the flix
HCA PA-Technik
Ich habe es ja in den vergangenen Wochen oder sogar Monaten schon mehrfach angekündigt und jetzt habe ich endlich Zeit und Muße gefunden, es zu schreiben, mein Review zu meiner neuen Gitarre, der Yamaha Pacifica 812V in Translucent Dark Red.
Gegönnt habe ich mir die Gitarre eigentlich schon zu meinem Geburtstag, also im April. Eigentlich? Nun, das ist eine etwas längere Geschichte:
Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr so zufrieden mit meiner Ibanez. Als Anfängerinstrument ist sie unbestritten gut, aber ich bin nun mal kein Anfänger mehr und meine Ohren und Ansprüche haben sich so entwickelt, dass eine neue Gitarre einfach her musste. Den GAS-Aspekt nicht zu vergessen.
Es sollte vom Prinzip her eine ähnliche Gitarre werden, also eine Strat, nur ob es eine klassische, eine Fat oder eine Superstrat werden sollte, war mir noch nicht so ganz klar.
Also ging es nach Fellbach ins Soundland. Hauptsächlich, weil es dort die hier im Forum oft gelobten Diegos gibt und bei meinem örtlichen Händler eben nicht.
Dort angekommen stand ich vor folgender Auswahl:
PRS SE EG
Diego Strat
Diego Tele
Ibanez S670
Yamaha Pacifica 812
Zuerst wie immer etwas zu den Gitarren, die es nicht geworden sind:
PRS SE EG:
Die Gitarre hat unzweifelhaft ihre Qualitäten und es ist eigentlich etwas schade und verwunderlich, dass die Serie eingestellt wird. Sie gefiel mir schon gut, aber so ganz wollte der Funke nicht überspringen. Es stellte sich nicht so das will ich haben-Gefühl ein, auch wenn ich objektiv gar nicht so viel gegen die Gitarre sagen kann. Der Hals ist halt deckend glänzenden lackiert und die Tonabnehmer für mich etwas zu modern ausgelegt. Sie klingt nicht so sehr nach Strat, sondern hat ihren eigenen Klang, der auch nicht schlecht ist, mir aber nicht so ganz gefiel. Aber ansonsten eine wirklich schöne Gitarre, auch wenn weiß nicht ganz meine Lieblingsfarbe ist.
Also weiter zur
Diego Strat:
Das war schon eine ganz andere Gitarre. Im Ton sehr viel feiner, nicht so modern, sehr schön im Cleanbereich. Außerdem ausgezeichnet zu bespielen. Eigentlich hätte das meine Gitarre sein können, wenn da nicht der Zerrbereich gewesen wäre. Ich habe mit der Gitarre und meinem Amp einfach nicht den Rhythmuszerrsound rausbekommen, den ich mag. Das war mir einfach immer eine Spur zu kreischend und zu wenige Tiefmitten. Dass dies nicht unbedingt an der Gitarre liegen muss, wurde mir klar, als ich aus dem Nebenraum (Stackraum) ein tieffrequentes Wummern hörte. Kommt mein Bruder daraus zurück und sagt mir, dass da einer auch eine Diego an einem Powerball spielt. Aber wie gesagt, mit meinem Amp wollte das einfach nicht so richtig was werden.
Wenn ich eine andere Gitarre gehabt hätte, die mir den Zerrsound geliefert hätte, dann wäre die Diego ganz vorne dabei gewesen.
Die nächste Gitarre in meinen Händen war die
Diego Tele:
Auf diese Gitarre war ich sehr gespannt, da ich noch nie eine Tele in der Hand hatte. Und ich wurde positiv überrascht. Sie klingt clean ziemlich gut, wobei ich da die Strat vorziehe. Die Tele klang für mich immer ein bisschen gebremst, fast so, als wäre ein dezenter Kompressor eingebaut, nicht mit der Dynamik der Strat. Richtig gut dagegen fand ich den Zerrsound über den Stegtonabnehmer. Nicht so kreischend wie bei der Strat, nicht so fett wie bei meiner Ibanez, aber dafür richtig schön rockig rotzig. Warum habe ich nur oft das Gefühl, dass AC/DC-Riffs über solche Gitarren besser klingen, als über moderne Humbucker?
Im großen und ganzen kam mir die Tele wie die perfekte Rhythmusgitarre vor. Das soll jetzt nicht abwertend sein, aber ich wollte dann doch etwas mehr Dynamik und Ausdrucksstärke. Außerdem verliert eine Tele gegenüber einer Strat bei der Bequemlichkeit bei mir doch deutlich. Aber irgendwann werde ich mir so eine Gitarre auch mal holen, denn sie ist wirklich gut.
Dann kam noch eine ziemlich andere Gitarre und zwar die
Ibanez S670:
Diese Gitarre ist wesentlich moderner ausgerichtet, als die vorherigen. Mit dem Stratsound hat sie, auch in den Singlecoilpositionen, recht wenig gemein. Sie klingt um einiges voller, wärmer, aber ohne die Höhen einer Strat. Im Zerrbereich klingt sie extrem fett, da macht es richtig Spaß, den Gainregler mal etwas mehr aufzudrehen und ordentlich abzurocken! Also eine wirklich gute Gitarre mit sehr schöner Optik, aber die Klangfarbe war mir dann doch etwas zu dunkel. Ich mag es etwas höherreicher und dünner, zumal diese Gitarre auch nicht die Dynamik der Diego Strat beispielsweise erreicht.
All dies sind durchaus gute Gitarren, aber an allen hatte ich etwas auszusetzen, was mich vom Kauf abhielt.
Dann nahm ich die Yamaha in die Hand und da passte einfach alles. Bis ich einen Blick auf die Zarge warf und was muss ich da sehen? Da hat es irgendwann ein [zensiert] doch tatsächlich geschafft, in die Vorführgitarre eine Macke zu hauen! Solche Leute kann ich echt gern haben.
