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ich habe leider immer noch nicht verstanden, inwiefern ein CVP-601 mehr Individualisierungsmöglichkeiten als ein anderes zeitgenössisches Digitalpiano bietet[...]
Über die rein weiter gespreizten Einstellwerte grundsätzlich, weil der Bildschirm deutlich mehr Informationen bietet, die man miteinander vergleichen kann. Dazu kommt die besagte Möglichkeit, Einstellungen einzeln getrennt voneinander einzustellen, anstatt den Effekt oder die Verstellung nur auf den Gesamtsound anzuwenden.
Hall hat doch überhaupt (!) nichts mit Klavierklang zu tun - das ist nur ein Zusatzeffekt, den mehr oder weniger gut/aufwendig fast alle Digitalpianos haben.
Der Hall als Effekt wurde gewählt, weil dieser Effekt eine deutliche Klangveränderung ausmacht, und eben sicher auch schon von jedem (noch so einsteigerhaften) Nutzer von Digitalpianos ausprobiert wurde. Meist hat man 10-30 Hallvarianten oder so, die aber schlichtweg nicht viel anderes sind als eine veränderte Hall-Länge. Mit dem CVP kann man sich beliebig viele Hallvariaten selber bauen.
Man kann aber auch diverse Brillianz-Einstellungen nehmen, den 5fach Equalizer usw., wobei aber die Unterscheidung zum Studiotechniker nochmals deutlich angezeigt werden soll. Es geht um den Wohnzimmerspieler. Dass es auch stark in die Materie einsteigende Spieler gibt, ist klar. Aber die sind hier gar nicht angesprochen, ansonsten stünde der Thread im Studiobereich oder sowas und nicht bei den Digitalpianos.
Zusatzfrage: wie erkennt das CVP-601, ob man mit der rechten oder linken Hand spielt? ]
Indem man die linke Stimme nutzt
Beispiel wie schon mal angeführt: linke Hand spielt mit der gleichen Stimme Arpeggien zur Begleitung, rechte Hand die Melodie. Dort nutze ich gerne die Splittung der Tastatur. Geht in diesem Fall natürlich nur, wenn man Stücke wählt, die nicht die gesamte Tastatur für die Melodiestimme nutzen.
Die linke Stimme verändere ich da gerne in Richtung geringer Hall nach Art eines kleineren Raumes. Zusätzlich wird sie eine Oktave herauf gestimmt, was bequemer bei längerem Spiel ist, wenn man zwei nebeneinander vom Mittel-C aus liegende Oktaven nutzt. Je nach Bedarf wird die linke Stimme mit weiteren Methoden auf klangliche Trennung zur Melodiestimme gesetzt.
Die rechte Hand, also Melodiestimme, bekommt z.B. mehr Brillianz, einen anderen Hall-Effekt, ein anderes Anschlagverhalten, Ausklingzeiten, usw. usw. Es gibt da ja massenweise Möglichkeiten.
Das mag sich kompliziert anhören, basiert aber schlicht auf dem bewussten Nachdenken über Soundverbesserungen. Wer das DP anschaltet und nach Anweisung irgendwelches Notnematerial (wie virtuos auch immer) herunter rasselt, ist da vielleicht fehl am Platze, ja.
Der große Unterschied zwischen CVP-601 et al. und "normalen" Digitalpianos ist doch nur, daß es sich eigentlich um ein "Alleinunterhalter-Keyboard" (hierfür gibt es im MB auch eine eigene Rubrik) im Klavier-Look (and Feel) handelt.
Nein. Es ist eigentlich ein Familienklavier. Dass da eine Begleitautomatik dabei ist, macht nicht den originären Einsatzzweck aus. Man kann es unüberlegt in diese Ecke setzen, aber Alleinunterhalter kaufen genauso die Stagepianos wie Deine angesprochenen Jazz-Pianisten. Als Alleinunterhalter schleppt man nicht gerne so ein Ungetüm durch die Gegend Im Gegenteil ist die CVP-Reihe für diverse Spieler an einem Gerät gedacht.
Ich persönlich nutze die Begleitautomatik selber nur selten, wenn ich mal Bock auf ein bisschen Erholungsspiel nach einem anstrengenden Klassikstück habe oder sowas.
Aber das hat doch eigentlich nichts mit Digitalpianos zu tun, oder?
Jein. Wenn man das Spiel an einem Digitalpiano auf Klavierersatz reduziert, mag das stimmen. Wenn man die Begleitautomatiken auf Micky-Kraus-Partymucke reduziert, könnte das ebenfalls stimmen. Aber genau das wird dem CVP nicht gerecht.
