Die tausendste Frage zum absoluten Gehör

  • Ersteller Aurelion
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So nun schieben wir mal die Spekulationen bei Seite und lassen die Wissenschaft ran.
;-)
@Aurelion
Vielleicht können die Kolleginnen des
„Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin“ an der „Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover“, kurz gesagt IMMM der HMTMH
dir weiterhelfen.

Eine Definition findest du in dem nachstehendem Link.
Hier wird unter anderem zum „Absoluten Gehör“ geforscht, die Studie begann 2018 und wird gerade ausgewertet.
Weitere folgen wohl.

Es werden auch Teilnehmer für experimentelle Studien gesucht:
—>>
 
Erst mal lieben Dank für die "Gefällt mir"-Klicks und die Kekse :mmmh:!

... warum vermeintlichen Absoluthörern meist Skepsis und Neid entgegenschlagen?!
Skepsis habe eher selten erlebt, aber neidisch sind schon manche auf Absolut-Hörer.
Das bekomme ich öfter mal im Theoriekurs mit, wo sich die allermeisten gerade mit den Gehörbildungsaufgaben am schwersten tun. Da die TeilnehmerInnen in den Kursen sich fast alle auf eine spätere Aufnahmeprüfung vorbereiten, denken sie immer, "ach hätte ich nur ein absolutes Gehör, dann könnte ich die Töne sofort benennen und notieren, und bräuchte mir für die Aufnahmeprüfungen keine Sorgen zu machen".
In den gut acht Jahren, die ich diese Kurse an unserer Musikschule schon betreue, hatte ich allerdings noch keinen echten Absolut-Hörer, und auch nur einige wenige, die schon mit einem sehr guten relativen Gehör in den Kurs kamen. Diese konnten mit der guten Übung später tatsächlich sehr oft den gehörten Ton ohne vorherigen Referenzton bestimmen. Mit einer ausreichenden Erfahrung kommen sehr gute Relativ-Hörer fast an Absolut-Hörer heran (solange sie keine transponierenden Instrumente spielen), allerdings kann man sie im Gegensatz zu echten Absolut-Hörern auch schon mal verwirren, und die Trefferquote ist eigentlich nie 100%.

Ich versuche die Unsicheren dann zu beruhigen, denn wie schon gesagt, zählt in der Musikpraxis ein gutes relatives Gehör mehr als ein absolutes.
Das bringt mich dann unmittelbar zum nächsten Punkt:

Und das absolute Gehör ist auch nicht das gleiche wie musikalisch sein, automatisch analysieren können, ...
Absolut richtig! Wer als Absolut-Hörer beispielsweise meint, die Aufnahmeprüfung sei damit schon so gut wie gegessen, der irrt sich damit gewaltig. Derjenige mag zwar überlegen sein im schnellen Erfassen und Notieren der Gehörbildungsaufgaben, aber erstens erschöpft sich eine Aufnahmeprüfung bei weitem nicht in einigen Gehörbildungsaufgaben, so zentral und wichtig sie auch sein mögen. Und zweitens tappt der Absolut-Hörer, der keinen fundierten Theorie-Background hat, ganz schnell in eine Falle, die ihn tüchtig Punkte kosten kann.
Wenn z.B. eine Akkordfolge in A-Moll diktiert wird (wobei die Ausgangstöne/Akkorde immer angesagt werden oder im Prüfungsbogen schon eingetragen sind - denn es wird für ein Musikstudium niemals das Vorhandensein eines absoluten Gehörs vorausgesetzt!), und dann der abslout-hörende Prüfling im E-Dur-Akkord (=Dominante von A-Moll) immer statt G# ein Ab notiert - denn auf dem Klavier ist das ja dieselbe Taste, ergo derselbe Ton -, dann entlarvt sich jener als jemand, der sich doch nicht ausreichend vorbereitet und somit keine Ahnung hat.
Hören und Wissen gehören zusammen und ergänzen und befruchten sich gegenseitig. Man kann Absolut-Hörer und gleichzeitig ein Ignorant sein.


Gerade solche fast schon geheimnisvollen wenn nicht gar mysteriösen Phänomene wie die (möglicherweise sogar angeborene) Fähigkeit zum Absolut-Hören wecken ja besonders die Neugier und den Forschungsdrang der Wissenschaft. Das ist zweifelsohne nachvollziehbar.

