Nach gründlichem Testen ist der KK in meinem Home-Studio gelandet. Gründe waren praktischer Nutzen und Spassfaktor.
- Nutzen:
es ist einfach praktisch, gängige Analog-Sounds zwar nicht 1:1, aber in guter VA-Qualität (ohne jedes wahrnehmbare Stepping, Aliasing etc.) in einem Leichtgewicht dabei zu haben. Und dabei reicht dank der verschiedenen Filter-Modelle das Spektrum wirklich vom klassichen Moog-Bass (oder sagen wir besser: gut genug daran erinnernden Sound) über Oberheim-Flächen/Synthbrass-Ähnliches bis hin zu singenden Leadsounds (so was krieg ich aus meinem Access TI, der ja auch andere Einsatzzwecke hat, einfach gar nicht raus: da klingen leads immer ziemlich steril und leblos) und einigen modernen Effektklängen (Bitcrusher ist auch an Bord, falls man sich den viermillionsten Wobble-Sound oder ähnliches nicht verkneifen will). Er deckt also einen weiten Bereich von möglichem Grundbedarf ab.
- Spass:
Das Ding ist so haptisch und zugänglich wie ein klassicher Moog. Das heisst, dass man da wirklich an Sounds schraubt (wie am Polysix und MS20 im Kronos) und sich nicht im Parameter-Wald verirrt (so geht es mir beim vielen Fenster-hin-und-her-switchen im AL-1 im Kronos, wo ich oft den roten Faden und Gesamtüberblick verliere). Man hat Filterverläufe im Direktzugriff (mit einfachem Umschalter zwischen Amp- und Filterkurve), probiert Filter-Modelle aus, kriegt bei Bedarf Röhren-Wärme über leichte Sättigung bis hin zu Overdrive dazugeschaltet (und zwar gut klingend!). Für einen leicht angezerrten Jan-Hammer-Sound aus der Jeff Beck Zeit hab ich eine halbe Stunde gebraucht, nachdem ich vorher auf anderen VAs vergeblich versucht habe, dem nahe zu kommen. Ein funkiger Synth-Brass mit OB-Filter-Modell war in zwnazig Minuten fertig. Für die beiden simplen Höhen- und Tiefenregler ist eine sehr musikalische Frequenz vorgegeben, aber man kann sie bei Bedarf auch in den globalen Settings an eigene Gegebenheiten anpassen. Und die gesamte Klangformung, vom Oszillator über die Filter bis zu den Amp-Vorstufen, Raum- und Modulationseffekten, hat man im Direktzugriff.
Das Ding hat auch viele Grenzen: beschränkte Stimmenzahl, nur zwei Timbres/Splits, nicht zu kleine, aber doch begrenzte Modulations-Matrix (ein Access TI bietet da viel mehr), nur jeweils grundlegende Effektparameter, Röhreneinstellung und globale Klangregelung nicht per Patch einstellbar (was unbedingt der Fall sein sollte). Aber all das ist überwiegend so gut an den praktischen Bedarf angepasst, dass man ziemlich schnell und unkompliziert zu erwünschten Ergebnissen kommt.
Der Grundklang ist nicht ganz so voll wie bei Moogs oder Oberheims, obwohl er sich jederzeit mit Klangregelung, Effekten und Röhre in diese Rcihtung anfetten lässt. Aber mir gefällt gerade dieser Grundcharakter, weil er sich in einem mittenlastigen Keyboards-/Gitarren-Band-Sound sehr gut plazieren lässt und durchsetzt, ohne das allein über Lautstärke schaffen zu müssen. Ein Lead-Sound kommt also durch, ohne Ohrenbluten auszulösen, einschließlich der weicheren. Für mich ist das so was wie meine Synth-Telecaster, falls Ihr versteht, was ich meine. Klingt nie matschig, aber fett machen lässt sie sich immer.
Wenn ich Zeit finde, mehr Einzelheiten demnächst. Die Bedienungsanleitung lässt sich überigens in zwei Tagen durcharbeiten (und nicht in zwei bis drei Monaten wie man sie beim Kronos braucht).
OK. zurück zum Spass...