L´Organola mit Konverter ca 1935

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limundlinda
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Liebe - Akkordeon LiebhaberInnen und SpielerInnen,

Ich hab eine L'ORGANOLA mit Konverterschaltung im Bass. Ich schätze das Instrument auf ca 1935.
Organola 003a.jpg
3 Bilder im Anhang .

Ich find das sehr spannend und würd gern mit andern Erfahrungen austauschen - um etwas mehr über die Geschichte dieses Morino-Qualitäts-Instrumente zu erfahren. (Ich vermute, es steckt Venanzio Morino hinter dem Instrument.... (Bauweise, Verschlusstechnik.... Stimmplattenqualität) obschon nirgends am Instrument der Namen HOHNER zu finden ist.)

- Vielleicht ist euch schon so was begegnet?! Wer ist der Hersteller?
- Seit wann gibt es die ersten Freebassinstrumente?
- Seit wann die ersten Konverter - Ist dies womöglich ein erstes Instrument mit Konverter?

Danke für eure Infos und Vermutungen!
 
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Bei einigen L'Organolas steht kein Hohner drauf, sondern nur L'Organola. Hohner baute gemäss der Modellliste L'Organola Knopfinstrumente 1929-1933, Venanzio Morino kam 1928 von Genf nach Trossingen und war für die Entwicklung der Qualitätsinstrumente zuständig. So wäre eine Verbindung zu Morino schon wahrscheinlich. Da es offensichtlich ein sehr hochwertiges und spezielles Instrument ist, könnte es eine Sonderanfertigung für einen Musiker sein. Morino hatte schon in Genf und später in Trossingen spezielle Instrumente für Künstler hergestellt. Da Morino Schreiner war und das Instrument augenscheinlich sehr sorgfältig mit Intarsien verziert ist, spräche auch das dafür, dass Morino seine Hände im Spiel hatte.

Walter Maurer erwähnt den Melodiebass erst aber 1937 und bringt ihn in Zusammenhang mit Morino und der Hohner 5555 und den Baritonbässen, ein Converter sogar erst 1938. Auch andere Quellen datieren den Converter und Melodiebass in diesen Zeitraum und noch später: http://en.wikipedia.org/wiki/Free-bass_system

Wenn das Instrument zu der in der Modellliste erwähnten Zeit gebaut worden ist, wäre es wirklich ein sehr frühes Modell mit Converter. Es könnte natürlich aber auch später gebaut und mit der Bezeichnung L'Organola bestellt worden sein.

Wenn es eine Seriennummer hat, ist es vielleicht bei Hohner verzeichnet.
Auf jeden Fall ist es ein hochinteressantes Instrument, Fotos vom Innenleben wären super :great:
 
- Vielleicht ist euch schon so was begegnet?! Wer ist der Hersteller?
- Seit wann gibt es die ersten Freebassinstrumente?
- Seit wann die ersten Konverter - Ist dies womöglich ein erstes Instrument mit Konverter?

Das ist ein hochinteressanter Fall, bei dem die Fragen wohl gar nicht so leicht zu beantworten sind.

Von der Bauform und dem Zuschnitt des Griffbretts her bin ich einigermaßen sicher, dass es sich um ein Hohner-Instrument handelt. Hohner hat den Namen "Organola" und "L'Organola" für eine Menge Akkordeons verwendet. Dass nirgends "Hohner" draufsteht, ist nicht sehr verwunderlich. Ein Hohner-Mann hat mir einmal erzählt, dass der Markt für die chromatischen Knopfgriffkisten hauptsächlich Frankreich war und die Franzosen es in den Dreißigern gar nicht so gern sahen, wenn auf irgendwelchen Waren deutsche Namen draufstanden. Daher hat man zu dem Kunstgriff gegriffen, auf das Instrument groß und breit "Organola" draufzudrucken und das quasi als Marke zu etablieren. Man hat dann meistens auch noch auf dem Verdeck das "L'Organola" angebracht, warum auch immer.

