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Nuria_
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Zum Thema "Warum spielen Mädels weniger Gitarre?" Kann ich aus meiner Wahrnehmung als Frau berichten. Als Kind war ich von den schönen Dingen fasziniert - als ganz kleines Ding fand ich eben Engel und Prinzessinnen toll und nahm Ballettstunden - ich denke das ist für 4-6 jährige Mädchen recht gängig. In dem Alter bin ich auch angefangen Musik zu machen. Da hat mich eine Hardrockgitarre überhaupt nicht interessiert. Meine Aufstellung der Wunschinstrumente war 1. Klavier, 2. Harfe, 3. Geige. Nach langem Betteln hab ich dann mein Klavier bekommen, sehr klassisch gespielt und bin davon auch nicht mehr gewichen. Gesungen habe ich auch schon immer gerne, habe da aber erst später angepackt, das zu professionalisieren.
In dem jugendlichen Alter, wo Rockmusik für mich auch interessant wurde, hatte ich 2 Hindernisfaktoren. A) Ich konnte in der Tat mit dem häufig vorherschenden Machotum und vor allem dem eher lässig-schlampigen Auftreten vieler Jungrocker nichts anfangen. Ich war es gewohnt adrett mit Bluse und Kleid auf Bühnen zu stehen und habe mich da auch mehr zu Hause gefühlt - mich extra für die Bühne räudiger zurecht zu machen, als ich schon im Alltag rumlaufe - no way. Ich war schon immer lieber die Elegante als die Coole. B) Habe ich dann im Schulorchester gespielt. Ich habe auch mal bei akutem Mangel in der Pop-AG ausgeholfen und denen ein paar Keyboardparts gespielt für nen Auftritt. Davor habe ich genau einmal mit den Leuten geprobt und mich zu tode gelangweilt. Kurzum: Ich war mit dem Kram, den die Leute da veranstalteten, furchtbar unterfordert. Wenn die Leute mit 13-14 mal ihre ersten Gitarrenakkorde zupfen, wie es oft der Fall ist, und du schon x Jahre dein Instrument spielst - das macht keinen Spaß, da Däumchen zu drehen. Und da ich da ja auch schon musikalisch mit meinem Instrument gut bedient war - kam die Gitarre für mich nicht in Frage. Dazu kam auch der Vorsprung auf der theoretischen Ebene: Ich war es einfach mal gewohnt, nen mehrstimmigen Fugensatz auseinanderzunehmen und vierstimmig zu denken, während meine da kennengelernten Pop-Kollegen kaum in der Lage waren, die Noten zu entziffern. Teilweise lag es sicher auch an einem ganz anderen Herangehen an das Instrument: Ich habe nie versucht, Dinge nach dem Gehör nachzuspielen. Noten aufs Pult und ich weiß, wie der Hase läuft und erarbeite meine Interpretation, warum den Kram x Mal anhören und mühseelig zusammenflicken? Für mich gestaltete sich als 12-13 jährige also folgende Gleichung: Rocker sind die, die auf dicke Hose machen und eigentlich nicht viel können. *Augenverdreh* Das war natürlich nicht gerade das, wo ich mich unbedingt positionieren wollte. Für die Rocker hat das dann wahrscheinlich so ausgesehen: Die Klassiktante hängt ja voll steif am Piano (ja, sie ist halb über ihren Tasten eingeschlafen...), die hat voll kein Feeling (Man, spielt doch erstmal die Noten richtig, statt rumzuposen... *wart*).
Das hatte in meinem Fall aber überhaupt nichts mit Desinteresse an der rockigen Richtung oder moderner Musik im allgemeinen zu tun, sondern schlicht daran, dass mein musikalisches Zeitbudget und mein musikalisches Schaffen zu dem Zeitpunkt einfach schon extrem geprägt waren. Ich habe dann ja auch irgendwann angefangen, mich ans Komponieren zu wagen und fand die Möglichkeiten von E-Gitarren faszinierend - aber für mich stand immer fest, dass ich bei meinem Gesang/Klavier-Duo bleibe und mir die E-Gitarristen dann eben besorge.
Kurzum: Wer von euch E-Gitarristen hat zur Grundschulzeit schon E-Gitarre gespielt? Ich denke da liegt der Hund begraben.
