DLGuitarman
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 21.12.11
- Registriert
- 01.10.05
- Beiträge
- 259
- Kekse
- 598
Hallo!
Ich dachte mir, da ich mich in letzter Zeit selbst etwas mit diesem Thema beschäftigt habe, schreibe ich mal diesen kleinen Workshop zum Thema Diatonische Harmonisierung, da das Thema recht nützlich und gleichzeitig relativ leicht verständlich ist, ganz gleich für welches Instrument: Man kann sich damit ohne viel Hintergrundwissen schon ein paar schöne Sachen basteln, z.B. fürs Songwriting.
Die Idee die hier dahinter steckt ist folgende: Man nimmt sich eine beliebige Tonleiter, und bildet auf jeder Stufe der Tonleiter einen Dreiklang (bzw. Vierklang) aus den Tönen der Leiter (daher diatonisch).
Als gängiges Beispiel kann hier mal wieder die C-Dur-Tonleiter (bzw. C-Ionisch) herhalten, die da lautet: C D E F G A H. Die 1. Stufe (I) wäre hier das C, die 2. Stufe (II) das D, die 3. Stufe (III) das E und so weiter.
Nun wollen wir also auf jede Stufe (also auf jeden Ton der Tonleiter) einen Dreiklang aufbauen. Das erreicht man, indem man "Terzen" schichtet. Eine Terz ist ein Intervall, welches 3 Töne umfasst (z.B. C-E, oder D-F). Man unterscheidet zwischen einer großen Terz (g3), welche 4 Halbtöne umfasst (z.B. von C zu E), und einer kleinen Terz (k3), welche 3 Halbtöne umfasst (z.B. von D zu F). Der Knackpunkt hierbei ist, dass die Terz bei einem Akkord oder einer Tonleiter das Tongeschlecht ("Dur" oder "Moll") bestimmt. Bei einer kleinen Terz haben wir immer Moll und bei einer großen Terz Dur. Bei der C-Dur Tonleiter ist also (siehe oben), die Terz von C zu E eine große Terz, daher C-Dur.
Schichtet man nun also Terzen auf jede Stufe der Tonleiter, so erhält man auf jeder Stufe einen Dreiklang (Akkord), welcher nur aus den Tönen der C-Dur Tonleiter besteht; man kann jetzt jeden Akkord entsprechend den Intervallen die ihn tonleiterbedingt aufbauen einteilen in: Dur / Moll / Vermindert. Das sieht dann so aus:
Wie ihr gesehen habt, kann man hier auch sehr schön die Parallele zu den Modes (Kirchentonleitern) sehen, welche, wie hier ersichtlich, aus dem selben Tonmaterial (nämlich hier dem der C-Dur Tonleiter) bestehen, aber jeweils einen anderen Grundton haven. Der eigentliche Witz an diesem System ist nun aber, dass man für einen Tonleiter bzw. Tonart (hier erstmal nur für C-Dur / A-Moll bzw. die enthaltenen Modi) sieht, welche Akkorde "passen", daraus lässt sich also sehr schön eine Begleitung konstruieren, oder man kann andersherum die Tonart eines Stückes herausfinden indem man überprüft, in welchem Fall die enthaltenen Akkorde in dieses Schema passen.
Der nächste logische Schritt ist es, das Selbe für alle Dur-Tonleitern zu machen, also auch Akkorde ensprechend auf die Durtonleitern von C#, D, D# etc. aufzubauen. Daraus ergibt sich dann ein riesiges, tolles Schema von 12*7 Stufen als "Spielewiese". Macht euch die Mühe und schreibt euch das ganze wie oben für C gegeben für alle 12 Töne der Oktave auf. Als "Belohnung" könnt ihr dann bequem für jede Tonart die passenden Akkorde heraussuchen, euch für gegebene Akkorde die Tonart und damit passende Tonleitern zum solieren suchen, oder sehen dass manche Akkorde in verschiedenen Tonarten vorkommen und sich also entsprechend umdeuten lassen können, was z.B. bei der Modulation (Tonartwechsel) eine Rolle spielen kann. Ihr seht die Beziehungen von den Akkorden auf einen Blick und wisst für jede Tonart sofort, ob z.B. die Dominante (V.) ein Dur- oder Mollakkord sein muss usw.
Es ergibt sich generell, wie aus der Liste ersichtlich, für die Harmonisierung einer Durtonleiter: Dur auf I, VI, V; Moll auf II, II, VI und Vermindert auf VII. Es ist nicht verkehrt das auswendig zu wissen.
Habt ihr das erstmal verstanden und verinnerlicht, könnt ihr beim Songwriting schonmal auf eine Basis zurückgreifen.