Da dies die einzige Pacifica 812 im Laden war, gab es nur eine Möglichkeit: bestellen und warten.
Meine Geduld wurde auf eine gehörige Probe gestellt, einen Monat später kam endlich die ersehnte Email: die Gitarre kann abgeholt werden!
Mit dem Review habe ich mir bis jetzt Zeit gelassen, um auch die Anfangseuphorie zu überwinden und halbwegs neutral über diese Gitarre berichten zu können. Auch wenn die Euphorie kaum abgeklungen ist.
Also kommen wir nun endlich nach langem Vorlauf zum eigentlichen Review.
Fangen wir zuerst einmal mit den äußeren Werten an, da kann man ja noch einigermaßen objektiv bleiben.
Die Yamaha Pacifica 812 gehört grob gesagt zur Familie der FatStrats. Wir haben es also mit einem Korpus zu tun, der an die Fender Strat angelehnt ist, aber doch auch deutliche eigene Züge zeigt. Der Korpus wirkt recht groß, aber nicht klobig, alle Rundungen sind sehr harmonisch ausgeführt. Kurzum, ein gewohntes Design, dass trotzdem auch Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert hat.
Die Hölzer des Korpus sind ebenfalls klassisch. Es kommt Erle zu Einsatz, das sehr schön dunkelbraun gebeizt ist und so die tolle Maserung durchscheinen lässt. Fast schade, dass man das eigentlich nicht zu Gesicht bekommt. Denn die Gitarre hat noch eine etwa 5mm starke Decke aus Ahorn. Ob die Flammung von einem zusätzlichen Furnier stammt oder die Decke selbst geflammt ist, kann ich nicht sagen. Aber eigentlich ist das ja auch nebensächlich. Hauptsache, es sieht gut aus, und das tut es wirklich! Die Decke ist in Translucent Dark Red gebeizt, eine Farbe, die sehr an das klassische Cherry einer Gibson SG erinnert. Die Flammung der Decke ist zwar eher dezent zu nennen, aber ohne Zweifel sehr schön. In Kombination mit dem Natural Binding, also der seitlich unlackierten Decke, ergibt sich eine Optik, die ich einfach nur klasse finde.
Komplettiert wird diese durch das 3-lagige schwarz-weiße Schlagbrett, dass wieder Assoziationen mit der SG weckt. Die weißen Pickups passen meiner Meinung nach sehr gut dazu, ebenso wie die chromfarbene Hardware. Der chromfarbene Humbuckerrahmen fällt hier speziell auf. Besondere Erwähnung verdient hier das Vibratosystem namens RGX. Es kommt nämlich ohne sichtbare Schrauben aus und wirkt dadurch sehr elegant. Dieser Eindruck wird noch durch die gewölbte Grundplatte verstärkt. Hier sind nicht die Saitenreiter unterschiedlich hoch, sondern die gewölbte Grundplatte passt die Saiten der Griffbrettwölbung an.
Wobei wir auch schon beim Griffbrett wären, welches aus einem schönen Palisander ist, recht dünne Bünde trägt, schlichte, aber gut aussehende Punkteinlagen hat, und auf dem geschraubten Ahornhals sitzt. Die Halstasche ist dabei abgeschrägt, sodass die Hand keinen Klotz wie bei einer Strat verspürt, das mag meine Greifhand sehr.
Bei der Kopfplatte kann man ein weiteres tolles Designdetail beobachten. Der Hals ist eigentlich nur matt lackier, die Oberseite der Kopfplatte jedoch glänzend, was natürlich ausgezeichnet zum sonstigen Hochglanzlack des Korpus passt. Die Kopfplattenform selber ist wie der Korpus an den Klassiker angelehnt, aber so verändert, dass er Eigenständigkeit aufweist und denn absolut funktional ist.
Alles in allem sieht die Gitarre einfach gut aus, klassisch, ein bisschen aufgemotzt, aber nicht zu sehr, ein bisschen Understatement muss auch sein.
Hardwareseitig ist die Yamaha für ihre Preisklasse außergewöhnlich gut ausgestattet. Da wäre zum einen das schon erwähnte RGX-Vibrato, ein modernes, schwebendes, Non-locking, Messerkantenvibrato. Der Hebel wird hier gesteckt und ist in seiner Gängigkeit per Inbusschraube justierbar.
Zum anderen ist die Gitarre mit Tonabnehmern von Seymour Duncan bestückt, im Detail finden sich ein SH4 Humbucker und 2 SSL1 Singlecoils auf der Gitarre, wie schon erwähnt im sehr passenden weiß.
Des Weiteren hat man einen Volumen- und einen Toneregler zur Verfügung. Das Tonepoti birgt dabei noch eine Überraschung: Es ist als Push-Push-Poti ausgelegt und splittet den Stegtonabnehmer!
Die letzte Besonderheit der Hardware findet sich auf der Kopfplatte. Die Tuner sind die durchaus hochwertigen Sperzel Locking Tuner.
An der Hardware dieser Gitarre wurde also kaum gespart, Verbesserungspotential sehe ich höchstens noch beim Sattel, der leider nur aus Plastik ist und nicht aus Knochen oder Graphit.
Kommen wir nun von der Äußerlichkeiten zur Handhabung und Bespielbarkeit der Gitarre.
Und die ist, wie es sich für eine Strat-Adaption gehört, für mich perfekt.
Die Gitarre hängt sehr ausgewogen am Körper, von Kopflastigkeit oder ähnlichem keine Spur. Durch die Bierbauchfräsung schmiegt sie sich trotz nicht vorhandenem Bierbauch sehr schön an, der rechte Unterarm freut sich über die schräge Armauflage, die die Schlaghand perfekt in Position kommen lässt.