Edit sagt: ich muss auch meinen Vorrednern zustimmen in Hinblick auf Perfektionismus. Als ich mich schließlich später dazu durchgerungen habe, mit meinen Eigenkompositionen eine Band zu gründen, hat das lange gedauert. Warum? Ich will glänzen, wenn ich mich auf eine Bühne stelle. Und zwar mit einer mind. guten musikalischen Leistung. Ich habe noch vier weitere Jahre an meiner Stimme rumgefeilt, bis ich gesagt hab: ok, jetzt fehlt dir noch wenig genug, dass du dich in nem Jahr, was du wahrscheinlich brauchen wirst, um Musiker zu finden und den Kram einzuüben, mit deiner Leistung auf die Bühne stellen magst. Zu dem Zeitpunkt hatte ich insgesamt 5 Jahre Gesangsunterricht und den habe ich mit der Ausgangsbasis begonnen, vorher in einem Chor gesungen zu haben, wo man eine musikalische Aufnahmeprüfung bestehen musste, um mitmachen zu dürfen. Die war nicht so sonderlich hart, aber immerhin. Ich hätte es mir vorher denken können, habe es aber nicht: Ich bin aus allen Wolken gefallen, was sich bei mir alles für Leute gemeldet haben zum Mitspielen. Mit den instrumentalen Kenntnissen, die da teils vorlagen, hätte ich mich netmal auf ner minikleinen Familienfeier blicken lassen. Über die musiktheoretischen Kenntnisse rede ich mal gar nicht erst. Ich musste erst einmal lernen: was für mich selbstverständliche Grundlagen sind, ist für Viele offensichtlich Zeug, wovon man mal gehört hat, dass es das gibt (oder auch nicht). Banales Beispiel: Wenn ich jemandem Noten und Tabs seiner Stimme schicke, erwarte ich, dass derjenige sie lesen kann und zur Probe vorbereitet. Außerdem erwarte ich, wenn es sich um ein Probevorspiel handelt, dass man erscheint, wenn man den Kram auch bewältigen kann und nicht mit dem Hinweis: Das kann ich vielleicht in 3-4 Jahren auch spielen. Mir ist es unangenehm, irgendwo unsicher zu sein und ich sehe eine Probe als den Moment an, wo man das Zusammenspiel verfeinert und am musikalischen Ausdruck arbeitet. Wie ich vom 4/4-Takt in einen 6/8 Takt komme, zählt für mich zur Vorbereitung und hat in der Probezeit nichts zu suchen - da kann man maximal dran feilen, dass man den Tempiwechsel auch wirklich synchron spielt. Usw. Ich könnte die Liste noch ein ganzes Stück fortsetzen... ich fasse es als: perfektionistischeres Herangehen und höhere Selbstdisziplin zusammen, die mir musikalisch zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Insbesondere bei vielen Herren der Schöpfung scheint das nicht gegeben zu sein.
In dem jugendlichen Alter, wo Rockmusik für mich auch interessant wurde, hatte ich 2 Hindernisfaktoren. A) Ich konnte in der Tat mit dem häufig vorherschenden Machotum und vor allem dem eher lässig-schlampigen Auftreten vieler Jungrocker nichts anfangen. Ich war es gewohnt adrett mit Bluse und Kleid auf Bühnen zu stehen und habe mich da auch mehr zu Hause gefühlt - mich extra für die Bühne räudiger zurecht zu machen, als ich schon im Alltag rumlaufe - no way. Ich war schon immer lieber die Elegante als die Coole. B) Habe ich dann im Schulorchester gespielt. Ich habe auch mal bei akutem Mangel in der Pop-AG ausgeholfen und denen ein paar Keyboardparts gespielt für nen Auftritt. Davor habe ich genau einmal mit den Leuten geprobt und mich zu tode gelangweilt. Kurzum: Ich war mit dem Kram, den die Leute da veranstalteten, furchtbar unterfordert. Wenn die Leute mit 13-14 mal ihre ersten Gitarrenakkorde zupfen, wie es oft der Fall ist, und du schon x Jahre dein Instrument spielst - das macht keinen Spaß, da Däumchen zu drehen. Und da ich da ja auch schon musikalisch mit meinem Instrument gut bedient war - kam die Gitarre für mich nicht in Frage. Dazu kam auch der Vorsprung auf der theoretischen Ebene: Ich war es einfach mal gewohnt, nen mehrstimmigen Fugensatz auseinanderzunehmen und vierstimmig zu denken, während meine da kennengelernten Pop-Kollegen kaum in der Lage waren, die Noten zu entziffern. Teilweise lag es sicher auch an einem ganz anderen Herangehen an das Instrument: Ich habe nie versucht, Dinge nach dem Gehör nachzuspielen. Noten aufs Pult und ich weiß, wie der Hase läuft und erarbeite meine Interpretation, warum den Kram x Mal anhören und mühseelig zusammenflicken? Für mich gestaltete sich als 12-13 jährige also folgende Gleichung: Rocker sind die, die auf dicke Hose machen und eigentlich nicht viel können. *Augenverdreh* Das war natürlich nicht gerade das, wo ich mich unbedingt positionieren wollte. Für die Rocker hat das dann wahrscheinlich so ausgesehen: Die Klassiktante hängt ja voll steif am Piano (ja, sie ist halb über ihren Tasten eingeschlafen...), die hat voll kein Feeling (Man, spielt doch erstmal die Noten richtig, statt rumzuposen... *wart*).