Für die Jazz-Interessierten oder auch generell kann man noch einen Schritt weitergehen, und auf jede Stufe nicht nur einen normalen Dreiklang sondern einen Vierklang (Septakkord) aufbauen, indem ihr einfach 3 Terzen diatonisch schichtet. Für die C-Dur Tonleiter ergeben sich damit folgende Akkorde auf den jeweiligen Stufen:
Sehr interessante Klänge, wie ich finde. Auch dieses kann man wie oben für die Dreklänge generalisiern, d.h. immer maj7 auf der I und -7b5 auf der VII usw. Richtig lustig und sinnvoll wird das ganze aber erst, wenn man die gefundenen Akkorde in eine bestimmte Reihenfolge bringt, beispielsweise für eine Begleitung.
Hierzu gibt es sogenannte Kadenzen (davon gibt es ne ganze Menge, ich beschränke mich hier mal auf 2 einfache). Beispielsweise die I-V-IV Kadenz (von der hat sicher jeder schonmal gehört: Tonika-Dominante-Subdominante). Für die simple Begleitung eines Stückes in C-Dur könnt ihr also ganz einfach die passenden Akkorde auswählen, nämlich C-Dur (I), G-Dur (V) und F-Dur(IV).
Weiterhin gibts noch die Vollkadenz, in der man jeweils Quartschritte macht, das sieht dann so aus: I-IV-VII-III-VI-II-V-I. Die letzen drei Stufen (II-V-I) kommen z.B. im Jazz sehr oft zur Anwendung (Turnaround).
Wer noch mehr will, kann das ganze Spiel (fast) endlos weitertreiben, indem er z.B. eine harmonisch-moll-Tonleiter harmonisiert und sich darauf ein System aufbaut, die Akkorde sind jetzt auf den verschiedenen Stufen anders.
Soviel mal von meiner Seite, ich hoffe es war einigermaßen verständlich, richtig, und bringt ein paar von euch weiter. Anregungen, Kritik usw. sind herzlich willkommen.
Gruß, Chris
Ich dachte mir, da ich mich in letzter Zeit selbst etwas mit diesem Thema beschäftigt habe, schreibe ich mal diesen kleinen Workshop zum Thema Diatonische Harmonisierung, da das Thema recht nützlich und gleichzeitig relativ leicht verständlich ist, ganz gleich für welches Instrument: Man kann sich damit ohne viel Hintergrundwissen schon ein paar schöne Sachen basteln, z.B. fürs Songwriting.
Die Idee die hier dahinter steckt ist folgende: Man nimmt sich eine beliebige Tonleiter, und bildet auf jeder Stufe der Tonleiter einen Dreiklang (bzw. Vierklang) aus den Tönen der Leiter (daher diatonisch).
Als gängiges Beispiel kann hier mal wieder die C-Dur-Tonleiter (bzw. C-Ionisch) herhalten, die da lautet: C D E F G A H. Die 1. Stufe (I) wäre hier das C, die 2. Stufe (II) das D, die 3. Stufe (III) das E und so weiter.
Nun wollen wir also auf jede Stufe (also auf jeden Ton der Tonleiter) einen Dreiklang aufbauen. Das erreicht man, indem man "Terzen" schichtet. Eine Terz ist ein Intervall, welches 3 Töne umfasst (z.B. C-E, oder D-F). Man unterscheidet zwischen einer großen Terz (g3), welche 4 Halbtöne umfasst (z.B. von C zu E), und einer kleinen Terz (k3), welche 3 Halbtöne umfasst (z.B. von D zu F). Der Knackpunkt hierbei ist, dass die Terz bei einem Akkord oder einer Tonleiter das Tongeschlecht ("Dur" oder "Moll") bestimmt. Bei einer kleinen Terz haben wir immer Moll und bei einer großen Terz Dur. Bei der C-Dur Tonleiter ist also (siehe oben), die Terz von C zu E eine große Terz, daher C-Dur.
Schichtet man nun also Terzen auf jede Stufe der Tonleiter, so erhält man auf jeder Stufe einen Dreiklang (Akkord), welcher nur aus den Tönen der C-Dur Tonleiter besteht; man kann jetzt jeden Akkord entsprechend den Intervallen die ihn tonleiterbedingt aufbauen einteilen in: Dur / Moll / Vermindert. Das sieht dann so aus:
- I. (C-Ionisch): C E G --> g3, r5 --> Cmaj
- II. (D-Dorisch): D F A --> k3, r5 --> Dmin
- III. (E-Phrygisch): E G H --> k3, r5 --> Emin
- IV. (F-Lydisch): F A C --> g3, r5 --> Fmaj
- V. (G-Mixolydisch): G H D --> g3, r5 --> Gmaj
- VI. (A-Aeolisch): A C E --> k.3, r5 --> Amin
- VII. (H-Lokrisch): H D F --> k3, b5 --> Hdim (vermindert)
Wie ihr gesehen habt, kann man hier auch sehr schön die Parallele zu den Modes (Kirchentonleitern) sehen, welche, wie hier ersichtlich, aus dem selben Tonmaterial (nämlich hier dem der C-Dur Tonleiter) bestehen, aber jeweils einen anderen Grundton haven. Der eigentliche Witz an diesem System ist nun aber, dass man für einen Tonleiter bzw. Tonart (hier erstmal nur für C-Dur / A-Moll bzw. die enthaltenen Modi) sieht, welche Akkorde "passen", daraus lässt sich also sehr schön eine Begleitung konstruieren, oder man kann andersherum die Tonart eines Stückes herausfinden indem man überprüft, in welchem Fall die enthaltenen Akkorde in dieses Schema passen.
