Was ist denn das für ein Argument? Dann musst du alles selber können, wenn die Kommunikation mit dem Profi nicht klappt. Wenn derjenige, der im Studio arbeitet meiner Ansicht nach kein Empfinden für unsere Musik hätte würde ich woanders aufnehmen. Ich arbeite natürlich nur mit jemandem zusammen, von dem ich denke, daß er umsetzen kann, wie ich mich hören möchte.
Aber gerade von der Kommunikation rede ich doch. Woher soll denn jemand wissen, wie du dich hören möchtest, wenn du's nicht ausdrücken kannst? "Mach mal weniger von dem was sche!ße klingt und mehr von dem was geil ist rein!"
Und nein, du brauchst nicht alles selbst können. Um Auto fahren zu können, muß man nicht in der Lage sein, eine Einspritzanlage auseinander- und wieder zusammenzubauen. Aber man sollte wissen, wie man schaltet oder wo man nach dem Ölstand kuckt oder wie man Luft in die Reifen macht. Man kann im Studio wesentlich besser (und effizienter) arbeiten, wenn man den Unterschied zwischen einem Hall und einem Delay kennt und dem Techniker direkt sagen kann, welches davon man meint anstatt stundenlang drumrum zu brabbeln und ogottogottogott, warum versteht mich niemand, ich kann so nicht arbeiten!
Einfach Basics, nichts weiter. Jeder Sänger sollte meiner Ansicht nach wissen, was ein Mikrofon ist und was es macht (in groben Zügen, ohne physikalische Formeln
), wie man es an ein Mischpult/eine Stagebox/ein Audio-Interface anschließt, wie man die Eingangsempfindlichkeit einstellt, was ein Vorverstärker tut, was ein Mischpult tut, was ein symmetrisches Kabel ist, was Phantomspeisung ist (und ob man sie im gerade vorliegenden Fall braucht) und eben eine Reihe von Effekten kennen und wissen wie sie den Klang beeinflussen. Das ist nun, weiß Gott, kein Hexenwerk und eigentlich sind das Dinge, die jeder Musiker wissen sollte (ok, vom Schalmei-Spieler auf dem Mittelaltermarkt mal abgesehen).
Sänger werden von Mitmusikern häufig als Außenstehende, Mimöschen, Prinzesslein o.ä. gesehen und behandelt - und in vielen Fällen ist das ja auch kein Wunder. Sie stehen auf der Bühne rum wie bestellt und nicht abgeholt, ein Mikrofon in der Hand und eine Träne im Auge, weil ihnen keiner beim Einstöpseln hilft. Dabei haben sie doch ihre Arbeit getan, sie haben das Mikro aus dem Etui geholt (sofern sie das überhaupt selbst gemacht haben
). Wie können die anderen sich nur um ihren Kram kümmern, ihr eigenes Zeugs aufbauen, wo ich doch der Sänger bin - trotzigmitdemFußaufstampf. Vom Soundcheck will ich gar nicht erst anfangen. Ein zaghaftes "eins, zwei, test", ein FOH, der einen Tennisarm kriegt, weil er ständig signalisiert 'nun sing doch endlich mal was - weiter, mehr, na los....' und ein Sänger, der hinterher über eben diesen FOH mault, weil dieser nicht in der Lage war, alles anhand meiner 3 Silbchen so einzustellen, daß ein fürstliches Stimmklangfeuerwerk abgefackelt wird