Soweit so gut, doch auch die linke Hand fühlt sich gut, denn sie hat beim Hals ein schönes, nicht zu dünnes C-Profil in der Hand. Dieses Profil ist weitaus dicker, als das meiner Ibanez, aber weit davon entfernt, irgendwie unbequem zu sein. Solche verbotenen Spieltechniken wie das Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen klappen sehr gut und einfach. Aber auch Barrégriffe sind kein großes Problem. Die seidenmatte Lackierung unterstützt das flüssige Spiel zusätzlich.Und warum es oft heißt, dass man auf schmalen Bünden nicht gut benden kann, kann ich nicht nachvollziehen, die gut bearbeiteten Bünde machen das Saitenziehen zum Vergnügen.
Ansonsten freut man sich über gut laufende Potis und Stimmmechaniken, sowie über das gut arbeitende Vibrato.
Das Push-Push-Poti verdient noch einer extra Erwähnung. Ich finde es in der Handhabung sehr gut, einfach und funktional. Ein Druck auf das Poti reicht zum Schalten, das schafft man auch in der Hektik des Spielens und mit schweißnassen Fingern, im Gegensatz zu Push-Pull-Potis. Die Schalterstellung ist auch immer klar zu sehen und da das Tonepoti etwas abseits liegt, kann es nur schwer unabsichtlich betätigt werden. Es wundert mich eigentlich, dass man diese Potiart nicht häufiger findet, ich finde sie genial.
Die Gitarre ist mit frischen Saiten ziemlich stimmstabil, auch bei Benutzung des Vibratos. Der Divebombtest ergab eine Verstimmung von um die 5 Cent, wobei die Saiten nicht ganz zum Schlackern gebracht wurden. Für ein Single-Locking-System finde ich das völlig in Ordnung, zumal das Vibrato bei dezenter Anwendung wirklich sehr stimmstabil ist. Da kann man ruhig mal eine Stunde spielen und die Gitarre stimm noch aufs das Cent genau. Natürlich lässt die Stimmstabilität nach, wenn die Saiten altern, dass mit 4 Wochen alten Saiten das nicht mehr so gut funktioniert, sollte ja wohl klar und kein Problem der Gitarre sein.
Das Werkssetup war ok, aber nicht perfekt. Gut eingestellt waren die Saitenlage, sowie die Oktavreinheit. Negativ muss ich die zu schwach angezogene Schraube eines Potiknopfes notieren, ebenso wie die zu schwach angezogene SLockingmechanik. Die Saite sprang mir beim Stimmen dann raus, war eine ganz schöne Fummelei, die kurz abgeschnittene Saite wieder aufzuziehen.
Aber ich habe dann sowieso die mir zu dünnen .009er runtergemacht und meine bevorzugten .010er D´Addario aufgezogen. Dann noch kurz das Vibrato neu eingestellt, und auf gehts!
Kommen wir nun also zum subjektivsten Teil dieses Bericht, dem Sound.
Die Gitarre ist, wie es sich für eine FatStrat gehört, sehr flexibel, hat aber einen gewissen Grundsound. Dieser ist gekennzeichnet von einer allgemeinen Präzision, die Bässe kommen nicht unbedingt weich und voluminös, dafür aber sehr präzise. Ähnlich verhält es sich mit den Mitten und den Höhen, das gesamte Klangbild ist ziemlich transparent und von einer sehr schönen Dynamik geprägt. Dabei können die Höhen und Hochmitten bei Bedarf auch richtig scharf werden, was sich aber sehr gut mit dem Anschlag steuern lässt.
Fangen wir zunächst einmal mit den Verhalten im Cleankanal an und zwar mit den gesplitteten Steghumbucker. Den normalen Steghumbucker benütze ich im Clean so gut wie nie, da er mir zu mittig und bedeckt klingt. Gesplittet jedoch ist er durchaus brauchbar. Zwar klingt er schon etwas dünn und recht scharf, aber das ist eine interessante alternative Klangfarbe, die man hin und wieder gut einsetzen kann. So kommt der Sound auch recht nah an den Stegsinglecoil der Diego Strat ran. Aber er hat etwas mehr Hochmitten.
Will man nun einen zahmeren Sound, für Akkorde etwa, dann bietet sich die erste Zwischenposition an. Dabei wird vom Steghumbucker nur die Stegspule verwendet, also haben wir hier eine Parallelschaltung zweier Singlecoils. Der Sound ist dementsprechend, mit leicht ausgehöhlten Mitten, aber immer noch einer gehörigen Portion Schärfe, wenn man will. Für funkige Akkordarbeit genau das richtige, aber auch Arpeggios kommen ausgezeichnet.
Der mittlere Singlecoil hat wieder mehr Mitten und damit auch mehr Härte im Klangbild zu bieten. Ist das der vielgerühmte Twang? Keine Ahnung, aber es klingt richtig gut, besonders bei scharf gespielten Singlenotelines. Wer sich damit nicht durchsetzen kann, der macht irgendetwas grundlegend falsch. Durch diese etwas harte Klangcharakteristik ist diese Position nicht meine erste Wahl für Akkorde.
Dafür aber die nun folgende. Diese klingt ähnlich wie die erste Zwischenposition, aber auf Grund der anderen Position der Tonabnehmer wesentlich weicher, wärmer und voller. Hier sind wir dann im Balladensektor angelangt, schöne, ausladende Akkordarbeit macht richtig Spaß in dieser Position. Der Ton ist unaufdringlich, aber dennoch sehr schön brillant und klar. Dumpfe und muffige Sounds hat diese Gitarre (kaum) zu bieten.
Kommen wir nun zum vielleicht wichtigsten Tonabnehmer einer Strat, dem am Hals. Schaltet man von der zuletzt beschriebenen Zwischenposition auf diesen Tonabnehmer, so nehmen wieder die Mitten zu, der Ton wird etwas konkreter, straffer. Auch hier kann man die Töne noch richtig knallen lassen, aber das eigentliche Metier dieses Tonabnehmers sind etwas weicher gespielte Sololines. Sehr gerne auch ohne Plek, nur mit den Fingern wird das Ohr von einem immer definierten, charaktervollen Klang verwöhnt, der nur Spaß macht. Ebenso wie die ausgezeichnete Dynamik, die die gesamte Gitarre auszeichnet. Es macht einfach süchtig, erst richtig smooth und weich ein paar Clicheelines zu spielen und dann auf einmal so richtig die Saiten aufs Griffbrett knallen zu lassen.
