Hallo,
als einer der offenbar recht seltenen Musiker, die den Boss RC-50 als taktweisen Mann-Ersatz für den Bandeinsatz benutzen, musste ich ebenso feststellen, dass das Gerät dazu aufgrund seiner mehr als fragwürdigen Software ziemlich untauglich ist.
Über die eingeschränkte Midi-Funktionalität ist hier schon viel geschrieben worden. Mein Musikhändler meinte dazu, die Midifunktionalität sei von Boss ohnehin nur als "Bonbon" implementiert worden. Da man bei Boss nicht davor zurückschreckt, dieses saure Bonbon dennoch offensiv zu bewerben, hatte ich mich zum Kauf des Geräts entschieden, auch mangels Alternativen.
Kurzum: nach vielen frustrierenden Bastelstunden und Versuchen, das Teil bandtauglich zu machen, habe ich endlich eine Möglichkeit gefunden, die ich hiermit der Öffentlichkeit zugänglich machen will.
Das Problem 1: Synchronisation.
Der Einsatz als Midi-Slave kann man getrost vergessen, hier läuft nichts richtig und früher oder später (nach 4 Takten) läuft alles auseinander. Der RC-50 muss also Master sein.
Das Problem 2: kein Klicksound beim RC-50.
Der Drummer brauch einen Klick, um bei aktiven Loops im Tempo zu bleiben. Was mir nach wie vor völlig unverständlich bleibt, ist die Tatsache, dass der RC-50 keinen simplen Klick an Bord hat.
Stattdessen eine Menge richtiger Drumsounds, die schön sind zum zuhause üben, im lauten Live-Einsatz aber schlichtweg garnichts taugen, da sie im richtigen Schlagzeugwirbel einfach untergehen.
Will man nun eine externe Software, ein Metronom oder Drummachine dazu bringen den Klicksound zu erzeugen, wird man feststellen, dass nichts losläuft, bis man beim RC-50 auf Play drückt, da dieser erst dann das Startsignal sendet. Dummerweise nimmt er dann auch sofort auf. Bricht man die Aufnahme ab, per Undo oder Stop, wird auch eine Midi-Stop-Message mitgeliefert, die auch den externen Klick zum verstummen bringt, bzw. auch jegliches Playback von Background-Spuren anhält.
Da hat jemand bei Boss richtig mitgedacht.
Fazit: auch als Midi-Master
unbrauchbar!
Die Lösung: Filtering
U.a. kaufte ich das Teil, um mir den Stress mit Computern zu ersparen, die auf mich kreativitätstötend wirken und alles viel viel umständlicher machen, als man als Instrumentalist wahrhaben will. Leider komme ich nun nicht drumherum, doch noch einen Rechner benutzen zu müssen, denn hiermit ist es möglich, die Midi-Signale, die der Looper sendet, zu bearbeiten bzw. zu unterbinden.
In meinem Fall benutze ich einen uralten kleinen Laptop, in den ich das Midi-Signal vom RC-50 (auf AUTO, OMNI ON gestellt) aus dem Midi-Out hineingebe, filtere, und wieder ausgebe um die eigentlichen Tools (Ableton etc. auf nem anderen Rechner) anzusteuern.
Ich habe auf diesem Rechner ein altes XUbuntu Linux installiert, welches zuverlässig seine Dienste leistet. Zur Bearbeitung des Midi-Signals benutze ich die Software
mididings (ja heißt wirklich so).
Ich habe hierfür ein kleines Script geschrieben, welches im Midi-Signalstrom (der Boss sendet nur Start, Clock und Stop Befehle) den Stop Befehl eliminiert.
Das hat zur Folge, dass ich per Play/Rec am Boss den externen Klick anlaufen lasse, nun aber per Stop/Undo sofort die Aufnahme abbrechen kann,
ohne dass der Klick aufhört.
Der Boss sendet weiterhin die Clock Signale, so dass die Synchro der externen Tools genau auf den Boss abgestimmt bleibt, da die Clock wie eine Art konstantes Tap-Tempo interpretiert wird.
Einziges Problem: bei Aufnahme des Loops wird ein neuer Start Befehl gesendet, hierdurch wird auch der Klick neugestartet, so dass der Druck auf den REC/PLAY einigermaßen timinggenau erfolgen sollte.
Verrafft man dies, ist es aber weniger schlimm, da in dem Moment der externe Click sofort auf die Boss Clock synchronisiert wird, und somit alles in der Synchro bleibt.
Hier nun das Script, welches erstmalig den sinnvollen Band-Einsatz des RC-50 herstellt:
Code:
# eliminateSysrt_Stop.py
# by Jens Erler, 2011
#
# This mididings script is useful to create a working
# band setup having the Boss RC-50 looper included and
# using it as Midi master clock.
# By eliminating the stop signals sent by the RC-50
# on ending of phrase recordings, an external
# midi synced metronome (or other device) is not stopped
# anymore and can be used as continious master metronome,
# e.g for drummer clicks.
#
from mididings import *
print "Filtering SYSRT_STOP events in the midi stream"
def scrnprnt(ev):
if ev.type == SYSRT_STOP:
print "Stop signal caught"
return ev
run(
Process(scrnprnt) >>
Filter(SYSRT_CLOCK|SYSRT_START),
)
Unter Windows wird es sicher auch Software geben, die eine Filterung des Midi-Signals erlaubt. Hier sollte analog vorgegangen werden, um die von Boss nicht implementierte Funktionalität (so trivial sie auch ist) herzustellen.
Vielleicht hilft dies dem Einen oder Anderen weiter, das Teil nicht frustriert aus dem Fenster zu schmeißen oder direkt wieder bei Ebay zu verkloppen. Wie ihr wisst: die Alternativen sind rar.
Grüße
Gaivota