Auf den ersten Blick mag das ein überteuertes Hobby-Alleinunterhalter-Klimperteil sein. Da muss ich aber wiederum mit aller Deutlichkeit sagen: solche unbedarften Vorverurteilungen sind sogar etwas peinlich. Das ist wie der Flügelliebhaber, der meint dass der Käufer eines teuren Synthie nur mit einem Finger Kraftwerk-Songs im Wohnzimmer immitieren würde. Natürlich hat das CVP auch den ein oder anderen "Klimpermodus", so wie man auf einem schweineteuren Flügel auch Kinderlieder spielen kann, wenn man die Kohle dafür verballern möchte.
Diese Gerätegattung aber auf Gimmicks für gut betuchte Hobby-Alleinunterhalter zu reduzieren, ist ziemlich daneben und zeugt immer weiter von schlicht null Ahnung von der Materie. Ich gestehe: ich habe auch erst gedacht, was ich mit so einem Ein-Finger-Mist soll, wenn ich doch Klavier spielen will.
Ja, das mit dem "muffig" empfundenen Klavierklang ist ein weit verbreitetes Problem, weil viele Menschen keinen Kontakt zu echten Klavieren haben, genauso, wie vielen modernen Kindern "echte Bananenmilch" nicht süß genug ist und eklige Brocken enthält, weil sie einfach das Original nicht mehr kennen.
Den Klang von akustischen Klavieren mag ich persönlich eher weniger, davon ab. "Das Original" ist nicht für jeden erstrebenswert, wenn das in Richtung verstimmtes Konky-Tonk geht. Spricht man vom akustischen Flügel, kommt die ganze Digital-Pampe so und so nicht mit. Das heißt aber noch lange nicht, dass "Original" gleichbedeutend mit dem Optimum ist.
Doch, genau um das geht in diesem Thread! Denn alles, was Du als Vorteile des CVP-601 anführst, sind Eigenschaften einer Plaste-Workstation (abgesehen vom Holzgehäuse), nicht Eigenschaften eines Digitalpianos. Oder habe ich da etwas mißverstanden?
Ja. Grundvoraussetzung: "ich möchte ein Digitalpiano mit Klavieroptik haben". Ergebnis: Workstations mit Laptop daneben sind irrelevant, da nicht gewünscht. Also wird sich ein Digitalpiano wie CLP oder CA gekauft, weil ja das CVP angeblich nur ein ein-Finger-Begleitautomatik-Mist für betuchte Hobby-Alleinunterhalter ist ...
Welche Klavier-Einstellmöglichkeiten bietet ein CVP-601 mehr als herkömmliche Digitalpianos?
Hervorragende Individualisierung außerhalb von 2-3 vorkonfigurierter Klaviere mit max. einer Variation. Allein, dass übliche Digitalpianos nicht nur einen einzigen Klavier-Button haben zeigt, dass da sehr wohl Individualisierungen vom Kunden gewünscht werden. Lässt man die Begleitautomatik außen vor, eben noch sehr individuelle und vor allem feinstgewichtete Einstellungen bei den auch in jedem anderen hochwertigen Digitalpiano vorhandenen Effekte wie Chorus usw.
Mir persönlich waren diese meist drei Grundeinstellungen der jeweiligen Klänge und Effekte halt einfach zu wenig, nachdem ich mich mal eine halbe Stunde im Laden an den Einstellungen austoben durfte. Gerade das ist ja der bauliche Vorteil eines Digitalpianos. Warum also Möglichkeiten verschenken, sofern man überhaupt an Einstellungen interessiert ist?
Andere Sounds sind hier meiner Meinung nach irrelevant, denn hierfür gibt es Synthesizer, Orgeln (u. a. Pfeifen/Sakral und Hammond) usw.
Na na na. Die Welt besteht nicht nur aus Klavierspielern mit zuwenig Geld für einen akustischen Flügel. Genauso oft kommt neben dem Klavierersatz die Frage nach einem "Allrounder" in den Kaufberatungen.
Niemand fährt eine Segelregatta mit dem Motorboot.
Man kann aber auch Hybriden bauen, die beides in sich vereinen, auch wenn es von außen nach Küstenklipper aussieht. Es gibt gar nicht so wenige Leute, die bei Fahrzeugen aller Art den Wolf im Schafspelz haben wollen ...
Danke für Deine bemerkenswert wertfreie und doch informative Antwort.