Weiterhin ist es auch amtlich, dass wir es mit einer Sonderanfertigung zu tun haben, einem Unikat in jeder Hinsicht. Ich habe Katalog-Kopien, die ziemlich lückenlos von 1926 ab gelten, auch welche für den französischen Markt. Da gibt es viele "Organola"-Modelle in allen Variationen.

Nun ist es ja aber so, dass auch Sonderanfertigungen fast immer auf einem Serienmodell beruhen, da man ja nicht jeweils das Rad neu erfinden wollte und wenigstens das Manual und das Gehäuse beibehalten hat. Ich habe aber kein einziges Organola-Modell gefunden, das die Zusammenstellung 74 Diskantknöpfe und 123 Bassknöpfe gehabt hat. Es gibt 31, 34, 46, 52, 66, 68, 83, 87, 97 usw., aber ausgerechnet 74 als Vierreiher taucht nirgends auf. Auch die Schriftart des "Organola"-Schriftzuges ist von völlig anderer Art. Es wäre vielleicht noch interessant, ein Foto mit einer Drausicht aufs Verdeck zu sehen, ob da noch ein zusätzlicher Schriftzug vorhanden ist.

Deshalb ist immer noch ein Restverdacht vorhanden, ob sich ein anderer Hersteller den "Organola"-Namen gekrallt hat. Aber wer sollte dies zu der Zeit sein?

Nun aber weiter mit Freebass und Konverter. "Freebass" gab es schon in den Dreißigern, man nannte das eben "Baritonbässe"; da wurden z. B. 156 Bässe in 8 Reihen eingebaut. Die beiden ersten Reihen waren die Baritonbässe, die übrigen sechs Reihen lagen wie üblich. Solche Instrumente erscheinen bereits 1932.

Ebenfalls im Katalog von 1932 werden Instrumente mit der Aufschrift "Hohner's Morino" angeboten, die entweder mit diesen zwei zusätzlichen Reihen oder aber mit einer zum D.R.P. angemeldeten Baritonmechanik geliefert wurden. Hier scheint es sich wohl um einen der ersten Konverter zu handeln, nur hat man es nicht so genannt.

Es handelt sich um ein Instrument mit 66 Diskantknöpfen (Vierreiher, 50 Töne) oder 83 Diskantknöpfen (Fünfreiher, 51 Töne) sowie 117 Bässen. Man hatte dort Grund- und Wechselbass 4fach und Akkorde 6fach. Wurde nun umgeschaltet, wurden die Grund- und Wechselbässe beibehalten (zweichörig) und die 4 Akkordreihen als einchörige Baritonbässe geschaltet. Es gibt auch die entsprechenden Tonbelegungen im Katalog.

Man sieht also, dass da immer noch Unklarheiten vorhanden sind, die wohl nur jemand mit mehr Wissen und/oder besseren Unterlagen klären kann. Das mit der Seriennummer wäre auf jeden Fall sehr interessant; ich weiß zwar jetzt nicht, ob die Hohnerlisten so weit zurückgehen, aber versuchen könnte man es.

Gruß Claus
 
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Lieber Accordion, lieber Claus,
Vielen herzlichen Dank für erste Rückmeldungen.

Die Geschichte des Akkordeons ist so wenig erforscht und so sind die Instrumente allein Zeugnis von Geschichte.

Eine Seriennummer hab ich nicht gefunden. Weder im Celluloid eingestanzt noch im Innern - nirgendwo.
Gern schaue ich noch Mal nach, wenn jemand mir sagt, wo ich suchen soll.

Ein kleiner Hinweis hab ich noch gefunden: auf dem Balg Karton (innen) am Melodie-Ende, 1. Falt ist eine handschriftliche Eintragung 'Davanti'.

Die Bariton-Bässe (2 oder 3 Reihen zusätzlicher Bässe) ... ist auch eine spannende Frage. Ich werde mich im Forum umsehen, vielleicht ist bereits das Thema vorhanden.

Eine Rückfrage an Claus:
".... oder aber mit einer zum D.R.P. angemeldeten Baritonmechanik geliefert wurden. Hier scheint es sich wohl um einen der ersten Konverter zu handeln, nur hat man es nicht so genannt."