Alleine Clean hat mich die Gitarre also schon voll überzeugt, aber was ist nun mit den Zerrqualitäten? Aus diesem Grund hatte ich mich ja gegen die Diego entschieden.
Und auch hier kann die Yamaha sehr gut punkten. Ich werde nur die Tonabnehmerpositionen beschreiben, die ich auch verwende.
Der gesplittete Stegtonabnehmer ist auch verzerrt sicher nicht jedermanns Sache. Er klingt weiterhin recht dünn und höhenreich, der so oft gerühmte Druck kommt nicht auf. Dazu muss man aber 2 Dinge sagen:
1. Ich spiele meinen Classic 30 meistens mit einem Pre Gain von 4. Wer diesen Amp kennt, weiß, dass das nicht viel Gain ist.
2. Der Tonabnehmer klingt so vielleicht nicht fett, aber dafür genial crunchig. Die Höhen und Mitten verzerren sehr harmonisch und man kommt sofort zu ein paar Retroriffs. AC/DC zum Beispiel macht richtig Laune. Außerdem kann man den Zerrgrad wunderbar alleine mit der Anschlagsstärke regeln. So kann ich von cleanen Singlenotes über leicht in den Höhen angezerrte Akkorde bis hin zu den angesprochenen Rockriffs alles spielen, auch ohne den Volumenregler anzufassen.
Schaltet man nun den Tonabnehmer als Humbucker, so bekommt man gleich einen gehörigen Mittenschub. Klang er mir Clean noch zu bedeckt, so zeigt er nun verzerrt, was in ihm steckt. Ein Mittenbrett, das fett, aber nicht zu bassig klingt. Mit wenig Gain kann man auch noch clean spielen, mit mehr Gain klingt es dann wirklich nach fettem Rock. Bei Post Gain 8 kommt man in Versuchung, ein paar Black Sabbath Riffs anzustimmen, noch etwas Hall dazu und man ist im Van Halen Lager. Für Rock und alle verwandten Stile ist dieser Tonabnehmer auf der Gitarre eine Macht, weil er genau das macht, was eine
Gitarre ausmacht: Mitten, Mitten, und nochmals Mitten!
Das Gegenteil davon bekommt man, wenn man auf die erste Zwischenposition schaltet. Einen etwas hohlen, crunchigen Klang, der bei niedrigem Gain durchaus seine Reize hat.
Die anderen Positionen klingen auch interessant, besonders der Singlecoil in der Mitte, aber ich benütze sie eher weniger.
Bis auf den Halstonabnehmer. Er klingt im Zerrbereich recht scharf, einen Womantone bekommt man nicht auf Anhieb.
Aber nicht verzagen, es gibt da so ein Geheimmittel namens Toneregler! Ja, den zur Hälfte zurückgedreht, dazu noch den Boost aus dem Classic 30 und wenig Gain, das nenne ich einen Sound! Statt dem Boost missbrauche ich zur Zeit mein Marshall VT-1, das in der Tremoloposition mit zugedrehtem Depth eine schöne Mittenanhebung bietet. Und da müssen natürlich gleich die passenden Licks angestimmt werden: Sunshine of your love
und wie sie alle heißen.
Interessant ist hier nun wieder die Dynamik der Gitarre. Ich kann mit den beschriebenen Einstellungen aus der Gitarre auch einen sehr schönen jazzigen Ton herausbringen. Dann drehe ich das Tonepoti auf und ich bin im Bluesrocklager. Nach ein paar Hendrixversuchen haue ich den Tonabnehmerschalter nach hinter und prügele ein paar deftige Rockriffs aus der Gitarre, alles, ohne am Verstärker etwas geändert zu haben! Auch krumme Akkorde wie die 7/#9er usw. bleiben immer klar erkennbar, der Mulm hat keine Chance irgendwelche Feinheiten zu überdecken. Das führt natürlich auch dazu, dass es leicht schräg klingen kann, wenn man nicht präzise spielt. Durch den offenen Klangcharakter bleiben Unsauberkeiten auch im Zerrbereich nicht ungehört. Aber das finde ich postiv, so bringt mich die Gitarre dazu, an mir und meiner Spielweise zu arbeiten.
Das ist es auch, was mich an der Gitarre am meisten überzeugt und fasziniert: Diese Vielseitigkeit. Und nicht nur Vielseitigkeit auf Grund von 6 Tonabnehmerwahlmöglichkeiten, sondern auch weil die Gitarre so gut auf die Spielweise reagiert. Langt man richtig zu, wird der Ton scharf, er scheint dich anzuschreien: egal wie du reinhaust, ich setze das um und haue dir die Höhen um die Ohren. Und dann nimmt man zurück und die Gitarre wird wieder zahm, sie klingt einfach schön um im nächsten Moment wieder zu knallen, wenn ich das will.
Zu Beginn musste ich mich erst einmal darauf einstellen und auch meine Spieltechnik umstellen. Mein Anschlag ist variabler, weicher geworden. Ich glaube, meine ganze Art zu spielen hat sich durch die Gitarre verändert. Und dass ist doch auch ein entscheidender Punkt: Es mag Gitarren geben, auf denen ich es mir am Anfang leichter getan hätte. Aber ich glaube, dass einen solche Gitarre wie die Yamaha Pacifica 812 als Gitarrist weiterbringen können, wenn man in die Richtung will, die die Gitarre vorgibt.
Nun ist das ganze Review ziemlich lang geworden und ich habe auch ziemlich lange daran geschrieben. Ich danke allen, die es geschafft haben, es komplett durchzulesen und möchte enden mit einem Fazit:
Die Yamaha Pacifica 812: Sicher keine Gitarre für jedermann, aber für die richtigen ein verdammt gutes Instrument.