Um das noch mal ganz klar zu machen: es ist nicht die angebliche Begeisterung über mein CVP, sondern das Erstaunen, dass sich Kaufberatungen eigentlich immer auf ein YDP-141, ein CLP 430, oder eins der CA von Kawai reduzieren.
An sich könnte mir das egal sein, oder ich könnte in jedem Kaufthread eine Litanei über die Möglichkeiten eines CVP los lassen. Es ist vielmehr die reine Frage, ob es schlichtweg Unwissen ist, oder direkte Ablehnung dahinter steckt.
Wenn ich mir die massiven Technikspielereien der elektroniksüchtigen Welt anschaue, kann ich nicht glauben, dass der Großteil der an einem DP interessierten Fragenden hier aus Leuten besteht, die sich aus Unvermögen oder Desinteresse auf möglichst wenig Features beschränken wollen. Ob Fernseher, Handies, Digitalkameras usw. - überall grassiert die Duche nach Produkten, die nicht nur einen einsamen An/Aus - Knopf haben.
Nur zur Info: mein Handy ist von 2007, ich besitze keine der typischen Unterhaltungselektronik, und auch mein Küchenherd hat nur vier Drehknöpfe Ein Technik-Spielkind bin ich nicht im Geringsten.
Nun ist es ja nicht so, dass das CVP keine Qualität bietet. Bis auf ein bisschen grobporigen Plaste-Spritzguss und sonstigen angeblichen Errungenschaften, bekommt man auch bei den CLP keine signifikanten Unterschiede geboten. Wer also auf Qualität bei den rudimentären Bauelementen setzt, liegt beim CVP ja nicht gerade in der Einsteigerklasse.
wird diese Geisteshaltung längst nicht von allen Nutzern geteilt
Aber auch nicht abgelehnt. Wenn man sich anschaut, wie häufig Kaufentscheidungen getroffen werden, weil dieses oder jenes DP beim Klaviersound natürlicher oder subjektiv besser klang, ist es nicht ganz abwegig, von einer durchaus breiteren Affinität zu mehr Möglichkeiten zu sprechen.
Dass Technikfummelei den Blick auf das Wesentliche verstellen kann ist bekannt. Für solche Leute gibt es ja in der Tat noch die reinen Klavierersatze in Stagepianoform.
Leute stellen ja auch Bildschirm-Farben gerne viel zu knallig und kontrastreich ein, ohne zu merken, dass Bilder vollkommen unnatürlich wiedergegeben werden.
Um da das Berufliche mit rein zu bringen: ich war einige Jahre (digitaler) Produktfotograf - diesen Fehler der Hobbyfotografen kenne auch ich
Es gibt gute Gründe, sich zumindest bei hochwertigen Instrumenten guten Gewissens auf das Können der Herstellerseitigen Piano- und Tontechniker verlassen. Der eingefangene Ton wird (in den Grenzen des Sampling- und Wiedergabesystems) relativ optimal wiedergegeben.
Wenn das gute Stück dann im Normraum von Normohren mit Normlautstärke und Liedgut nach DIN genutzt wird, könnte das hin kommen.
Aber spätestens wenn es an die Zusatzinstrumente geht, ist das alles Makulatur. Mit ein bisschen Überlegung und Methode kann man noch einiges aus Piano, Gitarre und co. heraus holen.
Wer sich auf die herstellereigenen Lastenhefte bei der Produktentwicklung ohne Nachzudenken verlassen mag, lebt sicherlich nicht schlecht. Aber wer glaubt, dass für die xxx Euro eines Mittelklasse-Digitalpianos eben konstruktiv am Klang nicht mehr drin ist, hängt schon voll in der Marketingfalle.
Mal ein bisschen hinter die Kulissen und Verkleidungen geschaut muss man sowieso erkennen, dass auch die vielgelobte neue Technik Anno 2013 bei den Digitalpianos aus altbekannten Chips und Prozessoren besteht, die schon seit einigen Jahren gleichermaßen in günstigen bis teuren Teilen verbaut werden, und auf dem freien Markt für den Preis einer mittleren Pizza an der Imbissbude angeboten werden.
Das wiederum geht aber nur, wenn beim Bediener Grundwissen zu Frequenzen und eine gewisse Geschmackssicherheit vorhanden sind, und der EQ eine übersichtliche, spontane Bedienung überhaupt zulässt.
Ich mag nicht glauben, dass die Welt aus so vielen angeblichen Nichtskönnern besteht. Aber dafür gibt es ja noch den "Compare" - Button, wo man Ausprobierereien mit dem Ausgsangssound vergleichen kann ...