Anspruch vs. Fähigkeiten

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Hi Leute,

nach bald 6 Jahren im Board stolpere ich (als Gitarrist natürlich vor allem im Gitarrenforum) immer wieder über folgende Situation:

Da wird an das zu erwerbende Equipment/die Qualität der Technik bzw. des Bedienpersonals der P.A./das Studio/die Übungsraum-Akustik/usw. teilweise (oft auch im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten) geradezu grotesk anmutende Ansprüche gestellt. Und im Verlauf eines solchen Threads kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren:

Die mit den höchsten Ansprüchen sind sehr oft die mit den geringsten Fähigkeiten.

Während der "Könner" versucht, die allgemeinen Unwägbarkeiten auf dem Weg zum guten Ton /der super Aufnahme / des sich selbst auf der Bühne gut Hören/ usw. so weit wie möglich von vornherein auszuschalten und sich mit den so minimierten "Restrisiken" abfindet, der mit eher schlichtem Equipment effektiv und künstlerisch befriedigend arbeiten kann...

...glaubt der "Möchtgern" an das magische Equipment/ die Super-Konsole (Stichwort: "Behringer geht gar nicht")/den ultimativen Amp/usw., welches ihm nun aber bitte den künstlerische und vermutlich auch finanziellen Erfolg bescheren soll, und ist regelmäßig enttäuscht und wütend über die vermeindlichen technischen und personellen Versager in seinem Umfeld.

Klar dass die Musik-/Equipment-Industrie diese Haltung befeuert. Klar, dass Anfänger auf so etwas leicht reinfallen ("wenn ich erst die JEM habe, klinge ich auch wie Steve Vai").

Mitunter sind es aber auch "alte Hasen", die sich so sehr ins equipment-technische Detail verbeissen und völlig aus den Augen verlieren, wo die effektiste Arbeit reingehen sollte (oft nämlich in die musikalischen Fähigkeiten), die immer das neuste Update brauchen (sich dann aber über neue Bugs beschweren), die vermeintlich "magische" Instrumente beschwören, die hier Vergleichs-Clips für "a=extrem gut/b=geht gar nicht" reinstellen, bei denen ich (vielleicht) klangliche Unterschiede höre, aber keine qualitativen, die nie mit hinreichend guten technischen Möglichkeiten zufrieden sind, sondern immer das vermeindlich noch Bessere wollen.

Ich bin gespannt, ob es dazu hier Meinungen gibt...

LG Jörg
 
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Ach, ich nehme das alles nicht so ernst. Für mich sind das sowieso 3 verschiedene Hobbys (Leidenschaften, wie auch immer): Das Gitarre spielen für mich zuhause, Die Band und der Spaß an neuem Equipment.
Und es macht doch Spaß, was neues auszuprobieren, ich jedenfalls lasse mich dadurch auch kreativ inspirieren.
Ich glaube auch, dass man durch neues Equipment besser wird, da es immer wieder einen neuen Motivationsschub gibt.

Wichtig ist doch nur, dass man das wesentlicher, nämlich den Spaß am Spielen nicht aus den Augen verliert.

Ich denke aber, dass fast jeder Anfänger auch diesen "Ich will klingen wie"- Weg gehen muss und wenn es eben über Sig-Gitarren geht, dann ok.
Irgendwann kriegt doch noch jeder die Kurve, der es ernst meint.

Und übrigens, wenn ich nicht gut klinge, sind IMMER die Anderen schuld, ich schwöre!:D
 
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Dazu fällt mir etwas ein, was mir öfters beim Hören des MB Radios durch den Kopf ging.
Hier wird viel gefachsimpelt, diskutiert und kritisiert. Wenn ich dann allerdings die ganzen Sachen im MB-Radio, oder auch auf den Bandseiten ansehe, wundert es mich, dass die Qualität (technisch / musikalisch) nicht deutlich höher ist. Damit möchte ich nicht die Daseinsberechtigung der Musik bestreiten.
Es regt mich lediglich zum Nachdenken an, wie viel der Fachsimpelei und Diskussionen überhaupt ernst zu nehmen sind (zumindest für mich), wenn die Ergebnisse dann so verhältnismäßig schlecht sind.