Eine Baritonmechanik - wie Du beschreibst, war also ein Konverter (mit Konverter verstehe ich ein Hebel, durch welchen man die Mechanik zu einem Freebass Instrument 'konvertieren' kann.). Kannst Du dazu ein Bild einstellen? (Instrument oder gar Mechanik) - Oder einen Link als Hinweis? Merci!

Ich hab unten weitere Bilder eingestellt.

Organola 004.jpg
Das Bild der Bass-Mechanik zeigt zudem, dass 'Mutes oder Dummies' entstehen. Links und rechts die Knöpfe, die eingefallen sind.

Der Schriftzug L'Organola:
Organola 002.jpg

Und noch Unter-Dem-Verdeck (sichtbar die Schwenk-Verschlüsse: schwenkbare Hebel):
Organola 001.jpg

Die Stimmplatten:
Organola 005.jpg
Die Stimmventile sind gleich wie bei einem V.Morino Genève.
Die Stimmzungen sind wohl eher italienischer Herkunft (meiner Erfahrung nach) - die Stimmzungen sind übrigens auch sehr zerbrechlich - das Instrument hat sehr viele gebrochene Stimmzungen aufgewiesen.

Merci für weitere Anregungen und Gedanken.
Viele Grüsse, Béat
 
Eine Rückfrage an Claus:
".... oder aber mit einer zum D.R.P. angemeldeten Baritonmechanik geliefert wurden. Hier scheint es sich wohl um einen der ersten Konverter zu handeln, nur hat man es nicht so genannt."

Eine Baritonmechanik - wie Du beschreibst, war also ein Konverter (mit Konverter verstehe ich ein Hebel, durch welchen man die Mechanik zu einem Freebass Instrument 'konvertieren' kann.). Kannst Du dazu ein Bild einstellen? (Instrument oder gar Mechanik) - Oder einen Link als Hinweis? Merci!

Hallo Béat,

Mit Bildern oder Links zu dem Thema kann ich leider nicht dienen. Hohner hat sich gehütet, Bilder von solchen Mechanismen, die erst zum Patent angemeldet waren, zu veröffentlichen.

Das Verdeck mit dem "L'Organola"-Schriftzug im Bild 2 ist eindeutig ein Hohner-Verdeck. Da gibt es in den Katalogen ähnliche Versionen. Die Innenaufnahmen sind sehr interessant.

Allerdings: Ich kenne die "Innereien" von ziemlich vielen Hohner-Instrumenten aus der Vorkriegszeit, aber die Form der Diskant- und Bassklappen ist mir völlig fremd. Auch die ganze Bassmechanik kommt mir sehr exotisch und nicht Hohner-like vor.
Man könnte den Verdacht haben, dass da eine "Melange" von verschiedenen Beteiligten stattgefunden hat, von wem auch immer.

Ich kann Dir höchstens Kopien aus alten Katalogen zuschicken, wo ähnliche Instrumente zu sehen sind (natürlich nur von außen). Wenn Du das möchtest, schicke mir über PN Deine Adresse. Deinem Namen nach nehme ich ja an, dass Du in der Schweiz beheimatet bist?

Was die Seriennummer anbetrifft: Bei den Nachkriegsinstrumenten ist diese immer an der unteren Gurthalterung zu finden. Bei den Vorkriegskisten gibt es viele Varianten, da hilft nur intensives Suchen (auch innen).

Gruß Claus
 
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Guten Abend Accordion,

Herzlichen Dank für Deine Mitteilungen!
Ich hab heute weitere Bilder und Informationen zugefügt - Du findest diese als Antwort zum Beitrag von Claus.

Viele Grüsse, Béat
 
Hallo Béat & Claus
das wird ja immer spannender! Offenbar ist es nicht eindeutig aus Trossingen; wie Claus darlegt, sind die Klappen nicht Hohner-typisch. Irritierend finde ich auch, dass auf dem Instrument Organola steht, auf dem Verdeck aber L'Organola. Zudem scheint mir das Verdeck nicht speziell für das Instrument hergestellt worden zu sein: das Blech folgt mMn nur mit Mühe dem geschwungenen Verlauf des Korpus.

