Anforderungen an Keys in einem Tribute - Projekt

  • Ersteller Ambrosia800
  • Erstellt am
und das ist es was eine live band machen muss - WIRKEN
Amen. Dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen.

Letztlich entscheided die Musikalität einer Combo (ob Original, Cover, Tribute, unbekannte Kneipenband, Crossover,...) zu 95% über den Erfog und das "Ankommen" beim Publikum. Die restlichen 5% machen dann Authentizitätsgeschichten wie "die" Gitarre oder "der" richtige Synthsound aus. Und die 5% teilen sich zu allem Überfluss auch noch die ganzen Musiker auf der Bühne.

Das heißt nicht, dass man nicht mit einer völlig unterbelichteten Kopie, einem grauenvollen Tischhupensound oder einer "Wahl der Waffen", die dem Original nicht mal in Ansätzen gerecht wird, nicht auch so einen Auftritt völlig ruinieren kann. Eine gesampelte Wald- und Wiesen-GM-Orgel bei Deep Purple geht genauso schief wie der schon zitierte Panflötensound bei Abba. Aber wenn man aus (verzeiht mir dieses abgedroschene Wort) "amtlichem" aktuellen Material, also einigermaßen zeitgemäßen Workstations oder Synths (sei es ein Little Phatty, ein Motif, ein Fantom, ein NE für eine Orgel...), mit einem gewissen musikalischen Anspruch (also nicht lieblos) den Kern eines Sounds erfasst und überzeugend auf die Bühne bringt, dann braucht es keine zwölfunddreißig Keyboarder auf und hinter der Bühne und keine Trucks voll Originalequipment, um die Massen zu begeistern.

Es gibt sicher Grenzen - eine Jarre-Tribute-Show müsste sich sicher eher am Synthpark messen lassen, denn Jarre steht für mehr als ein Jahrzehnt, in dem er quasi den Begriff "Synth-Musik" definiert und verkörpert hat. Jarre ist Synthesizer-Sound pur. Abba ist das nicht, egal wieviel Zeug Benny damals benutzt hat - Abba steht vor allem für mitreißenden Pop, der musikalisch (heißt vor allem kompositorisch) neue Maßstäbe gesetzt hat und eine charismatische
Bühnenshow, dem ein sauberer und mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatter, "glockenklarer" mehrstimmiger Gesang die Krone aufsetzt. Wer Abba "rüberbringen" will, muss das können.

Es interessiert sich (im Gegensatz zu einer z.B. Gary Moore-Coverband) keine Sau dafür, welche Gitarre und welcher Amp bei Abba zum Einsatz gekommen ist, und wenn überhaupt, wird das Publikum die Gitarre wollen, die in den Fernsehauftritten zu sehen war und nicht die, die auf den Studioaufnahmen zu hören war - wenn's denn was was auffälliges (weiß mit Pailletten...) ist.

Und so gerne ich dir auch recht damit gebe, dass eine sorgfältige Soundprogrammierung bei Abba sicher von recht großer Bedeutung ist: Den Unterschied zwischen einem Moog-Filter, einem Oberheim-Filter und einem (guten!) VA-Clone hört live kein Mensch. Auch nicht, wenn die Anlage top ist. Die beste PA ermöglicht bei "Betriebstemperatur" nicht im Ansatz die Auflösung und Tiefe einer guten Hifi-Anlage oder guter Kopfhörer nachzubilden.
Und spätestens, wenn da 5000+ Leute stehen, pfeifen und klatschen und der Pegel weit oberhalb von Zimmerlautstärke liegt, ist das beste Gehör nicht mehr in der Lage, sowas aufzulösen. Jedenfalls nicht, wenn der, der den Sound programmiert, es drauf anlegt, auch die hartnäckigsten Soundfetischisten hinters Licht zu führen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
....(also "The Australian ABBA Show"),

die australischen pink floyds und musical box etc haben ihren erfolg ganz sicher nicht dadurch, dass sie den ansprüchen von solch wahnsinnigen , jedes einzelne konzert auswendig kennenden authisten fans genügen.

Ich will ja nicht Martmans Illusionen oder Weltbild ins Wanken bringen. Aber das Equipment von Jason Sawford, Keys von der hier als Maßstab angeführten Australian Pink Floyd Show (die ich selbst sehr schätze und schon mehrmals gesehen habe) hat genau _NULLKOMMANULL_ mit dem Studio-Equip von PF zu tun, NULL mit dem Live-Gear PF, oder Gilmour oder Roger Waters (Jon Carrin spielt heute noch kurzweil), er hat ne V-Kombo und einen Stage am Start....im Rack erkenne ich glaub 2 Akai-Sampler und 2x Alesis QSR, bitte korrigiert mich. Die silbernen Teile daneben erkenne ich nicht, wohl nen masterkey oder sowas. Also überhaupt gar nichts wo man den Mund offen stehen hat und OHH und AHH ruft. Dennoch haben die einen überaus authentischen Live-Sound, den selbst Martman zufrieden stellt, aber eigentlich nach deiner Theroie überhaupt nicht dürfte. Ich selbst bin eigentlich auch der Meinung, das es mti einem Keyboarder schwer ist, PF zu spielen, da ja oft synth+Hammond oder Rhodes zusammen zu hören ist, aber ich glaub bei TAPF spielt Sawford alleine. Ergänzend sollte man schon noch erwähnen, dass die bei den Gitarrenparts einen immensen Aufwand und Materialschlacht fahren.
 

Anhänge

  • 536785_10151223342009812_1834734020_n.jpg
    536785_10151223342009812_1834734020_n.jpg
    151,7 KB · Aufrufe: 336
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sorry Martman, aber das ist doch Schwachsinn. 95% der Zuhörer bei einer Tribute Show interessieren genau drei Dinge:

1. Ist es gesanglich top.
2. Ist die Band top.
3. Stimmen die Arrangements, und sind Hooklines/Sounds und evtl. markante Solos vorhanden.

Ob der Synth Sound aus einem Oberheim, einem Kurzweil, einem VA oder einem Sampler kommt ist denen vollkommen Banane. Ehrlich gesagt halte ich Menschen die ein Konzert nach dem verwendeten Equipment beurteilen, für (gelinde gesagt) etwas kleingeistig. No offense.

Lg

Edit: ich korrigiere meine Einschätzung auf 99%.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 13 Benutzer
Dann möchte ich dir drei Fragen stellen.

Woraus ergibt sich die Notwendigkeit, konkrete Konzerte ausgerechnet von Pink Floyd bis in allerhinterletzte kleine Detail zu replizieren, daß das mittlerweile sogar schon ZWEI Bands machen?

Woher wissen TAPFS, Brit Floyd, die Zuschauer und die Presse, wie authentisch es ist, wenn es doch eh keiner weiß?

Und die Tributeband, in der du spielst, wirbt die mit einer perfekten sowohl optischen als auch klanglichen Illusion des Originals?


Martman
 
Dann möchte ich dir drei Fragen stellen.

Woraus ergibt sich die Notwendigkeit, konkrete Konzerte ausgerechnet von Pink Floyd bis in allerhinterletzte kleine Detail zu replizieren, daß das mittlerweile sogar schon ZWEI Bands machen?

Woher wissen TAPFS, Brit Floyd, die Zuschauer und die Presse, wie authentisch es ist, wenn es doch eh keiner weiß?

Und die Tributeband, in der du spielst, wirbt die mit einer perfekten sowohl optischen als auch klanglichen Illusion des Originals?

Martman

1. Weil die Leute auf PF stehen, nicht auf deren Synths.

2. Zeig mir ein Zitat, wo eine Tribute Band als unauthentisch bezeichnet wird, weil sie einen bestimmten Synth nicht dabei hat!

3. Ich spiele in keiner Tribute Band und werde das auch nie tun. Höchstens für ein Tom Waits Projekt. Wobei ich da eine kaputte Farfisa, ein demoliertes Upright, eine singende Säge, einen Haufen gestimmte Schlaginstrumente und ein Glockenspiel bräuchte. Könnte teuer werden... ;)

Lg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Woraus ergibt sich die Notwendigkeit, konkrete Konzerte ausgerechnet von Pink Floyd bis in allerhinterletzte kleine Detail zu replizieren, daß das mittlerweile sogar schon ZWEI Bands machen?
Mal ehrlich, Martman: der einzige mir bekannte Mensch, der "Tribute"-Bands automatisch mit "Replika bis ins allerletzte kleinste Detail" gleichsetzt (und noch dazu ausgerechnet bei den Synths anfängt statt z.B. beim Frontmann), bist du. Genauso gibt es keine "Notwendigkeit" - vielleicht haben sowohl die Band als auch ein hinreichend großer Zuschauerkreis einfach Spaß dran? An der Musik, meine ich, nicht an einer 1:1-Replik.

Wenn du das als Frevel empfindest, solange deine persönlichen Ansprüche nicht erfüllt werden, dann geh doch einfach nicht hin.