Kurz gesagt: Bei so viel scheinbarer Kompetenz und tollem Equipment, müsste hier jeder Hits schreiben und berühmt sein.

Hasau
 
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Ich glaube, dass jeder gerne neue Sachen hat.
Nicht nur Gitarren.
Auch wenn man kein Faible für Autos hat, fährt man doch lieber einen neuen als einen alten Wagen, oder nicht?
Ich finde es einfach schön, wenn mir neue Dinge begegnen, zum Beispiel in Form einer neuen Gitarre.
Natürlich kaufe ich mir jetzt keine neue Strat, Les Paul oder Jumbo-Westerngitarre, weil ich die schon habe.
Als nächstes soll dann schon was wirklich neues her, was ich vorher nicht hatte, wie eine 12 Saiter oder eine Epiphone Lucille.
Genauso ists mit den Effekten. Wozu würde ich jetzt ein FuzzFace brauchen, wenn mir mein Big Muff eh reicht?
Wozu ein Buddy Guy CryBaby, wenn ich mit meinem "normalen" CryBaby auch gut zurechtkomme?
Wozu einen neuen Amp, wenn mir der alte noch so gut gefällt?

Ich möchte mir immer viele Dinge kaufen, doch dann stelle ich mir immer die Frage, ob ich es wirklich brauche oder nicht.
Ich wollte mir ein FuzzFace für 250€ kaufen... dann fiel mir auf, dass mein Big Muff auch reicht.
Ich wollte eine Buddy Guy Wah kaufen, doch dann merkte ich, dass meins auch sehr gut klingt.
Dann wollte ich noch einen neuen Amp, bis mir auffiel, dass der alte praktisch perfekt für mich ist und sich mit all meinen Effekten gut versteht.

Das ist immer das wichtigste, dass man sich fragt, ob man das "Traum"-Equipment wirklich brauch, oder ob man mit dem alten eh zufrieden ist

lg
Florian
 
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Die mit den höchsten Ansprüchen sind sehr oft die mit den geringsten Fähigkeiten.

Während der "Könner" versucht, die allgemeinen Unwägbarkeiten auf dem Weg zum guten Ton /der super Aufnahme / des sich selbst auf der Bühne gut Hören/ usw. so weit wie möglich von vornherein auszuschalten und sich mit den so minimierten "Restrisiken" abfindet, der mit eher schlichtem Equipment effektiv und künstlerisch befriedigend arbeiten kann...

...glaubt der "Möchtgern" an das magische Equipment/ die Super-Konsole (Stichwort: "Behringer geht gar nicht")/den ultimativen Amp/usw., welches ihm nun aber bitte den künstlerische und vermutlich auch finanziellen Erfolg bescheren soll, und ist regelmäßig enttäuscht und wütend über die vermeindlichen technischen und personellen Versager in seinem Umfeld.
Diese Unterscheidung würde ich gar nicht so machen und auch nicht so sehen. Die Definitionen und die Grenzen von "Könnern" und "Möchtegerns" sind schwierig und fließend. Ein Gitarrist ist ein Gitarrist ist ein Gitarrist. So ist das nun mal. Ob er nun gut auf schlechtem Equipment spielt oder schlecht auf gutem Equipment. Aber auf jeden Fall jeder mit seinem eigenen Anspruch! Dieser führt dazu, dass einige Gitarristen ziemlich erstaunt sind, wenn auf der Bühne der Sound auf einmal ganz anders als im Proberaum ist. Und natürlich sucht derjenige dann die Schuld nicht bei sich. Weil er ja seiner Meinung nach schon alles für einen guten Sound gemacht hat.
Equipment zu haben - egal welches - , und damit umzugehen, sind zwei verschiedene Dinge. Dazu braucht eine Menge Erfahrung. Und die kommt nicht von heut auf morgen und lässt sich auch nicht in einem Thread vermitteln. Da hilft nur probieren und soviel spielen wie möglich.

