- Vielleicht ist euch schon so was begegnet?! Wer ist der Hersteller?
- Seit wann gibt es die ersten Freebassinstrumente?
- Seit wann die ersten Konverter - Ist dies womöglich ein erstes Instrument mit Konverter?
Das ist ein hochinteressanter Fall, bei dem die Fragen wohl gar nicht so leicht zu beantworten sind.
Von der Bauform und dem Zuschnitt des Griffbretts her bin ich einigermaßen sicher, dass es sich um ein Hohner-Instrument handelt. Hohner hat den Namen "Organola" und "L'Organola" für eine Menge Akkordeons verwendet. Dass nirgends "Hohner" draufsteht, ist nicht sehr verwunderlich. Ein Hohner-Mann hat mir einmal erzählt, dass der Markt für die chromatischen Knopfgriffkisten hauptsächlich Frankreich war und die Franzosen es in den Dreißigern gar nicht so gern sahen, wenn auf irgendwelchen Waren deutsche Namen draufstanden. Daher hat man zu dem Kunstgriff gegriffen, auf das Instrument groß und breit "Organola" draufzudrucken und das quasi als Marke zu etablieren. Man hat dann meistens auch noch auf dem Verdeck das "L'Organola" angebracht, warum auch immer.
Weiterhin ist es auch amtlich, dass wir es mit einer Sonderanfertigung zu tun haben, einem Unikat in jeder Hinsicht. Ich habe Katalog-Kopien, die ziemlich lückenlos von 1926 ab gelten, auch welche für den französischen Markt. Da gibt es viele "Organola"-Modelle in allen Variationen.
Nun ist es ja aber so, dass auch Sonderanfertigungen fast immer auf einem Serienmodell beruhen, da man ja nicht jeweils das Rad neu erfinden wollte und wenigstens das Manual und das Gehäuse beibehalten hat. Ich habe aber kein einziges Organola-Modell gefunden, das die Zusammenstellung 74 Diskantknöpfe und 123 Bassknöpfe gehabt hat. Es gibt 31, 34, 46, 52, 66, 68, 83, 87, 97 usw., aber ausgerechnet 74 als Vierreiher taucht nirgends auf. Auch die Schriftart des "Organola"-Schriftzuges ist von völlig anderer Art. Es wäre vielleicht noch interessant, ein Foto mit einer Drausicht aufs Verdeck zu sehen, ob da noch ein zusätzlicher Schriftzug vorhanden ist.
Deshalb ist immer noch ein Restverdacht vorhanden, ob sich ein anderer Hersteller den "Organola"-Namen gekrallt hat. Aber wer sollte dies zu der Zeit sein?
Nun aber weiter mit Freebass und Konverter. "Freebass" gab es schon in den Dreißigern, man nannte das eben "Baritonbässe"; da wurden z. B. 156 Bässe in 8 Reihen eingebaut. Die beiden ersten Reihen waren die Baritonbässe, die übrigen sechs Reihen lagen wie üblich. Solche Instrumente erscheinen bereits 1932.
Ebenfalls im Katalog von 1932 werden Instrumente mit der Aufschrift "Hohner's Morino" angeboten, die entweder mit diesen zwei zusätzlichen Reihen oder aber mit einer zum D.R.P. angemeldeten Baritonmechanik geliefert wurden. Hier scheint es sich wohl um einen der ersten Konverter zu handeln, nur hat man es nicht so genannt.
Es handelt sich um ein Instrument mit 66 Diskantknöpfen (Vierreiher, 50 Töne) oder 83 Diskantknöpfen (Fünfreiher, 51 Töne) sowie 117 Bässen. Man hatte dort Grund- und Wechselbass 4fach und Akkorde 6fach. Wurde nun umgeschaltet, wurden die Grund- und Wechselbässe beibehalten (zweichörig) und die 4 Akkordreihen als einchörige Baritonbässe geschaltet. Es gibt auch die entsprechenden Tonbelegungen im Katalog.
Man sieht also, dass da immer noch Unklarheiten vorhanden sind, die wohl nur jemand mit mehr Wissen und/oder besseren Unterlagen klären kann. Das mit der Seriennummer wäre auf jeden Fall sehr interessant; ich weiß zwar jetzt nicht, ob die Hohnerlisten so weit zurückgehen, aber versuchen könnte man es.
Gruß Claus