Die Bands, die hier im Thread überwiegend genannt wurden, sind doch nun offenbar durchaus erfolgreich, also gefällt es sovielen Leuten, dass sie für große Hallen gebucht werden. Wer als Hardcore-Fan keine Enttäuschung erleben möchte, weil der Gitarrist das falsche Kabel verwendet oder die Hammond über ein 760er Leslie mit externer Röhrenvorstufe statt über ein 147er (wie es sich gehört, weil im Original so geschehen) läuft, der bleibt halt einfach zuhause.

Woher wissen TAPFS, Brit Floyd, die Zuschauer und die Presse, wie authentisch es ist, wenn es doch eh keiner weiß?
Das fängt schon früher an: Wer definiert denn, was "authentisch" ist - komplette Authentizität kann es ja nicht geben, solange die Originalleute nicht auf der Bühne stehen - die machen ja nunmal eigentlich die Band aus. Der Kompromiss, der dann gefunden wird in Puncto Authentizität (sofern die überhaupt erwünscht ist), bemisst sich an musikalischen Maßstäben und nicht an Datenblättern der Synthesizer.

Und die Tributeband, in der du spielst, wirbt die mit einer perfekten sowohl optischen als auch klanglichen Illusion des Originals?
Wer wirbt denn eigentlich damit (wörtlich!) ? Bei TAFPS hab ich einen Satz gefunden, der in diese Richtung geht, da zitieren sie aber aus einem Presse-Review - ganz normales Marketing, wenn du mich fragst. Du wiederholst zwar immer wieder, dass die Eigendarstellung "der" Tributebands so sei, aber bei den hier im Thread genannten konnte ich auf die Schnelle nichts dergleichen finden. Und selbst wenn: Klappern gehört zum Handwerk, und wenn man sih z.B. die Fotos und Videos der Abba-Tribute-Bands so anschaut, dann geben die sich auf vielen Ebenen schon alle erdenkliche Mühe, eine (ziemlich) perfekte Illusion zu zaubern. Dass dazu zwangsläufig auch sämtliches Originalequipment gehören würde, ist aber keine Tatsache, sondern nur deine, Martmans, ganz persönliche Meinung.

Und da fällt mir eigentlich nur ein: Entweder zuhause bleiben, wenn es einem so nicht gefällt - oder aber besser machen, und sich dann über die anderen beschweren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 7 Benutzer
... vielleicht haben sowohl die Band als auch ein hinreichend großer Zuschauerkreis einfach Spaß dran? An der Musik, meine ich, nicht an einer 1:1-Replik.

Zum einen das und zum anderen hauptsächlich, weil sie damit Geld verdienen, die reisen sicher nicht wie die heilarmee durch die gegend...
die verbinden Leidenschaft/Hobby mit Beruf und die Nachfrage ist da, Martman du meinst, das schon ZWEI Bands das machen?

schaut mal allein hier sind über 60 PF-Tribute-Bands gelistet...

http://www.pinkfloydz.com/tributebands.htm

Aber Pink Floyd ist hier die große Ausnahme, kaum eine andere Band zieht heute noch so ein Publikum wie PF, selbst wenns nur nachgespielt ist. Zuviele denken wohl bei Wish you were here an ihre erste große Liebe aufm Rücksitz vom Golf 1 :D

Für eine TAPFS zahlt mal man richtig Kohle (ich mein über 50 EUR letzmal bezahlt zu haben), und das für eine Kopie, verrückt!

Ich glaube das ist auch ein Ansatz vieler tribute-Bands, mit eigener Mucke kann man heute kein /kaum Geld mehr verdienen und wenn du trotzdem gerne live spielst und kein cover/Top40 machen willst, suchst du dir paar Leute und spielst
die Musik deiner Idole. Der Markt dafür ist da und wenn alle Spaß damit haben ist das doch auch ok.

Und Martman, du hast aber jetzt elegant umschifft, das selbst TAPFS beim Tasten-Equipment Null wert auf die Originale legt, sondern großen Wert auf das Ergebnis und die Show^^
Und Brit-Floyd, der hat nen Motif ES und ne alte xp 30 auf der bühne :eek: :D, wobei da glaub ich das meiste vom Rechner kommt.
 
Wenn eine Tributeband eine Live-Version nachspielt, wird der Hardcore-Fan sie als authentisch identifizieren (so sie authentisch genug ist) und erkennen. Er hat die ABBA live, er hat sie oft genug gehört, er hört sie inzwischen nicht mehr, weil er Bootlegs hat, die nicht im Studio nachbearbeitet wurden,[...]

Okay, deine Argumentation verstehe ich, aber wenn man die "ABBA live"-Platte hört, hört man eben eine Platte und besucht kein Stadion-Livekonzert. Mein Argument war fundamentaler (und...fundamental zu argumentieren beherrschst du ja im positivsten Sinne nun auch ;)): die Hörsituation bei einem Live-Konzert einer Tribute-Band ist anders, als wenn der Konzertbesucher zu Hause *irgendeine* Aufnahme der Originalband hört, sei es eine Studioproduktion oder auch die Aufnahme eines Live-Konzerts. Man steht zwischen 100-20.000 Leuten vor einer großen PA und wird sozial, musikalisch, physikalisch etc. ganz anders bewegt, als wenn man über eine HiFi-Anlage, im Auto oder unter Kopfhörern Musik hört.

Die Tribute-Band kann (und IMHO: muss) daher andere Arrangements spielen, als die Originalband bei ihren Aufnahmen hatte, denn diese haben in aller Regel ihre Songs im Studio konzipiert/komponiert/aufgenommen und damit eine Vorlage geschaffen, die niemals für Live-Bedingungen gedacht war. Überspitzt: eine Tribute-Band spielt ausschließlich live Songs, die ausschließlich im Studio ausgedacht und produziert wurden. Da prallen Welten aufeinander, die in letzter Konsequenz unvereinbar sind, und für ein professionelles Ergebnis Kompromisse erfordern.

Vielleicht hört der Laie nicht analytisch raus, was jetzt genau womit gespielt wurde. Aber ich glaube nicht, daß er es gar nicht wahrnimmt. [...]Spiel das Ganze noch einmal mit möglichst akkurat emulierten Originalsounds, und er wird nach einem noch intensiveren Schwall von Nostalgie seine vorherige Aussage revidieren.

Da beschreibst du schön das Resultat, das man mit maximaler Authentizität erreichen könnte: ein Schwall von Nostalgie. Dieser Faktor darf meiner Ansicht nach weder zu gering, noch zu hoch eingeschätzt werden. Nostalgie ist für Tribute- (und auch für viele Cover-)Bands die Daseinsberechtigung, denn die Befriedigung von Nostalgiebedürfnissen ist ein wichtiger Faktor des Live-Musik-Markts. Wenn Musik aber prinzipiell und grundsätzlich aus einem Schwall von Nostalgie gemacht wird, erstarrt sie und hat keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr.

Daraus folgere ich: einerseits ist es für z.B. lernende Musiker wichtig, Nostalgiebedürfnisse des Publikums zu befriedigen. Davon kann man, wenn man's gut macht, leben. Andererseits sollte man sich kreative musikalische Zukunftsperspektiven bewahren: man sollte als Musiker aus der Geschichte lernen, und für zukünftige eigene Ideen/Projekte/Bands/Kompositionen die Sounds, Taktiken und Ausdrucksmöglichkeiten vergangener Epochen kennen und nutzen. Das Resultat dieser Überlegungen ist halt der Vorschlag an alle Musiker, sich mit Historischer Aufführungspraxis in der Popularmusik zu befassen.

Wenn man also wissen will, wie revolutionäre, bekannte, gewinnbringende Sounds entstanden, sollte man sie analysieren, und als Nebeneffekt auch gerne mal mit maximalem Authentizitätsanspruch reproduzieren. Insofern halte ich deinen Ansatz, Martman, eher für einen musikwissenschaftlichen Umgang mit Musik, als für einen musikpraktischen. Du betreibst sozusagen popularmusikalische Sound-Studien im besten Sinne. Ähnliches macht Volkmar Kramarz an der Uni Bonn, der dort Prof. für Musikwissenschaften ist und sich mit dem Sounddesign historischer Popmusiker beschäftigt. Zwei Produkte seiner Arbeit sind die Bücher "Die Pop-Formeln" und "Die Hip-Hop-Formeln", die für Tribute-Projekte auch hilfreich sein könnten.


Wenn man nach Martman geht, könnte/dürfte es eigentlich überhaupt keine ABBA Tribut geben.

Aber man muss festhalten: Martman stellt seine Ideen und Ideale dar, ohne sie anderen aufzudrücken. Ich habe hier in meiner Umgebung wenig Leute, die sich so intensiv mit der exakten Reproduktion beschäftigen, und lese immer wieder gerne von Leuten, die sich sehr sehr intensiv mit sowas beschäftigen. Man kann's annehmen, oder ablehnen.