Das hatte in meinem Fall aber überhaupt nichts mit Desinteresse an der rockigen Richtung oder moderner Musik im allgemeinen zu tun, sondern schlicht daran, dass mein musikalisches Zeitbudget und mein musikalisches Schaffen zu dem Zeitpunkt einfach schon extrem geprägt waren. Ich habe dann ja auch irgendwann angefangen, mich ans Komponieren zu wagen und fand die Möglichkeiten von E-Gitarren faszinierend - aber für mich stand immer fest, dass ich bei meinem Gesang/Klavier-Duo bleibe und mir die E-Gitarristen dann eben besorge.
Kurzum: Wer von euch E-Gitarristen hat zur Grundschulzeit schon E-Gitarre gespielt? Ich denke da liegt der Hund begraben.
Edit sagt: ich muss auch meinen Vorrednern zustimmen in Hinblick auf Perfektionismus. Als ich mich schließlich später dazu durchgerungen habe, mit meinen Eigenkompositionen eine Band zu gründen, hat das lange gedauert. Warum? Ich will glänzen, wenn ich mich auf eine Bühne stelle. Und zwar mit einer mind. guten musikalischen Leistung. Ich habe noch vier weitere Jahre an meiner Stimme rumgefeilt, bis ich gesagt hab: ok, jetzt fehlt dir noch wenig genug, dass du dich in nem Jahr, was du wahrscheinlich brauchen wirst, um Musiker zu finden und den Kram einzuüben, mit deiner Leistung auf die Bühne stellen magst. Zu dem Zeitpunkt hatte ich insgesamt 5 Jahre Gesangsunterricht und den habe ich mit der Ausgangsbasis begonnen, vorher in einem Chor gesungen zu haben, wo man eine musikalische Aufnahmeprüfung bestehen musste, um mitmachen zu dürfen. Die war nicht so sonderlich hart, aber immerhin. Ich hätte es mir vorher denken können, habe es aber nicht: Ich bin aus allen Wolken gefallen, was sich bei mir alles für Leute gemeldet haben zum Mitspielen. Mit den instrumentalen Kenntnissen, die da teils vorlagen, hätte ich mich netmal auf ner minikleinen Familienfeier blicken lassen. Über die musiktheoretischen Kenntnisse rede ich mal gar nicht erst. Ich musste erst einmal lernen: was für mich selbstverständliche Grundlagen sind, ist für Viele offensichtlich Zeug, wovon man mal gehört hat, dass es das gibt (oder auch nicht). Banales Beispiel: Wenn ich jemandem Noten und Tabs seiner Stimme schicke, erwarte ich, dass derjenige sie lesen kann und zur Probe vorbereitet. Außerdem erwarte ich, wenn es sich um ein Probevorspiel handelt, dass man erscheint, wenn man den Kram auch bewältigen kann und nicht mit dem Hinweis: Das kann ich vielleicht in 3-4 Jahren auch spielen. Mir ist es unangenehm, irgendwo unsicher zu sein und ich sehe eine Probe als den Moment an, wo man das Zusammenspiel verfeinert und am musikalischen Ausdruck arbeitet. Wie ich vom 4/4-Takt in einen 6/8 Takt komme, zählt für mich zur Vorbereitung und hat in der Probezeit nichts zu suchen - da kann man maximal dran feilen, dass man den Tempiwechsel auch wirklich synchron spielt. Usw. Ich könnte die Liste noch ein ganzes Stück fortsetzen... ich fasse es als: perfektionistischeres Herangehen und höhere Selbstdisziplin zusammen, die mir musikalisch zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Insbesondere bei vielen Herren der Schöpfung scheint das nicht gegeben zu sein.
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