Ach, ich nehme das alles nicht so ernst. Für mich sind das sowieso 3 verschiedene Hobbys (Leidenschaften, wie auch immer): Das Gitarre spielen für mich zuhause, Die Band und der Spaß an neuem Equipment.
So ähnlich sehe ich das auch. Deswegen lese ich auch mit Interesse die dementsprechenden Threads. Im MB bekommt man bessere und schnellere Infos als aus den einschlägig bekannten Gitarrenmagazinen.

Es regt mich lediglich zum Nachdenken an, wie viel der Fachsimpelei und Diskussionen überhaupt ernst zu nehmen sind (zumindest für mich), wenn die Ergebnisse dann so verhältnismäßig schlecht sind.
Das kann ich allerdings unterstreichen. Ich habe letztens noch ziemlich viele Amatuerbands gesehen und gehört. Durchgängig - egal was für eine Qualität das Equipment der Gitarreros hatte - war Gainstufe 11 ala Spinal Tap die Hauptdevise. Nur eine Band war imstande mit 2 Gitarristen einen guten Sound zu fahren. Der Rest war klanglicher Einheitsbrei. Dabei war die musikalische Qualität der Bands mitunter sehr gut.
 
Ich würde das nicht ganz so krass sehen mit den Fähigkeiten: die meisten User hier haben einfach Spaß an vielen verschiedenen Gitarren/Amps/Effekten, etc. Ich glaube nicht, dass diese zu irgendeiner Kompensation der eigenen Fähigkeiten dienen.

Ich persönlich halte nichts von Selbsteinschätzung, aber ich würde schon sagen, dass ich einen durchaus passablen Gitarristen abgebe, was mir auch durchaus schon oft bestätigt wurde. Dennoch bin ich aboluter Gitarrenfanatiker, einfach nur weils mir Spaß macht. Dabei ist es auch egal was ich momentan für eine Gitarre in der Hand habe, meinen eigenen Sound habe ich immer.

Dazu kommt noch, dass die meisten Gitarristen hier ja männlich sind (ist einfach so, kein Vorurteil!) und Männer neigen eben zu Spielereien - machen wir uns nix vor, wir werden eh nie erwachsen. Was früher die großen glasigen Augen im Spielzeugladen waren, sind heute eben die großen glasigen Augen im Gitarrenladen um die Ecke. Dazu kommt selbstverständlich noch das männliche Balzverhalten: viel teures Equipment = Anerkennung = Attraktivität.
Das selbe Phänomen entdeckt man übrigens bei Autonarren, denen es nie groß, schnell und teuer genug sein kann. Auch da würde ich nicht sagen, dass derjenige mit dem dicksten BMW meist der schlechteste Fahrer ist.

MfG
 
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Die mit den höchsten Ansprüchen sind sehr oft die mit den geringsten Fähigkeiten.

Danke für das Kompliment, aber Du hast mich doch noch nicht gehört. ;) :D
Eine interessante Feststellung. Es überrascht mich auch oft, wie kompromisslos manche einkaufen. Vielleicht ein Überbleibsel aus Zeiten, als Instrumente und Technik noch nicht ausgereift waren und der Musiker viel Zeit mit der Verbesserung unzureichender Ausrüstung verbrachte. Heute finde ich es eher grotesk. Mir ist es schon peinlich, wieviele Gitarren ich habe, aber das hat andere Gründe. :redface: Komisch, wie rigoros immer das Beste gefordert wird, um bei nächster Gelegenheit wieder auf etwas völlig anderes umzusatteln. Da finde ich es vernünftiger, sich mal mit einer billigeren Gitarre zu bescheiden, es wird doch nicht die letzte sein. :)
 
Das Erweitern der musikalischen Fähigkeiten und die Verbesserung des Equipments schliessen sich ja nicht aus.