Wer findet sich im folgenden Zitat nicht irgendwo selbst wieder?:

Ich weiß, daß ich für meine eigenen musikalischen Ansprüche trotz einer eigentlich viel zu opulenten Gear-Anhäufung technisch unterausgestattet bin. Und ich gebe es auch gern zu. Denn Equipment, das meinen sowohl klanglichen als auch ergonomischen Ansprüchen genügen dürfte, kann ich mir kurz- bis mittelfristig nicht leisten, und ich habe dafür auch keinen Platz im engen Probenraum. [...] Aber ich hole aus dem, was ich habe, heraus, was ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit kann.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
harald formuliert wie üblich treffend.
da die von martman gestellten fragen mich ansprechen und die ersten beiden schon in meinem sinne von anderer stelle beantwortet wurden gehe ich nur auf die dritte ein:
https://www.facebook.com/justpinkmusic?ref=ts&fref=ts
...wir werben so.
 
Ein bißchen beschleicht mich das Gefühl, daß sich hier einige Tributeband-Keyboarder, die bisher immer glaubten, ihr Spiel sei als Teil des Bandsounds auch diverser Superlative uneingeschränkt würdig, persönlich angegriffen fühlen, weil einer, der nur in einer Hobbyband auf Uraltequipment spielt, sich erdreistet, ihnen aufzuzeigen, daß der Rompler als Quelle klanglicher Authentizität weder Maß aller Dinge noch das Nonplusultra ist.

Mal ehrlich, Martman: der einzige mir bekannte Mensch, der "Tribute"-Bands automatisch mit "Replika bis ins allerletzte kleinste Detail" gleichsetzt (und noch dazu ausgerechnet bei den Synths anfängt statt z.B. beim Frontmann), bist du.
Ich habe nie verlangt, daß ausnahmslos alle Tributebands immer die perfekte Replica anzustreben haben. Ich möchte nur erreichen, daß diejenigen, die sich als perfekte Replica verkaufen, darin dann auch konsequent sind und nicht die Originalkostüme bis ins letzte Detail nachschneidern, mit ausgewählten Gesangsmikros und EQ-Einstellungen versuchen, noch näher an die Originalstimmen zu kommen, Customgitarren nachbauen lassen, die Bewegungen der Originalkünstler jahrelang einüben, und der Keyboardsound muß dann nur gerade eben ausreichend sein, um den Gelegenheitshörer zufriedenzustellen.

Wenn eine Tributeband keine solch hochtrabenden Ansprüche zu Werbezwecken nach vorne trägt, muß sie sich da auch keinen abbrechen. Kann, muß aber nicht. Und ich kann mir durchaus Bands wie Quo, Bon Scott oder Pfefferminz ohne diesen Aufwand anhören.

Genauso gibt es keine "Notwendigkeit" - vielleicht haben sowohl die Band als auch ein hinreichend großer Zuschauerkreis einfach Spaß dran? An der Musik, meine ich, nicht an einer 1:1-Replik.
Richtig, es gibt keine Notwendigkeit. Tributebands, die sich zum Ziel setzen, das Original in allen Punkten bis hin zum Instrumentensound möglichst akribisch nachzuahmen, tun es nicht, weil sie es müssen.

Sie tun es, weil sie es können. Um zu beweisen, daß es geht. Denn je größer der Aufwand, desto verlockender die Herausforderung. Und es schadet nicht.

Meines Erachtens sollte das auch ein Grund für Keyboarder sein, mehr zu machen als das, was gerade eben so durchgeht, mit den einfachsten noch tolerierbaren Mitteln. Weil es geht. Und weil es nicht schadet.

Wer wirbt denn eigentlich damit (wörtlich!) ? Bei TAFPS hab ich einen Satz gefunden, der in diese Richtung geht, da zitieren sie aber aus einem Presse-Review - ganz normales Marketing, wenn du mich fragst. Du wiederholst zwar immer wieder, dass die Eigendarstellung "der" Tributebands so sei, aber bei den hier im Thread genannten konnte ich auf die Schnelle nichts dergleichen finden.
Nun gut, sehen wir uns mal ein paar ABBA-Tributeprojekte an.

The Real ABBA:
"... eine ABBA - Tribute-Show der absoluten Spitzenklasse!" Markiger Werbespruch, impliziert aber, daß es besser nicht mehr geht, daß The Real ABBA also alle Möglichkeiten der Authentizitätssteigerung bis an ihre Grenzen ausschöpfen.
Im Referenzen-Bereich werden sie von verschiedenen Seiten (also von Dritten) mit Superlativen wie "die wohl beste Kopie" (Kärntner Krone) und "die Beste ihres Genres" (Köhler & Köhler) beschrieben.
Man beachte auch die Schilderungen von Top of the Tops. Wieder einmal Superlative und sogar "einzigartige Sound-Design". Da wird todsicher nicht mit "ungefähr so ähnlich" vom Rompler rumgemuckt.
Der Keyboarder Walter Chmela hat eine sehr beeindruckende Biographie. Über sein genaues Equipment gibt es kaum Informationen; etwas von Clavia ist dabei, wird aber nicht als einziger Klangerzeuger genutzt, da auch der MIDI Out genutzt wird. Ich glaube weniger (und hoffe), daß da nur ein einfacher Rompler dran hängt. Jemand dieses Schlages, so schätze ich, wird in einer Band mit solchen Ansprüchen einen Laptop oder einen Receptor oder so fahren mit eigens für diesen Zweck ausgewählten VSTis statt einfach nur Komplete, denn Komplete hat für ABBA-Tribute-Zwecke zu große Lücken, die sich mit anderen VSTis besser füllen lassen.

Sweden 4ever (vormals ABBA A Life):
Existieren schon seit ca. 20 Jahren, sind entsprechend eine Institution. Die Presse beschreibte sie in jüngerer Zeit mit Attributen wie "täuschend echt".
Der "Bühnenbenny" und einzige Tastenmann Robert Karasek, der sämtliche Tastenparts und Bennys Gesang zu übernehmen hat, hat eine nicht viel minder beeindruckende Vita aufzuweisen und bietet zumindest teilweise Einblick in sein Equipment: Kurzweil PC3x und Muse Receptor mit diversen nachinstallierten VSTis, die, wie es aussieht, Bennys Originalequipment nachbilden.
Man muß aber mutmaßen, daß die "Live Band Show" nicht zu 100% Note für Note live gespielt ist, denn Sweden 4ever haben keinen Bassisten, und es gibt auch eine Halbplayback-Veranstaltung, wo nur der Gesang live ist und von selbstproduzierten Backings begleitet wird. Ein Teil dieser Backings dürfte auch "live" Verwendung finden.

Waterloo:
"Zwei fantastische Sängerinnen, gepaart mit einer absoluten Live-Band, die es versteht den ABBA-Sound nahezu authentisch wiederzugeben..." Die relativieren also schon. Es ist live, aber man gibt Abstriche bei der Authentizität zu.
Informationen über die Band selbst gibt's keine. Nur aus winzigen Fotos geht hervor, daß sie siebenköpfig ist und nur einen Tastenmann (nicht der "Bühnenbenny") hat, der mit zwei Händen auf zwei Keyboards (beide samplebasiert) alles ohne jegliche Sequencerunterstützung live spielen muß. Die Hörbeispiele konnte ich noch nicht begutachten, weil ich diese Zeilen auf einem Gerät ohne funktionierende Soundausgabe geschrieben habe.

AGNETHA:
Bezeichnen sich selbst als "authentische und ehrwürdige Hommage an das Original", sind also eher zurückhaltend.
Tastenmann (nicht "Bühnenbenny", der zweite Sänger ist der Drummer) ist Harry Schimmel, der auf seiner Seite im Bandauftritt auch als "Soundtüftler" tituliert wird. Da ich die Pressebilder nicht einsehen konnte, konnte ich auch sein Equipment nicht einwandfrei identifizieren. Auf jeden Fall ein Stagepiano (bzw. eine 88-Tasten-Workstation japanischer Herkunft) und etwas älteres Samplebasiertes von Korg; ob er ein Rack hat, weiß ich nicht mit Sicherheit, geschweige denn, was drin ist. Wohlgemerkt, als "Soundtüftler" kann man einem Nicht-Synthmenschen schon vorkommen, wenn man hinreichend coole Romplersounds, wenn nicht gar Presets, verwendet, die nicht nach Tischhupe klingen.

ABBA da capo:
"...die perfekte Verbindung vom Feeling der 70er Jahre und dem Sound und Lebensgefühl des neuen Jahrtausends[u]." Diese Eigenaussage klingt nach einer Kapitulation vor dem gewaltigen Aufwand, den eine wirklich authentische Nachbildung von ABBAs Synthesizersound bedeutet hätte, und als Folge der Resignation teilweise neuen Arrangements bei gleichbleibendem Original-ABBA-Gesang.
Info über die Band gibt es nicht. Auf den mal wieder winzigen Fotos kann man kaum erkennen, was der mal wieder einzige Keyboarder unter den Händen hat, zumal da ständig unten das Stagepiano und oben der kleine Rompler ausgetauscht zu werden scheinen. Ein Rack scheint auch vorhanden zu sein, wieder mit unbekanntem Inhalt.

