Jupiter 80... mir fällt grad keiner ein ausser mojkarma (wo ist er eigentlich abgeblieben? Hier jedenfalls schon lange nicht mehr...)
Ich bin schon da und wohlauf! Ich post halt in den anderen Unterforen weniger, vor allem wenn es um ein Instrument geht welches ich nicht besitze. Und in diesem Topic ist es ja relativ ruhig.
Ich habe ja den jp80 schon aus meiner Perspektive relativ ausführlich beschrieben und habe dem wenig hinzuzufügen.
Der JP80 ist vor allem nach dem 2.0 Update etwas besser geworden, vor allem was den Umgang mit Effekten betrifft, grundsätzlich ist das aber nicht die perfekte Maschine wenn man mit nur einem Keyboard gigt. Ich bekomme das zwar hin und habe im Grunde wenig zu bemängeln, aber die typischen Roland Fehler machen sich auf fast jedem Schritt bemerkbar.
Bei den Sounds gefällt mir nach wie vor das Piano. Ich bin da ganz anderer Meinung und finde in keinem Fall dass das Motif oder Kronos Piano besser sein soll. Der JP80 bietet ein überaus feines Piano und ob man dieses oder das des Motifs oder Kronos vorzieht ist einzig und allein Geschmackssache.
Was mir ebenso immer noch gut gefällt ist die Dynamik die von den Sounds entwickelt wird, wenn man expressiv spielt, bzw. wenn man mit dem Modulation Stick den Sound aus dem PP ins FF zieht. Hier hört man definitiv dass der Sound nicht nur lauter und heller (öffnende LP Filter) wird, sondern dass der Sound ganz einfach an Energie gewinnt und präsenter wird. Schwer zu beschreiben, aber man hört es deutlich wenn man den JP80 antestet. Ein gutes weiteres Beispiel ist der Akkordeon Sound. Da übernimmt die Engine irgendwie die Steuerung der Dynamik, bzw. die Bewegungen des Blasebalgs und die daraus resultierende Veränderung in der Dynamik werden nachgeahmt. Das hat mein Kollege bemerkt mit dem ich vorige Woche ein relativ großes Konzert gespielt habe und der hat mich gefragt wie ich das mache. Ich mache das nämlich gar nicht. Das übernimmt diese SN Engine.
Da gibt es also definitiv positive Leistungen die mit dieser SN Technologie angeboten werden.
Die Orgel bleibt leider das Sorgenkind. Der ist nicht zu helfen. Trotz der Tatsache dass man jetzt Effekte seriell schalten kann, bleibt die Orgel schlecht. Sie klingt nicht im Grunde schlecht. Ihr fehlen einfach die typischen Klangstrukturen die man von einer Hammond Orgel erwartet. Hier hat Roland heftig gepatzt. Unvorstellbar heftig. Eigentlich bin ich geneigt zu glauben, dass man die Orgel "absichtlich" beschnitten hat, um nicht anderen firmeneigenen Geräten Konkurrenz zu machen.
Nicht nur dass man den Sound live nicht verändern kann weil sich die Drawbars nicht steuern lassen (nicht mal durch Midi), man kann nicht mal Sachen wie Percussion live steuern! Also an- oder ausschalten. Die Orgel hat nichts supernaturales in sich. Und sie eignet sich nur für jene die sehr vereinzelt einen Orgelklang brauchen. Ich benutze da sogar des öfteren die mitgegebenen Samples für die SN Synth Engine. Da sind - scheint mir - die meisten Orgelsamples der alten SR-JV Expansion Karte enthalten. Und da sind auch Orgelsound mit inclusive slow und fast Leslie Effekt gesamplet. Klingen in meinen Ohren besser als die SN Organ mit dem Roland Rotary aber ohne Vibrato und Chorus.
Was ich noch bei den Sounds zu bemängeln hätte wäre die Tatsache, dass man die SN Engine nicht ausschalten kann. Man gerät manchmal wirklich in Situationen wo man diese "mitdenkende" Engine nicht braucht. Sie kann sogar stören. Bei den Panflöten beispielsweise hört man einen Triller wenn man unter bestimmten Umständen die Taste anschlägt und dann eine weitere hinzufügt. Wenn man nun in Terzen spielt und die beiden Tasten nicht ganz synchron anspielt, interpretiert das die Engine auf ihre Weise und triggert eine Triller Phrase wo man sie gar nicht haben will. Da kann es schon passieren, dass ein Latin Solo auf der Panflöte heftig und gegen den Wunsch des Performierenden barokisiert wird.
Bei der Violine andrerseits - dem Vorzeigeinstrument bei unzähligen Vorstellungen des JP80 - fehlt mir der Slide Effekt wenn man von einem Ton zum anderen gleitet. Interessant ist dass dieser Effekt beim V-Synth noch vorhanden war (zumindest hört man das auf den youtube Demos) und beim JP80 verloren ging. Bei den Streichern würde ich mir diesen Slide Effekt hier und da schon wünschen.