Ich kenne hier jedenfalls einige, die ihr enormes Können auch möglichst professionell produzieren möchten. Vielleicht auch, weil mit steigenden Fähigkeiten/Erfahrungen usw die eigene Empfindlichkeit zunimmt. Sie wollen sich einfach nicht durch schlechtes Equipment einengen lassen.
(Was mich anbelangt: Bei mir stimmen musikalische Fähigkeiten und Equipment überein; ich nehme mit einem Pentium 600 auf, hi hi)

Die in der Ausgangsfrage angesprochene Zielgruppe möchte aber vielleicht auch nur das Optimum fürs Geld erhalten, und fragt daher bis ins kleinste Detail nach. Dadurch kann vielleicht auch ein falscher Eindruck entstehen. Und was die Beratung angeht: meistens passiert sowas doch recht sachlich glaube ich, viele Standpunkte lassen sich begründen und viele Dinge sind halt Geschmackssache.

Wenn einer glaubt, mit einer Steve Vai Gitarre automatisch auch so spielen zu können, ist das natürlich naiv. Weiß aber auch jeder.

Viele Werbeaussagen finde ich auch drollig. Anfängerinstrumente, welche für Fortgeschrittene und dann welche für Profis am Preis festzumachen, ist ja nun wirklich überzogen. Dann wären glaube ich viele Weltstars Daueranfänger, weil die teilweise noch ihre Instrumente aus den Anfangszeiten spielen.

Aber so richtig ernst wird das alles nicht genommen, glaube ich.
Mein Fazit:
Anspruch versus Fähigkeiten stimmt als Fragestellung nicht immer. Mit steigenden Fähigkeiten wird man oft anspruchsvoller und mit tollem Equipment fallen viele Sachen bestimmt leichter bzw. klappen zuverlässiger.
 
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Ich persönlich halte nichts von Selbsteinschätzung, ......


Den Satz solltest Du vielleicht 'mal erklären. Ich denke, das meinst Du nicht so, oder?
Zum Thema will ich nur soviel sagen, dass ich dem TE 100 %ig zustimme! Ich habe mir schon so oft das Gleiche gesagt und das auch hier geschrieben. Aber es hat sich nichts geändert.
 
Klar ist vieles heiße Luft, aber was willst Du? Das ist das Internet. Wie schon geschrieben wurde, es sind verschiedene Dinge, das Musikmachen und das im Forum aktiv sein. Mir z.B. macht es Spaß in Foren über Musikinstrumente zu fachsimpeln, aber aus zwei bands in denen ich spiele bin ich da momentan der einzige (früher hatten wir einen Organisten, der auch im MB unterwegs ist). Fähigkeiten haben auch nur bedingt mit der Qualität der Musik zu tun, zumindest im Rockbereich. Und Fähigkeiten korrelieren auch nicht im Erfahrung, mit beidem kann man gute Musik machen; mit großer Erfahrung und überschaubaren Fähigkeiten vielleicht sogar bessere als andersrum, denn sich in der Band einzubringen und sich mit Livebedingungen zu arrangieren ist, wie Du schreibst, eben gleichbedeutend mit Beschränken.

Gerade im Gitarrenbereich glaube ich sowieso, dass nur sehr wenige hier professionelle Musiker oder auch nur Musikalienhändler oder Amptechs sind. Das ist aber nichts, was man jemandem vorwerfen sollte. Der Anwalt, der nach Feierabend in seiner Altbauwohnung auf seiner Custom Shop den Blues spielt, verdient den gleichen Respekt wie der Schüler, der im Benjamin Blümchen Zimmer ein guter Heavy-Gitarrero werden will. Und wie der Profimucker, der hier nach einem neuen Effektgerät fragt. Oder der Hobbymucker, der eben auch Gigs spielt, aber finanziell was anderes machen will oder muss.

Dass die Ansprüche und Interessen da jeweils andere sind, ist doch völlig normal. Und wenn sich jemand seitenlang über Verfärbungen im Nitrolack aufregt, ist das für ihn eben interessant, während es mir vielleicht völlig egal ist und mich mehr interessiert, wie stark die Gitarre meinen Amp ancruncht, wenn der nur noch auf zwei Röhren läuft, aber den Gig noch durchhalten muss. Trotzdem können wir friedlich über die selbe Gitarre sprechen, weil die uns beide interessiert. Ist doch schön :) Vor dem Internet gab es diesen Austausch nicht, da hab ich nur mit Leuten aus meinem Dunstkreis gefachsimpelt, und wir haben zu den Bluesrock-Opas aus dem gemeindezentrum aufgeschaut, die auf Volksfesten für Freibier Tom Petty gecovert haben ...
 