ABBA Gold:
Wir kommen nun zu einer Band, die sich selbst sozusagen versteht als die ABBA-Version von Brit Floyd. Und gleichzeitig ein perfektes Beispiel für meine These von der Band, die mit Superlativen bezüglich Qualität und Authentizität um sich schmeißt und ausgerechnet die Synthsachen schleifen läßt.
"They are still the very best tribute to ABBA."
"Abba Gold. Often copied, never beaten."
Es gibt also keine ABBA-Tributeband, die ABBA Gold in irgendeiner Hinsicht überlegen sein soll.
Und dann steht da auch mal der "Bühnenbenny" (der Schauspieler Andrew Bowen) auch mal mit zwei Roland-Romplern (darunter ein RS-9), an denen nur jeweils ein Netzkabel, zwei Audiokabel und vielleicht noch ein Dämpferpedal hängen, aber keine MIDI-Leitung. Oder zwei 61-Tasten-Keyboards von Yamaha. Oder eine einzelne Roland Fantom-X8, die nur als Masterkeyboard für ein nicht näher definierbares, darauf abgelegtes Gerät (Sonic Cell?) dient. Man hat den Eindruck, als würde diese vollprofessionelle, perfektionistische beste ABBA-Tributeband aller Zeiten ohne Keyboards reisen und vor Ort irgendwas leihen. Ein Keyboardrack gibt es ebensowenig wie eine Steuerverbindung zu einem möglichen Backstage-Rack. Mit japanischen Werkssamples wollen sie Bands toppen, die dutzendweise erheblich authentischere, weil hochspezialisierte VSTis auf die Bühne bringen, die konkrete Analogsynthesizer und Stringmachines detailgetreu emulieren?
"They have their own sound engineers on tour with them to re-create that special Abba sound." Die haben Tonis, die dafür sorgen, daß ein Unterklasserompler von Roland so fett klingt wie ein Minimoog, so blechern wie ein Odyssey Mk I, so glitzernd und doch warm wie ein digitales Synclavier, so extravagant wie eine GX-1 mit ihren rasanten Hüllkurven und ihren ewig zerrenden Filtern, die bis in den Ultraschallbereich gehen?
Noch dazu gibt's wieder nur einen Keyboarder, zwei Hände, und "Abba Gold are proud to say that they sing and play live at every show...", sprich, keine Audiozuspieler, kein Sequencer, alles komplett und ausschließlich handgespielt. Ich frage mich immer noch, warum ABBA-Tributebands, noch dazu von sich selbst und ihrer Authentizität so überzeugte, sich das antun, wo schon Dancing Queen innerhalb der ersten Sechzehntel (!) zwingend drei Hände auf Tasten erforderlich macht und im dritten Takt eine vierte. Das sind alles Parts, die selbst der Laie hört bzw. es auch ohne ABX-Blindtest merkt, wenn sie fehlen, die man also nicht streichen kann, und Dancing Queen ist einer der ABBA-Vorzeigesongs schlechthin.

ABBA Fever:
Noch ein Gigant aus England. Eine fünfköpfige Band, die nicht mit Superlativen um sich schmeißt, aber zu fünft absolut alles absolut live spielt. Daruf wird gesteigert Wert gelegt, daß alles reines Handspiel ist.
Trotzdem kommen sie aus mit dem "Bühnenbenny" (Mitgründer Steve Nelson), dessen zwei Händen und einem einzelnen Roland-Mittelklasse-Stagepiano, also 100% Presets und nur eine sehr begrenzte Anzahl an Sounds auf der Tastatur pro Song. Ganz klar, warum sie nicht mal versuchen, sich als eine der besten zu verkaufen.

ABBA Fever (Sweden is back!):
Die deutschen ABBA Fever wiederum können sich diverser Auszeichnungen rühmen: Sieg beim ABBA Band Contest 2005, Stars & Legends Award 2007, Fachmedienpreis 2008 (Beste Konzertshow).
Sie bezeichnen sich selbst als "absolute... Nr. 1 der Abba Tribute Shows". Die Aussage "Würde die Gruppe ABBA heute noch auf der Bühne stehen, dann würden sie mit Sicherheit so klingen wie ein Konzert von Sweden is back" kann man so oder so auffassen: entweder so, daß sie für sich in Anspruch nehmen, keinerlei klangliche Unterschiede zu ABBA mehr zu haben, oder so, daß sie gar nicht erst versuchen, den Originalsound von ABBA bis zur Perfektion zu replizieren, sondern sich fragen, wie ein ABBA-Live-Auftritt heutzutage mit entsprechend angepaßtem Equipment klingen würde.
An das erstere kann ich nicht glauben, denn ein Yamaha Tyros 4 und ein Clavia Nord Stage EX trotz prominenten Nutzers (Tom Aeschbacher) geben diesen Sound so nicht her. Jedenfalls nicht auf demselben Niveau wie der bei Sweden 4ever im Einsatz befindliche Muse Receptor. Bei Auftritten mit Flugreise kann auch schon mal geliehenes anderes Equipment zum Einsatz kommen, man ist also nicht auf genau die eigenen Geräte angewiesen. Sprich, der hinter dem Tastenklang steckende Programmier- und Sounddesign-Aufwand hält sich ziemlich in Grenzen, wenn auf Fremdequipment zwischen Ankunft und Konzert nicht mehrere Tage intensiver Soundprogrammierung sowie ein Dress Rehearsal mit eventueller Abstimmung der Sounds des Fremdklangerzeugers mit der Restband notwendig sind.

Dass dazu zwangsläufig auch sämtliches Originalequipment gehören würde, ist aber keine Tatsache, sondern nur deine, Martmans, ganz persönliche Meinung.
Auch Originalequipment ist nicht zwingend in allen Fällen notwendig.

Wenn im Studio oder live dasselbe benutzt wurden, wäre es je nach Ansprüchen der Band an Authentizität sinnvoll, auch im Sinne des Bühnenbildes.

Wenn live etwas anders benutzt wurde als im Studio, ist originales Studioequipment schädlich fürs Bühnenbild, und originales Liveequipment schadet den Sound, wenn man den Studiosound anstrebt.

Letztlich muß man abwägen,
  • wie wichtig oder schädlich das jeweilige Originalequipment fürs Bühnenbild ist,
  • wie sehr Ersatz dem Bühnenbild schaden würde,
  • ob die Instrumente im Bühnenbild eine gesteigerte Rolle spielen,
  • wie leicht das Originalequipment zu beschaffen und zu handhaben ist,
  • wie leicht die besten Emulationen zu beschaffen und zu handhaben sind,
  • ob diese Emulationen überzeugend genug sind,
  • wie die überzeugendste beschaff- und handhabbare Emulation aussieht.
    • Zumindest aber sollte man, wenn man einigermaßen originalgetreu klingen will (und will man das nicht?), nicht sofort das Handtuch werfen, den allereinfachsten Weg wählen, sich mit dessen (Mangel an) Authentizität von vornherein und dauerhaft abfinden, mit Superlativen werben und hoffen, daß sich daran keiner stört.

      Sprich, wenn man Moog, ARP, Prophet, Jupiter braucht, muß man nicht die Originale auffahren. Außer man hat sie sowieso, sie lassen sich live problemlos handhaben, und sie zerstören nicht das Bühnenbild.

      Falls nicht, braucht man nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen und die Motif/den Nord Stage nehmen. Wie schon so oft gesagt: Arturia Origin. Moog, ARP, Prophet, Jupiter, pronto, alles in einem Gerät, das billiger ist und authentischer klingt als der Nord. Oder ein Laptop. Oder ein Muse Receptor. Die Möglichkeiten sind da, man muß nur zugreifen. Und im Bühnenbild lassen die sich auch unterbringen, jedenfalls nicht schlechter als eine Workstation, ein Stagepiano oder ein roter Schwede.

      schaut mal allein hier sind über 60 PF-Tribute-Bands gelistet...

      http://www.pinkfloydz.com/tributebands.htm
      Und die spielen alle konkrete Konzerte von Pink Floyd der Gilmour/Waters-Ära im Maßstab 1:1 nach? Machen Echoes das?

      Und Martman, du hast aber jetzt elegant umschifft, das selbst TAPFS beim Tasten-Equipment Null wert auf die Originale legt, sondern großen Wert auf das Ergebnis und die Show^^
      Und Brit-Floyd, der hat nen Motif ES und ne alte xp 30 auf der bühne :eek: :D, wobei da glaub ich das meiste vom Rechner kommt.
      Wenn man die Budgets bedenkt, die diese Bands haben, sollte man sich da wirklich wundern, das stimmt. Allerdings dürfte höchstens noch das Originalequipment aus DSOTM-Zeiten wenig Probleme aufwerfen. Oder das aus den 90ern, das aus erbuchteten Vierthand-Kurzweils zusammengestellt werden kann.

      Wenn natürlich jetzt wirklich mit den erwähnten Geräten VSTis gespielt werden, will ich klanglich nichts sagen. Aber ich will hoffen, daß die beiden nicht für Hammond und Synths herhalten müssen.

