und daher frage ich mich, wo die Frauen bleiben
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Sind Männer einfach bessere Song/Melodiewriter oder woran liegt es?
Klares "Nein". Du musst nur ein wenig differenzieren.
Wie kenshi schon erwähnte, scheint die "Frickelarbeit", also das Arrangieren und Produzieren die Frauen momentan noch etwas weniger zu interessieren.
Doch es gibt durchaus einer ganze Menge wichtige und erfolgreiche weibliche "Medoldiewriter" in der Popwelt.
Linda Perry fällt mir spontan ein (schreibt und produziert unter anderem für Aguilera und Pink). Lady Gaga - momentan wohl die erfolgreichste Popsängerin - schreibt ihren Kram auch selbst und schrieb früher auch für andere (Britney Spears zB).
Bei den Singer/Songwritern (Einzelinterpreten, die ihre Songs selbst schreiben) sind seit den 80ern/90ern die weibliche Künstlerinnen auf dem Vormarsch - meiner Ansicht nach sogar dominierend:
Tracy Chapman, Suzanne Vega, Alanis Morissette, Sheryl Crow,Tori Amos, Amy Macdonald, Kate Nash, Taylor Swift, Sarah Brendel, Björk, Stina Nordenstam, um nur ein paar zu nennen. Dadurch dass sie aber auch selbst performen, prägen sie sich eher als Sängerinnen im Bewusstsein des Publikums ein. Dass sie auch komponieren und teilweise produzieren, wird da schnell vergessen.
In der klassischen Musik scheinen sie früher wie heute tatsächlich als reine Komponistinnen eher selten vertreten. Vielleicht, weil sie einfach vernünftiger und praktischer veranlagt sind
Dennoch ... wie bereist angedeutet, war es Jahrhunderte lang alles andere als gern gesehen, dass Frauen fürs Einkommen sorgten und sich zu stark einer schöperischen Karierre widmeten. Sie durften Kunst nur zur Unterhaltung praktizieren. Einzelfälle wie Clara Schumann bilden in der klassik die Ausnahme. Und auch sie hatte es schwer, damals außer als Pianistin auch als Komponistin akzeptiert und ernst genommen zu werden - gerade mit Robert Schumann als Ehemann an ihrer Seite. Der unterstützte ihre komponistsichen Ambitionen zwar - aber wohl überwiegend auf manipulativer Ebene.
Die allgemeine Meinung zu Frauen als Komponistinnen klang wohl eher so:
""Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt abzuerkennen ist … Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin … Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffes: Schöpfer. In den Tod verhaßt ist mir ferner alles, was nach Frauenemancipation schmeckt.""
Zitat Hans von Bülow über Clara Schuhmann.
Und da zur Schau getragenes Selbstbewusstein bei Frauen nicht gerade als Zier galt, hat sie ihr eigenes Werk auch selbst nicht gerade überschwänglich angepriesen:
""Natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei der es […] an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt.""
Clara Schuhamnn über ihr Klaviertrio op. 17.
(Gesehen bei
Wikipedia)
Hinzu kam und kommt ganz allgeimein nach wie vor bei vielen Frauen die "Babypause". Wer als Frau seine Karriere nicht früh genug im Sack hat, hat das Nachsehen. Theoretisch tragen zwar heute auch Männer zur Erziehung und Aufsicht der Nachkommen bei, praktisch gesehen ist der Prozentsatz derer, die es tun und die dafür ihre Karriere riskieren, aber nach wie vor gering. Noch immer ist es die Frau, die den wesentlichen Teil an der Erziehung beiträgt und ihre Karrire dafür aufgibt oder unterbricht. Und die Kleinfamilie mit nur einem oder zwei Kindern und zwei verdienenden Eltern gibt es noch nicht sehr lange. Früher wurden auch gerne mal vier, fünf oder sechs Kinder in die Welt gesetzt. Wer will bei dem ständigen Gewusel noch komponieren.