Ob die Ventile Morino sind (für mich sehen die wie normale Lederventile aus) und die Stimmplatten italienisch (ich kenn die hochwertigen Vorkriegsplatten von Hohner nicht), da fehlt mir das Wissen. Allerdings ist die rechteckige Anordnung der Bass-knöpfe schon sehr speziell. Das kenn ich nur von (Hohner) Morinos und von Record aus der Schweiz. Aus Italien kenn ich aus dieser Zeit die trapezförmige oder kompliziertere
Anordnung.

Auf jeden Fall ist es eine sehr hochwertige Arbeit, Spezialisten, die zu dieser Zeit eine so komplexe Bassmechanik entwickelten, dürfte es neben Morino nicht mehr viele gegeben haben. Diese hätten dann auch wohl unter ihrem Namen oder einer bekannten Marke produziert.

Denkbar wäre, dass das ein Prototyp ist, die Morino noch in Genf begann (deshalb die italienischen Platten und unüblichen Klappen) und erst in Trossingen beendete (weshalb die Bezeichnung Organola ist). Dagegen spricht, dass Morinos Werkstätte in Genf ausgeräumt wurde und alle Instrumente gestohlen wurden.

Bei der Recherche bin ich auf folgende Links gestossen, bezeichnenderweise aus Frankreich:

http://accordeonsdecollection.blogspot.ch/2010/08/organola-4v.html zeigt ein Instrument mit der Bezeichnung Organola ohne den Hohner Schriftzug.

http://accordeoncollection46.skyrock.com/ zeigt eine Sammlung von 1000 :eek: frühen Instrumenten, darunter auch sehr, sehr seltsame: http://accordeoncollection46.skyrock.com/3019939325-LES-MODELES-SPECIAUX.html


Hier werden auch sehr frühe Instrumente aus Italien (1930) mit Melodiebass gezeigt. Das lag zu dieser Zeit wohl in der Luft. Da müssten wohl die Artikel zum Thema korrigiert werden.

Grüsse, accordion


 
Ein absolut interessantes Instrument ist das ja!

Die Frage, ob und wieviel Hohner hier drinsteckt kann man eventuell auch von anderer Seite her betrachten.

Bei einem Besuch meines Instrumentenmachers habe ich heute in dessen Sammlung eine "L´Organola" gesehen - also ohne Hohner Aufschrift. Daraufhin fragte ich Gomes, was er darüber weiß.
Nach seiner Aussage wurde die Organola früher von einer Hohner unabhängigen Firma unter dem Namen L´Organola gebaut. Die Firma wurde dann von Hohner aufgekauft, womit in der Folge dann die Instrumente zunächst unter "L´Organola" weiterliefen, später dann zusätzlich mit dem Hohner Logo noch versehen also unter Hohner L´organola und zum Schluss nur unter dem Enblem Hohner.

Wie gesagt, das sit die Aussage von Gomes - überprüfen kann ich das allerdings nicht. Aber unter dem Aspekt betrachtet könnte man die Frage auch umformulieren: "Wieviel original Bauweise von Organola ist da noch drin und wieviel von Hohner ist da schon drin?"

Auf jeden Fall ist dies ein hochinteresanntes Instrument!

Gruß, maxito
 
Hallo Claus

...
Allerdings: Ich kenne die "Innereien" von ziemlich vielen Hohner-Instrumenten aus der Vorkriegszeit, aber die Form der Diskant- und Bassklappen ist mir völlig fremd. Auch die ganze Bassmechanik kommt mir sehr exotisch und nicht Hohner-like vor.
Man könnte den Verdacht haben, dass da eine "Melange" von verschiedenen Beteiligten stattgefunden hat, von wem auch immer.
...

In meinem Fundus habe ich Bilder von identischen Diskantklappen und Klappenbetätigung (doppelt aufgehängt & grüne Befestigung in der 1. Klappenreihe) bei einer Vorkriegs-Knopf-Hohner gefunden. Sogar meine kleine Artiste aus den 50ern hat noch die Diskantklappen mit den "abgeschnittenen Ecken".