      Zum Glück konnte Rick Wright der angebliche GX-1-Besitz nie nachgewiesen werden, geschweige denn deren Verwendung bei Pink Floyd.


      Martman

      - - - Aktualisiert - - -

      Ein bißchen beschleicht mich das Gefühl, daß sich hier einige Tributeband-Keyboarder, die bisher immer glaubten, ihr Spiel sei als Teil des Bandsounds auch diverser Superlative uneingeschränkt würdig, persönlich angegriffen fühlen, weil einer, der nur in einer Hobbyband auf Uraltequipment spielt, sich erdreistet, ihnen aufzuzeigen, daß der Rompler als Quelle klanglicher Authentizität weder Maß aller Dinge noch das Nonplusultra ist.

      Mal ehrlich, Martman: der einzige mir bekannte Mensch, der "Tribute"-Bands automatisch mit "Replika bis ins allerletzte kleinste Detail" gleichsetzt (und noch dazu ausgerechnet bei den Synths anfängt statt z.B. beim Frontmann), bist du.
      Ich habe nie verlangt, daß ausnahmslos alle Tributebands immer die perfekte Replica anzustreben haben. Ich möchte nur erreichen, daß diejenigen, die sich als perfekte Replica verkaufen, darin dann auch konsequent sind und nicht die Originalkostüme bis ins letzte Detail nachschneidern, mit ausgewählten Gesangsmikros und EQ-Einstellungen versuchen, noch näher an die Originalstimmen zu kommen, Customgitarren nachbauen lassen, die Bewegungen der Originalkünstler jahrelang einüben, und der Keyboardsound muß dann nur gerade eben ausreichend sein, um den Gelegenheitshörer zufriedenzustellen.

      Wenn eine Tributeband keine solch hochtrabenden Ansprüche zu Werbezwecken nach vorne trägt, muß sie sich da auch keinen abbrechen. Kann, muß aber nicht. Und ich kann mir durchaus Bands wie Quo, Bon Scott oder Pfefferminz ohne diesen Aufwand anhören.

      Genauso gibt es keine "Notwendigkeit" - vielleicht haben sowohl die Band als auch ein hinreichend großer Zuschauerkreis einfach Spaß dran? An der Musik, meine ich, nicht an einer 1:1-Replik.
      Richtig, es gibt keine Notwendigkeit. Tributebands, die sich zum Ziel setzen, das Original in allen Punkten bis hin zum Instrumentensound möglichst akribisch nachzuahmen, tun es nicht, weil sie es müssen.

      Sie tun es, weil sie es können. Um zu beweisen, daß es geht. Denn je größer der Aufwand, desto verlockender die Herausforderung. Und es schadet nicht.

      Meines Erachtens sollte das auch ein Grund für Keyboarder sein, mehr zu machen als das, was gerade eben so durchgeht, mit den einfachsten noch tolerierbaren Mitteln. Weil es geht. Und weil es nicht schadet.

      Wer wirbt denn eigentlich damit (wörtlich!) ? Bei TAFPS hab ich einen Satz gefunden, der in diese Richtung geht, da zitieren sie aber aus einem Presse-Review - ganz normales Marketing, wenn du mich fragst. Du wiederholst zwar immer wieder, dass die Eigendarstellung "der" Tributebands so sei, aber bei den hier im Thread genannten konnte ich auf die Schnelle nichts dergleichen finden.
      Nun gut, sehen wir uns mal ein paar ABBA-Tributeprojekte an.

      The Real ABBA:
      "... eine ABBA - Tribute-Show der absoluten Spitzenklasse!" Markiger Werbespruch, impliziert aber, daß es besser nicht mehr geht, daß The Real ABBA also alle Möglichkeiten der Authentizitätssteigerung bis an ihre Grenzen ausschöpfen.
      Im Referenzen-Bereich werden sie von verschiedenen Seiten (also von Dritten) mit Superlativen wie "die wohl beste Kopie" (Kärntner Krone) und "die Beste ihres Genres" (Köhler & Köhler) beschrieben.
      Man beachte auch die Schilderungen von Top of the Tops. Wieder einmal Superlative und sogar "einzigartige Sound-Design". Da wird todsicher nicht mit "ungefähr so ähnlich" vom Rompler rumgemuckt.
      Der Keyboarder Walter Chmela hat eine sehr beeindruckende Biographie. Über sein genaues Equipment gibt es kaum Informationen; etwas von Clavia ist dabei, wird aber nicht als einziger Klangerzeuger genutzt, da auch der MIDI Out genutzt wird. Ich glaube weniger (und hoffe), daß da nur ein einfacher Rompler dran hängt. Jemand dieses Schlages, so schätze ich, wird in einer Band mit solchen Ansprüchen einen Laptop oder einen Receptor oder so fahren mit eigens für diesen Zweck ausgewählten VSTis statt einfach nur Komplete, denn Komplete hat für ABBA-Tribute-Zwecke zu große Lücken, die sich mit anderen VSTis besser füllen lassen.

      Sweden 4ever (vormals ABBA A Life):
      Existieren schon seit ca. 20 Jahren, sind entsprechend eine Institution. Die Presse beschreibte sie in jüngerer Zeit mit Attributen wie "täuschend echt".
      Der "Bühnenbenny" und einzige Tastenmann Robert Karasek, der sämtliche Tastenparts und Bennys Gesang zu übernehmen hat, hat eine nicht viel minder beeindruckende Vita aufzuweisen und bietet zumindest teilweise Einblick in sein Equipment: Kurzweil PC3x und Muse Receptor mit diversen nachinstallierten VSTis, die, wie es aussieht, Bennys Originalequipment nachbilden.
      Man muß aber mutmaßen, daß die "Live Band Show" nicht zu 100% Note für Note live gespielt ist, denn Sweden 4ever haben keinen Bassisten, und es gibt auch eine Halbplayback-Veranstaltung, wo nur der Gesang live ist und von selbstproduzierten Backings begleitet wird. Ein Teil dieser Backings dürfte auch "live" Verwendung finden.

      Waterloo:
      "Zwei fantastische Sängerinnen, gepaart mit einer absoluten Live-Band, die es versteht den ABBA-Sound nahezu authentisch wiederzugeben..." Die relativieren also schon. Es ist live, aber man gibt Abstriche bei der Authentizität zu.
      Informationen über die Band selbst gibt's keine. Nur aus winzigen Fotos geht hervor, daß sie siebenköpfig ist und nur einen Tastenmann (nicht der "Bühnenbenny") hat, der mit zwei Händen auf zwei Keyboards (beide samplebasiert) alles ohne jegliche Sequencerunterstützung live spielen muß. Die Hörbeispiele konnte ich noch nicht begutachten, weil ich diese Zeilen auf einem Gerät ohne funktionierende Soundausgabe geschrieben habe.

      AGNETHA:
      Bezeichnen sich selbst als "authentische und ehrwürdige Hommage an das Original", sind also eher zurückhaltend.
      Tastenmann (nicht "Bühnenbenny", der zweite Sänger ist der Drummer) ist Harry Schimmel, der auf seiner Seite im Bandauftritt auch als "Soundtüftler" tituliert wird. Da ich die Pressebilder nicht einsehen konnte, konnte ich auch sein Equipment nicht einwandfrei identifizieren. Auf jeden Fall ein Stagepiano (bzw. eine 88-Tasten-Workstation japanischer Herkunft) und etwas älteres Samplebasiertes von Korg; ob er ein Rack hat, weiß ich nicht mit Sicherheit, geschweige denn, was drin ist. Wohlgemerkt, als "Soundtüftler" kann man einem Nicht-Synthmenschen schon vorkommen, wenn man hinreichend coole Romplersounds, wenn nicht gar Presets, verwendet, die nicht nach Tischhupe klingen.

      ABBA da capo:
      "...die perfekte Verbindung vom Feeling der 70er Jahre und dem Sound und Lebensgefühl des neuen Jahrtausends[u]." Diese Eigenaussage klingt nach einer Kapitulation vor dem gewaltigen Aufwand, den eine wirklich authentische Nachbildung von ABBAs Synthesizersound bedeutet hätte, und als Folge der Resignation teilweise neuen Arrangements bei gleichbleibendem Original-ABBA-Gesang.
      Info über die Band gibt es nicht. Auf den mal wieder winzigen Fotos kann man kaum erkennen, was der mal wieder einzige Keyboarder unter den Händen hat, zumal da ständig unten das Stagepiano und oben der kleine Rompler ausgetauscht zu werden scheinen. Ein Rack scheint auch vorhanden zu sein, wieder mit unbekanntem Inhalt.

