.Jens
Mod Emeritus
Amen. Dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen.und das ist es was eine live band machen muss - WIRKEN
Letztlich entscheided die Musikalität einer Combo (ob Original, Cover, Tribute, unbekannte Kneipenband, Crossover,...) zu 95% über den Erfog und das "Ankommen" beim Publikum. Die restlichen 5% machen dann Authentizitätsgeschichten wie "die" Gitarre oder "der" richtige Synthsound aus. Und die 5% teilen sich zu allem Überfluss auch noch die ganzen Musiker auf der Bühne.
Das heißt nicht, dass man nicht mit einer völlig unterbelichteten Kopie, einem grauenvollen Tischhupensound oder einer "Wahl der Waffen", die dem Original nicht mal in Ansätzen gerecht wird, nicht auch so einen Auftritt völlig ruinieren kann. Eine gesampelte Wald- und Wiesen-GM-Orgel bei Deep Purple geht genauso schief wie der schon zitierte Panflötensound bei Abba. Aber wenn man aus (verzeiht mir dieses abgedroschene Wort) "amtlichem" aktuellen Material, also einigermaßen zeitgemäßen Workstations oder Synths (sei es ein Little Phatty, ein Motif, ein Fantom, ein NE für eine Orgel...), mit einem gewissen musikalischen Anspruch (also nicht lieblos) den Kern eines Sounds erfasst und überzeugend auf die Bühne bringt, dann braucht es keine zwölfunddreißig Keyboarder auf und hinter der Bühne und keine Trucks voll Originalequipment, um die Massen zu begeistern.
Es gibt sicher Grenzen - eine Jarre-Tribute-Show müsste sich sicher eher am Synthpark messen lassen, denn Jarre steht für mehr als ein Jahrzehnt, in dem er quasi den Begriff "Synth-Musik" definiert und verkörpert hat. Jarre ist Synthesizer-Sound pur. Abba ist das nicht, egal wieviel Zeug Benny damals benutzt hat - Abba steht vor allem für mitreißenden Pop, der musikalisch (heißt vor allem kompositorisch) neue Maßstäbe gesetzt hat und eine charismatische
Bühnenshow, dem ein sauberer und mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatter, "glockenklarer" mehrstimmiger Gesang die Krone aufsetzt. Wer Abba "rüberbringen" will, muss das können.
Es interessiert sich (im Gegensatz zu einer z.B. Gary Moore-Coverband) keine Sau dafür, welche Gitarre und welcher Amp bei Abba zum Einsatz gekommen ist, und wenn überhaupt, wird das Publikum die Gitarre wollen, die in den Fernsehauftritten zu sehen war und nicht die, die auf den Studioaufnahmen zu hören war - wenn's denn was was auffälliges (weiß mit Pailletten...) ist.
Und so gerne ich dir auch recht damit gebe, dass eine sorgfältige Soundprogrammierung bei Abba sicher von recht großer Bedeutung ist: Den Unterschied zwischen einem Moog-Filter, einem Oberheim-Filter und einem (guten!) VA-Clone hört live kein Mensch. Auch nicht, wenn die Anlage top ist. Die beste PA ermöglicht bei "Betriebstemperatur" nicht im Ansatz die Auflösung und Tiefe einer guten Hifi-Anlage oder guter Kopfhörer nachzubilden.
Und spätestens, wenn da 5000+ Leute stehen, pfeifen und klatschen und der Pegel weit oberhalb von Zimmerlautstärke liegt, ist das beste Gehör nicht mehr in der Lage, sowas aufzulösen. Jedenfalls nicht, wenn der, der den Sound programmiert, es drauf anlegt, auch die hartnäckigsten Soundfetischisten hinters Licht zu führen.