Vor einigen Monaten hat ein Forumskollege eine Piano-Morino im M-Design mit B-Griff Konverter in der eBucht erstanden. Die Bilder des Konvertes zeigen eine sehr ähnliche Technik und ebenfalls diese "fast quadratischen" Klappen im Bass.

Viele Grüße... Peter
 
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Offenbar gab es in Italien eine "Premiata Fabbrica d'armoniche l'organola"

http://www.ebay.ch/itm/Antikes-Knop...09&category=148722&cmd=ViewItem#ht_929wt_1096

allerdings konnte ich keine Hinweise finden, dass Hohner zu der Zeit eine italienische Akkordeonfirma aufkaufte.

In der Publikation "Ewig jung trotz vieler Falten" ist auf S. 142ff eine Hohner Morino von 1935 abgebildet, die Morino für Maurice Thöni herstellte. Dieses Instrument gleicht dem fraglichen Instrument stark, bis zu den Details der Verzierungen, ausgenommen natürlich der Beschriftung und Abdeckung.

Das Instrument hat sogar eine "Bassumkehrung", und auf der Bassseite an derselben Stelle einen Umschalter für die Bassmechanik.

Auf dieser Grundlage würde ich vermuten, dass das Instrument eine Spezialanfertigung von Morino ist, ev. ein Vorläufer des oben erwähnten Modelles für Maurice Thöni.

Übrigens: ein anderer User dieses Forums hat ebenfalls ein Instrument, das für Maurice Thöni hergestellt wurde und eine ausgefallene Bassmechanik hat:
Mein Instrument ist nun Thönis letzte Morino (1960 gebaut)
 
Hallo Accordion,

Frage: Gibt es Bilder zu dem fraglichen Instrument im Internet:
In der Publikation "Ewig jung trotz vieler Falten" ist auf S. 142ff eine Hohner Morino von 1935 abgebildet, die Morino für Maurice Thöni herstellte.

Zur Frage: "Premiata Fabbrica d'armoniche l'organola"
Ich hab bereits viele Instrumente gesehen, kleine diatonische und Piano-Akkordeons (meist 41 Tasten) - Es sind M.Hohner Germany Instrumente, die Ausführungen von Claus erhärtend. Hier ein solches 'Cooperativa Stradella' Like.
Organola 001.jpg Organola 003.jpg Organola 004.jpg
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass (neben der Französischen Aversion gegen Deutsches) es eine Verkaufstaktik war, Instrumente mit italienischem Look zu schaffen um die Stradella-Liebhaber als Kunden zu gewinnen. Die Cooperativa Stradella hatte ja einen enormen Erfolg - besonders in der Schweiz.

- - - Aktualisiert - - -

Liebe Alle,

Zur Frage der Klappen: V.Morino (in Genève) hat solche Klappen gemacht in all seinen Instrumenten. Mit ein Grund, dass ich an Morino dachte beim ORGANOLA:
Organola.jpg Organola 005.jpg
Eine alte Morino Artiste IV zeigt die gleichen Rautenförmigen Klappen:
Organola 007.jpg Organola 008.jpg

Vielleicht kann jemand von euch, Peter, Accordion, Maxito, Claus noch was zu den Stimmplatten bzw zu den Stimmzungen sagen? ---- Das Bild, das ich (oben) eingestellt hab ist leider nicht sehr gut. Trotzdem - mir fielen die relative grossen (breiten) Stimmzungen-Füsse auf. Wer von euch oder andern LeserInnen kann was zum Zeitpunkt sagen, WO und WANN die grossen Zungenfüsse kamen. HOHNER hat so viel ich beobachte lange damit gewartet (vielleicht auch um Material zu sparen).

Weiterhin herzlichen Dank für eure Beiträge. Ich profitiere viel! Merci
Béat
 

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    Organola 006.jpg
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Hallo Béat,

wer und wo und wann die breiten Zungenfüße zum ersten mal bewusst eingesetzt wurden, weiß ich nicht. Aber diese Bauform ist die typische Machart der "a mano" Stimmplattenqualität.