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...
die vermeintlich "magische" Instrumente beschwören, die hier Vergleichs-Clips für "a=extrem gut/b=geht gar nicht" reinstellen, bei denen ich (vielleicht) klangliche Unterschiede höre, aber keine qualitativen, die nie mit hinreichend guten technischen Möglichkeiten zufrieden sind, sondern immer das vermeindlich noch Bessere wollen.
Genau dieses Phänomen beobachte ich hier und in anderen Foren auch schon seit Jahren. Da wird von "Welten" gesprochen, wo ich nur minimale und wie du schon sagst, nicht einmal unbedingt qualitative Unterschiede höre. Manche werden wohl in der Tat so ein empfindliches Gehör (entwickelt) haben, manche stilisieren kleinste Unterschiede scheinbar soweit hoch, weil sie froh sind überhaupt einen Unterschied zu hören.
 
Ich erlebe das gerade ganz gut mit dem Tubescreamer HW für 350€. Den hab ich aktuell zuhause und höre im Vergleich zu 50€ Bad Monkey auch Unterschiede und fühle sie vor allem, die könnte ich auch "Welten" nennen.
Die Wahrheit ist, dass es sich um Nuancen handelt, die zwar etwas ausmachen, die aber in Livesituationen sicher nicht großartig hörbar wären. Und ich werd den Teufel tun Soundbeispiele hier reinzustellen, am besten noch als Vergleich ...
Trotzdem hab ich als weiß Gott nicht professioneller Gitarrist die Wahl und das Recht zu sagen, ich hab Lust auf dieses kleine Stück der "Verbesserung" und es ist es mir wert.
Am Ende mach ich es nur für ich selbst und vielleicht nehme ich dieses scheißteure Teil und werde es nur zuhause zum rumdudeln nehmen, einfach weil es mir gefällt.
 
Für mich ist es ein kardinalfehler, das Erlebnis Musikinstrument für den Musiker auf "Hören" zu beschränken. Harte Fakten wie z.B. Batterieverbrauch, Verarbeitungsfehler und Features kann man noch objektiv beschreiben. aber bei den Sachen, die mindenstens genauso wichtig sind: Wie fühlt es sich für mich an? Hab ich das Gefühl, dass hinten rauskommt, was ich vorne reinspielen will? Wie empfinde ich das Gesamterlebnis aus Klang, Haptik, Features, und ja, auch Optik und Image, subjektiv? Da wird es eben oft schwierig. Manche Fachleute können dann mit der Physik aufwarten, andere flüchten sich in die Subjektivität. Beides ist legitim, genauso wie alles dazwischen - solange alle wissen, dass es auch noch andere Komponenten des Erlebnisses Musikinstrument gibt. Die das nicht wissen, überbetonen eben den Faktor, den sie für ausschlaggebend halten. auch das ist legitim, stößt aber eben Leuten auf, die andere Faktoren wichtiger finden.
 
@kypdurron
Das ist sicherlich alles richtig, was Du schreibst, aber ich glaube, es ist ein anderes Phänomen gemeint. Kann mich aber auch irren.
Deshalb gebe ich nochmal ein Beispiel, das ich schon anderer Stelle beschrieben habe:
Da streiten sich zwei 16jährige Gymnasiasten darüber, ob der neue Ferrari Testarossa dem neuen Bugatti im Grenzbereich auf feuchter Strasse nicht vielleicht doch etwas überlegen ist. Nicht dass sie darüber nicht streiten dürfen, aber ob das tatsächlich eine von eigenen Erfahrungen und Versuchen geprägte Diskussion ist, muss dann doch bezweifelt werden.

Auch ich kann locker in der Anonymität des MB davon berichten, dass ich die PRS Dragon für etwas druckvoller in den Höhen halte als die Gibson Les Paul Goldtop von 1959, wenn ich sie über meinen Soldano SLO 100 mit den vier 4x12 Boxen spiele und ernte größte Bewunderung ob meines profunden Fachwissens. In Wahrheit habe ich weder die eine noch die andere jemals in Händen gehalten und einen SLO habe nur ein oder zweimal im Laden bei Zimmerlautstärke anspielen dürfen!