Abschließend noch ein paar Bilder:
Gegönnt habe ich mir die Gitarre eigentlich schon zu meinem Geburtstag, also im April. Eigentlich? Nun, das ist eine etwas längere Geschichte:
Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr so zufrieden mit meiner Ibanez. Als Anfängerinstrument ist sie unbestritten gut, aber ich bin nun mal kein Anfänger mehr und meine Ohren und Ansprüche haben sich so entwickelt, dass eine neue Gitarre einfach her musste. Den GAS-Aspekt nicht zu vergessen.
Es sollte vom Prinzip her eine ähnliche Gitarre werden, also eine Strat, nur ob es eine klassische, eine Fat oder eine Superstrat werden sollte, war mir noch nicht so ganz klar.
Also ging es nach Fellbach ins Soundland. Hauptsächlich, weil es dort die hier im Forum oft gelobten Diegos gibt und bei meinem örtlichen Händler eben nicht.
Dort angekommen stand ich vor folgender Auswahl:
PRS SE EG
Diego Strat
Diego Tele
Ibanez S670
Yamaha Pacifica 812
Zuerst wie immer etwas zu den Gitarren, die es nicht geworden sind:
PRS SE EG:
Die Gitarre hat unzweifelhaft ihre Qualitäten und es ist eigentlich etwas schade und verwunderlich, dass die Serie eingestellt wird. Sie gefiel mir schon gut, aber so ganz wollte der Funke nicht überspringen. Es stellte sich nicht so das will ich haben-Gefühl ein, auch wenn ich objektiv gar nicht so viel gegen die Gitarre sagen kann. Der Hals ist halt deckend glänzenden lackiert und die Tonabnehmer für mich etwas zu modern ausgelegt. Sie klingt nicht so sehr nach Strat, sondern hat ihren eigenen Klang, der auch nicht schlecht ist, mir aber nicht so ganz gefiel. Aber ansonsten eine wirklich schöne Gitarre, auch wenn weiß nicht ganz meine Lieblingsfarbe ist.
Also weiter zur
Diego Strat:
Das war schon eine ganz andere Gitarre. Im Ton sehr viel feiner, nicht so modern, sehr schön im Cleanbereich. Außerdem ausgezeichnet zu bespielen. Eigentlich hätte das meine Gitarre sein können, wenn da nicht der Zerrbereich gewesen wäre. Ich habe mit der Gitarre und meinem Amp einfach nicht den Rhythmuszerrsound rausbekommen, den ich mag. Das war mir einfach immer eine Spur zu kreischend und zu wenige Tiefmitten. Dass dies nicht unbedingt an der Gitarre liegen muss, wurde mir klar, als ich aus dem Nebenraum (Stackraum) ein tieffrequentes Wummern hörte. Kommt mein Bruder daraus zurück und sagt mir, dass da einer auch eine Diego an einem Powerball spielt. Aber wie gesagt, mit meinem Amp wollte das einfach nicht so richtig was werden.
Wenn ich eine andere Gitarre gehabt hätte, die mir den Zerrsound geliefert hätte, dann wäre die Diego ganz vorne dabei gewesen.
Die nächste Gitarre in meinen Händen war die
Diego Tele:
Auf diese Gitarre war ich sehr gespannt, da ich noch nie eine Tele in der Hand hatte. Und ich wurde positiv überrascht. Sie klingt clean ziemlich gut, wobei ich da die Strat vorziehe. Die Tele klang für mich immer ein bisschen gebremst, fast so, als wäre ein dezenter Kompressor eingebaut, nicht mit der Dynamik der Strat. Richtig gut dagegen fand ich den Zerrsound über den Stegtonabnehmer. Nicht so kreischend wie bei der Strat, nicht so fett wie bei meiner Ibanez, aber dafür richtig schön rockig rotzig. Warum habe ich nur oft das Gefühl, dass AC/DC-Riffs über solche Gitarren besser klingen, als über moderne Humbucker?
Im großen und ganzen kam mir die Tele wie die perfekte Rhythmusgitarre vor. Das soll jetzt nicht abwertend sein, aber ich wollte dann doch etwas mehr Dynamik und Ausdrucksstärke. Außerdem verliert eine Tele gegenüber einer Strat bei der Bequemlichkeit bei mir doch deutlich. Aber irgendwann werde ich mir so eine Gitarre auch mal holen, denn sie ist wirklich gut.
Dann kam noch eine ziemlich andere Gitarre und zwar die
Ibanez S670:
Diese Gitarre ist wesentlich moderner ausgerichtet, als die vorherigen. Mit dem Stratsound hat sie, auch in den Singlecoilpositionen, recht wenig gemein. Sie klingt um einiges voller, wärmer, aber ohne die Höhen einer Strat. Im Zerrbereich klingt sie extrem fett, da macht es richtig Spaß, den Gainregler mal etwas mehr aufzudrehen und ordentlich abzurocken! Also eine wirklich gute Gitarre mit sehr schöner Optik, aber die Klangfarbe war mir dann doch etwas zu dunkel. Ich mag es etwas höherreicher und dünner, zumal diese Gitarre auch nicht die Dynamik der Diego Strat beispielsweise erreicht.
All dies sind durchaus gute Gitarren, aber an allen hatte ich etwas auszusetzen, was mich vom Kauf abhielt.
Dann nahm ich die Yamaha in die Hand und da passte einfach alles. Bis ich einen Blick auf die Zarge warf und was muss ich da sehen? Da hat es irgendwann ein [zensiert] doch tatsächlich geschafft, in die Vorführgitarre eine Macke zu hauen! Solche Leute kann ich echt gern haben.
Da dies die einzige Pacifica 812 im Laden war, gab es nur eine Möglichkeit: bestellen und warten.