      ABBA Gold:
      Wir kommen nun zu einer Band, die sich selbst sozusagen versteht als die ABBA-Version von Brit Floyd. Und gleichzeitig ein perfektes Beispiel für meine These von der Band, die mit Superlativen bezüglich Qualität und Authentizität um sich schmeißt und ausgerechnet die Synthsachen schleifen läßt.
      "They are still the very best tribute to ABBA."
      "Abba Gold. Often copied, never beaten."
      Es gibt also keine ABBA-Tributeband, die ABBA Gold in irgendeiner Hinsicht überlegen sein soll.
      Und dann steht da auch mal der "Bühnenbenny" (der Schauspieler Andrew Bowen) auch mal mit zwei Roland-Romplern (darunter ein RS-9), an denen nur jeweils ein Netzkabel, zwei Audiokabel und vielleicht noch ein Dämpferpedal hängen, aber keine MIDI-Leitung. Oder zwei 61-Tasten-Keyboards von Yamaha. Oder eine einzelne Roland Fantom-X8, die nur als Masterkeyboard für ein nicht näher definierbares, darauf abgelegtes Gerät (Sonic Cell?) dient. Man hat den Eindruck, als würde diese vollprofessionelle, perfektionistische beste ABBA-Tributeband aller Zeiten ohne Keyboards reisen und vor Ort irgendwas leihen. Ein Keyboardrack gibt es ebensowenig wie eine Steuerverbindung zu einem möglichen Backstage-Rack. Mit japanischen Werkssamples wollen sie Bands toppen, die dutzendweise erheblich authentischere, weil hochspezialisierte VSTis auf die Bühne bringen, die konkrete Analogsynthesizer und Stringmachines detailgetreu emulieren?
      "They have their own sound engineers on tour with them to re-create that special Abba sound." Die haben Tonis, die dafür sorgen, daß ein Unterklasserompler von Roland so fett klingt wie ein Minimoog, so blechern wie ein Odyssey Mk I, so glitzernd und doch warm wie ein digitales Synclavier, so extravagant wie eine GX-1 mit ihren rasanten Hüllkurven und ihren ewig zerrenden Filtern, die bis in den Ultraschallbereich gehen?
      Noch dazu gibt's wieder nur einen Keyboarder, zwei Hände, und "Abba Gold are proud to say that they sing and play live at every show...", sprich, keine Audiozuspieler, kein Sequencer, alles komplett und ausschließlich handgespielt. Ich frage mich immer noch, warum ABBA-Tributebands, noch dazu von sich selbst und ihrer Authentizität so überzeugte, sich das antun, wo schon Dancing Queen innerhalb der ersten Sechzehntel (!) zwingend drei Hände auf Tasten erforderlich macht und im dritten Takt eine vierte. Das sind alles Parts, die selbst der Laie hört bzw. es auch ohne ABX-Blindtest merkt, wenn sie fehlen, die man also nicht streichen kann, und Dancing Queen ist einer der ABBA-Vorzeigesongs schlechthin.

      ABBA Fever:
      Noch ein Gigant aus England. Eine fünfköpfige Band, die nicht mit Superlativen um sich schmeißt, aber zu fünft absolut alles absolut live spielt. Daruf wird gesteigert Wert gelegt, daß alles reines Handspiel ist.
      Trotzdem kommen sie aus mit dem "Bühnenbenny" (Mitgründer Steve Nelson), dessen zwei Händen und einem einzelnen Roland-Mittelklasse-Stagepiano, also 100% Presets und nur eine sehr begrenzte Anzahl an Sounds auf der Tastatur pro Song. Ganz klar, warum sie nicht mal versuchen, sich als eine der besten zu verkaufen.

      ABBA Fever (Sweden is back!):
      Die deutschen ABBA Fever wiederum können sich diverser Auszeichnungen rühmen: Sieg beim ABBA Band Contest 2005, Stars & Legends Award 2007, Fachmedienpreis 2008 (Beste Konzertshow).
      Sie bezeichnen sich selbst als "absolute... Nr. 1 der Abba Tribute Shows". Die Aussage "Würde die Gruppe ABBA heute noch auf der Bühne stehen, dann würden sie mit Sicherheit so klingen wie ein Konzert von Sweden is back" kann man so oder so auffassen: entweder so, daß sie für sich in Anspruch nehmen, keinerlei klangliche Unterschiede zu ABBA mehr zu haben, oder so, daß sie gar nicht erst versuchen, den Originalsound von ABBA bis zur Perfektion zu replizieren, sondern sich fragen, wie ein ABBA-Live-Auftritt heutzutage mit entsprechend angepaßtem Equipment klingen würde.
      An das erstere kann ich nicht glauben, denn ein Yamaha Tyros 4 und ein Clavia Nord Stage EX trotz prominenten Nutzers (Tom Aeschbacher) geben diesen Sound so nicht her. Jedenfalls nicht auf demselben Niveau wie der bei Sweden 4ever im Einsatz befindliche Muse Receptor. Bei Auftritten mit Flugreise kann auch schon mal geliehenes anderes Equipment zum Einsatz kommen, man ist also nicht auf genau die eigenen Geräte angewiesen. Sprich, der hinter dem Tastenklang steckende Programmier- und Sounddesign-Aufwand hält sich ziemlich in Grenzen, wenn auf Fremdequipment zwischen Ankunft und Konzert nicht mehrere Tage intensiver Soundprogrammierung sowie ein Dress Rehearsal mit eventueller Abstimmung der Sounds des Fremdklangerzeugers mit der Restband notwendig sind.

      Dass dazu zwangsläufig auch sämtliches Originalequipment gehören würde, ist aber keine Tatsache, sondern nur deine, Martmans, ganz persönliche Meinung.
      Auch Originalequipment ist nicht zwingend in allen Fällen notwendig.

      Wenn im Studio oder live dasselbe benutzt wurden, wäre es je nach Ansprüchen der Band an Authentizität sinnvoll, auch im Sinne des Bühnenbildes.

      Wenn live etwas anders benutzt wurde als im Studio, ist originales Studioequipment schädlich fürs Bühnenbild, und originales Liveequipment schadet den Sound, wenn man den Studiosound anstrebt.

      Letztlich muß man abwägen,
      • wie wichtig oder schädlich das jeweilige Originalequipment fürs Bühnenbild ist,
      • wie sehr Ersatz dem Bühnenbild schaden würde,
      • ob die Instrumente im Bühnenbild eine gesteigerte Rolle spielen,
      • wie leicht das Originalequipment zu beschaffen und zu handhaben ist,
      • wie leicht die besten Emulationen zu beschaffen und zu handhaben sind,
      • ob diese Emulationen überzeugend genug sind,
      • wie die überzeugendste beschaff- und handhabbare Emulation aussieht.
        • Zumindest aber sollte man, wenn man einigermaßen originalgetreu klingen will (und will man das nicht?), nicht sofort das Handtuch werfen, den allereinfachsten Weg wählen, sich mit dessen (Mangel an) Authentizität von vornherein und dauerhaft abfinden, mit Superlativen werben und hoffen, daß sich daran keiner stört.

          Sprich, wenn man Moog, ARP, Prophet, Jupiter braucht, muß man nicht die Originale auffahren. Außer man hat sie sowieso, sie lassen sich live problemlos handhaben, und sie zerstören nicht das Bühnenbild.

          Falls nicht, braucht man nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen und die Motif/den Nord Stage nehmen. Wie schon so oft gesagt: Arturia Origin. Moog, ARP, Prophet, Jupiter, pronto, alles in einem Gerät, das billiger ist und authentischer klingt als der Nord. Oder ein Laptop. Oder ein Muse Receptor. Die Möglichkeiten sind da, man muß nur zugreifen. Und im Bühnenbild lassen die sich auch unterbringen, jedenfalls nicht schlechter als eine Workstation, ein Stagepiano oder ein roter Schwede.

          schaut mal allein hier sind über 60 PF-Tribute-Bands gelistet...

          http://www.pinkfloydz.com/tributebands.htm
          Und die spielen alle konkrete Konzerte von Pink Floyd der Gilmour/Waters-Ära im Maßstab 1:1 nach? Machen Echoes das?

          Und Martman, du hast aber jetzt elegant umschifft, das selbst TAPFS beim Tasten-Equipment Null wert auf die Originale legt, sondern großen Wert auf das Ergebnis und die Show^^
          Und Brit-Floyd, der hat nen Motif ES und ne alte xp 30 auf der bühne :eek: :D, wobei da glaub ich das meiste vom Rechner kommt.
          Wenn man die Budgets bedenkt, die diese Bands haben, sollte man sich da wirklich wundern, das stimmt. Allerdings dürfte höchstens noch das Originalequipment aus DSOTM-Zeiten wenig Probleme aufwerfen. Oder das aus den 90ern, das aus erbuchteten Vierthand-Kurzweils zusammengestellt werden kann.

          Wenn natürlich jetzt wirklich mit den erwähnten Geräten VSTis gespielt werden, will ich klanglich nichts sagen. Aber ich will hoffen, daß die beiden nicht für Hammond und Synths herhalten müssen.

          Zum Glück konnte Rick Wright der angebliche GX-1-Besitz nie nachgewiesen werden, geschweige denn deren Verwendung bei Pink Floyd.