Der nächste logische Schritt ist es, das Selbe für alle Dur-Tonleitern zu machen, also auch Akkorde ensprechend auf die Durtonleitern von C#, D, D# etc. aufzubauen. Daraus ergibt sich dann ein riesiges, tolles Schema von 12*7 Stufen als "Spielewiese". Macht euch die Mühe und schreibt euch das ganze wie oben für C gegeben für alle 12 Töne der Oktave auf. Als "Belohnung" könnt ihr dann bequem für jede Tonart die passenden Akkorde heraussuchen, euch für gegebene Akkorde die Tonart und damit passende Tonleitern zum solieren suchen, oder sehen dass manche Akkorde in verschiedenen Tonarten vorkommen und sich also entsprechend umdeuten lassen können, was z.B. bei der Modulation (Tonartwechsel) eine Rolle spielen kann. Ihr seht die Beziehungen von den Akkorden auf einen Blick und wisst für jede Tonart sofort, ob z.B. die Dominante (V.) ein Dur- oder Mollakkord sein muss usw.
Es ergibt sich generell, wie aus der Liste ersichtlich, für die Harmonisierung einer Durtonleiter: Dur auf I, VI, V; Moll auf II, II, VI und Vermindert auf VII. Es ist nicht verkehrt das auswendig zu wissen.
Habt ihr das erstmal verstanden und verinnerlicht, könnt ihr beim Songwriting schonmal auf eine Basis zurückgreifen.
Für die Jazz-Interessierten oder auch generell kann man noch einen Schritt weitergehen, und auf jede Stufe nicht nur einen normalen Dreiklang sondern einen Vierklang (Septakkord) aufbauen, indem ihr einfach 3 Terzen diatonisch schichtet. Für die C-Dur Tonleiter ergeben sich damit folgende Akkorde auf den jeweiligen Stufen:
- I. (C-Ionisch): C E G H --> g3, r5, g7 --> Cmaj7
- II. (D-Dorisch): D F A C --> k3, r5, k7 --> D-7
- III. (E-Phrygisch): E G H D --> k3, r5, k7 --> E-7
- IV. (F-Lydisch): F A C E --> g3, r5, g7 --> Fmaj7
- V. (G-Mixolydisch): G H D F --> g3, r5, k7 --> G7
- VI. (A-Aeolisch): A C E G --> k.3, r5, k7 --> A-7
- VII. (H-Lokrisch): H D F A --> k3, b5, k7 --> H-7b5
Sehr interessante Klänge, wie ich finde. Auch dieses kann man wie oben für die Dreklänge generalisiern, d.h. immer maj7 auf der I und -7b5 auf der VII usw. Richtig lustig und sinnvoll wird das ganze aber erst, wenn man die gefundenen Akkorde in eine bestimmte Reihenfolge bringt, beispielsweise für eine Begleitung.
Hierzu gibt es sogenannte Kadenzen (davon gibt es ne ganze Menge, ich beschränke mich hier mal auf 2 einfache). Beispielsweise die I-V-IV Kadenz (von der hat sicher jeder schonmal gehört: Tonika-Dominante-Subdominante). Für die simple Begleitung eines Stückes in C-Dur könnt ihr also ganz einfach die passenden Akkorde auswählen, nämlich C-Dur (I), G-Dur (V) und F-Dur(IV).
Weiterhin gibts noch die Vollkadenz, in der man jeweils Quartschritte macht, das sieht dann so aus: I-IV-VII-III-VI-II-V-I. Die letzen drei Stufen (II-V-I) kommen z.B. im Jazz sehr oft zur Anwendung (Turnaround).
Wer noch mehr will, kann das ganze Spiel (fast) endlos weitertreiben, indem er z.B. eine harmonisch-moll-Tonleiter harmonisiert und sich darauf ein System aufbaut, die Akkorde sind jetzt auf den verschiedenen Stufen anders.
Soviel mal von meiner Seite, ich hoffe es war einigermaßen verständlich, richtig, und bringt ein paar von euch weiter. Anregungen, Kritik usw. sind herzlich willkommen.
Gruß, Chris
- Eigenschaft