Meine Geduld wurde auf eine gehörige Probe gestellt, einen Monat später kam endlich die ersehnte Email: die Gitarre kann abgeholt werden!
Mit dem Review habe ich mir bis jetzt Zeit gelassen, um auch die Anfangseuphorie zu überwinden und halbwegs neutral über diese Gitarre berichten zu können. Auch wenn die Euphorie kaum abgeklungen ist.
Also kommen wir nun endlich nach langem Vorlauf zum eigentlichen Review.
Fangen wir zuerst einmal mit den äußeren Werten an, da kann man ja noch einigermaßen objektiv bleiben.
Die Yamaha Pacifica 812 gehört grob gesagt zur Familie der FatStrats. Wir haben es also mit einem Korpus zu tun, der an die Fender Strat angelehnt ist, aber doch auch deutliche eigene Züge zeigt. Der Korpus wirkt recht groß, aber nicht klobig, alle Rundungen sind sehr harmonisch ausgeführt. Kurzum, ein gewohntes Design, dass trotzdem auch Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert hat.
Die Hölzer des Korpus sind ebenfalls klassisch. Es kommt Erle zu Einsatz, das sehr schön dunkelbraun gebeizt ist und so die tolle Maserung durchscheinen lässt. Fast schade, dass man das eigentlich nicht zu Gesicht bekommt. Denn die Gitarre hat noch eine etwa 5mm starke Decke aus Ahorn. Ob die Flammung von einem zusätzlichen Furnier stammt oder die Decke selbst geflammt ist, kann ich nicht sagen. Aber eigentlich ist das ja auch nebensächlich. Hauptsache, es sieht gut aus, und das tut es wirklich! Die Decke ist in Translucent Dark Red gebeizt, eine Farbe, die sehr an das klassische Cherry einer Gibson SG erinnert. Die Flammung der Decke ist zwar eher dezent zu nennen, aber ohne Zweifel sehr schön. In Kombination mit dem Natural Binding, also der seitlich unlackierten Decke, ergibt sich eine Optik, die ich einfach nur klasse finde.
Komplettiert wird diese durch das 3-lagige schwarz-weiße Schlagbrett, dass wieder Assoziationen mit der SG weckt. Die weißen Pickups passen meiner Meinung nach sehr gut dazu, ebenso wie die chromfarbene Hardware. Der chromfarbene Humbuckerrahmen fällt hier speziell auf. Besondere Erwähnung verdient hier das Vibratosystem namens RGX. Es kommt nämlich ohne sichtbare Schrauben aus und wirkt dadurch sehr elegant. Dieser Eindruck wird noch durch die gewölbte Grundplatte verstärkt. Hier sind nicht die Saitenreiter unterschiedlich hoch, sondern die gewölbte Grundplatte passt die Saiten der Griffbrettwölbung an.
Wobei wir auch schon beim Griffbrett wären, welches aus einem schönen Palisander ist, recht dünne Bünde trägt, schlichte, aber gut aussehende Punkteinlagen hat, und auf dem geschraubten Ahornhals sitzt. Die Halstasche ist dabei abgeschrägt, sodass die Hand keinen Klotz wie bei einer Strat verspürt, das mag meine Greifhand sehr.
Bei der Kopfplatte kann man ein weiteres tolles Designdetail beobachten. Der Hals ist eigentlich nur matt lackier, die Oberseite der Kopfplatte jedoch glänzend, was natürlich ausgezeichnet zum sonstigen Hochglanzlack des Korpus passt. Die Kopfplattenform selber ist wie der Korpus an den Klassiker angelehnt, aber so verändert, dass er Eigenständigkeit aufweist und denn absolut funktional ist.
Alles in allem sieht die Gitarre einfach gut aus, klassisch, ein bisschen aufgemotzt, aber nicht zu sehr, ein bisschen Understatement muss auch sein.
Hardwareseitig ist die Yamaha für ihre Preisklasse außergewöhnlich gut ausgestattet. Da wäre zum einen das schon erwähnte RGX-Vibrato, ein modernes, schwebendes, Non-locking, Messerkantenvibrato. Der Hebel wird hier gesteckt und ist in seiner Gängigkeit per Inbusschraube justierbar.
Zum anderen ist die Gitarre mit Tonabnehmern von Seymour Duncan bestückt, im Detail finden sich ein SH4 Humbucker und 2 SSL1 Singlecoils auf der Gitarre, wie schon erwähnt im sehr passenden weiß.
Des Weiteren hat man einen Volumen- und einen Toneregler zur Verfügung. Das Tonepoti birgt dabei noch eine Überraschung: Es ist als Push-Push-Poti ausgelegt und splittet den Stegtonabnehmer!
Die letzte Besonderheit der Hardware findet sich auf der Kopfplatte. Die Tuner sind die durchaus hochwertigen Sperzel Locking Tuner.
An der Hardware dieser Gitarre wurde also kaum gespart, Verbesserungspotential sehe ich höchstens noch beim Sattel, der leider nur aus Plastik ist und nicht aus Knochen oder Graphit.
Kommen wir nun von der Äußerlichkeiten zur Handhabung und Bespielbarkeit der Gitarre.
Und die ist, wie es sich für eine Strat-Adaption gehört, für mich perfekt.
Die Gitarre hängt sehr ausgewogen am Körper, von Kopflastigkeit oder ähnlichem keine Spur. Durch die Bierbauchfräsung schmiegt sie sich trotz nicht vorhandenem Bierbauch sehr schön an, der rechte Unterarm freut sich über die schräge Armauflage, die die Schlaghand perfekt in Position kommen lässt.
Soweit so gut, doch auch die linke Hand fühlt sich gut, denn sie hat beim Hals ein schönes, nicht zu dünnes C-Profil in der Hand. Dieses Profil ist weitaus dicker, als das meiner Ibanez, aber weit davon entfernt, irgendwie unbequem zu sein. Solche verbotenen Spieltechniken wie das Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen klappen sehr gut und einfach. Aber auch Barrégriffe sind kein großes Problem. Die seidenmatte Lackierung unterstützt das flüssige Spiel zusätzlich.Und warum es oft heißt, dass man auf schmalen Bünden nicht gut benden kann, kann ich nicht nachvollziehen, die gut bearbeiteten Bünde machen das Saitenziehen zum Vergnügen.