          Martman
 
Ein bißchen beschleicht mich das Gefühl, daß sich hier einige Tributeband-Keyboarder, die bisher immer glaubten, ihr Spiel sei als Teil des Bandsounds auch diverser Superlative uneingeschränkt würdig, persönlich angegriffen fühlen, weil einer, der nur in einer Hobbyband auf Uraltequipment spielt, sich erdreistet, ihnen aufzuzeigen, daß der Rompler als Quelle klanglicher Authentizität weder Maß aller Dinge noch das Nonplusultra ist.

Deine Sicht ist sehr schwarz / weiß. Wir sind uns alle einig, denke ich, dass man mit einem GM-Rompler aus den frühen 90ern in einer ABBA-Tribute-Band keinen Blumentopf gewinnt. Aber alles, was nicht mindestens virtuell analog, besser wirklich analog ist, als "Rompler" zu verunglimpfen, greift ziemlich daneben. Ganz viele Analogsounds, bei denen auf Filterfahrten verzichtet wird, kann man auch als Samples sehr schön spielen - nur findet man genau die, die man braucht, selten in einem ROMpler.

Ich bleibe dabei: Wer für seine Performance das passende Equipment auswählt, braucht sich nicht zu verstecken, auch wenn die Originale 100 mal anderes Equipment hatten. Das interessiert keine Sau.

Zu Beginn dieser Diskussion warst du ja schon auf dem Trip, dass selbst bestimmte Modifikationen an Analogsynths quasi Pflicht wären für eine Tribute-Band, weil die Filter eines XYZ Mk I anders klingen als die von XYZ Mk II. Ich habe dich noch vor wenigen Tagen so verstanden, dass selbst ein Little Phatty völlig inadäquat wäre, wenn man ihn heute für eine Manfred-Mann-Coverband benutzen würde. Gut, für die Optik würde man dann schon eher einen Voyager Old School nehmen, aber selbst das wäre nach deinen Maßstäben ja Mist, weil da heute andere Bauteile drinsind...

Nun gut, sehen wir uns mal ein paar ABBA-Tributeprojekte an.

[...]
Also ich lese da nirgendwo das, was du immer postulierst. Zum einen sind die "schlimmsten" Superlative, die man dort findet, in der Regel Zitate von anderen, aus der Presse. Das ist völlig legitim und ist normale Selbstvermarktung. Zum anderen bedeutet "die beste XYZ-Band" ja nicht "die perfekte". Ersteres heißt (ob es stimmt, mal dahingestellt) "es gibt keine bessere", letzteres heißt "es kann gar keine bessere geben".

Und zum Thema "täuschend echt" - da steckt durchaus das Wort "täuschend" drin. Nimm die Dinge doch mal locker und genieße einfach die Musik anstatt dir im Elfenbeinturm einen Anspruch zu zimmern, an dem man sowohl als Musiker als auch als Zuhörer nur scheitern kann.

Nochmal: Ich bewerte eine Band nicht nach der Equipmentliste, sondern nach dem Resultat. Wenn jemand es (unwahrscheinlich, aber möglich) schafft, aus einem einzelnen Mittelklasse-Arranger eine überzeugende ABBA-Show zu zaubern, indem er das verfügbare Material so trimmt, dass es klingt, dann habe ich davor Respekt. Selbst wenn ich vielleicht noch einen Unterschied höre - sei's drum.
Das ist mir auch 1000 mal lieber als ein Nerd, der sich 20 VSTis auf den Rechner klemmt und/oder mit anfälligem Vintage-Equipment anrückt und damit nicht umgehen kann. So nach dem Motto: "Klar hätte ich auch eine Orgel vom NE3 nehmen können, aber das Original ist doch eine Vox Continental" - die dann allerdings brummt und pfeift wie die Sau, weil alle Kondensatoren trocken sind und irgendwo die Masse einen Wackler hat.

Wenn im Studio oder live dasselbe benutzt wurden, wäre es je nach Ansprüchen der Band an Authentizität sinnvoll, auch im Sinne des Bühnenbildes.
Selbst beim Thema Bühnenbild erreichst du mit authentisch aussehenden Synthburgen gerade mal eine Handvoll Freaks wie uns, gemessen an der Menge Leute, die sich an "Original"-Kostümen ergötzen eine echte Minderheit - der Aufwand lohnt schlicht nicht. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, wo ein bestimmtes Instrument über Jahre und Jahrzehnte sowohl optisch als auch akustisch stilprägend für einen Künstler ist, ist es Quark. Selbst bei ELP kannst du eigentlich für die Optik ein paar ausrangierte 19"-Laborgerätschaften in einen Holzrahmen packen, einen Eimer Klinkenkabel drüber auskippen und es werden im Publikum höchstens 2 von 100 merken, dass da was nicht stimmt. Und es werden sogar aktive Keyboarder dabei sein, die weder wissen, was da steht, noch, was da stehen sollte.

Wenn live etwas anders benutzt wurde als im Studio, ist originales Studioequipment schädlich fürs Bühnenbild, und originales Liveequipment schadet den Sound, wenn man den Studiosound anstrebt.
Und du glaubst wirklich, dass du das alles blind raushören würdest - ohne vorher wochenlang zu recherchieren, was die Originale hatten und was die Replika dafür auffährt? Im Leben nicht. Die Diskussion ist wirklich interessant, aber völlig an jeder Realität vorbei, fürchte ich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Und die spielen alle konkrete Konzerte von Pink Floyd der Gilmour/Waters-Ära im Maßstab 1:1 nach? Machen Echoes das?
Martman

Das weiss ich doch nicht, wohl jeder im Rahmen sein Möglichkeiten. Ich reise kaum nach Brasilien um mir doch eine Cover-Band anzuhören. Wobei bei entsprechender Unterstützung würde ich mich als weltweiter PF-Tribute-Kritiker zur Verfügung stellen :D .
Aber jeder der PF nachspielt ergötzt sich doch selbst am Original-Sound und Arrangement, das ist doch klar, ich selbst ja auch, daher würd ich mir da mal wenig sorgen machen. Bei Abba würd ich das nicht unterschreiben :D

Und zu Echoes, unser Board-Chef spielt doch dort, wäre doch interessant, wenn er mal was dazu sagen könnte :)
 
Aber Pink Floyd ist hier die große Ausnahme, kaum eine andere Band zieht heute noch so ein Publikum wie PF, selbst wenns nur nachgespielt ist. Zu viele denken wohl bei Wish you were here an ihre erste große Liebe aufm Rücksitz vom Golf 1 :D

Für eine TAPFS zahlt mal man richtig Kohle (ich mein über 50 EUR letzmal bezahlt zu haben), und das für eine Kopie, verrückt!

Danke Daniel für den Hinweis...

Ja, warum gehen die Leute zu Tribute-Bands? Weil sie vielleicht keinen Bedarf an neuer Musik haben? Oder weil einige dieser Tribute-Bands einfach gut sind? In der heutigen Zeit gibt es einfach sehr viel Musik. Und bevor man auf ein Konzert geht, wo man Musik serviert bekommt die man nicht kennt, gehen viele Leute wohl gern dahin, wo man weiß, was gespielt wird? Hinzu kommt vielleicht der Charme viel näher an die Musiker heran zu kommen als bei einem Konzert, das von 50000 Leuten besucht wird - mir persönlich sind solche Mega-Veranstaltungen ein graus.

TAPFS sind wirklich sehr gut. Man weiß ja heute gar nicht mehr, wie gut denn Pink Floyd selbst live waren, denn die ganzen Live-Mitschnitte sind sicherlich genauso nachbearbeitet worden wie unsere Echoes CD - ich finde das im übrigen völlig OK, dass man Live-Mitschnitte bearbeitet!



...Ich glaube das ist auch ein Ansatz vieler tribute-Bands, mit eigener Mucke kann man heute kein /kaum Geld mehr verdienen und wenn du trotzdem gerne live spielst und kein cover/Top40 machen willst, suchst du dir paar Leute und spielst
die Musik deiner Idole. Der Markt dafür ist da und wenn alle Spaß damit haben ist das doch auch ok...

Sicher - ich erinnere mich daran, dass Johannes und ich 1981 unsere damalige Band Scaramouche aufgelöst haben, weil nur noch im Schnitt 350 Leute zu den Konzerten gekommen sind, und jeder dafür einen anderen Grund gefunden hat.

Heute spielen wir mit Echoes bis zu 30 Gigs pro Jahr, meist vor vollen Häusern zwischen 300 und 1000 Zuschauern, bei Open-Airs kommen sogar manchmal mehr. Wir versuchen den Kompositionen von Pink Floyd spieltechnisch und vor allem Sound-mäßig gerecht zu werden, ohne das Ziel wirklich ein 1:1 - Abbild von PF zu erzeugen.

Ihr habt hier die Keyboardsounds angesprochen - meine Meinung dazu: ich finde es nicht so wichtig, die Klänge der Studio-Alben, bis hinters Komma zu kopieren. Das macht eventuell wirklich sehr viel Mühe oder ist insofern gefährlich, wenn man auf Original-Instrumente zurückgreift, die u.U. anfällig sind.