Natürlich gehört sowas zum Internet dazu. Aber deshalb darf man das trotzdem kritisieren und sich entsprechende Fragen stellen. Und man muss nicht einmal für alles Verständnis haben!
 
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mir erscheint es oft so, daß heute weniger als früher probiert wird, mit dem, was man hat dahin zu kommen, wo man hin will. ich habe z.b. '91 mit dem spielen angefangen. im vergleich zu heute gab es da deutlich weniger auswahl an equipment. von einem amp mit 10 sounds + effekten und das auch noch recht gut klingend für gerade mal einen hunderter hat man damals höchstens geträumt. mein erster amp hat umgerechnet 100 gekostet. der klang war - kein kommentar...

heute gibt es für jede noch so kleine variation ein eigenes gerät. auf die idee, daß man vieles einfach mit den fingern machen kann wird heute oft gar nicht mehr gekommen. die ganze rumtüftelei mit spieltechniken und soundeinstellungen wird heute nicht, oder nicht mehr so intensiv praktiziert. welche möglichkeiten stecken wirklich in meinem equipment ? was kann ich alleine durch spieltechnik erreichen ? das herauszufinden war zumindest bei mir immer ein wichtiger teil des spielen lernens. die ideen und kniffe, auf die ich praktisch nebenher gekommen bin möchte ich unter keinen umständen mehr missen ! der ganze "abfall", auf den ich von mir aus nie gekommen wäre weil nicht gesucht, der aber das spielen sehr bereichern kann.

wie macht man das z.b. mit dem sustain ? einen ton praktisch endlos stehen lassen ? erster ansatz meinerseits: 5 verzerrer in reihe, alle voll aufgedreht + ein am anschlag fahrender amp. jo, der ton steht, kann man aufgrund der ganzen nebengeräusche aber kaum noch hören :D. zweiter ansatz: irgendwann mal mitbekommen, daß man einen ton praktisch endlos klingen lassen kann, wenn man auf ganz bestimmte weise mit dem finger beim greifen wackelt. so hab ich das fingervibrato endeckt und konnte vier verzerrer wieder aus dem signalweg nehemen... :)

die beschäftigung mit den möglichkeiten eines instrumentes wird heute oft sehr oberflächlich betrieben will mir scheinen. anstelle diese möglichkeiten bis ins letzte auszureizen, sich durch sie inspirieren zu lassen, wird nach einer art wunderkiste gesucht, die das für mich macht. natürlich dann nie so, wie es eigentlich gewünscht war womit die suche nach weiteren kistchen beginnt und eigentlich nie endet. jede noch so kleine stufe in die richtige richtung wird dann hochgejubelt und als vorläufiges nonplusultra angesehen.

das internet hat bewirkt, daß man heute wegen wirklich jedem kleinsten schei* eine frage stellt und auch stellen kann, anstelle erst mal selber zu versuchen hinter ein problem zu kommen und den weg dahin als erfahrung mitnimmt. in verbindung mit der sehr, sehr großen auswahl an geräten führt das dann zur bechriebenen situation, daß die ansprüche an das equipment immer höher werden, da wiklich jedes kleinste detail abgedeckt werden soll.

als saloppes bsp mal: der eine kauft sich einen trebblebooster, um die höhen zu betonen, der andere geht an seinen amp und dreht den entsprechenden poti halt etwas hoch... ;) (nicht drauf rumreiten jetzt bitte. ist nur ein bsp :))

gruß
 
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man muss natürlich filtern was man in Foren so aufnimmt, einer hat wenig Erfahrung, ein anderer Produkt XY gerade frisch gekauft und steckt in der ersten Verliebtseinphase, ein weiterer man halbprofessionel Mucke und kann wirklich was dazu sagen. So ist das eben, so ist das Internet.