Ansonsten freut man sich über gut laufende Potis und Stimmmechaniken, sowie über das gut arbeitende Vibrato.
Das Push-Push-Poti verdient noch einer extra Erwähnung. Ich finde es in der Handhabung sehr gut, einfach und funktional. Ein Druck auf das Poti reicht zum Schalten, das schafft man auch in der Hektik des Spielens und mit schweißnassen Fingern, im Gegensatz zu Push-Pull-Potis. Die Schalterstellung ist auch immer klar zu sehen und da das Tonepoti etwas abseits liegt, kann es nur schwer unabsichtlich betätigt werden. Es wundert mich eigentlich, dass man diese Potiart nicht häufiger findet, ich finde sie genial.
Die Gitarre ist mit frischen Saiten ziemlich stimmstabil, auch bei Benutzung des Vibratos. Der Divebombtest ergab eine Verstimmung von um die 5 Cent, wobei die Saiten nicht ganz zum Schlackern gebracht wurden. Für ein Single-Locking-System finde ich das völlig in Ordnung, zumal das Vibrato bei dezenter Anwendung wirklich sehr stimmstabil ist. Da kann man ruhig mal eine Stunde spielen und die Gitarre stimm noch aufs das Cent genau. Natürlich lässt die Stimmstabilität nach, wenn die Saiten altern, dass mit 4 Wochen alten Saiten das nicht mehr so gut funktioniert, sollte ja wohl klar und kein Problem der Gitarre sein.
Das Werkssetup war ok, aber nicht perfekt. Gut eingestellt waren die Saitenlage, sowie die Oktavreinheit. Negativ muss ich die zu schwach angezogene Schraube eines Potiknopfes notieren, ebenso wie die zu schwach angezogene SLockingmechanik. Die Saite sprang mir beim Stimmen dann raus, war eine ganz schöne Fummelei, die kurz abgeschnittene Saite wieder aufzuziehen.
Aber ich habe dann sowieso die mir zu dünnen .009er runtergemacht und meine bevorzugten .010er D´Addario aufgezogen. Dann noch kurz das Vibrato neu eingestellt, und auf gehts!
Kommen wir nun also zum subjektivsten Teil dieses Bericht, dem Sound.
Die Gitarre ist, wie es sich für eine FatStrat gehört, sehr flexibel, hat aber einen gewissen Grundsound. Dieser ist gekennzeichnet von einer allgemeinen Präzision, die Bässe kommen nicht unbedingt weich und voluminös, dafür aber sehr präzise. Ähnlich verhält es sich mit den Mitten und den Höhen, das gesamte Klangbild ist ziemlich transparent und von einer sehr schönen Dynamik geprägt. Dabei können die Höhen und Hochmitten bei Bedarf auch richtig scharf werden, was sich aber sehr gut mit dem Anschlag steuern lässt.
Fangen wir zunächst einmal mit den Verhalten im Cleankanal an und zwar mit den gesplitteten Steghumbucker. Den normalen Steghumbucker benütze ich im Clean so gut wie nie, da er mir zu mittig und bedeckt klingt. Gesplittet jedoch ist er durchaus brauchbar. Zwar klingt er schon etwas dünn und recht scharf, aber das ist eine interessante alternative Klangfarbe, die man hin und wieder gut einsetzen kann. So kommt der Sound auch recht nah an den Stegsinglecoil der Diego Strat ran. Aber er hat etwas mehr Hochmitten.
Will man nun einen zahmeren Sound, für Akkorde etwa, dann bietet sich die erste Zwischenposition an. Dabei wird vom Steghumbucker nur die Stegspule verwendet, also haben wir hier eine Parallelschaltung zweier Singlecoils. Der Sound ist dementsprechend, mit leicht ausgehöhlten Mitten, aber immer noch einer gehörigen Portion Schärfe, wenn man will. Für funkige Akkordarbeit genau das richtige, aber auch Arpeggios kommen ausgezeichnet.
Der mittlere Singlecoil hat wieder mehr Mitten und damit auch mehr Härte im Klangbild zu bieten. Ist das der vielgerühmte Twang? Keine Ahnung, aber es klingt richtig gut, besonders bei scharf gespielten Singlenotelines. Wer sich damit nicht durchsetzen kann, der macht irgendetwas grundlegend falsch. Durch diese etwas harte Klangcharakteristik ist diese Position nicht meine erste Wahl für Akkorde.
Dafür aber die nun folgende. Diese klingt ähnlich wie die erste Zwischenposition, aber auf Grund der anderen Position der Tonabnehmer wesentlich weicher, wärmer und voller. Hier sind wir dann im Balladensektor angelangt, schöne, ausladende Akkordarbeit macht richtig Spaß in dieser Position. Der Ton ist unaufdringlich, aber dennoch sehr schön brillant und klar. Dumpfe und muffige Sounds hat diese Gitarre (kaum) zu bieten.
Kommen wir nun zum vielleicht wichtigsten Tonabnehmer einer Strat, dem am Hals. Schaltet man von der zuletzt beschriebenen Zwischenposition auf diesen Tonabnehmer, so nehmen wieder die Mitten zu, der Ton wird etwas konkreter, straffer. Auch hier kann man die Töne noch richtig knallen lassen, aber das eigentliche Metier dieses Tonabnehmers sind etwas weicher gespielte Sololines. Sehr gerne auch ohne Plek, nur mit den Fingern wird das Ohr von einem immer definierten, charaktervollen Klang verwöhnt, der nur Spaß macht. Ebenso wie die ausgezeichnete Dynamik, die die gesamte Gitarre auszeichnet. Es macht einfach süchtig, erst richtig smooth und weich ein paar Clicheelines zu spielen und dann auf einmal so richtig die Saiten aufs Griffbrett knallen zu lassen.
