre wirklich bundrein, eine bundreine Gitarre sähe in etwa so aus:
http://www.truetemperament.com/site/index.php . Gerade Bünde dagegen sind immer nur eine Kompromisslösung. Das könnte Einfluss auf das Klanggedächtnis haben, so dass du dir die Töne tiefer denkst, als sie sein sollten. Auch kann es sein, dass sich einfach die Wirbel leicht verstellen, bevor du zur nächsten Saite kommst, und du deshalb etwas zu tief rauskommst. Es gibt da sicher einige andere mögliche Erklärungen für.
Ich mach's meist dann so, dass ich nach Quarten, bzw der einen Terz stimme und die hohe E-Saite dann einfach als doppelte Oktave der tiefen E-Saite anpasse. Ist zwar nicht astrein aber für Lagerfeuergeschrammel reicht's allemal.
Ist das bei E-Gitarren eigentlich auch so?
Naja, wie gesagt: Ich würde die große Terz nicht direkt stimmen, sondern die H-Saite nach der hohen e-Saite. Ich weiß nicht genau was du hier in Bezug auf E-Gitarren ansprichst, aber vieles ist da ähnlich.
Nochmal zum Pythagoräischen Komma: die pythagoräische Stimmung geht doch auch von 12 Halbtönen aus, und das Komma entsteht zwischen dem C, dass eigentlich die Oktave sein sollte und dem H, was aber dann tatsächlich der letzte Ton ist, allerdings höher als das H der temperierten Stimmung, richtig? Wieso wäre dann die E-Saite *genau* zwei Oktaven höher?
Ich war schon immer schlecht in Mathe...
Nein, nicht ganz. Unsere Gleichstufige Stimmung basiert auf einer Einteilung der Oktave in 12 gleich große Halbtöne. Die Quinte, die dabei entsteht, ist ca. 2 cent niedriger als die reinstimmige Quinte mit Verhältnis 3:2. Wenn man 12 Quinten übereinanderlegt, ergibt sich folgendes: c g d a e h fis cis gis dis ais eis his. Man kommt insgesamt ungefähr 7 Oktaven über dem Ursprungston c an, bei dessen enharmonischer Verwechslung his. Nimmt man reine Quinten, so liegt das his 7 Oktaven und ein pythagoreisches Komma (ca. 23,46 cent) über dem c. In unserer Stimmung dagegen addiert sich der Fehler der Quinte von 2 Cent auf, so dass man nach 12 Quinten ca. 2 cent * 12 = 24 cent (genau: 23,46 cent) tiefer rauskommt als bei der pythagoreischen Stimmung, und das his genau 7 Oktaven über dem c liegt.
Was das mit der Gitarre zu tun hat: Wenn man 13 Saiten im Quartabstand stimmen würde, dann würden sich die höchste und die niedrigste Saite um ein paar Oktaven und ein pythagoreisches Komma unterscheiden.
Was man aber tatsächlich macht wenn man die Gitarre quintrein stimmt: Zwischen E A D G liegen 3 Quarten, von E zu e sinds 2 Oktaven, das H liegt eine Quarte darunter. Es ergibt sich: G = E + 3Q, und H = E + 2Okt - Q. Der Unterschied zwischen G und H ist H - G = (E + 2Okt - Q) - (E + 3Q) = 2Okt - 4Q; also 2 Oktaven - 4 Quarten. Es ist also das Intervall, das man erhält wenn man sich -4 Schritte in Quartrichtung bewegt, bzw. 4 Schritte in Quintrichtung. Also die große Terz 81:64, die sich durch Stapelung von 4 Quinten ergibt, i.e. die pythagoreische große Terz.
Diese große Terz der pythagoreischen Stimmung ist allerdings - wie gesagt - nicht so einfach/konsonant wie die große Terz mit Verhältnis 5:4, und wenn man letztere verwendet kommt man ein syntonisches Komma (= Unterschied zwischen 81:64 und 5:4) tiefer raus.
Ich schätze das ist für viele alles ein bisschen verwirrend, und man muss das auch nicht alles verstehen. Aber es reicht ja schon wenn zumindest ein Teil davon verständlich war.
Übrigens: meine Klampfe hat nur 19 Bünde.
Entschuldige, mein Fehler.
Flageolet-Töne sagen dir etwas? Falls nicht: Du berührst mit einem Finger ganz leicht die Saite an einer bestimmten Stelle, und schlägst sie an, woraufhin man einen Flageolet-Ton hört. Das funktioniert bei 1/2 der Saite (12. Bund, -> man hört die Oktave zur Leersaite), bei 1/3 oder 2/3 (7. oder 19. Bund, -> Oktave + Quinte), bei 1/4 oder 3/4 (5. oder 24. Bund, -> 2 Oktaven) usw.
Da, wo ich 19. Bund geschrieben habe, kannst du auch den 7. Bund verwenden, und den 24.- Bund kannst du durch den 5. Bund ersetzen (ja, das hätte ich besser direkt so geschrieben).