Die zumindest zu der Zeit wirklich noch handgeklopfte Nietköpfe (mit der typischen Pyramidenform) hatten. Wenn du die Stimmzungen am Fuß von der Seite her genau anschaust, dann wirst du gebläute Seitenkanten finden. Auch das ist ein (fast überall) typisches Merkmal von "A mano Stimmplatten".

Dass die so aussehen, hat mit der Herstellung zu tun. Denn diese Zungen wurden aus einem schmalen Band der Länge nach ausgestanzt. Es hat keinen weiteren Vorteil gebracht, die Seitenfüße noch schmäler zu stanzen - im Gegenteil - die Auflagefläche war größer und damit die Verbindung der Zunge zur Platte potentiell besser. Drum hat man die breite Seite einfach gelassen.

Im Gegensatz hierzu wurden die nicht ganz so guten Stimmzungenqualitäten aus einem breitern Band quer ausgestanzt. Hier hat man natürlich dann schon Material sparen können, wenn man die Füße schmäler gestaltete.

Soweit ich weiß hat Hohner außer bei den Artiste Stimmplatten in den 50/60-ern keine Stimmplatten selber gebaut, sondern die auch wie alle anderen in Italien gekauft (und maximal im Werk noch etwas getunt). Von daher dürften sich die Stimmplatten nicht groß von denen anderer sehr guter Instrumente aus dieser Zeit unterscheiden. Und je nachdem, welche Stimmplattenqualität verwendet wurde, dürften auch bei den Hohner Modellen aus dieser Zeit das Aussehen der Zungen entsprechend variieren.

Übrigens genau so ein weißes L´Organola Instrument wie in Post 11 abgebildet hat mich heute zum meiner Nachfrage bezüglich der Firmengeschichte veranlasst...

Gruß, maxito
 
Frage: Gibt es Bilder zu dem fraglichen Instrument im Internet:

Leider nicht so schöne wie im Buch, wo man dieselben seitlichen Intarsien sehr gut sieht, aber dafür mit der Lebensgeschichte von Maurice Thöni: http://www.notrehistoire.ch/article/view/564/

Thöni hat sich offenbar seit 1917 die Instrumente von Morino bauen lassen und hatte auch seinen Anteil daran, dass Morino nach dem Betrug in Genf nach Trossingen kam.


Zur Frage: "Premiata Fabbrica d'armoniche l'organola"

Stimmt, wo italienisch draufsteht muss nicht unbedingt italienisch drin sein. Premiata heisst ja nur prämiert und das kann auch in Deutschland prämiert heissen. Hohner war zu der Zeit im Akkordeongeschäft noch im Aufbau. Diese Taktik wurde auch von Herstellern in Musikwinkel benutzt ("Firotti").

Nachtrag: hier noch Angaben zu Thöni und Einzelbassmanual http://www.notrehistoire.ch/photo/full_view/22759/
 
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Lieber Claus,

Die Informationen zum HOHNER's Morino (1932) sind ein Volltrteffer. Ich würde sagen, dass dieser Konverter - dort genannt: "Bässe - umschaltbar zu Baritonbässen" ziemlich genau Konverterschaltung dieser besprochenen Organola entspricht.

Vielen herzlichen Dank für Deinen wertvollen Beitrag!

Viele Grüsse, Béat
 
Freut mich, wenn's geholfen hat......

Gruß Claus
 
Hallo Béat & Claus
versteh ich das richtig: das Instrument ist im Bassteil ein Serieninstrument mit dem Bariton/Converterbass und im Diskantteil eine Sonderanfertigung?
Grüsse, accordion

Nachtrag: Stimmt es, dass diese Bassmechanik bei Hohner zugunsten von MIII (zB. bei der Morino VI) aufgegeben wurde? Gibt es noch andere Instrumente mit dieser Bassmechanik?
 
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versteh ich das richtig: das Instrument ist im Bassteil ein Serieninstrument mit dem Bariton/Converterbass und im Diskantteil eine Sonderanfertigung?

Nachtrag: Stimmt es, dass diese Bassmechanik bei Hohner zugunsten von MIII (zB. bei der Morino VI) aufgegeben wurde? Gibt es noch andere Instrumente mit dieser Bassmechanik?

Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Es ist aber rechts und links eine Sonderanfertigung, da ja die Knopfzahl mit dem Instrument von Béat nicht übereinstimmt. Nur das Baritonbass-Umschaltprinzip ist sicherlich das gleiche wie bei der 1932er Morino. Ob, warum und wann diese Mechanik aufgegeben wurde, kann ich den Unterlagen nicht entnehmen. Es ist die einzige Stelle in meinen Katalogen, wo überhaupt von dieser Umschaltung die Rede ist. Sie wurde nie wieder erwähnt.

Gruß Claus
 
Es ist die einzige Stelle in meinen Katalogen, wo überhaupt von dieser Umschaltung die Rede ist. Sie wurde nie wieder erwähnt.

Seltsam, da erfindet Hohner den Converter und legt es wieder ad acta :gruebel:

An dem Instrument von Béat sind die verschiedenen Entwicklungslinien der Bassseite ersichtlich. Schon ganz zu Beginn der Instrumente mit durchschlagender Zunge gab es Instrumente mit Einzelbässen (Melodiebass, z.B. beim Bandoneon, Concertina etc.) und den "Begleitautomaten" mit Akkordbelegung. Anfangs des 20. Jh. etablierte sich die Belegung der Bassseite gemäss dem "Stradella-Standard" (oft Mariano Dallapè zugeschrieben, Belege dafür konnte ich keine finden, sehr wahrscheinlich einfach, weil er dort der grösste Produzent war).

Die Kombination von Melodiebass und Stradella-Bass wurde von Musikern offenbar immer gewünscht (z.B. sehr früh 1917 von M. Thöni) und in den 30er Jahren von verschiedenen Herstellern realisiert, einen Convertor scheint allerdings nur bei Hohner gemacht worden zu sein. Erst in den 60er wurde die Idee wieder aufgegriffen.

Wäre spannend, die Geschichte der Bassseite des Akkordeons ein bisschen genauer nachzuzeichnen.
 
Die Kombination von Melodiebass und Stradella-Bass wurde von Musikern offenbar immer gewünscht (z.B. sehr früh 1917 von M. Thöni) und in den 30er Jahren von verschiedenen Herstellern realisiert, einen Convertor scheint allerdings nur bei Hohner gemacht worden zu sein. Erst in den 60er wurde die Idee wieder aufgegriffen.

Wäre spannend, die Geschichte der Bassseite des Akkordeons ein bisschen genauer nachzuzeichnen.


Der Konverter (die Mechanik, welche sich umschalten lässt von Standardbass zu Freebass), wurde anscheinend von Venanzio Morino entwickelt (ev auf Bedarf von Maurice Thöni) und bei Hohner angewendet.
Damit schliesst sich für mich die Fragestellung des KONVERTERS für den Moment. Vielleicht tauchen noch unbekannte Instrumente auf. Beim Akkordeon weiss man nie ... die Pioniere des Akkordeons bauten alles was möglich ist.

Die Fragestellung von Accordion zur Entwicklung der Bass Seite würd ich gern in einem neuen Artikel weiterführen. Ich kann dazu ein paar Beiträge liefern. Und freue mich dort auf eure Rückmeldungen und Erfahrungen / Dokumente.

Viele Grüsse und Merci!
Béat
 
Hallo Claus,

Ich mach noch einen kleinen Nachtrag zu der Bassmechanik. zu den 4-eckigen Klappen. Vielleicht interessiert es Dich (?!)

Organola Bässe 001.jpg

Die Bass-Stimmstöcke (wie in der Diskant Seite) sind nach kleinen Terzen formiert. Das verlangt eine andere Mechanik.

Ei n interessantes Detail - in der Entwicklung der Bässe ist hier ebenfalls gut sichtbar:
Organola Bässe 002.jpg Organola Bässe 003.jpg

Die Bässe sprechen ja besser an, wenn sie einen längeren Luftkanal haben: hier der verlängerte Kanal zu den tiefen Bässen. Diese sprechen in der Tat beim Musizieren 'sofort' an!

Viele Grüsse, Béat
 

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