In Anbetracht des auch in Profi-Musikerkreisen doch sehr geringen Prozentsatzes an Absolut-Hörern, der Nachteile und Komplikationen, die es unter gewissen Umständen mit sich bringen kann, und der überragenden Bedeutung die ein gutes relatives Gehör in der Praxis hat und immer schon hatte, fürchte ich, dass der Erkenntnisgewinn solcher Studien für die Musiker- und Musizierpraxis vergleichsweise gering bleiben wird.
Die Grundlagenforschung ficht aber zurecht ihre oft geringe Praxistauglichkeit nicht an, sie muss es trotzdem geben. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht später mangels relevanter Erkenntnis-Masse einige recht unbedeutende Nebenerkenntnisse hochgejubelt werden zu einem Stein der Weisen, wie es ja leider manchmal geschieht. Sei es aus Selbstbeweihräucherungsgründen der Forschenden, oder schlicht, um die mitunter recht üppigen Fördersummen rechtfertigen zu müssen.
 
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Ich habe ein absolutes Gehör für heiße Luft.
 
Ich kann nicht nachvollziehen, warum vermeintlichen Absoluthörern meist Skepsis und Neid entgegenschlagen?!
Es klingt nach Angeberei, wenn sich jemand "perfekt" oder ähnliches nennt.

ich bin verwirrt:
... einige wenige, die schon mit einem sehr guten relativen Gehör in den Kurs kamen. Diese konnten mit der guten Übung später tatsächlich sehr oft den gehörten Ton ohne vorherigen Referenzton bestimmen.
Wieso ist das jetzt kein absolutes Gehör?
 
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Wieso ist das jetzt kein absolutes Gehör?
Die Erklärung bzw. Einschränkung folgt doch in meiner Wahrnehmung in den unmittelbaren Folgesätzen des von Dir zitierten.

LG
Thomas
 
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Wieso ist das jetzt kein absolutes Gehör?
Wenn man mal einen versierten echten Absolut-Hörer erlebt hat, kann man das schon fast unheimlich finden. Ein Freund und Kollege von mir, Geiger und Komponist, ist so einer, sozusagen ein Ohr schlechthin. Nicht nur, dass seine Trefferquote 100% ist, sondern als auch in Harmonielehre und Theorie durch und durch Bewanderter hört er selbst sehr komplexe Zusammenklänge sauber aus und kann alle Töne incl. ihrer Lage benennen, bis hin zu Clustern.

Diese Perfektion habe ich selbst bei sehr guten Relativ-Hörern nie erlebt, wobei in der Praxis der Übergang zugegebenermaßen ein fließender ist, so dass der Unterschied zwischen sehr guten und geübten Relativ-Hörern und normalen echten Absolut-Hörern nicht auffällt wenn es keine extremen Höraufgaben zu bewältigen gibt.
 
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es bringt halt auch nichts, wenn man die Tonhöhe seines Tinitus genau kennt, wenn er einem das Leben unerträglich macht
Kurzer Einwand: Ich bin Hörgerättrager, auf dem rechten Ohr schwerhörig und habe manchmal einen leichten Tinitus. Das dann auftretende hohe Fiepen kann ich selbst in Sekunden abstellen indem ich diesen Fiep-Ton durch leises pfeifen, summen udgl. genau eine oder zwei Oktaven tiefer "imitiere". Die Methode beschrieb mal eine Tinitus-Forscherin im TV und wenn ich es richtig in Erinnerung habe werden die Frequenzen des Tinitus durch die Imitation, bzw. deren Schwingungen negiert. Sie sagte auch dass die Methode nur bei leichten Fällen hilft und ich kann das bestätigen.

Für schwere Fälle gibt es Hörgeräte mit dieser Funktion:
Besonders empfehlenswert sind Hörgeräte bei mit einem sogenannten Tinnitus Masker bzw. Tinnitus Noiser. Beide Systeme arbeiten mit Geräuschen: Der Noiser erzeugt ein so genanntes „weißes Rauschen“, welches das Gehirn nur unterbewusst wahrnimmt. Trotzdem entschärft das Rauschen die Wahrnehmung des Tinnitus.
(google)
 
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Zur unterhaltsamen Abrundung, es gibt eine Sendung zur Musik und auch dem "absoluten vs. relativen Gehör" aus der Reihe "Wissen macht Ah!" in der ARD-Mediathek:
Wissen macht Homeoffice

Gruß Claus
 
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„Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin“ an der „Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover“, kurz gesagt IMMM der HMTMH
dir weiterhelfen.
Ich glaube nicht, dass das IMMM die Zeit für sowas hat...

Die Methoden zur Selbstüberprüfung wurden ja hier schon genannt.

P.S.
Die Gehörbildungsaufgaben für Absoluthörer sind oft anders als für Relativhörer. Intervalle über mehrere Oktaven, Transponierübungen oder das richtige Benennen von Akkorden oder Funktionen ist im Vergleich zu einem Melodiediktat für AH nicht einfach. Ausserdem wird oft der Faktor Rhythmus in Gehörbildungsunterricht vernachlässigt. Auch da kann man immer noch was lernen.
 
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