Dass die Ansprüche ans Equipment zum Teil eklatant mit den Fähigkeiten kollidieren, ich denke das ist normal. Am Anfang als ich mit Gitarre spielen begonnen habe, dachte ich auch, mit einem besseren Verstärker (an der Gitarre konnte es nicht liegen) würde ich automatisch viel besser klingen. Mit der Zeit kommt dann Erfahrung und Können dazu, und es relativiert sich vieles, man versteht dass das Instrument nur Mittel zum Zweck ist, dass es auch mit günstigen und billigen Instrumenten geht.

Und weil es für die meisten hier ein Hobby ist, haben wir zum Teil viel zu viele Gitarren, Instrumente, Verstärker, oder Equipment das überhaupt nicht mit unserem Können und Verwendungszweck übereinkommt. Aber es ist unser Hobby und jeder setzt da seine eigenen Maßstäbe, muss nicht vernünftig sein, aber solange es Spaß macht, ist es genau richtig :)
 
Natürlich gehört sowas zum Internet dazu. Aber deshalb darf man das trotzdem kritisieren und sich entsprechende Fragen stellen. Und man muss nicht einmal für alles Verständnis haben!

Klar, muss man nicht. Aber so will sich ja auch keiner sehen:

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das internet hat bewirkt, daß man heute wegen wirklich jedem kleinsten schei* eine frage stellt und auch stellen kann, anstelle erst mal selber zu versuchen hinter ein problem zu kommen und den weg dahin als erfahrung mitnimmt. in verbindung mit der sehr, sehr großen auswahl an geräten führt das dann zur bechriebenen situation, daß die ansprüche an das equipment immer höher werden, da wiklich jedes kleinste detail abgedeckt werden soll.

Genau das ist halt Unerfahrenheit, bzw. ein Ausdruck davon. Hätte Dir früher aber auch passieren können, wie Dein beispiel mit den zig Verzerrern zeigt. Bei mir wurde und wird die Auswahl an Geräten durch die finanziellen Möglichkeiten und meine Faulheit begrenzt. Auch das war schon immer so :D
 
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Ich mache es so, dass ich versuche, das Equipment als "Fehlerquelle" auszuschließen. Begründung: Wenn ich weiß, es liegt nicht am Equipment, dann muss es an mir liegen. Da ich autodidaktisch lerne, ist das wichtig. Denn ich habe keinen Lehrer, der sofort merkt, woran es liegt. Es ist sicherlich so, dass ein guter Spieler auch an schlechtem Equipment gut klingt. ABER: Gut muss man auch ersteinmal werden. Und damit man gut wird muss man? ÜBEN. Und zwar das Richtige. Und um den Spaß am Üben nicht zu verlieren, braucht man Erfolge und die hat man, unter anderem, durch gutes Equipment.

Beispiel von mir, ist nicht lange her. Ich übte Master of Puppets, weil ich im letzten Jahr ziemlich langsam geworden bin, was Downstroke-Palmmutes angeht. Neues Pedal war auf dem Board. Eine Tubescreamervariante von Hardwire. Finde das Teil total cool. Sowie mein Boss GE7 Equalizer. So. Anstatt meines, mir ansonsten, unsympathischen Metalsounds habe ich es mal probiert, den Highgainkanal meines Amps wenig zerren zu lassen und ihn dafür mit dem Overdrive zu Boosten und danach mit dem EQ die Bässe zu beschneiden. MIR gefällt der Sound. Ich liebe ihn, habe ihn sogar abfotografiert! Und siehe da! Mit dem guten Sound, macht mir das üben viel viel mehr Spaß, als mit schlechtem Sound. Meine Technik wird besser :) Klar, wenn sie einmal gut ist, kann ich sie logischerweise auch mit anderem Sound spielen, die Technik wird gut sein. Nur ist mein Punkt eben, dass ich die Technik nicht verbesser hätte, hätte ich den guten "belohnenden" Sound nicht gehabt.