Alleine Clean hat mich die Gitarre also schon voll überzeugt, aber was ist nun mit den Zerrqualitäten? Aus diesem Grund hatte ich mich ja gegen die Diego entschieden.
Und auch hier kann die Yamaha sehr gut punkten. Ich werde nur die Tonabnehmerpositionen beschreiben, die ich auch verwende.
Der gesplittete Stegtonabnehmer ist auch verzerrt sicher nicht jedermanns Sache. Er klingt weiterhin recht dünn und höhenreich, der so oft gerühmte Druck kommt nicht auf. Dazu muss man aber 2 Dinge sagen:
1. Ich spiele meinen Classic 30 meistens mit einem Pre Gain von 4. Wer diesen Amp kennt, weiß, dass das nicht viel Gain ist.
2. Der Tonabnehmer klingt so vielleicht nicht fett, aber dafür genial crunchig. Die Höhen und Mitten verzerren sehr harmonisch und man kommt sofort zu ein paar Retroriffs. AC/DC zum Beispiel macht richtig Laune. Außerdem kann man den Zerrgrad wunderbar alleine mit der Anschlagsstärke regeln. So kann ich von cleanen Singlenotes über leicht in den Höhen angezerrte Akkorde bis hin zu den angesprochenen Rockriffs alles spielen, auch ohne den Volumenregler anzufassen.
Schaltet man nun den Tonabnehmer als Humbucker, so bekommt man gleich einen gehörigen Mittenschub. Klang er mir Clean noch zu bedeckt, so zeigt er nun verzerrt, was in ihm steckt. Ein Mittenbrett, das fett, aber nicht zu bassig klingt. Mit wenig Gain kann man auch noch clean spielen, mit mehr Gain klingt es dann wirklich nach fettem Rock. Bei Post Gain 8 kommt man in Versuchung, ein paar Black Sabbath Riffs anzustimmen, noch etwas Hall dazu und man ist im Van Halen Lager. Für Rock und alle verwandten Stile ist dieser Tonabnehmer auf der Gitarre eine Macht, weil er genau das macht, was eine
Gitarre ausmacht: Mitten, Mitten, und nochmals Mitten!
Das Gegenteil davon bekommt man, wenn man auf die erste Zwischenposition schaltet. Einen etwas hohlen, crunchigen Klang, der bei niedrigem Gain durchaus seine Reize hat.
Die anderen Positionen klingen auch interessant, besonders der Singlecoil in der Mitte, aber ich benütze sie eher weniger.
Bis auf den Halstonabnehmer. Er klingt im Zerrbereich recht scharf, einen Womantone bekommt man nicht auf Anhieb.
Aber nicht verzagen, es gibt da so ein Geheimmittel namens Toneregler! Ja, den zur Hälfte zurückgedreht, dazu noch den Boost aus dem Classic 30 und wenig Gain, das nenne ich einen Sound! Statt dem Boost missbrauche ich zur Zeit mein Marshall VT-1, das in der Tremoloposition mit zugedrehtem Depth eine schöne Mittenanhebung bietet. Und da müssen natürlich gleich die passenden Licks angestimmt werden: Sunshine of your love
und wie sie alle heißen.
Interessant ist hier nun wieder die Dynamik der Gitarre. Ich kann mit den beschriebenen Einstellungen aus der Gitarre auch einen sehr schönen jazzigen Ton herausbringen. Dann drehe ich das Tonepoti auf und ich bin im Bluesrocklager. Nach ein paar Hendrixversuchen haue ich den Tonabnehmerschalter nach hinter und prügele ein paar deftige Rockriffs aus der Gitarre, alles, ohne am Verstärker etwas geändert zu haben! Auch krumme Akkorde wie die 7/#9er usw. bleiben immer klar erkennbar, der Mulm hat keine Chance irgendwelche Feinheiten zu überdecken. Das führt natürlich auch dazu, dass es leicht schräg klingen kann, wenn man nicht präzise spielt. Durch den offenen Klangcharakter bleiben Unsauberkeiten auch im Zerrbereich nicht ungehört. Aber das finde ich postiv, so bringt mich die Gitarre dazu, an mir und meiner Spielweise zu arbeiten.
Das ist es auch, was mich an der Gitarre am meisten überzeugt und fasziniert: Diese Vielseitigkeit. Und nicht nur Vielseitigkeit auf Grund von 6 Tonabnehmerwahlmöglichkeiten, sondern auch weil die Gitarre so gut auf die Spielweise reagiert. Langt man richtig zu, wird der Ton scharf, er scheint dich anzuschreien: egal wie du reinhaust, ich setze das um und haue dir die Höhen um die Ohren. Und dann nimmt man zurück und die Gitarre wird wieder zahm, sie klingt einfach schön um im nächsten Moment wieder zu knallen, wenn ich das will.
Zu Beginn musste ich mich erst einmal darauf einstellen und auch meine Spieltechnik umstellen. Mein Anschlag ist variabler, weicher geworden. Ich glaube, meine ganze Art zu spielen hat sich durch die Gitarre verändert. Und dass ist doch auch ein entscheidender Punkt: Es mag Gitarren geben, auf denen ich es mir am Anfang leichter getan hätte. Aber ich glaube, dass einen solche Gitarre wie die Yamaha Pacifica 812 als Gitarrist weiterbringen können, wenn man in die Richtung will, die die Gitarre vorgibt.
Nun ist das ganze Review ziemlich lang geworden und ich habe auch ziemlich lange daran geschrieben. Ich danke allen, die es geschafft haben, es komplett durchzulesen und möchte enden mit einem Fazit:
Die Yamaha Pacifica 812: Sicher keine Gitarre für jedermann, aber für die richtigen ein verdammt gutes Instrument.
Abschließend noch ein paar Bilder:
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