Ein weiteres potenziell großes Manko sehe ich in der Kontroller Struktur dieses Instrumentes. Es werden schon einige gemerkt haben, dass der JP80 mit Hardware Kontrollern ziemlich geizig umgeht. Was noch schlimmer ist, dass er noch viel geiziger damit auf der Software Ebene umgeht. Da gibt es leider Hürden, die einem die Freuden am Instrument in Sekundenbruchteilen wegnehmen (können).
Nur als Beispiel: die einzigen Kontroller die nicht "gefedert" sind (also nicht in ihre Ausgangsposition zurückkehren) sind diese Potis unter dem Display. Vier sind es. Davon sind zwei direkt verdrahtet um die Tone Blending Funktion auszuführen. Wenn man aber diese Funktion wie ich mit einer Expression Pedale ansteuert, dann hat man zwei "tote" Potis die nichts machen und nichts machen können. Das Problem bei den anderen zwei Potis ist, dass die Liste der Parameter die gesteuert werden können, viel viel kleiner ist als die der restlichen Kontroller (Joystick D-Beam, Pedal 1 oder 2, ...). Stattdessen sind das konkret vorgegebene Parameter wie Attack, Decay, Filter, Release, usw.
Das Problem tritt auf wenn man z.B. einen Effekt Parameter steuern will. Die Potis sind dann die einzige Möglichkeit wo der zu verändernde Wert nicht auf seine ursprüngliche Position zurückversetzt wird. In der Effektsektion kann man bestimmen, welcher Midi CC Parameter z.B. die Drive Intensität im Overdrive Effekt steuern wird. Dann wählt man z.B. CC37 aus, hat aber diesen CC nicht zur Verfügung beim Poti als steuerbaren CC Midi Wert.
Was sich Roland dabei gedacht hat bleibt mMn ein ganz großes Geheimnis.
Mit diesen abartigen, sinnfremden, hirnlosen Tastern unter dem Keyboard komme ich überhaupt nicht klar. Ein überflüssiges Gimmick. Da muss ich unter Umständen die Hand hochheben, um zu sehen welche Taster darunter sind, und ob ich diese zum Soundwechsel brauche oder nicht. Außerdem habe ich es schon erwähnt. Durch die Bänke kämpft man sich mit den Next/Previous Tastern die einen Meter voneinander entfernt sind. Und das ständige mehrmalige Drücken um von Bank 1 zu Bank 8 zu gelangen kommt für mich nicht in Frage. Ich benutze mein iPad und die App Setlist Maker. Dort habe ich alle Songs die ich spiele eingespeist und die App sendet auch Programm Wechselbefehle. Ein Tappen auf den Song in der Setlist, und die entsprechende Registration wird aufgerufen. Muss ich überhaupt erwähnen, dass Roland nicht mal die Information über die entsprechenden Bank und Programm Befehle im Handbuch anführt. Da hat man was zu rechnen um z.B. herauszufinden, wie etwa Set3-Bank4-Number7 als Program Change umzusetzen ist. Der Fantom G hat das noch im Display angegeben. Der Jupiter führt das Supernatural Logo an dieser Stelle.
Und abschließend: es ist mir klar warum der JP80 ein Nischenprodukt und ein Flop auf dem Markt geworden ist. Es ist sicherlich ein hervorragendes Zweitkeyboard auf der Bühne, da aber für viele einfach zu teuer. Andrerseits bietet es einige schwerwiegende Nachteile in der Struktur und im Design des OS und ist daher ziemlich begrenzt als Hauptkeyboard oder als alleiniges Keyboard auf der Bühne. Ungeachtet des Namens (was mir persönlich völlig egal ist) lässt sich der JP80 schwer einordnen. Ja selbst im Laden beim kurzen anproben steht der User völlig verwirrt dar. Im werden nämlich irgendwelche dicken, mit Effekten übergossenen Klangkreationen (Registrations) entgegen geworfen und er hat nicht einmal die Möglichkeit die einzelnen Sounds auszuprobieren. Dies ging nur mit sehr umständlichen Workarounds und mit dem 1.1 OS ist es nur etwas besser geworden. Man kann jetzt zwar die einzelnen Sounds probehören, man ist aber immer in einer Registration und das heißt das die Kontroller Funktionen nicht dem einzelnen Sound angepasst sind, sondern dass absolut alle einzelnen Patches die selben Kontrollerzuweisungen haben. So kann man im Laden unter Umständen nicht mal diese intensiv umworbenen SN Gimmicks probehören. Und wenn die Probleme schon im Laden beginnen, dann kann der Verkauf leider nur ein Flop werden.
Ich komme mit dem Instrument gut klar, trotz einiger Tiefpunkte hier und dort. Ich hoffe aber innigst, dass Roland nach dem Jupiter ein neues Entwickler Team aufstellt, welches etwas von Keyboards-auf-der-Bühne versteht.