Für uns ist wichtig, dass es insgesamt super klingt. Dabei orientieren wir uns schon am Original, aber es kommt immer eine ordentliche Portion Individualität hinzu. Unser Keyboarder Paul Kunkel hat einen Nord Stage 2, einen Roland VR-760, einen Korg Triton Extreme, ein Roland A90 (das nur als Tastatur und Schaltzentrale benötigt wird) sowie ein iPad, von dem ein Teil der Samples gestartet werden. Ich bin sicher, dass man auch mit weniger Tastaturen zurecht käme, aber Paul hat ohnehin genug zu schalten und zu beachten, da hilft es, wenn er nicht jedesmal ein anderes Programm wählen muss, wenn wieder die Orgel an der Reihe ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo Martin, danke für Dein Statement. Ich sehe das ähnlich wie Du, dass es eher gefährlich ist, wenn man versucht, eine Band incl. der Technik von früher 1:1 zu kopieren, weil es eher genau solche Diskussionen wie hier provoziert, wo man am Ende vor den Hardcore-Kritikern kapitulieren muss. Die meisten von usn machen doch Musik, weil es Spaß macht, und dazu gehört für mich auch, dass ich auch persönliche Interessen, Kreativität, Ideen mit einbringen kann. Und ähnlich wie Jens hab ich deutlich mehr Respekt vor Musikern, die aus eher eingeschränktem Equipment, oder wie speziell in dieser Diskussion, aus nicht original Equipment vorzeigbare Resulte zustande bringen.
Wenn ein Projekt zum Krampf wird, weil ich mich an im Prinzip nicht zu erreichenden Ansprüchen und in Details verstricke, muss der Spaß zwangsweise auf der Strecke bleiben, und mein Enthusiasmus am Ende enttäuscht werden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
... dass es eher gefährlich ist, wenn man versucht, eine Band incl. der Technik von früher 1:1 zu kopieren...

es gibt schon auch Beispiele, die Spaß machen. Neulich hab ich mir the Musical Box angeschaut (ich muss dazu bemerken, dass ich mich zusammen mit Johannes jahrelang bei Seconds Out mit der gleichen Musik von Genesis beschäftigt habe).

Die hatten wirklich originalgetreue Keyboards dabei - das klang schon perfekt: Hammond, Mellotron, ARP ProSoloist(?) und RMI-Piano. Insgesamt war der Konzert-Eindruck auf mich sehr gut: Gitarrist und Keyboards Weltklasse, Drummer und Bassist gut, leider fand ich den Sänger nicht perfekt - aber wer singt schon so gut wie Peter Gabriel? Aber es ist einfach nicht mehr sinnvoll z.B. ein Mellotron mitzunehmen - den Unterschied muss man nicht hören (wenn man weiß, wie's geht)...

Dem gegenüber steht, was Eddie Jobson (mein absoluter Lieblings-Keyboarder) bei der ReUnion von UK im Gepäck hatte: zwei VAX77 und zwei Macs - und weil der Gitarrist ab und an Keyboards spielen darf, wenn Eddie geigt: ein drittes identisches Set - das wars!

Der Kerl (ich habe ihn auch 1980 live gesehen) hatte damals: Yamaha CS-80, CP70, Profet5, A100 mit Leslie, Minimoog und vermutlich noch mehr - frag den mal, warum er (jetzt wo er eher im kleinen Rahmen auftritt) so abgespeckt/modernisiert hat?

Und seine Sounds sind perfekt :hail: - bis zum Ende anhören:

 
Gestern beim Weihnachtsgig. Michael Jackson (Billie Jean und The Way You Make Me Feel) nur mit Bass, Drums, Gesang und mir auf dem Nord Electro. Die Leute sind ausgezuckt. Fragen, wo denn der eine Synth Sound war: nada.

Lg
 
Hallo Tributers,
mit einem lachenden und einem wirklich heulenden Auge hab ich die Diskussion mal durchgelesen...
Ihr beschreibt das generelle Problem von Tribute Bands und der Hauptpunkt wird vergessen: Der Erfolg hängt nie, aber auch wirklich nie am Keyboarder und seinen Sounds, sondern ausschließlich am Frontmann bzw. der Frontbesetzung.
Ich bin Keyboarder einer Michael Jackson Tribute Show und einer Robbie Williams Coverband.
Und ersteres ist per Definiton zum Scheitern in Kritikeraugen verurteilt: Ich bin alleiniger Keyboarder und steuer zusätzlich noch die Klicktracks zum Drummer, starte Percussionloops, einzelne Samples oder ganze reine Dance-Parts für die Tanzcrew vom Band. Sprich, es ist die Hölle auf Erden für jeden Keyboarder, der einfach nur spielen möchte... :)
Wir kommen auf 800 - 2000 Personen pro Gig, mit sehr vielen Hardcore MJ-Fans und es ist bisher noch keiner gekommen und hat sich über die Sounds beschwert... Warum?? Weil es keine Sau im Publikum interessiert... Das ist ausschließlich ein Musiker- bzw. Musikerpolizeiproblem.
Die meisten scheitern an ihren Ansprüchen, weil sie mit anderen trainierten Ohren hören als das normale Publikum.
Die Leute wollen unterhalten werden, sie wollen die Songs hören, Choreos sehen, sie wollen das Gemeinschaftsgefühl und den Vibe, den MJ verbreitet hat.
Genauso ist es mit ABBA Tribute Bands oder Queen Shows. Es geht um das Zelebrieren der Songs, der Shows und dem großartigen Talent das dahinter steht. Und nicht darum, etwas 1zu1 zu kopieren. Dazu kann ich auch die CD hören.
Das Publikum will erkennen, dass der Musiker auf der Bühne den Song verstanden hat und ihn genauso mag und rüberbringt, wie sie ihn selber schätzen.
Und darum ist auch ein schiefer Ton beim Sänger oder ein nur fast genauer Sound beim Spielen egal, wenn er ehrlich und authentisch gemeint ist und nicht ironisch distanziert.
Das ist ein oft aufkommendes Problem, vor allem bei Keyboardern zu Sängern etc... also Musikern, die sich auch mal hinter Technik verstecken können vs. denen, die in vorderster Front die Reaktionen der Leute abbekommen.
ABER, trotzdem kann sich auch kein Keyboarder nur dahinter verstecken, sondern muss schon sein Equipment kennen und versuchen, die Essenz der Songs abzubilden. Manchmal ist das ein Lick, manchmal ein Sound, manchmal ein Groove und manchmal nur der Vibe, weil es ein geiler Song ist, egal in welchem Arrangement.
Daran erkennt man dann professionelle Musiker, dass sie dazwischen unterscheiden und es gekommt einsetzen können.
Und Ja, jede Band oder Show wirbt damit, die beste zu sein. Darum ist das auch Werbung und keine eidesstattliche Vernehmung!! Säbel rasseln gehört dazu. Sonst würde auf den Website stehen "Die wahrscheinlich beste Show, zumindest in unseren Augen, weil wir uns ja voll viel Mühe geben, aber eben nicht alles genau so nachmachen können, weil wir ansonsten ja so gut wären, dass wir es nicht nötig hätten, so eine Show zu machen" ;-)

Ach ja, by the way mein Equipment auf der Bühne:
KORG SV-1
KORG M3 Modul
Novation Impulse 61
Macbook mit Ableton Live, Fireface
Launchpad
Ipad mit Setlistmaker und iRig zum Steuern der Programme.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 19 Benutzer
Ich kann mich der Meinung meines Vorredners nur anschließen. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Und die Tatsache, dass ihr 800-2000 PAX habt, spricht dafür, dass Ihr nicht so schlecht ankömmen könnt :rock:
Und: Wenn ich mir das gelistete Key-Equipment anschaue, da ist nichts bei, was jemals bei MJ auf der Bühne gestanden hat, nichts mit Fairlight, Synclavier, Jupiter und Co, und funktioniert doch. BTW: Ich selbst hab das mit Kurzweil K2500 bzw. PC3 plus Nord Stage plus Roland SP404 für das Einspielen von Loops und Samples bewerkstelligt, was auch super funktioniert hat.
 
Hm, ich hab jetzt schon in einigen Tribute-Shows aushilfsweise mitgespielt und bei der momentanen ABBA-Musical-Show in Stuttgart bin ich auch dabei. Quintessenz: das Equipment ist einfach egal, so lange der Charakter gut getroffen ist.

ABBA-Tribute für einen Kollegen: PC3X als Master und ein Receptor für die Sounds. Musical: 2x Fantom G8, 2x Mac Book Pro.
Pink Floyd: Kurzweil PC361, Nord Stage 2 + Ventilator - allerdings gebe ich zu, dass ich von Jon Carin einige Sounds für die PC3 bekommen hab ;)
Deep Purple: Nord Stage 2 + Ventilator
Bon Jove: Korg Oasys

So lange es mit Überzeugung gespielt wird und die Arrangements geschmackvoll umgesetzt sind, beschwert sich im Publikum KEINER.

Grüße vom HammondToby
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 7 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben