Hallo Brixel,
ob an den Hochschulen da in irgendeiner Weise nach bestimmten Regeln unterrichtet wird, weiß ich auch nicht. Ich persönlich habe früher Pianoakkordeon-Unterricht gehabt und bin auf dem B-Griff sozusagen Autodidakt. Das heißt, ich habe mir mein System weitgehend durch Ausprobieren selbst zurechtgelegt. Bezogen auf deine Frage sieht das in etwa so aus:
- beim Blattspiel (leichte Sachen, z.B. Lieder zum Mitsingen) beschränke ich mich auf die 3 Grundreihen, weil man da keine Zeit hat, ständig zu überlegen, in welcher Reihe man nun greifen will (I oder IV bzw. II oder V) und den günstigsten Fingersatz auszutüfteln. Außerdem kann man dann quasi "blind" transponieren, falls den Sängern die Tonlage nicht genehm ist (dabei verrücke ich z.B. die Hand vom notierten Grundton c in der dritten Reihe zum d in der vierten und spiele statt in den Reihen I bis III nun in den Reihen II bis IV - das Ganze klingt dann einen Ton höher und wenn ich nicht auf die Knöpfe schaue, kann ich weiterhin nach der notierten Tonart spielen, indem ich mir einfach den klingenden Grundton als c vorstelle)
- auch bei Stücken, die technisch problemlos sind (z.B. spiele ich gerade 2 leichte barocke Menuette) bleibe ich meist in den 3 Grundreihen, außer wenn irgendeine Stelle wirklich doof zu greifen ist. Dabei beziehe ich selbstverständlich den Daumen mit ein.
- bei technisch anspruchsvolleren Stücken tüftele ich mir den bequemstmöglichen Fingersatz aus, der sich dann oft über alle 5 Reihen erstreckt. Das ist bei mir vor allem bei serbischen und bulgarischen Tänzen der Fall, die voll von speziellen Trillern sind. Diese Verzierungen lassen sich mit bestimmten Fingerkombinationen, die sich ergeben, wenn man sich auf die drei Grundreihen beschränkt, so gut wie gar nicht spielen.
- wenn ich ein Stück gern in verschiedenen Tonarten spielen will, beschränke ich mich auch auf drei Reihen, das müssen dann aber nicht unbedingt die Reihen I bis III sein. Da probiere ich halt aus, wo es am flüssigsten läuft und kann dann diesen Fingersatz überall hin verschieben.
- bei deutschem Liedgut bzw. auch alpenländischer Musik mit vielen Doppelgriffen (Terzen oder Sexten) finde ich es am einfachsten, außer der Reihe in der der Grundton liegt, die beiden Reihen zu benutzen, die aus der Spielerperspektive rechts davon liegen (also für C-, A-, Es-, Fis-Dur und Moll die Reihen I bis III, für D, F, H, Gis II bis IV und für E, G, B und Cis die Reihen III bis V). So hat man in allen Tonarten identische Fingersätze und entwickelt rasch eine erstaunliche Geläufigkeit, weil sich bestimmte Griffmuster in dieser Musik immer wiederholen.
Alles in allem finde ich, fährt man am besten, wenn man wirklich selbst schaut, was für die eigenen Spielerfordernisse am meisten Sinn macht.
Gruß waldgyst