Das ist zumindest meine Sichtweise auf diese Thematik. Es gibt sicherlich andere Sichtweisen, die genauso gültig sind. Ich denke, es kommt wirklich sehr darauf an, wie der Musiker ist. Ob er sich viel vorstellen kann, ob er eher Beispiele benötigt, wie schnell er lernt, wie fleißig er ist, wie breit gefächert sein Interesse ist und und und.
Insofern finde ich es nicht zwingend schlecht, dass Leute, die (noch) keine "guten" Gitarristen sind, teures, Equipment haben. Wenn es ihnen hilft, warum nicht, es geht ja um Spaß :)
 
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An der fett gedruckten Feststellung im Eingangpost ist natürlich schon etwas dran. Spontan hat mich das an einen Teil der Vintage-Gitarren Sammler erinnert, die zwar monetär sehr potent sind, aber dann ihre "Schätzchen" mit offenen C-Dur G-Dur Akkordwechseln anspielen (und mehr kommt dann auch nicht...). Das hindert diese Fraktion jedoch nicht daran, haargenau zu wissen, welche PUs mit welchem Draht gewickelt welche Vorzüge haben.... :rofl:
Darüber hinaus sind es aber natürlich die "Nichtkönner", die ständig der Versuchung ausgesetzt sind, "malfunction" erst mal beim Equipment zu suchen. Dazu kommt, dass man in diesem Stadium selten wirklich weiß, wie man wirklich klingen möchte. Es soll toll, fett, groß, markant, transparent, druchsetzungsstark,.... irgendwie wie The Edge, BB-King, Bonamassa und Petruci klingen... und zwar genau so, aber bitte ohne Modelling, weil das klingt so steril... das das nach hinten los gehen muss, ist eigentlich auch klar....
Vielleicht ist es wirklich das Problem, dass man heute für knapp 1000 € Gitarren-Sounds hinbekommen kann, die denen auf den CDs der großen Vorbilder sehr ähnlich sind. Als blutiger Anfänger (so ca. 1985...) hätte ich im nicht im Leben auch nur in Erwägung gezogen, einen authentischen van Halen Sound hin bekommen zu wollen.

Aber was interessieren einen eigentlich die Gitarren, die jemand anderes spielt - seien es nun die von Superstars oder die von Noobs?;)
 
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Um noch 'mal kurz was zum Internet und den Umgang damit im Allgemeinen und mit einem Forum wie dem MB im speziellen:
Vor kurzem gab es irgendwo einen Thread, der eröffnet wurde so etwa mit den Worten:" Ich suche ein paar Songs, die ich da und da spielen kann. Ich habe gerade keinen Bock, 'rumzusuchen.
Macht doch 'mal bitte (...immerhin...) ein paar Vorschläge und postet mir am besten gleich die Tabs!"
Das erstaunlichste ist dann daran, dass das tatsächlich welche machen!

Und wenn ich dann noch einmal etwas als BOF loswerden darf: Jeder soll natürlich seinen Spass am Musizieren finden, wo er möchte. Aber ist es nicht auffällig, wie viele Threads sich mit - ich weiss, ich lehne mich jetzt in den Augen vieler sehr weit aus dem Fenster - so eigentlich unwichtigen Frage wie "Wie werde ich schneller?" oder auch "Wie lerne ich am schnellsten Tappen?" befassen?
Beides - unter anderem - Fertigkeiten, die mit einer wirklich fundierten "Gitarristen - Ausbildung" zunächst einmal herzlich wenig zu tun haben. Aber beide geeignet, relativ schnell andere zu beeindrucken? Ich will nichts dagegen sagen, aber das sind Dinge, die man sich aneignen kann, wenn man die Grundbegriffe bereits verinnerlicht hat! Ich habe aber manchmal den Eindruck, dass Leute Speed - Shredding lernen, bevor sie auch - außer ein paar Powerchords - nur einen Akkord spielen können. Und das Schlimmste ist: das wollen sie auch gar nicht!

Im Grunde zeigt sich hier ein ähnliche Einstellung wie bei der Gear - Hörigkeit: mit möglichst wenig Aufwand, eine möglichst beindruckende Wirkung erzielen! Und da zeigt sich dann wieder der berühmte Zeitgeist, auch DSDS - Mentalität genannt!

Und jetzt darf mich, wer will, wegen meiner konservativen, spiessigen Einstellung zerfleischen!
 

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